Wurde im Neustädter Rathaus geschlafen?

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Wurde im Neustädter Rathaus geschlafen? [] Als vor vier Jahren die Bevölkerung von Neustadt bestimmt hatte, daß den Sozialdemokraten ein maßgeblicher Einfluß im Rat der Stadt eingeräumt werde, standen die neuen Ratsherren vor einem schweren A...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Neustadt am Rübenberge, Hannoversche Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H., Hannover
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 09.11.1952
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/89446FD2-4243-4EAE-A12D-EC0B99BABF6F
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Wurde im Neustädter Rathaus geschlafen? [] Als vor vier Jahren die Bevölkerung von Neustadt bestimmt hatte, daß den Sozialdemokraten ein maßgeblicher Einfluß im Rat der Stadt eingeräumt werde, standen die neuen Ratsherren vor einem schweren Anfang. Kurz zuvor hatte die Währungsreform der Stadt ohne einen Pfennig Aufwertung das ganze Geld genommen. Äußerste Sparsamkeit war daher geboten, die den Rat zwang starke Einsparungen in sachlichen und personellen Ausgaben vorzunehmen. Unter allen Umständen mußte wenigstens das Realvermögen der Stadt erhalten bleiben, damit Handel und Gewerbe durch Stadtaufträge belebt werden konnten. [] In den zurückliegenden vier Jahren sorgte die sozialdemokratische Rathausfraktion dafür, daß für mehr als eine Million Mark Bauaufträge an die heimische Wirtschaft gegeben werden konnten, eine ansehnliche Summe für eine Stadt von 8000 Einwohnern. Handel und Gewerbe wurden dadurch belebt, Arbeitsmöglichkeiten beschafft und die entsetzliche Wohnungsnot gelindert. [] Für die Zukunft vorgesorgt [] Eine weitschauende Grundstückswirtschaft ermöglichte den Bau von Reihenhausern, Siedlungen und zahlreicher Einzelhäuser mit 480 Neubauwohnungen seit der Währungsreform steht der Kreis Neustadt relativ an der Spitze der hannoverschen Kleinstädte. Es will schon etwas bedeuten, wenn in der Kreisstadt, die nur 11% der Einwohnerschaft des Kreises ausmacht, ein Drittel aller neugeschaffenen Wohnungen stehen. Mehr als 100000 qm Bauland gab die Stadt ab und ermöglichte dadurch, daß 120 Bürger eigene Wohnhäuser errichten konnten. Wertmäßig glich der Rat diesen Landverlust dadurch wieder aus, indem er etwa 180000 qm Land kaufte, und zwar in den Bezirken, die schon morgen oder übermorgen in die Bauplanung einbezogen werden können. [] Man spricht vom Neustädter Steuerwunder [] Eine weitere starke Belebung erfuhr die heimische Wirtschaft durch eine zweimalige Senkung der Gewerbesteuer, die in den Jahren 1950 und 1951 auf Grund von Anträgen der sozialdemokratischen Rathausfraktion durchgeführt wurde Die Maßnahmen haben sich hundertprozentig bewahrt. Es gab keine Steuerausfälle, sondern im Gegenteil, das Gewerbesteueraufkommen stieg von 182000 Mark im Jahre 1950 auf 360000 Mark im Jahre 1951 an und damit von 19 auf 23% des gesamten Gewerbesteueraufkommens im Kreis. [] Das neue Gesicht der Stadt [] Es ist wohl nicht zuviel gesagt wenn man feststellt, daß das Gesicht der Stadt sich gerade in den letzten vier Jahren so stark änderte, wie vordem in Jahrhunderten kaum. Aus der Reihe der sichtbaren Zeichen des Aufbaus seien folgende Beispiele genannt: Erweiterungsbau der Mittelschule, Neugestaltung des Kirchplatzes, wodurch aus einer Wüste eine repräsentative Anlage im Mittelpunkt der Stadt geschaffen wurde, Abtragung eines Teiles des alten Befestigungswalles. Der dadurch neugewonnene Platz, der Wallmarkt wird für Märkte usw. in naher Zukunft schon eine wachsende Bedeutung für die Stadt bekommen. Die sogenannte Leutnantswiese wurde mit dem Bauschutt und dem Müll der Stadt ausgefüllt und das neugewonnene Gelände kanalisiert. Hier ist eine Parkanlage im Entstehen. Eine moderne öffentliche Bedürfnisanstalt, die für viele Kleinstädte als Vorbild gelten darf, wurde in der Alten Wache geschaffen. In Metel kaufte der Rat in Erfüllung einer alten sozialdemokratischen Forderung ein Landhaus mit geräumigem Hof, um hier zwischen Wald und Heide ein ideales Landschulheim zu schaffen. Der Ausbau, der in diesem Jahr bereits begann, wird stufenweise in den nächsten Jahren vollendet werden. [] Größtes Elendsquartier beseitigt [] Das größte soziale Werk der letzten vier Jahre aber dürfte das Barackenumsetzungsprogramm sein, das mit dem größten Elendsquartier des Kreises Neustadt, dem Barackenlager in der Feldstraße, gründlich aufräumte. Bürgermeister Reichhardt und die sozialdemokratische Rathausfraktion haben ein großes Verdienst erworben, daß mehrere hunderttausend Mark zweckgebundene Bundesmittel bei dieser Gelegenheit in die Stadt flossen und der heimischen Wirtschaft zugute karren. Hunderte von Flüchtlingen aber kamen damit zu menschenwürdigen winterfesten Wohnungen. Sämtliche Wohnbaracken - sie verdienen eigentlich kaum noch den Namen "Baracken" - erhielten Gas-, Licht- und Wasseranschluß. Durch die Auflösung des berüchtigten Barackenlagers in der Feldstraße gewinnt die Stadt ein altes Industriegelände zurück, das ihr hoffentlich bald schon von großem Nutzen sein wird. [] Das Netz der festen Straßen ist um 1,5 km erweitert worden und das Kanalisationsnetz sogar um 2,2 km. Die Straßenbeleuchtung wurde erheblich verbessert und nach Einrichtung der kürzlich vom Rat beschlossenen neuen Brennstellen wird die Zahl der Straßenlampen 100 erreichen, gegenüber 60 im Jahre 1948. Die Stadtwerke konnten durch den Ausbau ihrer Anlagen, für die in den zurückliegenden Jahren erhebliche Summen aufgewendet wurden, den Umsatz von 128000 Mark im Jahre 1942 auf 1240000 Mark im Rechnungsjahr 1951/52 erhöhen. [] Man schlief also nicht [] Diese Leistungen waren nicht möglich gewesen, wenn die Ratsherren im Rathaus geschlafen hätten. Ganz im Gegenteil, es mußte viel und hart gearbeitet werden, und die Männer, die diese Arbeit zum Wohl ihrer Stadt auf sich nahmen, opferten manche Feierabendstunde, denn es waren 483 Sitzungen nötig, um das Arbeitspensum zu erledigen, darunter allein 128 Sitzungen des Wohnungsausschusses, der den größten Anteil an Sorgen und Ärger zu tragen hatte. Wenn auch heute noch Hunderte von Namen in den Listen der Wohnungssuchenden stehen, so darf es dennoch mit Stolz erfüllen, daß in der abgelaufenen Zeit immerhin 823 Wohnungen durch den Wohnungsausschuß vergeben werden konnten. [] Sozialdemokraten an der Spitze [] Der Rat hat in den letzten vier Jahren zwei Sozialdemokraten als Bürgermeister an die Spitze der Stadt gewählt. Beide, Franz Gubba und nach ihm Valentin Reichhardt, hatten es sich zum Leitmotiv ihres Handelns gemacht, sich auch mit dem politischen Gegner sachlich auseinanderzusetzen. Dem Neustädter Rat sind unfruchtbare, von persönlichen Verleumdungen begleitete Auseinandersetzungen erspart geblieben, die in vielen anderen Städten und Gemeinden, auch solchen im Kreis Neustadt, die Ratsarbeit lähmten. [] Der Ausbau der Kreisstadt geht weiter [] Folgende Aufgaben hat sich die SPD für die nächsten Jahre gestellt: [] 1 Verwirklichung eines weiteren großzügigen Wohnungsbauprogramms [] 2 Kanalisierung weiterer Altstadt-Straßen [] 3 Bau einer Volksschule [] 4 Bau des großen Leinekraftwerkes [] 5 Verbesserung der Straßen [] 6 Durchführung der Industrieplanung, wofür bereits von den bisherigen sozialdemokratischen Ratsherren gute Vorarbeit geleistet worden ist [] 7 Ausbau des durch Abtragung des alten Festungswalls neugewonnenen "Wallmarktes" [] Wir Sozialdemokraten versprechen keine Wunder, aber wir halten unser Wort! [] Eure Stimmen diesen Kandidaten [] Kreuze nicht mehr als drei Kandidaten an, sonst ist Dein Stimmzettel ungültig [] 1 Sozialdemokratische Partei Deutschlands SPD [] Reichhardt, Valentin Elektrotechnikermeister, Mecklenhorster Straße 1 [] Rabe, Heinrich Landwirt, Mecklenhorster Straße 6 [] Hain, Ernst Flüchtlingsbetreuer, Landwehr 34a (Vertriebener) [] Scharnhorst, Heinrich Schuhmachermeister, Neue Straße 4 [] Gubba, Franz Rentner, Neue Straße 9 [] Dr. Redeker, Dietrich Redakteur, Apfelallee 1 [] Grabs, Walter Arbeiter, Landwehr 4 (Vertriebener) [] Jung, Gerhard Fuhrunternehmer, Hachland [] Goerlich, Karl Klempnermeister, Wunstorfer Straße 50 [] Skirke, Günter Geschäftsführer, Schulstraße 2 (Vertriebener) [] Böhme, Ernst Arbeiter, Landwehr 28 [] Werner, Heinrich Arbeiter, Wunstorfer Straße 95 [] Zimmermann, Alois Elektrofacharbeiter, Kleiner Tösel (Vertriebener) [] Reissaus, Frieda Hausfrau, Marschstraße 4 [] Büchner, Emma Rentnerin, Kurze Straße 4 (Vertriebene) [] Charle, Erwin Regierungsinspektor z. Wv., Kleiner Tösel [] Gubba, Reinhard Dreher. Neue Straße 9 [] Strungmeyer, Fritz Invalide, Feldstraße 7 [] Wähler! Augen auf! Arbeiter, Angestellte, Beamte, Heimatvertriebene, Kriegsbeschädigte und Rentner bilden die breite Masse der Verbraucher! Wählt nicht Kandidaten, die sich gegen Eure Interessen stellen. Wählt auch nicht sogenannte "parteilose" Geschäftsleute! Wählt obige Kandidaten der Sozialdemokratischen Partei, die Eure Interessen vertreten. [] Herausgeber: SPD Neustadt a. Rbge. [] Druck: Hannoversche Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H., Hannover
Published:09.11.1952