Brauchen wir Parteien? [Serie]

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Flugblatt zerrissen Brauchen wir Parteien? [] Brauchen wir Parteien? [] In unserer mit Zusammenbrüchen so überreich belasteten Zeit hat die Jugend die schwerste Niederlage erlitten. An ihr, der Generation der 18-30jährigen, wurde ein raffini...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Parteivorstand, Hannoversche Presse, Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H., Hannover
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 1945 - 1947
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/2A469B1E-7AC9-473B-8C71-C80D4AA4F425
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Flugblatt zerrissen Brauchen wir Parteien? [] Brauchen wir Parteien? [] In unserer mit Zusammenbrüchen so überreich belasteten Zeit hat die Jugend die schwerste Niederlage erlitten. An ihr, der Generation der 18-30jährigen, wurde ein raffiniertes Erziehungsexperiment durchgeführt. Und dieses Experiment ist, mit wenigen Ausnahmen, nur zu gut gelungen. Die Jugend hat sich an tönenden Phrasen begeistert und hat geglaubt; sie hat jedem Befehl gehorcht und jeder eigenen Willensäußerung entsagt. Schließlich hat sie im furchtbarsten aller Völkermorde und im Bombenhagel der Städte Gesundheit und Leben eingesetzt im Glauben, dem Volke zu dienen. Mit Grausen hat sie dann in den Abgrund geblickt, der sich vor ihren Füßen auftat; sie hat von wahnwitzigem Wollen und ungeheuerlichsten Verbrechen gehört - und all das Furchtbare geschah im Namen einer "Partei". Schaudernd wandten sich die jungen Menschen ab. [] Ist es da zu verwundern, wenn viele heute von Parteien nichts mehr wissen wollen? Sie sind maßlos enttäuscht und hoffnungslos - viele der jungen Männer kriegsbeschädigt, viele der Mädchen ohne Aussicht, eine Familie gründen zu können. So fühlen sie sich als verlorene Generation und sind doch in Wirklichkeit Hoffnung und Zukunft unseres Volkes. Es soll auf wahrhaft demokratischer Grundlage neu erstehen, jedem Staatsbürger die Entfaltung seiner Fähigkeiten gestatten, soziale Gegensätze ausgleichen und die Freiheit der Person sichern. Die Staatsgewalt soll vom Volke ausgehen, das seinen Willen in den Parlamenten des Reiches, der Länder und Gemeinden zum Ausdruck bringt. Diese werden auf Grund des allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Wahlrechts gebildet. Dabei müssen jedoch die verschiedenen Ansichten über den Weg zur Geltung kommen können, den der Staat zur Verwirklichung seiner Aufgaben beschreiten soll. Das geschieht mit Hilfe der Parteien. [] Im demokratischen Staat sind Parteien freiwillige Vereinigungen einer größeren Anzahl gleichgesinnter Menschen zur Verfolgung wirtschaftlicher und politischer Ziele auf parlamentarischem Wege. Sie schlagen Männer und Frauen ihres Vertrauens als Abgeordnete für die Parlamente vor und setzen sich für deren Wahl ein. [] Darüber hinaus haben sie aber auch noch wichtige außerparlamentarische Aufgaben zu lösen. So sind sie als Beauftragte des Volkes vielerlei amtlichen Dienststellen und Ausschüssen mitarbeitend, beratend oder kontrollierend zugeordnet. Auch als Vertreter gegenüber den Besatzungsmächten sind sie heute unerläßlich. [] Dabei hat aber keine der Parteien auch nur das geringste Recht auf ihre Mitglieder oder andere Menschen irgendwelchen Zwang auszuüben. Sie sind lediglich Hilfsmittel, Werkzeuge, die der demokratische Staat braucht, um seine Aufgaben durchführen zu können. Als solche sind sie aber so unentbehrlich, daß, wer die Parteien ablehnt, den demokratischen Staat überhaupt verneint und damit die Diktatur zurückruft. Das will die Jugend nicht, und deshalb kann es für sie nur eine Antwort auf die Frage geben: Brauchen wir Parteien? - Ja: [] Wir brauchen Parteien! [] Die Partei der Jugend ist die SPD [] denn sie will Neues, Junges an die Stelle des Alten, Versagenden setzen! [] Die SPD will, daß künftig im Wirtschaftsgeschehen wohldurchdachte, der Allgemeinheit nützliche Planmäßigkeit an die Stelle der überlieferten, nur vom privaten Gewinnstreben geleiteten Willkür tritt. [] Die SPD will der Jugend Gelegenheit geben, in dieser neugeordneten Wirtschaft ihre geistigen und kulturellen Fähigkeiten ungehindert und voll zu entfalten. [] Die SPD erstrebt deshalb die Einheitsschule mit gleichen Bildungsmöglichkeiten für alle Schüler nach Maßgabe ihrer Begabung. [] Die SPD war, ist und bleibt die unermüdliche Vorkämpferin für die Rechte der Jugend. [] Die SPD tritt ein für Völkerverständigung und Völkerfrieden, damit nicht wieder von neuem die Jugend in blutigen Kriegen hingemordet wird! [] Die SPD braucht in ihrem Kampf um eine bessere, gesicherte Zukunft die Hilfe der Jungen und Starken. [] Darum: steh' zur SPD [] Herausgeber: Vorstand der SPD - Druck: Hannoversche Presse, Druck- und Verlagsgesellschaft m. b. H., Hannover
Published:1945 - 1947