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Die Freiheit geht betteln [] Arm sein ist für Freiheitskämpfer keine Schande; für ihre gute Sache betteln, ist erst recht keine. Darum sei an dieser Stelle die Bitte der "Neuen Volkszeitung" und der "German Labor Delegation", dem Sozialdemokratischen Parteivorstand in London bei seiner Arbeit zu helfen, wiederholt und unterstrichen. Es handelt sich um die Herausgabe eines ausserordentlich wichtigen dokumentarischen Werkes im Dienste der geschichtlichen Wahrheit, zugleich zu Ehren der deutschen Arbeiterbewegung und der Opfer in ihren Reihen, die im Kampf gegen die Hitlerdespotie gefallen sind. [] Es ist noch nicht die Zeit, eine Geschichte der Finanzen der deutschen Opposition zu schreiben, obwohl die Opposition wahrlich nichts zu verbergen hat. Ihre Hände sind rein. Es hiesse aber, den Goebbels und Konsorten in ihrem gegenwärtigen Elend eine vergnügte Stunde bereiten, wenn sie im einzelnen erfahren würden, wie erbärmlich es ihren Gegnern in finanzieller Beziehung ergangen ist, wieviel Pläne liegen geblieben, wieviel Vorsätze unausgeführt gelassen sind, bloss weil das elende bisschen Geld, das zu ihrer Ausführung notwendig war, nicht aufgebracht werden konnte. [] Wieviel Nützliches hätte getan werden können, hätte man dazu nur soviel Geld gehabt, wie heutzutage ein einziger Schuss aus einem schweren Geschütz kostet! Der Gedanke könnte einen rasend machen, dass vielleicht - vielleicht? - eine mit grossen Mitteln rechtzeitig einsetzende Aktion der Welt das ganze gegenwärtige Elend hätte ersparen können. Wäre nicht ein solcher Versuch, auch wenn die Aussichten des Gelingens minimal waren, den Einsatz der Kosten eines Kriegsschiffs wert gewesen? [] Solche nachträglichen Betrachtungen nützen nun freilich auch nicht mehr. Um was es sich jetzt handelt, sind keine grossen Pläne; es ist weiter nichts als die Erfüllung einer Ehrenpflicht an unseren gefallenen Kameraden. Dafür zu betteln ist keine Schande; eine Schande wäre es nur, wenn das bescheidene Ziel dieser Hilfsaktion nicht erreicht würde. Darum sei hier noch einmal der Ruf erhoben: Helft! [] Friedrich Stampfer. [] Spenden für die Herausgabe der geplanten Publikation über die deutsche Opposition gegen Hitler durch den Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands werden erbeten an Kurt Schumann, 1319 University Avenue, Bronx, N. Y. [] 119
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