Extra blatt . Für Lübeck nach Bonn . Auf den Wähler kommt es an!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Extra blatt [] Für Lübeck nach Bonn Björn Engholm SPD [] Auf den Wähler kommt es an! [] Willy Brandt schrieb uns: Die Vernunft muß jetzt endlich auch in der Politik herrschen [] Ich will Ihnen ganz offen sagen: Ich setze auf die mündigen Bürg...

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Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Lübeck, Wullenwever-Druck, Lübeck
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 22.09.1969 - 28.09.1969
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/E2423BFA-34BE-4EDB-9596-7DCFF2B4543C
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Extra blatt [] Für Lübeck nach Bonn Björn Engholm SPD [] Auf den Wähler kommt es an! [] Willy Brandt schrieb uns: Die Vernunft muß jetzt endlich auch in der Politik herrschen [] Ich will Ihnen ganz offen sagen: Ich setze auf die mündigen Bürgerinnen und Bürger in unserem Staat. Ich habe nicht die Absicht, allen nach dem Munde zu reden, sondern ich bin dafür, mit möglichst vielen den Weg nach vorn zu gehen. Volkspartei zu sein heißt nicht, es allen recht machen zu wollen. Sondern es heißt, alle dazu einladen, sich an der Formung eines gemeinsamen Interesses zu beteiligen. [] SPD in der Bundesregierung [] Wir haben bewiesen, daß wir in der Regierungsverantwortung - auch gegen den oft zähen Widerstand der konservativen Kräfte - Reformen durchzusetzen imstande sind. [] Ich nenne hier die Lohnfortzahlung für Arbeiter im Krankheitsfall und die Anhebung der Versicherungspflichtgrenze für Angestellte. Solche Erfolge wollen wir uns nicht vermiesen lassen. [] Es gibt andere Beispiele: Die CDU/CSU hat in Bonn das Städtebauförderungsgesetz blockiert. Sie hat aus unseren Vorschlägen zur Mitbestimmung nicht einmal die Verbesserungen zum Betriebsverfassungsgesetz und zum Personalvertretungsgesetz zum Tragen kommen lassen. Das ist kein Ruhmesblatt, und die Arbeitnehmer wissen, worum es geht. [] Niemand kann jedoch ernsthaft bestreiten wollen, daß in den letzten zweieinhalb Jahren in Bonn einiges geleistet wurde Die Handschrift der Sozialdemokraten ist unverkennbar: in der Wirtschaftspolitik genauso wie in der Verkehrspolitik, in den Bereichen der Sozial- und Gesundheitspolitik genauso wie in der Bildungspolitik und der Justizpolitik. [] Es wurde viel erreicht. Aber wir werden auch sagen müssen, was nicht erreicht wurde - und warum nicht. Wir werden klarstellen, welche notwendigen Reformen gebremst oder blockiert wurden. Vertagen, ausklammern, bremsen - so wird unser Volk nicht die Probleme von morgen lösen. Wer die Dinge treiben läßt und bloß auf gut Wetter hofft, der ist den neuen Notwendigkeiten nicht gewachsen. [] Wider das Gift des Nationalismus [] Ich ringe illusionslos, aber beharrlich um eine Politik des Abbaus der Spannungen, der Verständigung, des Friedens. Davon lasse ich mich nicht abbringen. [] Wer es gut meint mit Deutschland, kann kein Nationalist sein. Ich vertraue auf die mündigen Bürger in unserem Volk, die ihre Erfahrungen nicht umsonst gemacht haben. [] Nationalismus ist ein gefährliches Gift. Unsere gesellschaftliche Ordnung, die sich in Richtung auf die Verwirklichung des demokratischen und sozialen Rechtsstaates entwickeln soll, kann allzu leicht durch extremistische Kräfte geschädigt werden. Die Geschichte unseres Volkes weist dafür genug Beispiele auf. Der Nationalismus schlägt immer auf der Seite reaktionärer Kräfte zu Buch. [] Außenpolitisch ist der Extremismus, ist vor allem der Nationalismus eine schwere Hypothek für unsere Glaubwürdigkeit und das Vertrauen, das wir uns mühsam genug erworben haben. Eine unklare Haltung gegenüber nationalistischen Tendenzen führt zwangsläufig zu einer Stärkung dieser Strömungen. Verbale Distanzierungen genügen nicht mehr, so wichtig sie sein mögen. Auf jeden Fall muß klar sein: Wenn einige Unionspolitiker noch immer stolz darauf pochen, sie ließen sich "rechts" nicht überholen, so ist solches Gerede mehr als leichtfertig. So untergräbt man die Fundamente des eigenen Hauses; so kann man einen freiheitlichen Staat zugrunde richten. Der Versuch, mit der NPD gleichzuhalten, macht sie erst gesellschaftsfähig. Wenn einige glauben, mit nationalistischen Phrasen auf Stimmenfang gehen zu können, so muß ich eindringlich vor diesem Irrweg warnen; die Spuren schrecken. [] Europäische Friedensordnung [] Das Problem der europäischen Sicherheit ist in den letzten Wochen und Monaten verstärkt, auch durch das Dokument der Budapester Konferenz vom März dieses Jahres, in den Mittelpunkt der politischen Diskussion geraten. [] Zunächst fiel auf, daß man sich auf der Budapester Konferenz um einen neuen, weniger polemischen Ton bemüht hatte. Was immer die sowjetischen Motive gewesen sein mögen, die Nervosität einiger Kreise im Warschauer Pakt, wie zum Beispiel in der DDR, und gewisse positive Tendenzen an anderen Stellen, wie wohl auch in Warschau, sprechen dafür, daß tatsächlich eine gewisse Klimaveränderung eingetreten ist. [] Es geht an der Wirklichkeit vorbei, wenn man so tut, als stehe bereits der Zeitpunkt einer europäischen Sicherheitskonferenz zur Diskussion. Vielleicht ist, wenn die Voraussetzungen geklärt sind, an mehrere Konferenzen mit sich ergänzender Thematik zu denken. Darüber wird man noch genügend nachdenken können. Zunächst geht es um das Problem selbst, um die sachlichen Inhalte: An eine europäische Sicherheitskonferenz dürfen keinerlei Vorbedingungen geknüpft werden. Die Nordamerikaner müssen wie die Sowjetunion als vollberechtigte Partner teilnehmen. Eine solche Konferenz - dies klingt wie eine Selbstverständlichkeit, ist es aber nicht - muß gründlich vorbereitet sein Und es muß begründete Aussicht dafür bestehen, daß auf einer soliden Konferenz einige Fortschritte erzielt werden. [] SPD - das heißt: [] Die Vernunft soll auch in der Politik herrschen - in einem Zeitalter, in dem Wissenschaft und Technik unsere Gesellschaft und das Leben jedes einzelnen immer stärker beherrschen. [] Der Mensch soll Herr bleiben - Herr dieser Technik, Wissenschaft und der sich rasant wandelnden Gesellschaft. [] Unser Staat muß den Gesetzen der Vernunft folgen, damit er eine Zukunft hat. Er muß sich modernisieren. Er muß jedem einzelnen nicht nur erlauben, er muß von jedem einzelnen fordern, seine Gaben, seine Fähigkeiten voll auszubilden und zu entwickeln. [] Unser Staat muß gleichzeitig ein Muster wirklicher Herrschaft durch das Volk sein. Mit anderen Worten: Unser Volk muß sich voll auf die Revolution des elektronischen Zeitalters einstellen, und dennoch muß es sich selbst, seine Eigenart und den Raum für die Entfaltung jedes einzelnen voll bewahren. [] Der Weg, der diese Zukunft möglich macht, heißt: Vernunft. [] Der Weg heißt also: SPD. [] [Unterschrift: Willy Brandt] [] Willy Brandt kommt! [] Am Sonnabend, dem 27. September 1969, 12.00 Uhr, Marktplatz [] Neben dem Außenminister sprechen: [] Stadtpräsident Kock, Oppositionsführer Steffen, Björn Engholm [] Am 28. September wird der Wähler entscheiden, in der bedeutendsten Wahl seit vielen Jahren, wie es mit der Bundesrepublik weitergehen wird. Folgende Überlegungen sollten dabei eine wichtige Rolle spielen. [] - Will man die positiven Leistungen der Sozialdemokraten in der Bundesregierung anerkennen - oder will man erneut so tun, als seien CDU und CSU gleichbedeutend mit dem Staat? [] - Will man zurück zum Treibenlassen der wirtschaftlichen Entwicklung, mit der dann einkalkulierten Krise - oder will man festhalten am Übergang zu einem modernen, planvollen Verhalten? [] - Will man einem engstirnigen Nationalismus Konzessionen machen oder gar mit ihm konkurrieren - oder will man eine deutsche Politik, die europäisch und weltoffen ist? [] - Will man sich zu den unbedingt er forderlichen Neuerungen immer nur zwingen lassen - oder will man sich durchringen zu einer bewußten Polititk des Reformwillens, der Modernität, der Demokratisierung, des raschen Anschlusses an die Notwendigkeiten dieser Zeit? [] [Bildunterschriften:] [] Willy Brandt und Björn Engholm im Gespräch [] "Steuerleute": Minister Lauritzen, Jochen Steffen, Björn Engholm [] Wahldienst [] Wir fahren Sie am Wahlsonntag zu Ihrem Wahllokal. Dazu erwarten wir Ihren Anruf. [] SPD-Geschäftsstelle Pferdemarkt 13 Tel. 7 2814 [] Buntekuh Wolfgang Czech Tel. 89 17 29 Egon Hilpert Tel. 8916 45 [] Dornbreite Harald Winkelmann Tel. 49 17 87 [] Kücknitz Ernst Bachert Tel. 301639 [] Moisling Gerhard Hempel Tel. 8016 60 [] Mühlentor-Ost Gemeinschaftshaus Tel. 59 69 97 [] St. Lorenz-Nord Günter Jaeger Tel. 4 6512 Rudolf Köhn Tel. 42776 [] Schlutup Heinrich Bruhn Tel. 692 12 [] Dänischburg Helmut Glaus Tel. 21191 [] Travemünde C.-H. Rüterbusch Tel. 2829 [] Rangenberg Helmut Chaluppa Tel. 30 25 97 [] Innenstadt Johannes Thomsen Tel. 744 06 [] Sie haben 2 Stimmen: [] Björn Engholm [] SPD [] Extrablatt Nr. 2 POLITIK 22. September 1969 [] Das Beste ist gerade gut genug [] Unsere Kinder verdienen bessere Schulen - Schulpolitik ist Gesellschaftspolitik [] Unser dreigliedriges Schulwesen, das Nebeneinander von Volksschule, Realschule und Gymnasium, ist eine Hinterlassenschaft des vorigen Jahrhunderts. [] Das sind seine Nachteile: [] - Es ist allgemein unmögich, bei erst zehn jährigen Schülern sichere Vorhersagen über die Interessen und über die Lern- und Leistungsfähigkeit in der zukünftigen Schulzeit aufzustellen. [] Die Übergangsprüfungen zu weiterführenden Schulen und die Trennung der Schüler durch die drei Schultypen Hauptschule, Realschule und Gymnasium sind unhaltbar. Hier findet eine soziale Auslese statt, die unverantwortlich ist. [] - Die Folge der sozialen Auslese: Nur sechs Prozent der Abiturienten sind Töchter und Söhne von lohnabhängigen Arbeitnehmern, obwohl mehr als die Hälfte unserer Bevölkerung zu den Arbeitnehmern zählt. [] - Die in der Hauptschule verbleibenden Schüler fühlen sich zu Recht benachteiligt. Viele Schüler resignieren; aber auch viele Lehrkräfte der "ausgepowerten Restschule". [] - Immer noch ist der Gesellschaft ein Volksschüler offenbar sehr viel weniger wert als ein Gymnasialschüler. In Schleswig-Holstein wurden 1967 für einen Gymnasialschüler 2307 DM ausgegeben; für den Volksschüler aber nur 1188, für den Realschüler 1464 DM. [] - Die Zahl der Sitzenbleiber und abgebrochenen Ausbildungswege ist erschreckend hoch: Etwa 40 Prozent der Gymnasialschüler erreichen auf dem Wege zur Hochschulreife nicht das Schulziel. Etwa 30 Prozent der Hauptschüler erreichen ebenfalls nicht das Schulziel. Für sie gibt es kein neuntes Schuljahr. [] - Unsere Gymnasien sind einseitig sprachlich-literarisch ausgerichtet. Naturwissenschaften und politische Bildung kommen zu kurz. Persönliche Neigungen und gesellschaftliche Anforderungen werden im Gymnasium von heute häufig nicht berücksichtigt. [] - Die Lehrkräfte können im Falle des Lehrermangels unter den drei bestehenden Schultypen gegenwärtig nicht ausgetauscht werden. Engpässe sind die Folge. [] Deshalb befürwortet die SPD die ganztägige Gesamtschule [] Sie vermeidet die Schwächen des dreigliedrigen Schulsystems. Ohne Nachteile für die Schüler! Samstags gehören die Kinder zu den Eltern. Und wochentags werden die Mütter vom leidigen Beaufsichtigen der Hausaufgaben entlastet. [] Die Vorteile der Gesamtschule liegen auf der Hand. Im Ausland hat man gute Erfahrungen gemacht. [] Von der Vorschule bis zum zehnten Schuljahr bleiben alle Schüler unter einem Dach: in der Gesamtschule. [] Nicht mehr an den drei Klettertauen Hauptschule, Realschule und Gymnasium, sondern an der Sprossenwand Gesamtschule entfalten sie ihre Kräfte. Die Oberstufe der Gesamtschule bereitet danach in berufsbildenden Schulen (Fachkolleg) und im gymnasialen Zweig auf Beruf und Studium vor. [] Auf diesem Wege zur Hochschulreife gibt es keine Umwege, keine Sackgassen mehr. [] In der neuen Schule können alle Schüler die für sie besten Schulabschlüsse und Ausbildungsziele erreichen: [] In der Mittelstufe der Gesamtschule, also vom fünften bis zum zehnten Schuljahr, werden in den Schwerpunktfächern - wie Mathematik, Englisch, Deutsch - Lerngruppen (A, B, C, D) für die Unterrichtung in Kursen gebildet. In einer dieser Lerngruppen wird der Schüler nach Leistungshöhe, Leistungsschwerpunkten und Leistungsausfällen eingewiesen. [] Sitzenbleiben gibt es in der Gesamtschule nicht mehr. [] Ist ein Schüler zum Beispiel gut in Mathematik, besucht er in diesem Fach einen "erweiterten Kurs" A. Hat er gleichzeitig in Deutsch Schwierigkeiten, wird er hier im niedrigeren Kurs (z.B. C oder D) unterrichtet. [] Ein gemeinsamer Grundlehrstoff sorgt in allen Kursen (A, B, C, D) dafür, daß alle Schüler gemeinsame Lernziele erreichen. In den oberen Kursen sorgen Zusatzstoffe für die Vertiefung und Erweiterung der Kenntnisse und Fähigkeiten. Bei Verbesserung seiner Leistungen kann ein Schüler in einen höheren Kurs aufsteigen. In Förderkursen wird ihm zusätzlich geholfen. Der Aufstieg in einen höheren Kurs und der Abstieg in einen niedrigeren sind in jedem Jahr und in jedem Fach möglich. [] Gegen Ende der Mittelstufe und in der Oberstufe [] können die Schüler neben der Beibehaltung von Pflichtfächern zusammen mit Eltern, Lehrern und Schulpsychologen zwischen Wahlpflichtfächern wählen. Wahlpflicht besteht beispielsweise zwischen technisch-naturwissenschaftlichen Fächern einerseits und wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fächern andererseits. [] Diese Wahlmöglichkeiten wecken beim Schüler zusätzliche Lernbereitschaft. Und sie vermindern die Schulmüdigkeit. [] Die Lehrkräfte der bisherigen drei Schulgattungen unterrichten in der Mittelstufe gemeinsam als Fachlehrer. Die derzeitige schroffe Trennung und überholtes Standesdenken werden damit überwunden. [] Bildung ist Bürgerrecht [] Heute kann es nur in der ganztägigen Schule voll verwirklicht werden. Die ganztägige Gesamtschule ist die Schule der Zukunft. [] Investitionshilfen aus Bonn und die Vermeidung von örtlichen Fehlinvestitionen setzen eine weitsichtige mittelfristige Bildungsplanung und Schulbauplanung voraus. In unserem von CDU und FDP regierten Schleswig-Holstein fand diese Planung bis heute nicht statt. Die Forderungen und Mahnungen der SPD waren bis heute vergebens. Ebenso vergebens wie die Forderung nach einem Generalschulversuch in Kiel-Mettenhof. [] Dabei wird die Gesamtschule in SPD-regierten Ländern bereits verwirklicht. Dabei hat der von Bund und Ländern eingesetzte Deutsche Bildungsrat die Einrichtung von "mehr als 40" wissenschaftlich kontrollierten Gesamtschulversuchen in allen Bundesländern befürwortet. [] Seit längerem sind vor allem auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und viele Elternvertreter für die Gesamtschule. [] Für die Gesamtschule auf dem Lande hat sich nunmehr auch am 4. August 1969 in Rendsburg der Hauptausschuß des Deutschen Bauernverbandes ausgesprochen. [] Es wächst die Einsicht, daß die Gesamtschule notwendig ist. [] Moisling und der Baustahl [] oder Wir und die Aufwertung [] Daß die Nichtaufwertung, durch die CDU durchgesetzt, einmal sogar Folgen für die Kommunalpolitik haben könnte, wer hätte das schon gedacht? Jetzt zeigt es sich deutlich, daß die SPD und Prof. Schiller recht haben: der übersteigerte Export führt zu einer Materialknappheit im Inlande. Die Schulpavillons in Moisling, dringend erforderlich, konnten nicht rechtzeitig fertiggestellt werden, weil der Baustahl fehlte, der billig ins Ausland verkauft wird. Die Preise für Baustahl sind im Inland ca. um 300 Prozent angestiegen. Das verteuert den Bau jeder Schule, jedes Kindergartens und Altersheimes. Die Folgen der CDU-Nichtaufwertung hat wieder einmal der kleine Mann zu tragen. [] Auch kritische Frauen können zu diesem Angebot "Ja" sagen [] Frauen sind mehr als Männer daran gewöhnt, aus einem bestehenden Angebot das günstigste zu wählen. Tagtäglich beweisen sie es beim Einkauf. Frauen sind in der Lage, mit sicherem Instinkt praktische Wege zu finden, auf denen die Familie in eine bessere Zukunft geleitet werden kann. Sie stehen im Mittelpunkt des Familienlebens, kennen aufgrund ihrer praktischen Erfahrung häufig besser als der Ehemann die Anlagen der Kinder, die wirtschaftlichen Möglichkeiten der Familie, ja selbst die seelischen und geistigen Voraussetzungen ihres Ehemannes sehen sie zumeist klarer, als der Ehemann selbst. [] Das ständige Gezwungensein zum Abwägen von Wünschen und Zielen einerseits und das instinktsichere, mit praktischer Vernunft gepaarte Erkennen entsprechender Möglichkeiten zur Verwirklichung der Ziele sind im täglichen Leben das, was im weltweiten Raum als politisches Denken bezeichnet wird. Mehr als jemals zuvor sind Frauen in diesen Tagen bereit, kritisch die Parteiparolen unter die Lupe zu nehmen. Wenn es ihnen auch vor allem um die Zukunft der eigenen Familie geht, wissen sie sehr genau, daß in der Praxis die Arbeit der neuen Regierung entscheidend dafür sein wird, ob die Zukunft der eigenen Familie gut oder schlecht, gesichert oder gefährdet sein wird. Die SPD trug bereits nach dem 1. Weltkrieg den Frauen politische Verantwortung auf. Sie verschaffte den Frauen das Wahlrecht. Bereits das kann man als familienfreundliche Politik ansehen denn seither ist es der Frau möglich, durch ihre Stimmabgabe die Familienpolitik der Regierung mitzubestimmen Im Wahljahr 1969 ist die SPD die einzige Partei, die ein familiengerechtes Regierungskonzept vorlegen kann. Was in den drei Jahren der Großen Koalition angeregt wurde, genügte der SPD nicht. Das jetzt durchzusetzende umfangreiche Programm hält auch dem kritischsten Frauenblick stand. Selbst die argwöhnischste, und die Zukunft ihrer Familie bangende Frau kann kaum etwas Vernünftiges tun, als mit ihrer Stimme die Durchsetzung des SPD-Familienprogramms zu unterstützen, denn: Ehefrauen und Mütter in der SPD haben gemeinsam mit [] Ehemännern und Vätern in der SPD ein Program entwickelt, das von den Fachleuten in der SPD auf Notwendigkeit und praktische Durchführbarkeit kritisch untersucht wurde. Eine bessere Zukunft für die Familie braucht also keine Utopie zu bleiben. Hier einige dieser Proyrammpunkte: [] - Familiengründungsdarlehen in allen Ländern wie im SPD-regierten Berlin (Startschwierigkeiten bergen Familienkonflikte in sich). [] - Aufhebung des Preisdiktats für Markenartikel (wo das bisher geschah, konnten Frauen viel Wirtschaftsgeld sparen). [] - Chancengleichheit für alle Kinder durch ein weitgehendes Ausbildungsförderungsgesetz [] - Bildungsurlaub für Hausfrauen (die Abgeschiedenheit der Hausfrau vom gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben soll aufhören). [] - Alterssicherung der Hausfrauen (Kindererziehung und Arbeit für die Familie ist volkswirtschaftlicher Nutzen). [] - Preiswerte, familiengerechte Wohnungen sollen durch Beibehaltung des sozialen Wohnungsbaus entstehen, Städte und Sozialeinrichtungen modernen Erfordernissen angepaßt werden (Mütter wissen, daß die Umgebung die Familie prägt). [] - Mehr und bessere Kindergärten sollen entstehen (Sorgen berufstätitiger [!] [berufstätiger] Mütter sollen verringert werden, Kinder die Chance zum vorschulisch spielerischen Lernen erhalten). [] Diese wenigen Beispiele mögen genügen um zu zeigen: Einen kritischen Vergleich braucht das SPD-Programm nicht zu scheuen. Um es zu verwirklichen bedarf es allerdings der Unterstützung gerade der kritischen Frauen. [] [Bildunterschriften:] [] Auch drinnen müssen unsere Schulen modern sein [] Britt und Kerstin Engholm [] Barbara Engholm: Sie drückt Ihrem Mann die Daumen [] Bundestagskanditat [!] [Bundestagskandidat] Engholm auf einer Frauenversammlung [] Politischer Neigungstest [] Bitte beantworten Sie die nachstehenden Fragen, Sie werden eine überraschende Entdeckung machen: [] 1. In welchem Jahre sind Sie geboren? Als Dame können Sie natürlich mogeln! [] 2. In welchem Jahre waren Sie zum ersten Male verliebt, ganz gleich in wen [] 3. Wir schreiben 1969, wieviel Jahre sind seit dem Jahre vergangen, das Sie in Frage 1 angeben [] 4. Und wieviel Jahre sind vergangen, seit dem Jahre, das als Antwort für 2 steht? [] Bitte zählen Sie diese von Ihnen selbst angegebenen Zahlen zusammen: [] Bitte suchen Sie auf der nachstehenden Liste jene Partei, deren Kennzahl mit Ihrer übereinstimmt, es ist die Ihre! [] Liste 1 CDU Kennzahl 3829 Liste 2 SPD Kennzahl 3938 Liste 3 FDP Kennzahl 2402 Liste 4 NPD Kennzahl 1116 Liste 5 ADF Kennzahl 6093 Liste 6 EP Kennzahl 4044 Herausgeber: SPD Lübeck [] Extrablatt Nr. 2 HANSESTADT LÜBECK 22. September 1969 [] Unsere City wird attraktiv [] Das Alte soll so weit wie möglich erhalten werden [] Die Sanierung der Altsatdt ist ein so vordringlich gewordenes Problem, das nicht länger hinausgezögert werden darf. Die wichtigste Voraussetzung der Sanierung ist jedoch ein vernünftiges Städtebauförderungsgesetz. Die Vorarbeiten in den Ausschüssen des Bundestages sind längst abgeschlossen. Die Sozialdemokraten versuchten immer wieder, das Gesetz noch in dieser Legislaturperiode verabschieden zu lassen. Die CDU verhinderte jedoch durch ihre Mehrheit das Einbringen in den Bundestag. Diese Verzögerung kann für Lübeck üble Folgen haben. Jährlich verliert die Innenstadt über 1000 Menschen durch Fortzug. 1900 wohnten noch 37000 Menschen in der Innenstadt, heute sind es nur noch 20000. Dienstleistungsbetriebe, Behörden und Gewerbebetriebe dehnen sich immer mehr aus. Sie und der schlechte Wohnwert der Altwohnungen im Stadtkern verdrängen die Menschen. Lübecks Innenstadt droht zu veröden wie jede Stadt veröden muß, der man die Menschen nimmt, die in ihr wohnen könnten. In den Großstädten der USA und in Hamburg hat man den Fehler gemacht und die Menschen aus der City auswandern lassen. Heute versuchen die Städte mit riesigen finanziellen Mitteln diesen Schaden wieder gutzumachen. Auch in Lübeck droht dieses Schicksal, wenn die Stadt nicht rechtzeitig handelt. Es müssen Pläne zur besseren Wohngestaltung in der Innenstadt verwirklicht werden. Ein gesundes Nebeneinander von Wohnen, Arbeiten, Kaufen und Erleben sind unerläßlich. [] Nur die Mischung dieser vier Grundfunktionen der städtischen Lebensweise sichert der Innenstadt jene belebende Mannigfaltigkeit, die als "Cityatmosphäre" geschätzt wird und die auch am wirkungsvollsten einer abendlichen Verödung entgegenwirkt. [] Die Ausgewogenheit sollte vornehmlich dadurch erreicht werden, daß die Bereiche, die heute noch unterentwickelt sind, in denen aber gute Entwicklungsmöglichkeiten vorhanden sind, schnellstens aktiviert werden. Doch darf auf keinen Fall irgendein für eine andere Stadt erdachtes Konzept schematisch auf Lübeck übertragen werden. Jede Stadt hat ihr eigenes Fluidum, ihr eigenes Image - Lübeck ganz besonders. [] Das soll auch so bleiben. [] Johannes Thomsen [] Urlaub für jedermann [] Immer wieder macht der Name Travemünde Schlagzeilen. [] Immer wieder muß die Lübecker Bürgerschaft Probleme von "Lübecks schönstem und liebstem Kind" behandeln. [] Immer häufiger geht es darum, Travemündes Nimbus als Weltbad zu erhalten. [] Noch zieht Travemünde - vor allem mit seinem Casino - unzählige In- und Ausländer an. Allerdings - die Zeiten ändern sich. [] Was heute noch attraktiv für Tausende ist, kann morgen schon zu völliger Bedeutungslosigkeit verurteilt sein; vor allem, wenn ständig andere, modernere Erholungsorte entstehen - jenseits von Rhein und Alpen -, die Jahr für Jahr mehr Touristen anlocken. Die Auswirkungen dieser Entwicklung beginnt sich abzuzeichnen. Travemündes Chance liegt einzig in einer sinn- und planvoll durchgeführten Modernisierung. [] Die SPD und ihr Bausenator Werner Kresse haben einen Plan zur Sanierung Travemündes entworfen, der den Ortsteil verändern und doch die Schönheit der bestehenden Bebauung erhalten wird: [] Neue Hotels und Pensionen werden errichtet und Parkplätze erstellt, die Strandpromenade wird verlängert und der Priwall ausgebaut, um hier endlich das Volksbad für die Gesamtbevölkerung zu schaffen, das Problem der Entwässerung wird gelöst und die Wirtschaftsstruktur verbessert. [] Diese Zielprojektion eines zukünftigen Travemünde verbindet miteinander Fürsorge für den arbeitenden Menschen und wirtschaftliche Notwendigkeiten in angemessener Weise. Ein modernes Travemünde nach den Vorstellungen der SPD trägt den berechtigten Interessen der Bewohner Rechnung und stärkt seine Stellung als Kurbad von Weltruf. [] Die Neugestaltung Travemündes ist eine vordringliche Aufgabe zukünftiger SPD-Politik. [] Kücknitz hat Zukunft [] Wer als Tourist nach einem Besuch der historischen Hansestadt Lübeck seine Fahrt nach Travemünde fortsetzt, erblickt beim Überfahren der Herrenbrücke einen ganz anders gearteten Teil unserer Hansestadt, als er ihn bisher gesehen hat. Von der Herrenbrücke, dem höchsten Straßenbauwerk Lübecks, erkennt er Schornsteine, Hochöfen, Werftanlagen und Industriebetriebe. Hier ist das "Ruhrgebiet" Lübecks. [] Obwohl auch vor dem Kriege bereits Industrie vorhanden war, hat dieser Vorort seinen Aufschwung erst in den Nachkriegsjahren genommen, als eine vorausschauende SPD-Politik erkannte, wie wichtig die Ansiedlung neuer Industrie für Lübeck ist. Aus einem Vorort mit 8000 Einwohnern ist ein Stadtteil mit 28000 Einwohnern geworden. Die Entwicklung zu einem Nebenzentrum Lübecks mit starkem Eigenleben zeichnet sich immer mehr ab. [] Allerdings sind die Voraussetzungen für eine vernünftige Entwicklung dieses Stadtteils erst in den letzten drei Jahren geschaffen worden, als in Lübeck eine Mehrheit der SPD die Politik im Rathaus bestimmte. Vorher wurden zwar in großem Umfange Wohnungen gebaut, jedoch hat die CDU dabei an die so dringend notwendigen Gemeinschaftseinrichtungen nicht gedacht. [] Selbst der Bau der Kücknitzer Schwimmhalle in einer Zeit, als die CDU die Mehrheit im Rathaus hatte, ist auf die Initiative der sozialdemokratischen Bürgerschaftsmitglieder Bartels und Riegel zurückzuführen. [] Die konzeptionslose Politik der CDU hat zu einer riesigen Ansammlung von Menschen in diesem Gebiet geführt. Jedoch hat erst die SPD-Mehrheit im Rathaus die Voraussetzungen für eine abgerundete Entwicklung dieses Stadtteils geschaffen. Dank der Planlosigkeit der CDU platzen die Schulen dieses Stadtteils aus allen Nähten. Die Entwicklung der Schülerzahl in den letzten Jahren hat auch bestätigt, daß die langjährige Forderung der SPD nach einem Gymnasium in diesem Raum berechtigt war. Heute ist es dem Bausenator Kresse (SPD) wenigstens zu danken, daß ein Grundstück für den Platz eines Gymnasiums angewiesen ist. Jetzt liegt es allerdings an der CDU-geführten Landesregierung, die dafür erforderlichen Mittel zur Verfügung zu stellen. [] Im Zusammenhang mit dem Bau eines Gymnasiums ist auch die Umgestaltung des Mühlenbachtals zu einem Volkspark mit Sport- und Spielstätten vorgesehen. Voraussetzung dafür ist aber, daß das auch unter der SPD-Führung in Angriff genommene Klärwerk für diesen Industrievorort fertiggestellt wird. [] Dieses neue Klärwerk in Herrenwyk wird dazu führen, daß endlich auch in den kleinen Siedlungen Rangenberg, Wallberg und Schnitterweg der Anschluß an die öffentliche Kanalisation vorgenommen werden kann und damit hygienische Verhältnisse hergestellt werden, die dem Stand der heutigen Zeit entsprechen. [] Die Anfänge eines Nebenzentrums zu Lübecks Innenstadt zeichnen sich bereits ab. So ist am Schnitterweg einÄrztezentrum errichtet worden, das allen Anforderungen der Bevölkerung dieses Raumes an eine moderne medizinische Versorgung entspricht. [] In der Nähe dieses Ärztezentrums werden auch ein Jugendfreizeitheim, eine Bücherei, eine Altentagesstätte sowie eine Feuerwehr- und Unfallstation errichtet werden. [] In der Lübecker Bürgerschaft wird Kücknitz und Umgebung durch die drei sozialdemokratischen Bürgerschaftsmitglieder Bachert, Bartels und Glaus vertreten, Andere Parteien - und das ist bezeichnend - haben in diesem Gebiet bisher keine Erfolge verzeichnen können. [] Die aufgeschlossenen Einwohner dieses Industriegebiets wissen, warum sie Sozialdemokraten ihr Vertrauen schenken. Eine geschlossene sozialdemokratische Politik in Bund, Ländern und Gemeinden läßt sich aber nur dann verwirklichen, wenn Sie nicht nur bei der nächsten Bürgerschaftswahl Ihre Stimmen den Kandidaten der SPD geben, sondern auch bei der Bundegtagswahl [!] [Bundestagswahl] am 28. September 1969 den Kandidaten der SPD, Björn Engholm, wählen. [] Kloss [] Verantwortung für Lübeck [] Die Hansestadt Lübeck ist als Lebens- und Erlebnisraum für rund 350000 Bewohner ihres Verwaltungsbereichs und des angrenzenden Umlandes zu entwickeln. [] Ihre Gemeinschaftseinrichtungen sind daher so zu bemessen, daß sie den sozialen und kulturellen Bedürfnissen dieser stadtorientierten Bevölkerung entsprechen. Um dieses Ziel zu erreichen, sind klare Zielvorstellungen für die anzustrebende städtebauliche, wirtschaftliche und soziale Ordnung der Hansestadt Lübeck zu entwickeln. [] 1. Im Rahmen der Stadtentwicklung fällt der Wirtschaft und ihrem Wachstum eine zentrale Aufgabe zu. [] Vom Umfang und von der Struktur sowie den Wachstumschancen dieser Basis hängt die künftige Arbeitsplatz- und Bevölkerungsentwicklung sowie der Umfang und das Gewicht des gesamten ortsansässigen Dienstleistungsgewerbes (Handwerk, Baugewerbe, Handel, öffentliche, kulturelle, hygienische und sonstige Dienstleistungen) ab. 2. Die Entwicklung unserer wachsenden Wirtschaft ist ohne Strukturwandlungen nicht denkbar. Da also Wachstum zugleich Strukturwandel ist, muß unsere Wirtschaftspolitik als Förderung dieses Wandels verstanden werden: als fortschrittliche, nicht den alten Zustand erhaltende Strukturpolitik. 3. Der Lebensstandard unserer Bürger hängt nicht allein von der Höhe ihrer persönlichen Einkommen, sondern ganz wesentlich vom Vorhandensein und von der Benutzung der kommunalen Gemeinschaftseinrichtungen, wie z.B. Sportplätze, Schwimmbäder, Altersheime, Kindergärten, Theater, Schulen, Krankenbetten, Parkplätzen Bildungseinrichtungen usw., ab. Der Ausbau und das Vorhandensein dieser Einrichtungen wird darüber entscheiden, ob unsere Stadt ihren Bewohnern auch in Zukunft noch das Gefühl der Geborgenheit vermittelt. 4. Die wachsende Freizeit gibt der Gestaltung unseres Lebens ganz neue Möglichkeiten. Wir brauchen deshalb in zunehmendem Maße Freizeiteinrichtungen für Feierabendfreizeit und Wochenendfreizeit. 6. [!] Besondere Bedeutung für die Stadtentwicklung kommt der Verkehrsplanung zu. [] - Es ist darauf zu achten, daß durch den Ausbau des innerstädtischen Verkehrsnetzes die Lebensfähigkeit unserer Stadt als Mittelpunkt der Region erhalten bleibt, und daß Lübeck noch besser in das überregionale Verkehrsnetz (Autobahn, Bundesstraßen, Schiene, Wasserweg und Flugnetz) eingeschlossen wird. [] Werner Kock [] [Bildunterschriften:] [] Tradition und Fortschritt [] Die Ostsee - Erholungszentrum für viele Menschen [] Lübeck soll seine baulichen Reize in voller Schönheit behalten [] Extrablatt Nr. 2 ARBEITNEHMERFRAGEN 22. September 1969 [] Arbeitnehmer: Wir vertrauen Schiller [] Jeder von uns ist von der Wahl am 28. September betroffen. Wie in den kommenden Jahren regiert wird, welche Partei den Führungsauftrag erhält, welche Gesetze vom Parlament beschlossen werden - darüber entscheidet der 28. September. [] Wer, wie Strauß, entschlossen nach der Macht strebt, ist bereit, dafür etwas zu riskieren. Weil er die Macht behalten wollte, riskierte Strauß 1962 sein Ministeramt. Er hat es damals verloren. Heute riskiert er unser Geld. Er kann es, weil er von Kiesinger, von der CDU/CSU-Mehrheit gedeckt wird. [] Drei Jahre haben die Sozialdemokraten in der Regierung hart gearbeitet, um die Folgen der von der CDU/CSU ausgelösten 1966er Wirtschaftskrise zu überwinden. [] Was haben sie erreicht? Eine stabile Wirtschaft, Vollbeschäftigung. Sie wissen, wie man Preiserhöhungen verhindert (die CDU/CSU weiß es offensichtlich nicht!). Anders als Erhard hat sich Professor Karl Schiller als Wirtschaftsminister auch für höhere Löhne eingesetzt. [] Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion hat von der CDU angebotene faule Kompromisse, die den Arbeitnehmer benachteiligen, entschieden abgelehnt. Bei der Lohnfortzahlung für Arbeiter und bei der Erhöhung der Versicherungspflichtgrenze für Angestellte haben CDU/CSU und FDP gegen die für Arbeitnehmer gerechte Lösung gestimmt. [] CDU-Schmücker, Erhards Wirtschaftsminister, hat erst am 28. Mai 1969 die damalige Wirtschaftskrise eine "gewollte Rezession" genannt. Der Verlust von 700000 Arbeitsplätzen war danach gewollt, gewollt von der CDU. Die Existenzangst von Millionen Arbeitnehmerfamilien war also von der CDU/ CSU gewollt. Und F. J. Strauß wagte es, "von der Gnade der Stunde der Angst" zu sprechen! Eines ist klar: - Ein CDU-Minister Schmücker, ein CSU-Minister Strauß - sie werden niemals die Interessen der Arbeitnehmer vertreten. [] Arbeitnehmer, geht zur Wahl! Es geht um die wirtschaftliche Existenz, um die soziale Sicherheit der Familie, um das berufliche Fortkommen, um die Zukunft der Kinder, um das Recht am Arbeitsplatz, um ein durch konsequente Entspannung gesichertes Leben in Freiheit und Frieden. [] - Nicht auf den Kanzler, auf die Wähler kommt es an. [] Und die Preise steigen [] Die CDU verspricht stabile Preise. Tatsächlich sind nach der amtlichen Statistik die Preise gegenüber dem Vorjahr gestiegen: im April um 1,3 Prozent, im Mai 1,7 Prozent, im Juni 1,9 Prozent, im Juli 2,2 Prozent. [] Die OECD schätzt den Preisanstieg in der Bundesrepublik für das ganze Jahr 1969 mit 3 Prozent, d.h. der Preisanstieg wird sich in den kommenden Monaten stark beschleunigen. Edelstahl kostet heute bereits das Dreifache, andere Rohstoffe sind um 30 Prozent teurer geworden. [] Warum? Nur weil die CDU aus wahltaktischen Gründen die von Bundeswirtschaftsminister Schiller (SPD) geforderte Aufwertung verhindert hat. [] Die Behauptung, die Preise würden "hochgeredet", ist ebenso eine Zwecklüge wie der Hinweis auf in Bewegung geratene Löhne. [] Was wollte Schiller? [] Die Aufwertung der DM sollte die deutsche Wirtschaft und den deutschen Verbraucher dagegen schützen, daß die starken ausländischen Preissteigerungen (im Juni Niederlande + 8,4 Prozent, Frankreich + 7,1 Prozent, USA + 5,5 Prozent, Großbritannien + 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr) auf die Bundesrepublik übergreifen. [] Durch eine Aufwertung würde die Deutsche Mark wertvoller (der Dollar hätte nur noch DM 3,75 gekostet), wären ausländische Waren und Ferienreisen für uns billiger, würden deutsche Sparkapitalien im Inland bleiben, sie könnten so für den Bau deutscher Schulen, Krankenhäuser, Straßen verwendet werden. [] Jetzt kaufen Ausländer bei uns gute Ware mit Geld, das weniger wert ist, zu günstigen Preisen. Deshalb unser sprunghaft ansteigender Export, deshalb der Zustrom billigen Geldes, deshalb Verknappung der Güter bei uns, deshalb steigende Preise. Verbraucher und Sparer zahlen die Zeche. [] Dumm oder dummdreist? [] "Alle großen Reformen in der Bundesrepublik sind von uns gegen den erklärten Willen der Sozialdemokraten durchgesetzt worden." Mit dieser lächerlichen Unterstellung geht der CDU-Kandidat Wendelborn auf seinen Wahlveranstaltungen hausieren. [] Wir wollten gern die "großen Reformen" an den Fingern einer Hand herzählen, doch es war unmöglich: "Große Reformen" der CDU hat es nie gegeben. Und wird es nie geben. [] Denn große Reformen sind immer auf das Allgemeininteresse gerichtet. Dieses Allgemeininteresse aber hat die CDU zwanzig Jahre lang den Interessen einer kleinen Minderheit untergeordnet. [] Zwanzig Jahre CDU-Politik haben es ermöglicht, daß die sechs reichsten Einzelpersonen bei uns ein Gesamtvermögen von 2,2 Mrd. DM besitzen, während rd. 1,5 Mill. Menschen im vergangenen Jahr ständige Sozialhilfeempfänger waren. Die CDU nennt das soziale Gerechtigkeit in einem Wohlfahrtsstaat. [] Es muß daher nüchtern festgestellt werden, daß eine arbeitnehmergerechte Politik von der CDU nicht zu erwarten ist. Wir vertrauen auf die SPD, mit Professor Karl Schiller. [] Da bleibt einem die Luft weg [] Wie die CDU den Wahlkampf führt [] Anzeigenwerbung ist besonders im Wahlkampf für die Parteien eine Möglichkeit, ihre politischen Vorstellungen dem Bürger zu unterbreiten und gleichzeitig den Unterschied zu den anderen Parteien hervorzuheben. Doch es gibt solche und solche Anzeigen. Während die Lübecker SPD in sachlicher Art den Bürger über das Programm und die Politik der SPD unterrichtet, glaubt die Lübecker CDU, den Bürger hinters Licht führen zu dürfen. Neben bewußten Lügen stehen Verunglimpfungen und Schläge unterhalb der Gürtellinie. Politik wird durch diese Unfairneß leider zum schmutzigen Geschäft. [] Hier einige Beispiele der "Informationen" der CDU: [] - 2. 8. 69: Wendelborn stempelt die SPD zum Kumpanen der NPD, weil sie mit der F.D.P. "Aufweichpolitik" betriebe. - Das ist der Gipfel der Gemeinheit. [] - 16. 8. 69: Die Sorge der SPD und die Preisstabilität wird von der Lübecker CDU als "unverantwortliches Geschwätz", die SPD-Wähler als Analphabeten bezeichnet. - Die Arbeitnehmer, die die CDU-Krise 1966/67 erlebt haben, werden solcher Unverschämtheit die richtige Quittung geben. [] - 27. 8. 69: Die realistischen Bildungsmodelle der SPD und ihres Kandidaten werden praktisch als unanständige Ferkeleien bezeichnet. - In der Medizinischen Akademie mußte Kandidat Wendelborn bekennen, daß er von Bildungspolitik nichts versteht. [] - 30. 8. 69: Wendelborn (CDU) schreibt Bundeskanzler Kiesinger alle Erfolge auf dem Gebiete der Rechtspolitik zu. - Dabei ist hinlänglich bekannt, daß unser Bundespräsident Heinemann diese Fortschritte als Justizminister durchgesetzt hat. Von Rechts- und Justizpolitik allerdings versteht Herr Wendelborn nach eigenen Worten nichts. [] - 6. 9. 69: In einer Anzeige betreibt der CDU-Kandidat eine beispiellose Hexenjagd auf einen einzelnen 16jährigen Schüler, der sich nicht wehren kann. - Das sind Methoden, die wir aus der Vergangenheit kennen. Und die eine Demokratie zerstören. [] - 6. 9. 69: Die Sozialdemokraten werden von Wendelborn als "Linksfaschisten" bezeichnet. Die Rechtsradikalen sind dagegen ehrenwerte Leute. [] Das ist der politische Stil der CDU. Wenn die Konservativen morgen so regieren, wie sie heute reden, werden wir nichts zu lachen haben. [] Auch darüber wird der Wähler sein Urteil sprechen. [] Vorort im Aufbau [] Bürgerschaftsmitglied Hilpert vertritt Buntekuhs Interessen [] Wer als Fremder nach Buntekuh oder Moisling kommt, wird erstaunt feststellen, daß in den letzten Jahren sich viel verändert hat, daß vom großen "Baugelände" sich langsam ein eigener Vorort entwickelt hat, der wie viele Bautafeln zeigen, in der Bautätigkeit noch längst nicht abgeschlossen ist. [] Und hier zeigt sich deutlich die Leistung der Sozialdemokraten, die in sachlicher Planung auf die Lebensbedürfnisse abgestimmt auch die erforderlichen Gemeinschaftseinrichtungen nicht vergessen haben. Den Großraum Moisling/ Buntekuh vor Augen galt es, viele Dinge nachzuholen, die versäumt worden waren. So wurde endlich Heimstätten an das städtische Entwässerungsnetz angeschlossen. [] Buntekuh erhielt eine moderne Schule und wird im nächsten Jahr noch eine Grundschule erhalten. Auch die sportlichen Belange sollen endlich in guter Zusammenarbeit mit anderen Organisationen endlich erfüllt werden. Auf Antrag der SPD-Fraktion wird im nächsten Jahr eine moderne Mehrzweckhalle gebaut, die sowohl als Sporthalle (auch für Mannschafts- und Ballspiele) als auch als Versammlungs- und Festraum benutzt werden kann. Der Initiative des SPD-Abgeordneten Egon Hilpert ist es zu verdanken, daß immer mehr Kinderspielplätze zur Verfügung gestellt wurden. Das moderne Einkaufszentrum wird bis zum Winter durch gut ausgebaute Wege vonüberall erreichbar sein. Auch die Erholung wird in diesem neuen Stadtteil nicht zu kurz kommen. Der Ausbau der Wanderwege und der Erhalt der Kleingärten ist daher sichergestellt. Das abgerundete Bild der Planung zeigt, daß hier ein Stadtteil wächst, in dem der Bürger von morgen nicht nur wohnen, sondern leben kann, mit allem was dazugehört. Noch viel Arbeit ist zu leisten. In den Händen der SPD-Bürgerschaftsmitglieder Hilpert, Claußen und Lewerenz ist sie in guten Händen. [] [Bildunterschriften:] [] Besuch bei der Metallhütte: Betriebsratsvorsitzender Bachert unterrichtet Björn Engholm über seine Erfolge für die Arbeitnehmer. Von links: Betriebsratsmitglied Rudnitzki, Engholm, Bachert und der Vorsitzende der Vertrauensleute, Barsuhn. [] Das Panorama von Buntekuh [] Am 28. September entscheiden Sie: [] 1. ob unsere Wirtschaft gesund bleibt und weiter wächst, Arbeitsplätze und Renten sicher sind, ob unsere D-Mark hart und die Preise stabil bleiben, 2. ob wir die notwendigen Reformen rasch genug durchführen werden: in der Wirtschaft, für Wissenschaft und Forschung, für die Volksgesundheit, im Verkehrswesen und Städtebau, 3. ob wir vor allem unserer Jugend bessere, ausreichende Möglichkeiten der Bildung und Ausbildung schaffen, 4. ob wir für mehr Gerechtigkeit und Demokratie sorgen können, vor allem durch Steuerreform, Sozialgesetzgebung, Vermögensbildung und Mitbestimmung, 5. ob wir durch solche demokratischen Reformen eine Ordnung schaffen können, die gegen politischen Extremismus von rechts und links immun ist, 6. ob wir unsere Bemühungen fortführen können, zu einem geregelten Miteinander durch Verhandlungen mit der DDR zu kommen, damit unser gespaltenes Volk seinen Frieden mit sich selbst findet, 7. ob wir die deutsche Friedenspolitik beharrlich weiterverfolgen können. Sie allein entspricht unseren nationalen Interessen. [] Es geht jetzt darum, das moderne Deutschland zu schaffen. Die SPD hat bewiesen, daß sie nicht nur die richtigen Ideen, sondern auch die richtigen Männer hat. [] Unser Kandidat Björn Engholm SPD [] Wir schaffen das moderne Deutschland.
Published:22.09.1969 - 28.09.1969