Bauer, Bäuerin!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Bauer, Bäuerin! [] Die Parteien treten an dich heran und werben um deine Stimme. Du hast zu entscheiden, wen du als deinen Vertreter in das westdeutsche Bundesparlament wählst. Wenn du dir diese Frage überlegst, dann mußt du ernst darüber nac...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), Vorstand, Goldstein, Kurt, Westfalendruck GmbH, Dortmund
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 14.08.1949
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/CC668D18-8E07-4FF6-98CB-669544BBEF1F
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Bauer, Bäuerin! [] Die Parteien treten an dich heran und werben um deine Stimme. Du hast zu entscheiden, wen du als deinen Vertreter in das westdeutsche Bundesparlament wählst. Wenn du dir diese Frage überlegst, dann mußt du ernst darüber nachdenken, was vor allem nottut, um dich, deine Familie und deine Existenz zu sichern. [] Sofortmaßnahmen zur Hilfe für die Landwirtschaft [] Durchführung einer Landwirtschaftshilfe zur verbilligten Belieferung aller bäuerlichen Betriebe bis zu 50 ha mit Düngemitteln und verbilligten Betriebsmitteln. [] Herabsetzung der Preise für Industriewaren [] auf den Stand von 1938. Festsetzung von Höchstpreisen für industrielle und von Mindestpreisen für landwirtschaftliche Produkte. [] Angleichung der landwirtschaftlichen Erzeugerpreise [] an die Industriepreise durch Herabsetzung der hohen Gewinne des Großhandels, Vereinfachung des übersetzten Zwischenhandels, Senkung der Transportkosten, Steuern und Verarbeitungsgewinne. [] Langfristige Kredite [] zu niedrigen Zinssätzen für kleine und mittlere Bauern. [] Keinerlei Belastung [] des klein- und mittelbäuerlichen Besitzes bei der Durchführung des Lastenausgleichs. [] Schaffung eines neuen Pachtschutzgesetzes [] zur Verhinderung einer Verdrängung der Pächter. [] Lenkung der Nahrungsmitteleinfuhren [] nach den Bedürfnissen der deutschen Bevölkerung unter bevorzugter Berücksichtigung der einheimischen Agrarproduktion. Uebernahme der Verantwortung für den Außenhandel durch gesamtdeutsche Organe. [] Das sind deine Forderungen. [] Die Kommunistische Partei hat ihre Abgeordneten verpflichtet, für diese Forderungen im zukünftigen westdeutschen Bundesparlament einzutreten, so wie Ihre Vertreter bisher schon im bizonalen Wirtschaftsrat dafür eintraten. [] Bauer! Du hast bisher gezögert, deine Stimme den Kommunisten zu geben, weil man sie verleumdete und ihnen andere Ziele unterstellte, als sie tatsächlich verfolgen. Willst da deine Stimme wieder den Abgeordneten und Parteien geben, die anstatt für deine Interessen einzutreten, sich in der Mehrzahl für fremdländische Interessen verwenden? Für Politiker also, die nach Feststellung des britischen Militärgerichts als "Alliiertes Hilfspersonal" den Schutz der Besatzungsmacht genießen? [] Wer zählt zum alliierten Hilfspersonal? [] Fast alle Abgeordneten der FDP, der CDU/CSU, der SPD und der anderen Parteien, die für die wirtschaftliche und politische Zerreißung Deutschlands eintreten, den Marshallplan gutheißen und unterstützen, die mit dem Besatzungs- und Ruhrstatut einverstanden sind, anstatt einen Friedensvertrag für Deutschland zu fordern, die durch ihre Politik Deutschland in eine Kolonie verwandeln, in der ausländische Bankherren schalten und walten können wie sie wollen, und in der die deutschen Bauern und die Werktätigen wirtschaftlich zugrunde gehen und an den Bettelstab kommen. [] Der Marshall-Plan ruiniert die Bauernwirtschaft [] weil er aus Konkurrenzgründen keine Planung und Intensivierung der deutschen Landwirtschaft zuläßt, weil er die Reduzierung des Viehbestandes verfügt. Schon heute werden 40 Prozent der Ernährung aus Einfuhren gedeckt. Bis zum Jahre 1952 darf die einheimische Fleischerzeugung nur 61 Prozent des Vorkriegsstandes und die Fett- und Oelerzeugung nur 65 Prozent des Vorkriegsstandes erreichen. [] Absatzsorgen [] drücken schon jetzt unsere Landwirtschaft. Im vergangenen Jahre wurde ein Drittel der Gemüseernte in Westdeutschland vernichtet, weil es keinen Absatz dafür gab. Im Wirtschaftsjahr 1950/51 sollen 500000 Tonnen Fleisch eingeführt werden. Die gleiche Menge könnten wir selbst erzeugen, wenn an Stelle von Fleisch 2,5 Millionen Tonnen Futtergetreide eingeführt werden würden. Der Staat könnte dabei außerdem 100 Mill. D-Mark an Devisen einsparen. [] Die ausländische Konkurrenz ist im Anmarsch! [] Die Arbeitslosigkeit ist infolge des Marshallplanes auf 1,3 Millionen gestiegen. Für den Bauern bedeutet das vermehrte Absatzsorgen, weil die Erwerbslosen nur sehr beschränkt imstande sind, Agrarprodukte zu kaufen. Trotzdem sind der ausländischer Konkurrenz heute in Westdeutschland Tür und Tor geöffnet. Sie kann zum Teil viel billiger liefern, weil sie technisch ganz anders auf der Höhe ist. Unsere Maschinen und Geräte sind veraltet und nur zum Teil einsatzfähig. Die unsoziale Währungsreform raubte auch dem Bauern seine Spargroschen. Der Bauer ist nicht in der Lage, seine Landwirtschaft auf den notwendigen technischen Stand zu bringen, Besatzungskosten und Steuern geben dem schwer um seine Existenz ringenden Landwirt den Rest. [] Deutsche Bauern! [] Wollt ihr noch länger zusehen, wie man euch den Strick um den Hals legt und ihr langsam aber sicher zuzieht? Wollt ihr euch weiterhin durch Schauermärchen über die Kommunisten von eurer Not ablenken lassen? Wenn ihr nicht wollt, daß euch die alten Parteiführer durch neue Steuern und verstärkte Belastung von euren Höfen vertreiben, dann kämpft mit uns gemeinsam für die Rettung der deutschen Landwirtschaft gegen das drohende Gespenst der Zwangsversteigerung, für die Sicherung der Ernährung unseres Volkes aus eigener Kraft. [] So wie bisher kann es nicht weitergehen! Die Kommunistische Partei wird im kommenden Bundesrat mit aller Energie für die bäuerlichen Interessen eintreten. Um das erfolgreich tun zu können, hat sie in Bayern den Bauern Richard Scheringer an absolut sicherer Stelle aufgestellt. Deshalb gehört die Stimme der Bauern [] dem Kandidaten der KPD [] Herausgeber: Parteivorstand der KPD. Verantwortlich: Kurt Goldstein, Herne. [] Westfalendruck GmbH., Dortmund, 1667, 500000, 30.6.49, Klasse C
Published:14.08.1949