Amerikas geheimes Kriegsziel

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Signatur der Graphik: Anton Hoffmann / Muenchen / 18 Amerikas geheimes Kriegsziel [] Amerika hat ein öffentliches Kriegsziel; es lautet: Die Freiheit und das Selbstbestimmungsrecht aller Völker, [] So verkündet der amerikanische Präsident Wi...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: N.N., Graphische Kunstanstalt Jos. C. Huber, Diessen vor München
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 18.03.1918 - 18.04.1918
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/B845181C-5D08-41BD-91BF-FDB57228D8D1
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Signatur der Graphik: Anton Hoffmann / Muenchen / 18 Amerikas geheimes Kriegsziel [] Amerika hat ein öffentliches Kriegsziel; es lautet: Die Freiheit und das Selbstbestimmungsrecht aller Völker, [] So verkündet der amerikanische Präsident Wilson der Welt. Aber schon die amerikanischen Sozialisten haben am 15. Dezember 1917 ein Manifest erlassen, in dem sie sich gegen die Stockholmer Konferenz wenden, weil diese nur deutschfreundlich gesinnt sei. Den Beweis für diese Behauptung fanden sie in den Vorschlägen der Konferenz: Erklärung der Unabhängigkeit Finnlands (das gehe ja auf Kosten Rußlands), der Unabhängigkeit Irlands (das gehe auf Kosten Englands) und der Unabhängigkeit von Russisch-Polen (das gehe wieder auf Kosten Ruhlands). Alle diese Völkerschaften sollen also nicht befreit werden. [] Befreit nur soll das deutsche Volk werden. [] Wie aber sieht diese Befreiung des deutschen Volkes aus? [] Der amerikanische Publizist v. Wiegand hat in einem Gespräch im Frühjahr 1916 sich darüber beschwert, daß man in Deutschland den Amerikanern allgemein vorwerfe, sie wären bei ihrer ententefreundlichen Politik nur von schnödem Geldgewinn geleitet. Das sei aber keineswegs der Fall. Vielmehr verfolgten die Amerikaner ganz bewußt völkische Interessen. Amerikas Bevölkerungszustand würde ohne die Einwanderung stille stehen, denn der alteingesessene Amerikaner habe ja nicht die genügende physische Kraft und auch nicht das Verantwortlichkeitsgefühl für das Fortleben des eigenen Volkes, und darum sei er fast unfruchtbar. Seit dem starken industriellen Aufschwung von West- und Mitteleuropa, vor allem aber Deutschlands sei die Auswanderung gerade aus diesen, mit wertvollem Menschen-Material bevölkerten Staaten zurückgegangen. Heute werde sie fast ausschließlich bestritten nur aus wenig zivilisierten Gegenden. Wenn Amerika nicht in schwierige völkische Sorgen geraten wolle, dann müsse es unter allen Umständen dafür sorgen, daß aus dem kultivierten Teil Europas die Zuwanderung wieder wachse. Vor allem sei die gut geschulte und politisch [] Nr. 9. Druck und Verlag der Graph. Kunstanstalt Jos. C. Huber, Diessen vor München. (Gesetz., geschützt.) [] so gefügige deutsche Rasse die angenehmste. Sie lasse sich am besten amerikanisieren. Wenn nun Deutschland den Krieg verliere, dann müßten viele Hunderttausende, wenn nicht Millionen deutscher Volksgenossen einfach auswandern, und da Deutschland dann auch keine Kolonien mehr haben werde, so werde man die Auswanderung leicht nach Amerika leiten können. Aus diesem Grunde sagt Herr v. Wiegand, unterstützen die Vereinigten Staaten Deutschlands Gegner. [] Er hat vollständig recht. Es ist die größte Sorge Amerikas, daß die Auswandererzahl in den letzten drei Jahrzehnten außerordentlich zurückgegangen ist. Im Jahre 1888 sind nach dem amerikanischen Kontinent noch ausgewandert rund 100000 deutsche Staatsbürger. Die Zahl fiel dann in den nächsten beiden Jahren, um dann in dem Krisenjahre 1891 auf rund 120000 zu steigen. Das ist sehr interessant zu hören, denn in diesem Jahre wirtschaftlicher Schwierigkeiten, in dem die deutschen Gewerkschaftenm nicht in der Lage waren, die Löhne und Arbeitsbedingungen aufrecht zu erhalten, weil die Konjunktur schlecht geworden war, in diesem Jahre, dessen Krise im Vergleich zu der wirtschaftlichen Krise des Weltkrieges nur ein Sturm im Wassergase war, steigt schon die Auswanderung um 20000. Aber dann erholte sich die deutsche Volkswirtschaft rasch wieder und die Auswanderungsziffer sank und sank, und schwankte schließlich zwischen 20000 und 30000 im Jahre. Gleichzeitig aber ist in dieser Zeit die Auswanderung aus den nichtdeutschen Gebieten Europas gestiegen und zwar von 80000 auf über 300000. [] So sieht die Befreiung Deutschlands durch die amerikanischen Milliardäre aus. Wenn wir sie recht verstehen und in ihrer ganzen Tragweite begreifen wollen, dann müssen wir noch folgendes in Rechnung stellen: Amerika war vor dem Kriege der größte Rohstofflieferant der Welt. Bei allen Waren, die für die deutsche Industrie unentbehrlich sind, wenn wir den Bedarf des Inlandes decken wollen, war Amerika zu 4/5 unser Lieferant. Heute schon ist es während des Krieges vom Rohstofflieferant vielfach zum Fertigwarenerzeuger übergegangen. Und diese Erweiterung der amerikanischen Industrie verlangt ebenfalls nach gut erzogenen Arbeitskräften, bei denen man noch die Hoffnung haben kann, daß sie neben der Arbeitskraft auch noch die deutschen technischen Fertigkeiten und Fabrikationsgeheimnisse mitbringen. Gelingt es alle Rohstofflager und Rohftoffböden der Welt im letzten Grunde in den Besitz der amerikanischen Finanzmacht zu bringen, dann ist man in der Lage, allen Ländern der Erde, die diese Rohstoffe einfach notwendig brauchen, einen Tribut aufzuerlegen, indem man durch Zolle und Steuern den Preis der Rohwaren so verteuert, daß sie nur in der Lage sind, mit dem Schweiß der eigenen Arbeit sich das Notdürftigste, das sie zur eigenen Lebensunterhaltung brauchen, zu beschaffen, und im übrigen nicht in der Lage sind, auf dem Weltmarkt aufzutreten, weil sie teurer herstellen würden als die amerikanische Industrie selbst. [] Damit nimmt man der deutschen Industrie die Arbeitsmöglichkeit und zwingt die deutschen Arbeiter, auszuwandern. Wer aber glaubt, daß es gleichgültig sei, im Heimatlande oder anderswo sein Fortkommen zu haben, der irrt sich sehr. Schon die Erfahrung, daß die Menschen aus der eigenen Heimat nur auswandern, wenn sie der Hunger und die Not dazu zwingt, und die Abenteuerlust kein allgemeiner Volkszustand sein kann, muß uns vor solch leichtsinnigem Denken warnen. Der deutsche Arbeiter, im weitesten Sinne des Wortes, kommt aus einem Lande der Ordnung und der sozialen Fürsorge. Und wenn er Amerikas Boden betritt, dann kommt er in das Land brutalen Menschenverbrauchs, in das Land wo es ganz gleichgültig ist, ob der einzelne zu Grunde geht oder nicht. Man hat es ja in der Gewalt mit seiner finanziellen Beherrschung der Welt immer neue Massen herüberzuholen, Arbeitskräfte, die man ausbeutet, Volkstum, das man zerbricht. Da gibt es keinen Schutz des Schwachen und keine Fürsorge für den Kranken, da ist man in der Lage, durch ständiges Überangebot an Arbeitskräften die Löhne niedrig zu halten. So sieht die Freiheit aus, die der Staat der Milliardäre Deutschland schenken will. Weil wir das wissen und weil wir die Kraft haben, dieses Kriegsziel, [] das Kriegsziel der modernen Sklaverei, [] weil es unter der Maske allgemeiner Menschlichkeit verborgen ist, von uns abzuwehren, darum werden wir nicht müde, solange zu Kämpfen, bis auch diese Gefahr, die letzte des Weltkrieges beseitigt ist. Mit Bluff und Reklamegeschrei gewinnt man keinen Weltkrieg, antwortet kühl und ruhig das deutsche Volk. Wo bleiben Eure Millionen Krieger, wo bleiben Eure tausende neuer Schiffe, tausende von Flugzeugen? Sie waren die Hoffnung von Frankreich und England und heute schon hören wir, daß sie nicht kommen können. Sie können nicht kommen, weil in dem unheilvollen Kampf zwischen Schiffsraum und Uboot das letztere Sieger bleibt. Die Atemnot der Spekulanten hat begonnen. Deutschland wird nicht müde diese Atemnot zu steigern und das deutsche Volk läßt seine Uboote nicht stillelegen. Darum fügt es zur 7. Kriegsanleihe die achte. [] Es heißt sie nicht die Freiheitsanleihe, wie der Amerikaner das tut, weil es den Mißbrauch des Wortes "Freiheit" verachtet. [] Aber es weiß, daß es auch die [] achte Kriegsanleihe gibt, um sich die Freiheit seines Volkstums zu sichern [] vor der brutalen Gewalt erbarmungsloser Geldmächte.
Published:18.03.1918 - 18.04.1918