Werter Kamerad in der S.A. und S.S

Bemerkungen: Schrift in Sütterlin; [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Werter Kamerad von S.A. und SS. [] Seit vielen Jahren kämpfen wir nun schon zusammen in einer Front gegen den [] Marxismus. Viele Opfer haben wir dafür schon gebracht. Tag und Nacht haben wir uns [] zur Verfügung gestellt...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: N.N.
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 06.11.1932
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/49E7A02E-1CA4-41CC-B77F-BC1F45257A75
Description
Summary:Bemerkungen: Schrift in Sütterlin; [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Werter Kamerad von S.A. und SS. [] Seit vielen Jahren kämpfen wir nun schon zusammen in einer Front gegen den [] Marxismus. Viele Opfer haben wir dafür schon gebracht. Tag und Nacht haben wir uns [] zur Verfügung gestellt. Mit tiefen Sehnen haben wir den Tag erwartet, da unser großer [] Führer Adolf Hitler uns dafür belohnen wird. Immer und immer wieder wurde uns gesagt, [] daß die Zeit nicht mehr fern sei, wo wir Lohn und Brot erhalten sollen. Inzwischen müssen [] wir unter uns zugeben, daß wohl welche Lohn und Brot erhalten haben, aber das sind nicht die, die es [] am ersten verdienten. Bei uns ist es nun leider so geworden, daß sich eine Anzahl Bonzen auf [] unsere Kosten satt essen und uns vertröstet man von einem Mal zum anderen. Ich bin nun [] der Meinung, daß es nicht mehr so weiter gehen kann. [] Mit der Waffenangelegenheit ist es genauso eine Sache. Wir haben uns immer über die Be- [] waffnung von Reichsbannerleuten empört, aber das eine müssen wir zugeben, dort haben es die [] Bonzen gemacht, die wir immer so verschrien haben. Und jetzt wo auch unsere Bewaffnung durch [] einen unserer Kameraden verraten worden ist, da sehen wir, wie sich unsere Führer aus der Schlinge [] ziehen. Seit der Reichsbannerwaffenschiebung sitzen nun schon die vielen Wochen lang die Bonzen im [] Gefängnis und bei uns da laufen diejenigen, die uns immer Opfermut gepredigt haben, frei auf [] der Straße herum, während unsere armen Kameraden, die immer nur die Befehle anderer ausge- [] führt haben, die lange Zeit hinter Gefängnismauern sitzen müssen. Ich halte diesen Zustand für [] unerträglich und in mir bäumt sich alles auf, wenn ich mir die Sache so ansehe. Alle Hoffnungen, [] die ich an unsere Bewegung geknüpft hatte, sind zu Schanden geworden. Meiner Meinung [] nach wollen sich unsere Bonzen nur in die Sesseln anderer setzen, Und bei dem Vergleich [] in der Waffensache scheinen mir unsere Angriffe auf die marxistischen Bonzen auch garnicht [] berechtigt zu sein, denn die stehen für ihre Sache wenigstens ein. Die Zustände in unserer Bewegung geben mir eigentlich Veranlassung, mein Herz noch mehr auszu- [] schütten, aber ich will es für heute genug sein lassen. Ich denke dabei nur an die Zu- [] stände in unseren Braunen Häusern. Die SPD-Presse ist darüber ganz genau informiert, [] und was sie schreibt ist auch richtig, aber von uns aus wird es immer wieder so hingestellt, [] als wenn bei uns alles in Butter wäre. Er wäre viel richtiger, man würde dafür sorgen, [] daß in den Braunen Häuser andere Zustände einziehen würden, als das [!] die Öffentlichkeit [] noch angelogen wird. Aber bei uns ist es jetzt schon so: "Wie der Herre, so ist auch's [] Gescherre". Und ich muß dir offen sagen, diesen Laden mache ich nicht mehr mit. Jetzt, wo [] so viele unsere Reihen verlassen, habe ich keine Ursache mehr, dabei zu bleiben. [] Wenn ich auch heute noch die Reichsbannerwaffenschiebung verurteile, so habe ich doch Achtung [] vor den bisher auch von mir verachteten Bonzen. Weil ich das für den richtigen Zustand [] halte, daß der Führer auch bereit ist für die Massen mit zu leiden, und da es beim Reichs- [] banner und bei der S.P.D. so ist, so werde ich jetzt bei der Wahl auch die Sozialdemokratische [] Partei, die Liste 2 wählen. Ich glaube so richtig zu handeln und würde dir empfehlen, es [] auch so zu machen. [] Wenn ich nun nicht meinen Namen unter diesen Brief setze, so denke nicht, daß das aus [] Feigheit geschieht. Du weißt doch, wie das bei uns ist, wenn sie merken, daß man sich über [] was beschwert, dann wird man gleich niedergeknüttelt und sogar mit Todesstrafe bedroht. [] Es war mir mal ein Bedürfnis, dir mein Herz auszuschütten, weil wir in Reih [] und Glied gestanden haben und ich nicht will, daß wir jetzt getrennte Wege gehen. [] Also, mach es so wie ich, und ich glaube wir handeln in unserem Interesse, indem [] wir die Liste 2 wählen. [] Es grüßt dich [] dein Freund
Published:06.11.1932