Eine furchtbare Hungersnot ist über "Bizonesien", dem Lande der Versprechungen hereingebrochen!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Zusammenbruch der Ernährungswirtschaft! [] Seit Wochen kein Fett! [] Nächsten Monat weitere Kürzung unserer Hungerration! [] Einschränkung der Zulagekartenausgabe! [] Eine furchtbare Hungersnot ist über "Bizonesien", dem Lande der...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), Bezirksvorstand, Baumgarte, Kurt, Verlagsgesellschaft Land u. Garten, A. Madsack & Co., Hannover
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 01.1948
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/B8A980CC-AEEA-46B2-B625-15A428C6E944
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Zusammenbruch der Ernährungswirtschaft! [] Seit Wochen kein Fett! [] Nächsten Monat weitere Kürzung unserer Hungerration! [] Einschränkung der Zulagekartenausgabe! [] Eine furchtbare Hungersnot ist über "Bizonesien", dem Lande der Versprechungen hereingebrochen! [] Die KPD hat seit zwei Jahren Vorschläge gemacht, die Versorgungslage zu bessern. Das "Notprogramm der KPD zur Sicherung der Ernährung" wurde sabotiert. [] In diesen ernsten Stunden, wo das Volk erneut die Frage erhebt: "Was weiter?", ist es unsere nationale Pflicht, auf das Verhalten gewissenloser Parteiführer wie Dr. Adenauer (CDU) und Dr. Schumacher (SPD) hinzuweisen. [] Seit 1945 haben sie mit einer falschen Politik stets nur Hoffnungen auf einen Ausweg geweckt, und eine gesunde Neuordnung verhindert. [] Die Beschlüsse der Ernährungsminister in Düsseldorf, des Zweizonen-Wirtschaftsrates in Frankfurt und des Ministerkabinetts in Niedersachsen sind in der Kette dieser Illusionsmacherei nur ein neues Glied. Sie sind Schandtaten an den Volksinteressen. Die ganze Nothilfegesetzgebung hat nur den Zweck: Schlange-Schöningen und sein System zu decken, aufrechtzuerhalten und der Bevölkerung neue Hungerlasten aufzuerlegen. Wer gab den Ministerpräsidenten das Recht, den Verzicht auf die Fettrationen auszusprechen? Niemand! [] Man kann nicht den Hunger in den Notstandsgebieten des Rhein- und Ruhrgebietes lindern, indem man die Bevölkerung anderer Gebiete zum Verhungern zwingt. Das ist ein Verbrechen am Volk, weil man so an der wahren Lösung der Dinge vorbeigeht. Es gibt nur eine Besserung der Lage, wenn in jeder Stadt und in jedem Dorfe das Volk die Kontrolle selbst ausübt. [] Die KPD ist gegen das Speisekammergesetz. Die Fragebogenaktion ist der größte Unsinn, den die Träger des Systems Schlange-Schöningen ausgeheckt haben und zugleich gefährlich. Es ist nur bedauerlich, daß die SPD dieses Gesetz zum Vorschlag gebracht hat. Die KPD fordert seit Jahren die Volkskontrollen, aber nur bei jenen, die ihren Ablieferungspflichten nicht nachgekommen und vor allen Dingen auf den großen Gütern, wo die Saboteure sitzen. [] Wir fragen: Ist bei der gegenwärtigen Besetzung der Ernährungsverwaltungen eine Gewähr gegeben für eine radikale Neuordnung der ganzen Ernährungspolitik? - Nein! [] Welcher vernünftige Mensch wird in einem Topf ohne Boden kochen lassen? [] Mit Recht betonten die Betriebsräte in einer Entschließung am 10. 1. 48 in Hannover: "Wir haben kein Vertrauen zu den zentralen Instanzen des Frankfurter Wirtschaftsrates". [] Was sind die Ursachen des gegenwärtigen Ernährungschaos? [] Die von CDU und SPD befürwortete bizonale Ernährungspolitik Schlange-Schöningens und die Sabotage der demokratischen Bodenreform. [] Darum ist es heute auch falsch, nur allgemeine Proteste gegen die Nichtbelieferung der Lebensmittelkarten zu erheben, ohne gleichzeitig klare Forderungen zu stellen, die des Uebels Wurzel treffen. Wann lohnen sich Massenaktionen durch Arbeitsniederlegungen? Wenn ein richtiges Ziel gesetzt ist. [] Die Aktionsforderungen der Werktätigen können heute nur heißen: [] Weg mit Schlange-Schöningen, dem Feind der demokratischen Bodenreform und seinem System der "totalen Erfassung". Es brachte nur den totalen Hunger. [] Aufhebung der Notgesetzgebung von Frankfurt und in den Ländern. [] Aufstellung eines "Notprogramms zur Sicherung der Ernährung durich [!] [durch] gemeinsame Beratung aller demokratischen Parteien und der Gewerkschaften. [!] [] Demokratische Volkskontrollorgane aus Verbrauchern und Produzenten unter Führung der Gewerkschaften auch bei allen Verwaltungen, zur Kontrolle von Anbauplanung und Erfassung, sowie zum wirksamen Kampf gegen Sabotage, Schwarzhandel und Kompensationsschieberei! [] Demokratische Neuordnung der Ernährungspolitik, durch neue Ernährungsverwaltungen aus Fachkräften demokratischer Parteien und Gewerkschaften in allen Instanzen. [] Aufhebung aller Frankfurter Beschlüsse und Beseitigung der Zweizonen-Wirtschaftsverwaltung bis zum Uebergang zu Zentralverwaltungen für ganz Deutschland unter einer Zentralregierung, Schaffung einer Ernährungsverwaltung für die britische Zone aus Vertretern aller demokratischen Parteien und der Gewerkschaften. [] Als Ueberbrückungssofortmaßnahme Abschluß eines Abkommens mit Dänemark, Holland, Norwegen und anderen Ländern, die sich angeboten haben, zwecks Austausch einiger 100000 Tonnen Kohle gegen Fett usw. [] Werktätige Männer und Frauen! Auf den Belegschaftversammlungen [!] [Belegschaftsversammlungen] müssen im Augenblick eurer Kampfbeschlüsse diese Forderungen erhoben werden, damit eure Aktionskraft nicht ins Leere verpufft. [] Beschließt zugleich Maßnahmen, um durch positives Mitwirken an der Kontrolle in Verwaltung und Wirtschaft das gegenwärtige Chaos zu überwinden. Beschließt in jedem Betrieb konkrete Kampfprogramme, die zugleich mit euren Forderungen und Lohnerhöhung die in den Betriebsvereinbarungen niedergelegten Rechte garantieren. [] Wählt überall Kontrollausschüsse, die sofort in Tätigkeit treten! Keine Verwaltung, keine Produktionsstätte, wo nicht gewerkschaftliche und demokratische Kontrollorgane sofort im Interesse der Werktätigen nach dem Rechten sehen. [] Der Hunger kann nur gebannt werden, durch eine allgemeine Volksoffensive für eine wirkliche Demokratisierung der Verwaltung und der Wirtschaft. [] KPD Bezirksvorstand [] Hannover [] Herausgeber: KPD, Bezirksvorstand, Hannover, Rosenstr. 7. Verantwortlich für den Inhalt: Kurt Baumgarte, Rosenstr. 7. Druck: Verlagsgesellschaft Land u. Garten, A. Madsack & Co., CDH 37, Hannover, 93/30000, 1.48, Kl. C.
Published:01.1948