| Summary: | Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals;
Hamburgs 4 Divisionen ... [] Sie werden fragen: Ist es schon soweit? Sollen wir den bunten Rock schon wieder anziehen? In Hamburg ist es soweit. Hamburg hat ein stehendes Heer von 4 Divisionen. Das wußten Sie nicht? Sie lesen wohl nicht den "Hanseat", das Blatt der CDU/FDP/DP-Koalition, das sich für Ordnung und Sauberkeit und einen fairen Wahlkampf einsetzt? Können wir verstehen! Wo sind denn diese 4 Divisionen? Lassen wir den "Hanseat" antworten: "60 000 Mann, zwar nicht Soldaten, sondern Beamte, Angestellte und Arbeiter stellen den SPD-Verwaltungsapparat Hamburgs dar. Dieser Apparat verschlingt im Jahr 500 Millionen DM. Das ist wahrlich eine Maschine mit hohen Brennstoffkosten. Wer diese Zahlen liest und ihre Bedeutung versteht, dem wird es heiß und kalt. 60 000 und dazu die Angehörigen, das bedeutet: ein erheblicher Teil der Hamburger Bevölkerung in direkter finanzieller Abhängigkeit vom SPD-Senat und in der politischen Entscheidungsfreiheit beeinträchtigt." Diese 4 Divisionen, das sind also die Arbeiter, Angestellten und Beamten unserer Hansestadt. Jene Männer und Frauen, die mithelfen, das Getriebe dieser Millionenstadt in Gang zu halten. Diese 4 Divisionen, das sind die 60 000 Bediensteten Hamburgs, die mitgearbeitet haben am Wiederaufbau unserer Vaterstadt, einem Aufbau, auf den Deutschland mit Bewunderung schaut und von dem der Bundeskanzler Dr. Adenauer in der Ernst-Merck-Halle während seines letzten Besuches in Hamburg sagte: "Hut ab vor dieser Leistung" Diese 4 Divisionen, dazu gehören die 9000 Lehrer und Lehrerinnen, die Studienräte und Direktoren, Gewerbelehrer, die Lehrer der Bauschulen, Seefahrtsschulen, Handelsschulen u.a., die in den Nachkriegsjahren in zerbombten Schulgebäuden täglich ihre Pflicht taten; ... dazu gehören die 10 000 Krankenpfleger, Schwestern, Ärzte und Wissenschaftler unseres Gesundheitsdienstes, denen das Leben und die Gesundheit vieler Mitbürger unserer Millionenstadt anvertraut sind; ... dazu gehören die 4000 Arbeiter und Angestellten im Hafen, die Kranführer, Schiffsführer, die Beschäftigten im Strom- und Hafenbau, die den Hamburger Hafen zu einem schnellen und sicheren Hafen gemacht haben; ... dazu gehören die 7600 Schutzpolizisten, Verkehrspolizisten, Kriminalbeamten und Besatzungen der Peterwagen, die die Sicherheit unserer Staatsbürger (wenn es sein muß, unter Einsatz ihres Lebens) verteidigen. Sie alle beschimpft man, indem der "Hanseat" erklärt: "Eine halbe Milliarde kostet das Vergnügen" Diese 4 Divisionen, dazu gehören 3000 Jugendpfleger, Sozialfürsorgerinnen, Heimleiter und Erzieher, die die Wunden des Hitler-Wahnsinns zu heilen trachten; dazu gehören die 3000 Angestellten und Beamten unserer Hamburger Hochschulen, die Dozenten, Professoren, Bibliothekare und die Mitarbeiter an den verschiedensten Staatsinstituten und am Universitätskrankenhaus; ... dazu gehören die 4400 Angestellten und Beamten, die in der Justiz und im Strafvollzug tätig sind. Männer und Frauen, die dem Recht dienen und dem Gesetz Achtung verschaffen; ... dazu gehören die Arbeiter, Angestellten und Beamten der Baubehörde, der Stadtplanung, der Friedhofsverwaltung, die 1400 Männer der Straßenreinigung und Müllabfuhr, die über 1000 Männer der Feuerwehr und der Krankenbeförderung; ... dazu gehören die vielen, vielen ungenannten Bediensteten unserer Stadt, mit großen und kleinen, aber unerläßlichen Aufgaben. Sie alle zusammen ergeben jene "4 Division", jene 60 000 Arbeiter, Angestellte und Beamte, von denen der "Hanseat" mit einer wegwerfenden Handbewegung spricht, als seien sie eine Privatarmee des Hamburger Senats, als seien sie das Privatvergnügen eben dieses Senats; denn hämisch bemerkt der "Hanseat": "Eine halbe Milliarde kostet das Vergnügen." Als ob eine Stadt wie Hamburg ohne einen solchen, bis ins kleinste organisierten Stab von Arbeitern, Angestellten und Beamten leben könnte. Als ob es nur in Hamburg eine Verwaltung gäbe und nicht in Köln, Düsseldorf und - Bonn. Hier kann man nur von einer politischen Verlumpung sprechen, wie wir sie in unserer Stadt noch nicht erlebt haben. Wir werden in, den nächsten Wochen und Monaten die Augen offen halten müssen. Es bahnt sich etwas an, das wir bereitsüberwunden glaubten: die Verleumdung und das Gegeneinanderhetzen verschiedener Bevölkerungsschichten aus parteiegoistischen Gründen. Dazu gehört auch die böswillige Behauptung, daß sich die Bediensteten unserer Stadt in finanzieller Abhängigkeit und, so schlußfolgert man, auch in politischer Abhängigkeit zum Senat befinden. Jeder Arbeiter, Angestellte und Beamte weiß, daß das unwahr ist. Wir haben diese unsaubere Kampfesweise des "Hanseat" hier offenkundig gemacht und stellen fest: der "Hanseat" ist keine positive Schrift, sondern ein Ungeziefer. Das was heute im "Hanseat" steht, wird morgen Regierungspraxis, wenn die Hamburger diesen Schmierfinken und ihren Geldgebern nicht bei passender Gelegenheit kräftig auf die Finger schlagen. Arbeiter, Angestellte und Beamte unseres Hamburger Staates! Das ist der Dank kapitalistischer Kreise für Eure tägliche fleißige Arbeit im Dienst der Allgemeinheit! Hier ist die Gefahr im Verzuge! Setzt Euch zur Wehr! Die Sozialdemokratie, als die schon viele Jahrzehnte berufene politische Vertretung der Schaffenden, ruft Euch auf zu einer Protestkundgebung gegen die wüsten Angriffe im "Hanseat". Am Mittwoch, dem 29. April 1953, 17 Uhr, findet im Gewerkschaftshaus Hamburg eine Kundgebung gegen die schmutzigen Angriffe des "Hanseat" auf Eure Existenz statt. Eure Interessen wird dort vertreten Bürgermeister Dr. Paul Nevermann [] Kommt, zeigt wer Ihr seid! Sozialdemokratische Partei Deutschlands Landesorganisation Hamburg [] Auerdruck GmbH, Hamburg 1
|
|---|
