Hänsel und Gretel

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Hänsel und Gretel [] [] Hänsel und Gretel gingen einsam und allein durch den finsteren, düsteren Wald. Sie wunderten sich gar sehr, weil überall farbige, bunte Plakate hingen mit vielerlei Aufschriften. Was es da nicht alles zu lesen gab. Di...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 1951
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/DBE373F1-A270-4C17-B662-0FAA171B526D
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Hänsel und Gretel [] [] Hänsel und Gretel gingen einsam und allein durch den finsteren, düsteren Wald. Sie wunderten sich gar sehr, weil überall farbige, bunte Plakate hingen mit vielerlei Aufschriften. Was es da nicht alles zu lesen gab. Die meisten Plakate forderten dazu auf: Nur immer feste JA zu sagen ... Dieser Satz kam den beiden irgendwie bekannt vor, sie hatten ihn doch schon mal gehört... Aber, als sie noch beim Raten waren, wer wohl all die schönen Plakate da hingehängt habe, trafen sie einen uralten braven Esel. Der meinte bieder zu ihnen: Oh, sie würden schon noch merken, was es mit all dem bunten Zeug an den Bäumen im Walde auf sich habe ... Er sei zwar nur ein alter Esel, aber trotzdem kein sooo dummer Esel, als daß er auf diese Windbeuteleien hereinfallen würde. Auf keinen Fall, so sagte er, dürften sie von den schönen, roten Fliegenpilzen naschen, die überall wuchsen. Auch sei es ratsam, auf all das Getier zu achten, das da im Moos versteckt oder unter den Büschen herumkrabbele. Und wirklich sahen Hänsel und Gretel allerhand Viehzeug, das wieselflink durch das dichte Unterholz kuschte. Da waren satte, gefräßige Wühlmäuse, die anderen wieder einen neuen Buchstaben auf das Fell malten. Sie taten einander nichts und wühlten in vergnüglicher Eintracht unter den Sträuchern herum. Hänsel und Gretel gingen immer tiefer in diesen arg verzauberten Wald hinein. Plötzlich standen sie auf einer Lichtung vor einem Häuschen, das von oben bis unten ganz mit Zuckerwerk und Pfefferkuchen bedeckt war. "Oh", rief eine freundliche Stimme aus dem Fenster, "es schmecke gar prächtig!" Aber Gretel dachte an die Worte des alten freundlichen Esels, sie wollte Hänsel, der sich nur einmal die Pfefferkuchen aus der Nähe besehen wollte, zurückhalten. Aber, da war es schon geschehen - schwupp, schon faßte ihn eine rauhe Hand beim Kragen, und er wurde unsanft in den dunklen Gänsestall gestoßen. Hänsel weinte gar bitterlich, aber es war schon zu spät. So wurde seine Neugier grausam bestraft. Als er sich an die Dunkelheit im Stall gewöhnt hatte, sah er, daß da noch viele, viele Kinder mit eingesperrt waren. Sie hatten den Mund fest zugebunden und nur dann und wann kam jemand, der ihnen das Tuch abnahm und ihnen befahl, im Sprechchor "Frieden und Einheit" zu rufen. In einer Ecke traf Hänsel auch seinen lieben Bruder Michel wieder, den er lange nicht gesehen hatte. Wie sah der betrübt und bekümmert aus. Dann kam ein dicker Kerl herein und Michel mußte laut brüllen, daß er gegen die Wiederbewaffnung sei, bis ihm der Hals ganz weh tat. Der Dicke gab ihm darauf ein Gewehr und Michel mußte exerzieren, bis er fast umfiel. Der Kerl erläuterte, es sei das beste, mit dem Schwert für den Frieden zu kämpfen ...! Auch das hatte Hänsel doch schon irgendwo mal gehört. Michel klagte ihm sein Leid, daß er es nur noch mit zusammengebissenen Zähnen aushalten könne. Am schlimmsten seien aber die dran, die diese Zuchthausknechtschaft nicht mehr ertragen könnten und dann wegen Sabotage in den sibirischen Eiskeller, ganz hinten am Waldesrand, geschafft werden. Mit der Volksbefragung habe der ganze Schwindel angefangen. Hänsel konnte sich davon überzeugen, als er durch ein Loch in der Wand ihres Gänsestall-Kerkers schaute. Während vorn mit viel Tamtam den Leuten Sand in die Augen gestreut wurde, sich für den Frieden zu bekennen, da schufteten hinter den dichten Büschen die Menschen und mußten unter den Knutenhieben der Aufseher eine Kanone nach der anderen bauen. "Und Kanonen baut man doch nicht zu friedlichen Zwecken", sagte Michel zu Hänsel. Daran könne er erkennen, welcher Riesenschwindel hier mit der Friedenspropaganda betrieben werde. Gretel war aber inzwischen auch nicht müßig geblieben. Flink hatte sie der bösen Alten in dem Knusperhäuschen, als sie schlief, den Schlüssel unter dem Kopfkissen weggezogen und schon war Hänsel in Freiheit. Oh, wie rannten sie beide, um aus diesem verhexten Wald herauszukommen. Hänsel und Gretel klärten alle Menschen auf, in wie vielerlei Tarnungen diese Rattenfänger überall auftreten, um die Leute für ihre finsteren, despotischen Zwecke zu mißbrauchen. Keiner, der die Freiheit liebt, soll darum jemals von diesem sowjetischen Zuckerwerk naschen. Schon manche taten es unwissend und büßen heute noch unter der Fuchtel der Moskauer Tyrannen. [] Darum die Warnung: [] Hände weg vom kommunistischen Volksbefragungs-Betrug! [] Hebt den Vorhang von den von Moskau gesteuerten Machenschaften der SEP und KP! [] Das beste Bollwerk gegen diesen Volksbetrug ist der Kampf in den Reihen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands! [] SPD
Published:1951