Summary: | Bemerkungen: Hinweis auf die Aussperrungen an Rhein und Ruhr im Jahre 1928. [] = Absatzmarken im Volltext des Originals
DGB Aktuell [] Warum streiken die Stahlarbeitnehmer? [] Warum werden sie ausgesperrt? [] DGB NRW - Kreis, Dortmund [] Verehrte Mitbürger, liebe Kolleginnen und Kollegen ! [] Derzeitig sind in Dortmund 14 000 Arbeiter und Angestellte der Eisen- und Stahlindustrie von der Aussperrung betroffen. Dieser Arbeitskampf wird nicht aus Übermut geführt. Die organisierten Stahlarbeitnehmer haben sich in einer Urabstimmung mit 87,9 % für den Streik entschieden, weil die Existenz tausender Arbeitnehmerfamilien auf dem Spiel steht. Jeden Monat werden in der Stahlindustrie 1 000 Arbeitsplätze vernichtet. Dieser Entwicklung kann nur begegnet werden, wenn die vorhandene Arbeit auf alte Arbeitnehmer verteilt wird. [] Die Arbeitnehmer in der Eisen- und Stahlindustrie streiken daher [] - für die stufenweise Einführung der 35-Stunden-Woche [] Monatelang haben sich die Unternehmer geweigert, über diese Forderung zu verhandeln. Alle Unternehmerverbände erklären, die Verkürzung der Wochenarbeitszeit würde den Ruin der Betriebe bedeuten. Wir kennen dieses Gerede. Wenn man den Unternehmern glaubt, hat jede Forderung der Arbeitnehmer die Wirtschaft überfordert und ruiniert. [] Tatsache ist aber, daß die Unternehmer immer reicher wurden. Tatsache ist auch, daß in Belgien, wo die 38-Stunden-Woche besteht, kein Unternehmer bankrott ging. Die Stahlindustriellen haben den Arbeitnehmern "großzügig" mehr Urlaub angeboten. Damit sollte der Öffentlichkeit Sand in die Augen gestreut werden. [] Mehr Jahresurlaub in der Stahlindustrie schafft keine Arbeitsplätze und verbessert nicht die Arbeitsbedingungen. [] Die Stahlarbeiter kämpfen daher für die Verkürzung der Wochenarbeitszeit. [] Statt über die berechtigten Forderungen der Arbeitnehmer zu verhandeln, greifen die Unternehmer zum brutalen Mittel der Aussperrung und werfen über 50 000 Arbeitnehmer auf die Straße : [] - Die Aussperrung ist unmenschlich, weil sie organisierte und unorganisierte Arbeitnehmer und ihre Familien in Not und Elend treibt. [] - Die Aussperrung ist gewerkschaftsfeindlich, weil die Gewerkschaften finanziell ausgeblutet und politisch mundtot gemacht werden sollen. [] - Die Aussperrung ist ungesetzlich, weil sie das Streikrecht zerstört. [] Vor 50 Jahren, im Jahre 1928 haben die Stahlbarone an Rhein und Ruhr durch Aussperrungen die erste deutsche Demokratie lächerlich gemacht und in den Untergang getrieben. [] Das darf nicht wieder geschehen. [] Deshalb: Weg mit der Aussperrung! [] Verkürzung der Wochenarbeitszeit! [] Solidarität mit den Stahlarbeitnehmern ! Sie kämpfen auch für uns ! [] V. i. S. d. P. : Helmut Neukirch, DGB-Kreis Dortmund
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