| Summary: | Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; vgl. auch Signatur 6/FLBL004139: nahezu gleicher Text - verfaßt vom Zentralausschuß der SPD und herausgegeben vom SPD-Bezirksvorstand Leipzig
Arbeiter, Bauern und Bürger! [] Männer und Frauen! Deutsche Jugend! [] Der Nazifaschismus ist in einem grausigen Abgrund versunken. [] Er hat das deutsche Volk in tiefster Qual und Not zurückgelassen. [] Das deutsche Volk muß die Kosten der faschistischen Hochstapelei bezahlen! [] Doch das deutsche Volk wird nicht verzweifeln! [] Sein Lebenswille wird stärker sein als sein Unglück, denn [] es will, wird und muß weiterleben! [] Die Geschichte erteilt dem deutschen Volk die eherne Lehre, sich auf seinem dornenvollen Opfergang durch unermüdliche Arbeit die Achtung aller friedliebenden, freiheitlichen Völker wieder zu erwerben. Niemals wieder soll das deutsche Volk von gewissenlosen politischen Abenteurern mißbraucht werden. Der politische Weg des deutschen Volkes in eine bessere Zeit ist damit klar vorgezeichnet. [] Demokratie in Staat und Gemeinde, [] Sozialismus in Wirtschaft und Gesellschaft! [] Wir sind bereit und entschlossen, hierbei mit allen gleichgesinnten Menschen und Parteien zusammenzuarbeiten. In dieser entscheidenden Stunde ist es die geschichtliche Aufgabe des deutschen schaffenden Volkes Trägerin des Staatsgedankens zu sein, [] einer neuen demokratisch-sozialistischen Republik! [] In einer freien demokratischen Republik können demokratische Freiheiten nur denen gewährt werden, die sie vorbehaltlos anerkennen. [] Das elementarste Lebensgesetz des neuen Staates [] verlangt die völlige Beseitigung aller Reste der faschistischen Gewaltherrschaft, ebenso muß jeder Militarismus aus den Köpfen und Herzen getilgt werden. Die geistig entwurzelte Jugend muß zu freien und kritisch denkenden Menschen mit eigener, selbständiger Arbeit erzogen werden. [] Wir wollen wieder gut machen, was der Nazifaschismus gesündigt, [] was faschistische Raubgier an den Völkern Europas verbrochen hat. Dieser Staat muß aber vor allem dem deutschen Volk die wirtschaftliche und moralische Kraft geben, diese schier übermenschliche Aufgabe zu erfüllen. [] Deshalb fordert die Sozialdemokratische Partei: [] 1. Restlose Vernichtung aller Spuren des Hitlerregimes in Gesetzgebung, Rechtsprechung und Verwaltung. Einen sauberen Staat der Rechtlichkeit und Gerechtigkeit. [] 2. Sicherung der Ernährung. Bereitstellung von Arbeitskräften und genossenschaftlichen Zusammenschluß in der Landwirtschaft. Einfuhr von Futtermitteln und Vieh. Förderung der Verbrauchergenossenschaften und der Neuregelung des Kleinhandels. [] 3. Sicherung des lebensnotwendigen Bedarfs der breiten Volksmassen an Wohnung, Kleidung und Heizung mit Hilfe der kommunalen Selbstverwaltung. [] 4. Wiederaufbau der Wirtschaft unter Mitwirkung der kommunalen Selbstverwaltung und der Gewerkschaften. Beschleunigte Wiederherstellung der Verkehrsmittel. Beschaffung von Rohstoffen. Beseitigung der nazistischen Ueberorganisation in der Wirtschaft. Klarer und ehrlicher Neuaufbau ehrenamtlich verwalteter Wirtschaftsverbände. Sicherung der Währung. Kommunale Kredite für Industrie, Handwerk und Handel. Belebung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs. Vereinfachung des Steuerwesens durch straffste Zusammenfassung der Steuerarten. Stärkere Berücksichtigung der sozialen Lage bei der Bemessung der Steuern. [] 5. Volkstümliche Geisteskultur. Erziehung der Jugend im demokratischen und sozialistischen Sinne. Förderung der Kunst und Wissenschaft. [] 6. Neuregelung des Sozialrechts. Freiheitliche und demokratische Gestaltung des Arbeitsrechts. Einbau der Betriebsräte in die Wirtschaft. Mitwirkung der Gewerkschaften und Verbrauchergenossenschaften bei den Organisationen der Wirtschaft. Ausbau der Sozialversicherung zur Sozialversorgung für Kranke, Wöchnerinnen und Mütter, Invalide und Unfallverletzte, Witwen, Waisen, Kriegsversehrte und Arbeitslose. Einbeziehung aller arbeitenden Menschen in die Sozialversorgung. [] 7. Förderung der Wohnungsfürsorge und des Siedlungswesens. Kommunale Wohnungsaufsicht. Anpassung der Mieten und Hypotheken an die durch den Krieg geschaffene Wirtschaftslage. Beschaffung von Grund und Boden für umsiedlungsbereite Großstädter. [] 8. Verstaatlichung der Banken, Versicherungsunternehmungen und der Bodenschätze. Verstaatlichung der Bergwerke und der Energiewirtschaft. Erfassung des Großgrundbesitzes und der lebensfähigen Großindustrie und aller Kriegsgewinne für die Zwecke des Wiederaufbaus. Beseitigung der arbeitslosen Einkommen aus Grund und Boden. [] 9. Anpassung des Rechtes an die antifaschistisch-demokratische Staatsauffassung. Staatlicher Schutz der Person. Freiheit der Meinungsäußerung in Wort, Bild und Schrift unter Wahrung der Interessen des Staates. Achtung der Persönlichkeit des einzelnen Staatsbürgers. Gesinnungsfreiheit und Religionsfreiheit. Strafrechtlicher Schutz gegen Rassenverhetzung. [] Unser armes und gequältes Volk muß durch die Schuld Hitlers und seiner Schergen durch ein tiefes Tal des Leides gehen. Wir wollen es wieder emporführen zu einem menschenwürdigen Dasein und zur Freundschaft mit allen Völkern der Welt. [] Wir wollen vor allem die Wiedervereinigung aller Schaffenden und bieten die Bruderhand all denen, die guten Willens sind. So rufen wir alle auf, mit uns zu stehen im [] Kampf gegen die Reaktion, für die Freiheit des Volkes. [] Für Demokratie, für Sozialimus. [!] [] Habt Ihr uns vor 1933 nicht gehört, so hört jetzt auf unsere Stimme und wählt: Sozialdemokraten. [] Sozialdemokratische Partei Hessen-Pfalz.
|
|---|
