Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Kämpfe auch Du in der Nationalen Front! [] Vor einigen Wochen wurde von uns in Recklinghausen Stadt und Land das Flugblatt "Deutschland lebt!" herausgegeben. In diesem Flugblatt wandten wir uns als ehemalige Nationalsozialisten an unsere damaligen Kameraden, an die Landser, mit der Aufforderung, nicht länger abseits zu stehen, sondern aktiv mitzuwirken an der Befreiung unseres Volkes aus den wirtschaftlichen und politischen Fesseln, die uns die westlichen Alliierten auferlegt haben, mitzuwirken an der Errichtung der Nationalen Front. [] In diesem zweiten Flugblatt wenden wir uns an einen größeren Kreis von Menschen. Wir wenden uns an alle Männer und Frauen, an alle Deutschen, die gewillt sind, ehrlich und aufrichtig für Deutschland zu arbeiten und zu kämpfen. [] Viele stellen die Frage: [] "Was will die Nationale Front?" [] Die Nationale Front kämpft gegen die Kolonialherrschaft der Westmächte in Deutschland, gegen die Spaltung Deutschlands, gegen die unerträglichen Besatzungskosten, gegen die politische Rechtlosigkeit, gegen die JEIA-Politik, die unsere Wirtschaft in Fesseln legt, gegen die Demontagen. [] Sie kämpft für einen gerechten Friedensvertrag, für Deutschlands Unabhängigkeit, für eine zentrale deutsche Regierung, für die Einheit unseres Vaterlandes, für den Abzug aller Besatzungstruppen, für ein freies, selbständiges Deutschland. [] Das sind die Hauptforderungen der Nationalen Front: [] 1. Gegen die Kolonialherrschaft [] Heute werden größtenteils Rohstoffe, wie Kohle, Holz, sogar Schrott usw., ausgeführt; das ist ein schwerer Schaden für unsere Wirtschaft. Wir können nur dann vorwärts kommen, wenn es uns möglich ist, Rohstoffe im eigenen Land zu verarbeiten und anerkannt hochwertige Fertigwaren herzustellen, als Voraussetzung für einen gesunden Export. [] 2. Gegen die Spaltung Deutschlands [] Von der Sowjetunion wurden den Westmächten wiederholt Angebote gemacht, alle Besatzungstruppen zur und ein einheitliches Deutschland zu schaffen. Dieser Vorschlag wurde noch einmal auf der Außenministerkonferenz in Paris gemacht. Die Westmächte haben diese Angebote abgelehnt, weil sie fürchten, die wirtschaftliche und politische Machtposition in Deutschland zu verlieren. [] 3. Gegen die unerträglichen Besatzungskosten [] Die Besatzungskosten betragen jährlich 5 Mrd. DM in Westdeutschland. Wir überlassen es der Einsicht jedes einzelnen Lesers, zu überlegen, inwieweit diese Gelder anderweitig, z. B. für Wohnungsbau, Kriegsversehrtenversorgung, Flüchtlingsbeihilfen usw., verwandt werden können. [] 4. Gegen die politische Rechtlosigkeit Deutschlands [] Durch die Spaltung Deutschlands wurden das deutsche Volk und der deutsche Staat zerrissen und rechtlos gemacht. Zwar werden wir in einiger Zeit die sogenannte Bundesregierung haben. Besatzungsstatut, Ruhrstatut und das Einspruchsrecht der Besatzungsmächte bedeuten jedoch in der Praxis, daß diese Regierung nichts zu bestimmen hat. Damit wird sie eine Marionettenregierung zur Wahrung der Interessen der Besatzungsmächte. [] 5. Gegen die JEIA-Politik [] Die JEIA ist ein Machtinstrument der Alliierten zur Ausschaltung der deutschen Wirtschaftskonkurrenz auf dem Weltmarkt. In dieser JEIA-Fessel wird es der deutschen Wirtschaft unmöglich sein, mit anderen Ländern Wirtschaftsverträge nach eigenem Ermessen abzuschließen. So wurden bereits tausende Arbeiter der Eisenbahn-Waggon-Industrie wegen Arbeitsmangel entlassen. Demgegenüber steht die Tatsache, daß die belgische Eisenbahn-Waggon-Industrie durch die JEIA Aufträge zur Lieferung von Waggons und Lokomotiven für Deutschland erhielt. [] 6. Kampf gegen die Demontage [] Nach dem neuen Demontagebefehl der Westmächte werden 1213 Industriewerke, darunter 24 Großbetriebe, demontiert. Es handelt sich u. a. um folgende Großbetriebe unseres Landes: Gelsenberg Benzin AG, Gelsenkirchen; Chemische Werke Hüls, Recklinghausen; Farbenwerke Bayer, Leverkusen; Dortmunder Paraffinwerke, Dortmund; Bochumer Verein, Gußstahlwerk, Bochum; August-Thyssen-Hütte AG, Niederrhein-Hütte; Mannesmann-Röhrenwerke, Gelsenkirchen-Schalke. [] Wir glauben, daß diese Werke keine Kriegsbetriebe, sondern für die Friedensproduktion notwendig sind. [] Wir glauben weiter, daß diese Demontagen ausschließlich Konkurrenzdemontagen sind. Werk Gelsenberg z. B., welchen mit einem Kapitalaufwand von 17 Millionen DM nach der Währungsreform mit britischer Genehmigung wieder aufgebaut wurde, muß jetzt, da das Werk dem amerikanischen Oel-Konzern Standard Oil nahesteht, demontiert werden. Das Schwesterwerk von Gelsenberg, Wesseling, steht mit dem englischen Oel-Konzern Shell in Verbindung und wird nicht demontiert. Ueber die Folgen der Demontage (es wird Millionen Arbeitslose geben) wird sich jeder denkende Mensch klar sein. [] 7. Für einen gerechten Friedensvertrag [] Auch hier hat die Sowjetunion wiederholt, und letztmalig in Paris im vorigen Monat auf Ausarbeitung eines Friedensvertrages und nach Verlauf eines Jahres nach Inkrafttreten des Vertrages auf Abzug aller Besatzungstruppen bestanden. Dieser Vorschlag wurde von den Westmächten abgelehnt. [] 8. Für Deutschlands Unabhängigkeit [] Auch hier steht die Sowjetunion auf Deutschlands Seite. Nur durch einen Friedensvertrag und den Abzug aller Besatzungstruppen ist Deutschland in der Lage, seine politische und wirtschaftliche Freiheit wiederzuerlangen. [] 9. Für eine zentrale deutsche Regierung [] Wir, und mit uns viele Deutsche, sind der Meinung, daß nur eine einheitliche, souveräne deutsche Republik und kein Bund von Einzelstaaten Deutschland wieder aufwärtsführen kann. [] 10. Für die Einheit unseres Vaterlandes [] Wir wollen keinen ohnmächtigen, losen Staatenbund mit hunderten von Ministern, sondern ein einheitliches Deutschland mit einer zentralen Regierung. Die Einheit unserer Nation ist ein natürliches Recht unseres Volkes. [] 11. Für den Abzug aller Besatzungstruppen [] Jeder bewußte Deutsche wird dieser Forderung zustimmen. Es gibt keine Freiheit, solange Deutschland besetzt ist. Als unabhängige Nation wird unser Vaterland den Platz im Rahmen der Völker können, welcher ihm zukommt. [] Wir rufen jeden Deutschen, gleich welcher Partei, Religion oder Weltanschauung er angehört, zur Mitarbeit in der Nationalen Front auf. Es geht um unsere Existenz als Volk und Nation, es geht um Deutschland. [] Unsere Parole ist: [] Deutschland wird leben in Einheit und Freiheit! [] Es lebe die Nationale Front, es lebe Deutschland! [] Wir sind keine Kommunisten, aber es ist eine Pflicht für jeden Deutschen, mit jedem zusammenzuarbeiten, der für Deutschlands Freiheit eintritt. Darum stehen wir mit den Kommunisten in der Nationalen Front. [] Alle Kameraden, die bereit sind, mit uns in der Nationalen Front zusammenzuarbeiten, werden gebeten, sich mit uns in Verbindung zu setzen. [] HORST KRÜGER, Recklinghausen-Marl; früher: HJ-Führer, jetzt: arbeitslos. [] WILLI HADKER, Recklinghausen-Merl-Hüls; früher: Oberfeldwebel, Ritterkreuzträger, jetzt: Wächter. [] HELMUT RATZ, Recklinghausen-Marl-Drewer; früher: Oberleutnant, jetzt: Hilfsarbeiter. [] HELMUT KLAAS, Recklinghausen-Marl-Drewer; früher: HJ-Führer, jetzt: Chemiearbeiter. [] FRITZ SADOWSKI, Recklinghausen-Marl; früher: Waffen-SS, HJ, jetzt: Bergmann. [] WILLI PECHLER, Recklinghausen-Marl; früher: HJ-Führer, jetzt: Bergmann. [] WILLI MOTHES, Recklinghausen-Marl-Drewer; früher: in der HJ, jetzt: Bergmann. [] Unsere Anschrift: Helmut Ratz, Marl-Drewer, Kampstr. 112 [] Trotzdem wir nicht mit allen Ansichten der Unterzeichneten des Flugblattes einverstanden sind, geben wir diesen gern Gelegenheit, unter Lizenz der KPD zu den Fragen des gemeinsamen Kampfes in der Nationalen Front Stellung zu nehmen. [] Landesvorstand der KPD Nordrhein-Westfalen [] Herausgeber: KPD-Landesvorstand, Düsseldorf. Druck: Busch, Wattenscheid, Bau 4 - 500000 - 8. 49.
Published:14.08.1949