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Saarbrücken, den 7., Mai 1956 [] Liebe Wähler und Parteifreunde! Zum dritten Male innerhalb einer kurzen Zeit habt Ihr Gelegenheit, in Wahlen Eure politische Meinung zu bekunden. Wenn ich mich heute nochmals mit diesem persönlichen Schreiben an Euch und alle Jasager wende, dann deshalb, weil auch bei dieser dritten Wahl die CVP entscheidend mitzureden hat. Ich spreche hier nicht nur als Parteipolitiker. Ich spreche zu Euch als der Mann, der 10 Jahre lang für alle Saarländer nicht nur das Beste gewollt, sondern auch - mit Gottes Hilfe - viel Gutes getan hat. Ich habe den Umständen entsprechend mit vielen treuen Freunden aus der CVP für alle, die in unserem Lande wohnen, günstige Lebensbedingungen schaffen können. Ich habe Euch alle am 23. Oktober zum Ja aufgerufen. Das gibt mir sicherlich auch das Recht, zu allen zu sprechen. Das Ergebnis des 23. Oktobers war eine Niederlage nicht nur für die CVP, sondern auch für die Außenpolitik der Bundesrepublik, der Bundesdeutschen CDU und aller europäischen Länder, die das Saarstatut bejaht haben. Wir brauchen uns dieser Niederlage nicht zu schämen, denn wir haben einen ehrlichen Kampf geführt und wir haben als Verlierer die Konsequenzen gezogen und die Regierung den Siegern überlassen. Der 18. Dezember hat aber gezeigt, daß der 23. Oktober keineswegs auch die CVP als solche verurteilt hat, sondern daß vielmehr weiteste Kreise unserer Bevölkerung, auch solche, die niemals der CVP nahestanden, der CVP eine politische Existenzberechtigung zuerkannt und sie darum gewählt haben. Seit dem 18. Dezember sind politische Ereignisse eingetreten, die von uns viel Mut und Konsequenz erfordern. Wir haben beides bewiesen, als wir am 27. November in unserer Entschließung auf dem außerordentlichen Landesparteitag prinzipiell das Ergebnis des 23. Oktober anerkannten und am 31. Januar 1956 die gemeinsame Grundsatzerklärung des Saarländischen Landtages annahmen. Seit dem 23. Oktober war es mir klar, daß die kommenden politischen Aufgaben ein einheitliches christliches Lager an der Saar erfordern würden. Ich habe nichts unterlassen, um diesem Ziel zu dienen. Ich habe aber auch vorausgesehen, daß mächtige, rein instinkthafte nationalistische Kräfte am Werke sein werden, die die CVP als solche und ihre Mitglieder, Wähler und Freunde vernichten wollen. Unsere Gegner haben zwar immer gesagt, es gehe nur um Hoffmann und seinen angeblichen "Kreis". Als aber endlich die Stunde des Bekenntnisses kam, als wir prinzipiell auf dem Parteitag am 15. April 1956 bereit waren, die Einigung zu vollziehen, da waren die andern nicht dazu bereit. Es zeigte sich, daß sie die CVP als solche vernichten wollten, damit sie umso freier und willkürlicher, mit jedem einzelnen ihrer Anhänger verfahren könnten. In Übereinstimmung mit dem gesamten Parteivorstand und Parteitag habe ich "ehrenhafte Bedingungen" für den Zusammenschluß der christlich-demokratischen Kräfte an der Saar verlangt. Eine solche Forderung dürfte unter Christen kein Problem sein! Wer "ehrenhafte" Bedingungen ablehnt, der setzt sich damit ins Unrecht. Ich persönlich habe auf dem Landesparteitag am 15. April erklärt: "Ich habe keinerlei politische Ambitionen und vertei- <NZ>tige [!] keine persönlichen Interessen und Positionen, es geht nicht um meine Person. Ich persönlich stehe einem Zusammenschluß nicht im Wege. Die Behauptung, daß ich um persönlicher Interessen willen dem Zusammenschluß Schwierigkeiten in den Weg legte, beruht entweder auf völliger Unkenntnis meiner Absichten oder stellt eine der üblichen Verleumdungen dar." Dieser Satz ist völlig klar und wenn man mich fragt, welches meine Absichten sind, dann wiederhole ich es nochmals: das christliche Anliegen unserer Heimat erfordert in allererster Linie die Stärkung der christlich-demokratischen Kräfte in allen verantwortlichen und einflußreichen Gremien und Behörden unseres Landes. Da der Zusammenschluß bisher leider nicht möglich war, - wobei jeder unvoreingenommene Beobachter klar feststellen wird, daß es nicht an uns lag, - so müssen wir von der CVP am 13. Mai mit eigenen Kräften alles dazu tun, daß unsere Partei, um der christlichen Anliegen willen, möglichst stark in die Gemeinde- und Kreisräte einzieht. Damit geben wir auch erneut unserem Willen Ausdruck, die Außenpolitik der bundesdeutschen CDU zu unterstützen, das heißt, jene Kräfte, die die Gefahren und Zeichen eines neuen Nationalismus erkannt haben und, wie die Reden auf dem Parteitag der bundesdeutschen CDU in Stuttgart vom 27. bis 30. April bewiesen haben, entschlossen zu bekämpfen gewillt sind. Liebe Wähler und Freunde! Wenn ich Euch also nochmals darum bitte, der CVP die Stimme zu geben, so möget Ihr aus den ganz nüchternen und leidenschaftslosen Worten dieses Briefes meine ehrlichen Absichten erkennen, dem ganzen Lande dadurch zu dienen, daß ich Euch auffordere, die CVP zu wählen. Mögen sie uns noch so beschimpfen und verleumden, wir wollen durch unsere Treue zur CVP der Einigung der christlich-demokratischen Kräfte an der Saar dienen und wenn selbst Christen in verblendeter politischer Leidenschaft ihre primitivsten Pflichten gegenüber ihren Mitbrüdern verletzen und sie durch Drohungen und Beschimpfungen von ihrer Partei abbringen wollen, dann meine lieben Freunde habt Ihr am 13. Mai, da Ihr völlig frei, allein nur mit Eurem Gewissen in der Wahlzelle steht, die Möglichkeit, darauf die richtige Antwort zu geben! Ich persönlich bitte einen jeden: folgt mir auch dieses Mal und selbst diejenigen, die mit unserer Politik nicht einverstanden waren, mögen bedenken, daß in den 10 Jahren unserer Regierung daß Saarland einen glanzvollen Wiederaufbau und eine echte Friedensperiode erlebt hat. Wer diesen Frieden mit dem Haß und dem Streit der letzten 8 Monate vergleicht, der wird, selbst wenn er nicht in allem mit der CVP einverstanden war, am 13. Mai der CVP seine Stimme geben. Ich wende mich an alle, besonders an die Jasager, an alle, die die Freiheit und den Frieden lieben: Wählt die CVP, die gegen Verleumdung, Drohung, Terror und Bedrückung kämpft. Unser Kampf geht um Euer aller Freiheit! Mit einem herzlichen Glückauf begrüße ich alle und bin jetzt mehr denn je, Euer Johannes Hoffmann
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