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Deine Kandidatin [] Leni Borrek [] Im Wahlbezirk 22ählt jeder SPD [] Lieber Wähler, liebe Wählerin! [] Durch die Presse sind Sie wohl davon unterrichtet, daß am 9. November in Nordrhein-Westfalen Gemeinderatswahlen sind. Auch in Dortmund wird an diesem Tage das Stadtparlament neu gewählt. Das legt jedem Staatsbürger und jeder Staatsbürgerin eine hohe Verantwortung auf. Ich glaube, Sie sind mit mir einig, daß der Staatsbürger nicht nur Rechte beanspruchen darf, sondern daß er dem Staat gegenüber auch Pflichten hat. Erst der rechte Einklang zwischen staatsbürgerlichen Rechten und Pflichten macht das Leben in unseren heutigen modernen Staaten erträglich. Wahlrecht ist Wahlpflicht, und Sie sollten sich durch nichts abhalten lassen, am Wahltag von Ihrem wichtigsten Staatsbürgerrecht Gebrauch zu machen und mitzubestimmen, wer in den nächsten vier Jahren im Dortmunder Rathaus den maßgebenden Einfluß haben soll, d. h. wer über das Wohl und Wehe der Dortmunder Bürgerschaft wachen und den Wiederaufbau unserer Stadt Dortmund weiterführen soll. Sie müssen natürlich wissen, wen Sie wählen wollen. Ich stelle mich Ihnen als Kandidatin der SPD für den 22. Wahlbezirk vor. Das Vertrauen meiner Parteifreunde hat mich dazu berufen. Nun werbe ich auch um Ihr Vertrauen. [] Ich bin am 27. Mai 1910 am Crengeldanz in Lütgendortmund als 6. Kind in einem Arbeiterhaushalt geboren und habe schon in frühester Kinderzeit mit den Sorgen des Lebens in einer vielköpfigen Familie Bekanntschaft machen können. Neben Krieg und Inflation brachte Arbeitslosigkeit uns immer wieder in schwere Bedrückung und zeichnete meinen Lebensweg. Nach Beendigung meiner Schulzeit wäre ich gern Schneiderin geworden, aber es gab keine Lehrstelle für mich, und mein Wunsch ging nicht in Erfüllung. So bin ich denn in einen Haushalt gegangen. Durch Nachbarkinder kam ich mit 18 Jahren zur sozialistischen Arbeiterjugend und wurde bereits ein Jahr später Leiterin dieser Gruppe. Gleichzeitig trat ich dem Arbeiterturnverein und dem Arbeitersamariterbund bei. In beiden Organisationen habe ich mich als Sportreferentin für Frauen sowie als Haus- und Krankenpflegerin bis 1933 betätigt. Der Nazismus machte 1933 dieser Arbeit ein Ende. Aber 1945 war ich wieder dabei und griff zu, wo ich nur Arbeit finden konnte. 1946 wurde ich zur Vorsitzenden der Arbeiterwohlfahrt in Lütgendortmund gewählt, und im Herbst 1946 trat ich zum erstenmal als Kandidatin für die Stadtvertreterwahlen auf, ebenso im Jahre 1948, und nun bin ich zum dritten Male dabei. 1946 und 1948 haben die Wähler meines Wählkreises mir ihr Vertrauen geschenkt. Ich habe die Hoffnung, daß es diesmal nicht anders sein wird. [] Als Ratsvertreterin habe ich viel Not und Elend kennengelernt und viel zu ihrer Linderung tun können. Manches ist auch in meinem Wahlbezirk durch meine Mithilfe geschaffen worden, so das Altersheim, die Liegehalle, das Bezirksjugendheim, der Volkspark und anderes. Vieles aber bleibt noch zu tun. Der Verkehr in den Straßen nimmt auch bei uns immer mehr zu und stellt uns für die Zukunft vor große Aufgaben. Es gilt vor allen Dingen, Kinderspielplätze für die Kleinen, Turnhallen und, Sportplätze für Schulkinder und Jugendliche zu schaffen. Immer werde ich auch in Zukunft meine ganze Kraft zum Wohle der Bürgerschaft des Dortmunder Westens, darüber hinaus aber auch der gesamten Stadt Dortmund einsetzen. Ich darf Sie, liebe Wähler und Wählerinnen, wohl darum bitten, mir auch diesmal als der Kandidatin der SPD wieder Ihre Stimme zu geben. [] Leni Borrek [] Dortmund-Lütgendortmund, Flaspoete 39 [] Dortmund, den 30. Oktober 1952 [] Druck: Westfalendruck
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