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Wahlkampf auf der Drecklinie? [] Gibt es keine andere Möglichkeit, den Wahlkampf für den zweiten Deutschen Bundestag zu führen als unter der Devise: [] "Nur tüchtig Dreck auf den politischen Gegner werfen, es wird schon etwas hängenbleiben!" [] Gewiß ist der Dreck-Kübel eine Waffe, aber nur für den, der nichts anderes zur Verfügung hat, dem scharfe geistige Waffen zu unhandlich sind, für den, der wie ein Gassenjunge nur darin seine Rettung sieht, weil der Gegner sich nicht besudeln lassen will. [] Ausgerechnet der Christlich-Demokratischen Union des Landes Bremen [] war es vorbehalten, mit einem Flugblatt "Fleisch von Eurem Fleisch, Genossen!" diese Drecklinie zu beziehen. [] Es muß sehr schlecht um die Aussichten der CDU [] bestellt sein, daß sie in einem blindwütigen Umsichbeißen die Rettung aus der Misere ihrer Politik sucht. [] Bedenklich wird die Angelegenheit, wenn man den Herrn Verfasser unter die Lupe nimmt. Herr Räuker ist Student. Er genießt die Möglichkeit, das Studium der Philosophie zu betreiben, einer Wissenschaft, die sich in Deutschland des Rufes erfreute, als eine der diszipliniertesten Geistesfächer in den höchsten Formen um die Wahrheit zu ringen. Deutsche Philosophen haben diesen Ruf immer wieder gerechtfertigt. Der Sumpf des Dutzendjährigen Reiches hat auch hier erschütternd in gewissen Kreisen gewirkt. [] Oder betrachten die Partei-Christen das Wissen und Befolgen der Zehn Gebote des Christentums nur noch als lästigen Schein? [] Wie heißt es doch, und ist eine Anstandsregel für jeden Menschen, der sich bewußt ist, in einer Gemeinschaft zu leben? [] "Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider Deinen Nächsten!" [] Daß der "Nächste" nicht nur in der Verwandtschaft zu finden ist, auch darüber hat das Christentum keinen Zweifel gelassen. Es gibt also keine Entschuldigung dafür, daß die Verleumdeten "nur Sozialdemokraten" sind. [] Warum also die Lüge, daß die Bedrücker in der Ostzone Sozialdemokraten sind? [] Warum die Lüge, [] daß die Grotewohl und Konsorten Sozialdemokraten sind, obwohl jedermann weiß, daß sie die sozialdemokratischen Menschen der Ostzone durch Verrat und Gewalt in die SED gepreßt haben? [] Warum die Lüge, [] daß der Bolschewismus Sozialismus sei? [] Die CDU weiß, [] daß auch im Westen unter Assistenz ihrer amerikanischen Freunde die SPD gezwungen werden sollte, sich mit der KP zu vereinigen, und daß das nur an dem harten Nein der SPD gescheitert ist. [] Die CDU weißt [] daß damit eine politische Entwicklung verhindert worden ist, die dasselbe Verhängnis wie für die Ostzone bedeutet hätte. [] Die CDU weiß auch, [] daß es in der Ostzone eine CDU gibt, die die gleiche Verantwortung in der Unterdrückungspolitik trägt wie die SED. [] Die CDU weiß auch, [] daß nach dem Aufstand der Arbeiter der Ostzone am 17. Juni die bürgerlichen Politiker in der Gunst des russischen Hohen Kommissars Semjonow gestiegen sind, weil sich die Ohnmacht des SED-Apparates erwiesen hatte. Jedenfalls geben diese Politiker die bürgerliche Verbrämung für das Diktaturregime her und haben bis heute noch kein Wort gefunden, um die Freiheit zu verteidigen. [] Die CDU weiß auch, [] daß nach dem 17. Juni mit verstärkten Mitteln der Kampf gegen die freiheitsliebenden Arbeiter von den SED-Machthabern und ihren Freunden aus der CDU und der LDP mit der Begründung geführt wird, die Sozialdemokratie in der Ostzone zu vernichten! [] Der sozialdemokratische Arbeitnehmer aber ist und bleibt den bolschewistischen Machthabern im Osten der gefürchtetste Feind, während Herr Semjonow mit den Ost-CDU- und LDP-Politikern liebäugelt. [] Wie schlecht muß es um die Chancen der CDU bestellt sein, daß sie den von der [] SPD angebotenen fairen Kampf ablehnt [] und sich auf die politische Drecklinie begibt? [] Wir werden es auch in Zukunft mit den Waffen des Geistes halten, denn, sie haben sich immer als wirksamer erwiesen. [] Wir werden der CDU die entarteten bürgerlichen Politiker der Ostzone nicht auf ihr Schuldkonto rechnen, doch wehren wir uns auch in Zukunft [] gegen jede Verleumdung! [] Es geht um die Politik in der Bundesrepublik, es geht um die Politik des Kanzlers und seiner Partei in den letzten vier Jahren. Hierüber gilt es zu entscheiden! [] Es geht um ganz Deutschland und um eine neue Geisteshaltung! [] Es geht darum, ob Deutschland frei und sozialistisch werde. Hier fordern wir Sie zum Kampf! [] Aber bedenket: [] Wer Wind säet, der wird Sturm ernten! [] Druck: J. H. Schmalfeldt & Co., Bremen [] SPD-Ortsverein Bremerhaven, Philipp Wehr
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