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Wandsbeker Nachrichten [] November 1953 [] Die sozialdemokratischen Kandidaten zur Bürgerschaftswahl [] Der Stadtteil Wandsbek bildet zur Bürgerschaftswahl mit den benachbarten Ortsteilen Bramfeld-Süd, Steilshop, Eilbek, Jenfeld und Tonndorf 4 Wahlkreise; und zwar die Kreise 56, 59, 60 und 61. [] In dem Wahlkreis 56, Nord-Wandsbek, Steilshop und Bramfeld-Süd, der seit 1946 von Emmy Schaumann vertreten wurde, kandidiert zur Bürgerschaftswahl 1953 Karl Riecken. [] Karl Riecken ist 42 Jahre alt und hat sich vom Klempnergesellen zum, Angestellten emporgearbeitet. Riecken kommt aus der sozialistischen Jugendbewegung und ist 25 Jahre Mitglied der Sozialdemokratischen Partei. In Karl Riecken vereinigen sich jugendlicher Tatendrang mit poilitischem Scharfblick. Wir glauben daher, daß er seinen Wahlkreis zur Zufriedenheit aller Wähler in der neuen Bürgerschaft vertreten wird; für alle Nöte und Sorgen wird er stets ein offenes Ohr haben. [] In den Ortsteilen Tonndorf, Jenfeld und einem Teil des östlichen Stadtgebietes Wandsbeks, dem Wahlkreis 59, ist wieder der bisherige Abgeordnete dieses Kreises, Friedrich Mellmann, von der Sozialdemokratischen Partei aufgestellt worden. [] Friedrich Mellmann, gelernter Schlosser, ist heute Geschäftsführer der Gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaft Hamburg-Wandsbek von 1897. Mellmann ist ein erfahrener und besonnener Politiker; er war in der alten Bürgerschaft Mitglied der Polizei-Deputation und gehörte u. a. mehreren Ausschüssen an. Er ist Fachmann auf dem Gebiet des Wohnungsbaues. Wandsbek verdankt seiner Tatkraft die Errichtung vieler schöner und moderner Wohnhäuser; auch in Zukunft wird Mellmann bemüht sein, Wohnungen zu erschwinglichen Preisen zu errichten. [] Im Wahlkreis 60, dem eigentlichen Stadtkern Wandsbeks, kandidiert für die SPD der Bürgerschaftsabgeordnete Heinrich Wichelmann. [] Viele Wandsbeker werden den Redakteur Heinrich Wichelmann als erfahrenen Kommunalpolitiker und langjähriges Bürgerschaftsmitglied kennen. Er ist ein alter Wandsbeker und war bis 1933 Stadtverordneter. Seit 1946 vertritt er seinen Wahlkreis in der Bürgerschaft und war Mitglied des Hauptausschusses, ein besonderer Kenner in Finanzfragen. Nebenbei widmet er sich insbesondere dem sozialen Wohnungsbau; Heinrich Wichelmann hat auch großes Interesse und Verständnis für die Wandsbeker Schulprobleme gezeigt. [] Im letzten Wahlkreis des Stadtgebietes, Marienthal mit Eilbek, dem Kreis 61, hat die SPD Walter Beyn aufgestellt. [] Walter Beyn ist technischer Leiter der Baugesellschaft "Neue Heimat" und hat als solcher regen Anteil an Hamburgs Wiederaufbau gehabt. Auch ihm liegt die Schaffung recht vielen Wohnraumes zu angemessenen Preisen besonders am Herzen. Walter Beyn wird wie bisher auch in Zukunft dafür sorgen, daß die Wohnungsnot in Hamburg recht schnell überwunden wird. [] Alle diese Männer werden auch in der neuen Bürgerschaft nach dem Wahlspruch handeln: [] Alles für Hamburg! [] Darum geben Sie am 1. November Ihre Stimme den Kandidaten der Sozialdemokratischen Partei und damit dem Hamburger Bürgemeister [!] [Bürgermeister] [] MAX BRAUER [] "Einen besseren Bürgermeister kriegt Ihr nicht wieder!" [] Veranstaltungen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands [] Distriktsmitteilungen [] Funktionärversammlung: Montag, 2. November 1953, um 20 Uhr, in der Gaststätte Amandus Meier, Friedrich-Ebert-Damm 46 [] Mitgliederversammlung: Dienstag, 17. November 1953, um 20 Uhr, in der Aula der Matthias-Claudius-Schule, Witthöfftstraße [] Rat und Hilfe im Lastenausgleich: jeden Dienstag von 10-16 und Donnerstag 18.30-19.30 Uhr im Parteibüro, Friedrich-Ebert-Damm 28 (Torweg rechts) [] Bezirksabende [] Bezirk 1 Vereinshaus "Schreberfreunde" [] " 2 Vereinshaus "Helbingshof" [] " 3 Vereinshaus "Laubengartenverein" [] " 4 Vereinshaus "Grüner Weg" [] " 5 Gasthaus "Sammann", Endstation Linie 3 [] " 6 Gasthaus "Prieß", Walddörferstraße [] " 7 Gasthaus "Boldt", Friedr.-Ebert-Damm, Ref.: Otto Fedder [] " 8 Gasthaus "Schneider" Walddörferstraße [] " 9 Gasthaus "Leibold", Gustav-Adolf-Straße, Ref.: Helmut Weit [] " 10 Gasthaus "L. Brandt", Morewoodstraße [] " 11 "Marienthaler Klause" [] " 12 Gasthaus "Lackemann", Hinterm Stern [] Der Bezirk 9 tagt am Mittwoch, dem 4. November, alle anderen Bezirke tagen am Dienstag, dem 3. November 1953, um 20 Uhr. [] Wir gratulieren herzlich: [] Genosse Karl Stowe zum 84. Geburtstag am 8. Nov. 1953, er ist seit 1912 Mitglied der SPD. [] Redaktionsschluß für die Dezember-Nummer am 18. November 1953 [] Schulen in Gefahr! [] Hamburg hat seit jeher eine Schule, in der die Kinder aller Konfessionen und Weltanschauungen gemeinsam unterrichtet werden. Es hat nie einen konfessionellen Streit in der Schule gegeben, und mancher mag annehmen, daß das so bleiben wird. Aber die jüngsten Vorgänge in Baden-Württemberg müssen auch in Hamburg aufhorchen lassen. [] Auch Baden hat seit 80 Jahren eine Gemeinschaftsschule, aber seit etwa einem Jahr betreibt die CDU im Auftrage der katholischen Kirche im Südwesten die Errichtung konfessioneller Schulen. Der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Dr. Maier (FDP), setzte sich mit Unterstützung der Sozialdemokraten energisch zur Wehr. [] Die nach Konfessionen getrennten Schulen tragen den unseligen Konfessionsstreit bereits in die Seele des Kindes. Wenn schon die Kinder getrennt werden nach ihren Konfessionen, so bleibt es nicht aus, daß die der einen Konfession auf die der anderen herabsehen, sie verachten und als "Ungläubige" betrachten. Anstatt das Gemeinsame zu pflegen und die Kinder zur Duldung vor den Andersgläubigen zu erziehen, werden sie zu gegenseitiger Abneigung angehalten. [] Nun könnte man einwenden, die Regelung der Schulfrage ist Sache des Landes Württemberg-Baden, und was dort entschieden wird, braucht Hamburg nicht zu berühren. Das wäre richtig, wenn nicht die CDU von Bonn aus in den Schulstreit eingegriffen hätte und nicht eine Regelung im Sinne des von Hitler mit dem Papst abgeschlossenen Konkordats forderte. [] Obwohl sich in diesem jüngsten Land der Bundesrepublik bei einer Meinungsbefragung 80 % der Bevölkerung für gemeinsame Erziehung katholischer und evangelischer Kinder entschieden hatten, forderte die CDU von Bonn aus, daß das von Hitler mit dem Vatikan geschlossene Konkordat unverzüglich durchgeführt würde. [] Zunächst verlangte der Bundestagspräsident, der evangelische Oberkirchenrat Dr. Hermann Ehlers (CDU), daß Baden-Württemberg die Konfessionsschule einführe. Diese Hilfestellung eines führenden Vertreters der evangelischen Kirche in der CDU wirft ein bezeichnendes Licht auf die kulturpolitischen Absichten der CDU. Der Ministerpräsident Dr. Maier (FDP) wies diese Forderung in einem Schreiben an Herrn Dr. Ehlers auf das Entschiedenste zurück und stellte mit Bedauern fest: "... daß auch Sie (Dr. Ehlers) ein Opfer der Vernebelung der in unserem Lande zur Zeit umstrittenen schulpolitischen Fragen geworden sind." [] Nach den Wahlen für den Bundestag schaltete sich nun der Bundeskanzler Dr. Adenauer ein und erklärte in einem Schreiben an Dr. Maier, daß das von Hitler abgeschlossene Konkordat für alle Länder des Bundesgebietes zu gelten habe und auch später geltendes Recht im wiedervereinigten Deutschland sein solle. [] Auch diesem Angriff ist Dr. Maier nicht bereit sich zu beugen. Der Widerstand war vergeblich. Der Demokrat Dr. Maier mußte gehen. An der Spitze steht nunmehr ein CDU-Ministerpräsident. [] Es sind nun bedenkliche Anzeichen vorhanden, daß auch in Hamburg seitens der CDU die seit Jahrzehnten bewährte Gemeinschaftsschule bedroht wird. [] Der Schulreferent des Zentralausschusses der Hamburger Bürgervereine erklärt in diesen Tagen in der Presse, die sechsjährige Grundschule sei in den Ländern tragbar, die die konfessionelle Schule einführen. [] Unter den Hamburger CDU-Abgeordneten befindet sich auch ein Schulmann, der die Interessen der Hamburger Schule im Bundestag vertreten soll. Dieser Schulmann ist ein strenggläubiger Katholik aus Bayern. Es soll nichts gegen die Person dieses Abgeordneten, nichts gegen seine ehrliche Überzeugung gesagt werden. [] Aber es muß gefragt werden: Ist es unbedingt nötig, daß die Hamburger Schule im Bundestag ausgerechnet durch einen strenggläubigen Katholiken vertreten wird? Welche Absichten verfolgt die CDU dabei? Hat sich die Gleichschaltung durch die Bonner CDU-Führung bereits so weit ausgewirkt, daß die CDU einen Katholiken zum Sprecher der Hamburger Schulfragen machen muß? [] Früher gab es in Hamburg einmal, es war vor 1933, eine Demokratische Partei, die unerschrocken und tapfer die liberale Gesinnung der Hamburger Bürger verteidigte. Sie waren keine Sozialdemokraten, aber sie wußten, daß im Kampf um eine freie Schule die Sozialdemokraten ihre natürlichen Bundesgenossen waren, und gemeinsam wehrten sie jeden Versuch ab, die Schule zu konfessionalisieren und nach Konfessionen aufzuspalten. [] Heute hat sich die FDP in Hamburg bedingungslos dem klerikalen Kurs der CDU verschrieben. [] In Hamburg führt heute allein die SPD den Kampf gegen die Konfessionalisierung der Schule. Die SPD ist heute die einzige Partei in Hamburg, die gewillt ist, die bewährte Hamburger Schule gegen klerikale Tendenzen aus Bonn zu verteidigen, sie will auch nicht, daß die Macht des Kardinals Frings bis nach Hamburg reicht. [] Die FDP hat es dahin gebracht, daß dem liberalen Bürger in Hamburg keine andere Wahl bleibt, als am 1. November der SPD seine Stimme zu geben, denn der "Hamburg-Block" ist der Untergang und die Sterbestunde des Hamburger Liberalismus. [] Darum mit der SPD "Für geistige, kulturelle und religiöse Freiheit." [] CDU und FDP fordern die sechsjährige Grundschule [] In Berlin und Bremen haben sich die CDU und die FDP für die sechsjährige Grundschule eingesetzt, die ihr Hamburger Freund, der FDP-Bürgerschaftsabgeordnete Engelhard, aus purer Oppositionslust als ein "Unglück" bezeichnet. [] Der bekannte Abgeordnete Lemmer hatte bei der Beratung des Berliner Gesetzes über die sechsstufige Grundschule die Meinung der CDU-Fraktion in folgender Weise umrissen: [] "... Ich sage noch einmal: Wir stimmen auch in der Schlußabstimmung für das Gesetz ... Dieses Gesetz stimmt im übrigen mit den Schulverhältnissen in sozialdemokratisch geführten Ländern der Bundesrepublik, in Hamburg und Bremen, überein. Und gerade dieses sind Städte, an die der sozialdemokratische Schulpolitiker berechtigterweise mit Stolz denkt. Wir wissen, welche kulturellen Leistungen dort vollbracht sind. Deshalb kann ein Schulgesetz, wie wir es vertreten, das dem von Hamburg und Bremen entspricht, nicht so schlecht sein, wie es hier gesagt worden ist. Ich denke darum: In der Praxis wird dieses Schulgesetz schließlich so befriedigend sein, daß wir eine moderne Schule haben, eine Schule, die den Bedürfnissen unserer Zeit gewachsen ist." [] Wenn so ein führender CDU-Mann nicht nur für seine Person, sondern als offizieller Fraktionsredner, die sechsstufige Grundschule beurteilt, wenn er unterstreicht, daß sozialdemokratische Schulpolitiker "mit berechtigtem Stolz" auf die Leistungen Hamburgs und Bremens verweisen, dann kann es sich doch wohl nicht um so ein "Unglück" handeln, als das es die Hamburger Kritiker jetzt aus wahlpropagandistischen Gründen ausgeben möchten. [] Über die Hamburger Schulreform äußerte sich auch die CDU-Abgeordnete Frau Dr. Maxsein sehr positiv und sagte: Was ist wesentlich an dieser Reform? Sie schafft Schultypen entsprechend der Differenziertheit der Begabungen junger Menschen. Sie schafft klare Bildungszüge, die genau den Begabungstypen entsprechen." [] Nicht die Sache und nicht das Wesen der Dinge ist es, um die sich die Wortführer der Opposition in Hamburg in erster Linie sorgen, auch am wirklichen Wert der Reform ist ihnen weniger gelegen: Das entscheidende für sie ist das "Zurückdrehen"! [] Reaktion auf allen Gebieten, das ist die Tendenz des sogenannten "Hamburg-Blockes". [] Hamburg wählt Max Brauer Liste 1 [] Wir bevorzugen bei Einkäufen unsere Inserenten! [] Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: SPD-Distrikts-Vorstand, Hamburg-Wandsbek, Friedrich-Ebert-Damm 28, Ruf 28 63 26 - Druck: Hermann Flotow, Hamburg - Tonndorf [] Auflage 10000
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