Heimatlose - Ihr seid keine Bettler

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Herkunft: SPD-Landesvorstand Bayern, Signatur 76 Flüchtlinge - Ihr dürft wählen ... [] [] Der bayerische Landtag wird gewählt. Vier Jahre lang wird er das politische Leben Euerer neuen Heimat bestimmen. Das neue Wahlgesetz gibt Euch jetzt da...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Landesvorstand Bayern, Albert, M., Oberbayerisches Volksblatt, Rosenheim
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 01.12.1946
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/E2635EA0-6F18-4CD7-961E-A3D1D90FF289
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Herkunft: SPD-Landesvorstand Bayern, Signatur 76 Flüchtlinge - Ihr dürft wählen ... [] [] Der bayerische Landtag wird gewählt. Vier Jahre lang wird er das politische Leben Euerer neuen Heimat bestimmen. Das neue Wahlgesetz gibt Euch jetzt das Wahlrecht nach sechs Monaten Wartezeit. Ihr fragt Euch mit Recht: Wem geben wir unsere Stimmen? Welche Partei vertritt die Interessen der Heimatlosen? [] Die Sozialdemokratische Partei ist die Partei der armen Leute. Sie hat sich durch den Mund ihres Vorsitzenden Dr. Schumacher mit den Flüchtlingen solidarisch erklärt. "Die Sache der Flüchtlinge und Vertriebenen ist Herzenssache der Sozialdemokratischen Partei." Sie wird aus der Not dieser Menschen keine Zweckpropaganda machen. Sie wird in unermüdlicher Arbeit dafür sorgen, daß die Not der Flüchtlinge gelindert wird. [] Gewaltige Aufgaben sind zu lösen, sei es in der Erstellung menschenwürdiger Heime, in der Beschaffung von Erwerbs- und Arbeitsmöglichkeiten, Heizung und zusätzlichem Lebensbedarf. [] Alters- und Siechenheime für an Leib und Seele zerbrochene Arbeitsunfähige und Greise, Kinderhorte für arbeitende Mütter, Ledigenheime für anhanglose Jugend, Umschulungsanstalten für Berufswechsel müssen eingerichtet werden, ganz abgesehen von den sonstigen zahlreichen Aufgaben der sozialen Hilfe. Es darf keine Menschen zweiter Klasse mehr unter uns geben. Die Not unserer Zeit müssen alle gemeinsam tragen. Sie ist überall riesengroß. Um die erste Not zu lindern, sind vom Staate 300 Millionen RM zur Verfügung gestellt worden. [] Es sind keine wahren Demokraten und Sozialisten aus innerstem Herzensbedürfnis, die da großspurig erklären: "Es gibt für uns keine Flüchtlinge, es gibt nur Neubürger!", als ob der neue Titel sattmachen könnte, oder andere, deren reaktionäre, hartherzige Gesinnung sich hinter der Redensart versteckt: "Die Flüchtlinge sind nur unsere Gäste, sie dürfen keine Rechte beanspruchen und können nicht bei uns mitreden wollen." Nein, so geht das nicht! Die Sozialdemokratische Partei wird sich nie und nimmer mit einer solchen leichtfertigen Handlungsweise gegenüber den Menschen ohne Heimat, ohne Herd und Heim abfinden! [] [] Denkt daran: Wählt sozialdemokratisch! [] Landesvorstand der SPD. M. Albert, München, Schackstraße 2 [] [] Heimatlose - Ihr seid keine Bettler [] [] Ihr tragt schwer an Euerem Heimweh. Euer Schicksal ist das Schicksal aller deutschen Menschen. Euer Anrecht an dem uns verbliebenen Lebensraum muß in vollster Gleichberechtigung zuerkannt und nunmehr auch gegeben werden. Ihr bringt trotz Euerer Armut ein sehr wertvolles Gut mit, nämlich Euere Arbeitskraft und Euere Erfahrung als Facharbeiter. Diese Werte dürfen nicht brach liegen und dadurch etwa verkümmern, sondern sie müssen zum Wohle des Volksganzen gefördert werden. [] Sozialdemokraten sind es, die sich den Flüchtlingen zur Verfügung stellen, um ihre heimatlichen Industrien hier in der neuen Heimat auf genossenschaftlicher Grundlage wieder aufzurichten. Die Schwierigkeiten sind groß, aber sie werden überwunden. [] Sozialdemokraten sind es, die als Bannerträger der sozialen Demokratie allein schon durch ihre jahrzehntelange Tradition die Gewähr dafür bieten, daß sie die Sache der Flüchtlinge zu ihrer eigenen machen. Sozialdemokratische Kandidaten aus den Reihen der Flüchtlinge werden die politische Gleichberechtigung und soziale Gleichstellung mit der einheimischen Bevölkerung herbeiführen. [] Die SPD ist das soziale Gewissen der Flüchtlinge. Sie hat als einzige Partei ein Flüchtlingsgesetz geschaffen, das den Flüchtlingen das Recht gibt, nicht nur als gleichberechtigte Einwohner anerkannt, sondern auch aufgenommen zu sein. [] Denkt daran: wählt sozialdemokratisch, wählt die Kandidaten sozialistischer und demokratischer Gerechtigkeit! Ihr sollt es wissen: [] [] Für Eure Rechte kämpft die SPD! [] Oberbayerisches Volksblatt, Rosenheim 10 46 200000
Published:01.12.1946