In den Tod geschickt

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Stempelaufdruck:<NZ>Sozialdemokratische Partei Deutschlands Parteivorstand Bibliothek In den Tod geschickt [] wurden fünf junge Menschen durch das Urteil eines sowjetischen Militärtgerichts. [] Fünf junge Deutsche, [] ihre Namen...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Auerdruck GmbH, Hamburg
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 09.09.1948
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/9B5E20E8-F7A2-4AC0-A17D-032AD01AF772
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Stempelaufdruck:<NZ>Sozialdemokratische Partei Deutschlands Parteivorstand Bibliothek In den Tod geschickt [] wurden fünf junge Menschen durch das Urteil eines sowjetischen Militärtgerichts. [] Fünf junge Deutsche, [] ihre Namen sind Göppner, Linke, Schiller, Stern und Grahms, verurteilte ein sowjetisches Militärgericht in nichtöffentlicher "Verhandlung" zu je 25 Jahren Zwangsarbeitslager. Diese fünf jungen Berliner sind die ersten Verurteilten aus der Zahl von 90 Verhafteten, die sich seit dem 9. September in der Gewalt der sowjetischen Polizeiorgane in Berlin befinden. Das Gericht verhängte die Höchststrafe - die einem Todesurteil gleichkommt - über die jungen Deutschen, ohne daß diese Gelegenheit bekommen hätten, einen deutschen Rechtsbeistand zu erhalten, oder auch nur Verbindung und Rücksprache mit ihren eigenen Angehörigen aufzunehmen. Über ihren gleichfalls verhafteten Schicksalsgefährten hängt die fürchterliche Drohung weiterer Mordurteile gleicher Art. [] Sie müssen den Golgathaweg nach Sibirien antreten, [] obwohl sie weiter nichts taten, als an der gewaltigen Kundgebung der freiheitliebenden demokratischen Bevölkerung Berlins am 9. September teilzunehmen. 300000 Berliner versammelten sich am 9. September auf dem Platz der Republik, um feierlich und einmütig namens der Bevölkerung der Hauptstadt Deutschlands gegen die von den Organen der sowjetischen Besatzungsmacht und ihren Handlangern, der sogenannten Sozialistischen Einheitspartei, ausgeübten Terrormethoden zu protestieren. Sie verlangten nichts anderes als das verbriefte Recht der Selbstverwaltung, die Sicherung der demokratisch gewählten Organe und der Stadtverwaltung gegenüber kommunistischen Rollkommandos, die Beendigung der mörderischen Blockade, durch die Berlin ausgehungert und der Willkür der sich auf die sowjetischen Bajonette stützenden sogenannten Sozialistischen Einheitspartei unterworfen werden soll. [] Augenzeugen der Vorgänge [] vom 9. September berichteten auf dem Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Düsseldorf darüber, was sich im Anschluß an die gewaltige Freiheitskundgebung abgespielt hat. Kurt Mattik, der zweite Vorsitzende der SPD Berlins, erklärte: "Auf dem Heimweg von dieser Kundgebung mußten die Bewohner des Ostsektors das Brandenburger Tor in Richtung Friedrichstraße passieren. Viele tausend wollten auf diesem Weg zum nächstgelegenen Bahnhof gelangen. Ohne sich zu formieren, ohne daß ihrerseits irgendeine Provokation erfolgt wäre, wurden sie auf diesem Heimweg von der russischen sogenannten Volkspolizei aufgehalten. Zehntausende drängten, ohne wissen zu können, was sich vor ihnen abspielte, nach, und die Polizei benutzte diese Gelegenheit, um zu schießen. [] Das erste Todesopfer [] wurde ein fünfzehnjähriger Junge, der sich schützend vor eine Krankenschwester stellte. Bestraft werden nicht die schuldigen Schützen, sondern friedliche Teilnehmer an einer friedlich verlaufenen Demonstration." [] Dieses Urteil ist die Kampfansage der Unmenschlichkeit gegen die Menschlichkeit. [] Nachdem die russische Besatzungsmacht in der Ostzone sowie in Berlin einen einzigen Abwehrwall in der deutschen Bevölkerung gegen sich herausgefordert hat, gehen ihre Organe den Weg des offenen Mordes, um sich Gehorsam zu erzwingen. Der Sprecher der Berliner Delegation in Düsseldorf charakterisierte das Urteil als den Versuch einer Besatzungsmacht, die mit ihrer Politik in Europa gescheitert ist, jetzt den demokratischen Abwehrwillen gegen diese Politik zu brechen, die zum Untergang Europas führen würde. Die Besatzungspolitik der Russen ist am Ende Ihres Lateins. Sie stehen vor der Entscheidung, Deutschland mit den brutalsten Methoden zu unterdrücken oder abzuziehen. [] Es ist genug! [] Auch den Letzten sollten angesichts dieses Urteils die Augen aufgehen. Mit diesem Gegner gibt es keine Verständigung. Den Leidenden, denen, die nach Sibirien wandern müssen, rufen wir zu: Ihr leidet nicht umsonst! Der Tag der Freiheit wird kommen! [] Mit Empörung und Abscheu [] nahmen die zum Parteitag in Düsseldorf versammelten Delegierten der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands die verbrecherischen Schandurteile der sowjetischen Militärjustiz gegen friedliche Demonstranten für Recht und Freiheit zur Kenntnis. [] So lange deutsche Kommunisten sich zu Handlangern dieser Besatzungsmacht hergeben, tragen sie die volle Verantwortung für diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit. [] Der Parteitag appelliert an die Welt mit der Aufforderung, diese Macht durch das Gewicht deröffentlichen Meinung zur Aufgabe einer solchen barbarischen Politik auf europäischem Boden zu zwingen. [] In Düsseldorf haben die Frauen und Männer des sozialdemokratischen Parteitages beim Anhören des Berichts der Berliner Augenzeugen sich wie ein Mann erhoben und, ergriffen vom gewaltigen Ernst der Stunde, ihr Gelöbnis in den Worten des alten Kampfliedes zum Ausdruck gebracht: "Brüder, in eins nun die Hände!" [] Jeden einzelnen Menschen geht es an! [] Sorge auch Du in Deinem Wirkungskreis dafür, daß jeder begreife und danach handele: [] Das mit Füßen getretene Recht wird zu einer Macht, die trotz alledem obsiegen muß, wenn Millionen und aber Millionen Gewissen sich nicht betäuben und zum Schweigen bringen lassen. [] Herausgeber: Sozialdemokratische Partei Deutschlands [] Druck: Auerdruck GmbH., EP 36, Hamburg 1 - 2908/200000/9.48/Klasse C
Published:09.09.1948