Summary: | Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; vgl. Signatur 6/FLBL003552 - das Original-Flugblatt, von dem hier eine Abbildung abgedruckt wird
"FREIHEIT" Aktion der Jugend [] Mitteilungen der Bundesstelle, als Manuskript gedruckt am 4. August 1952 [] Immerhin hat das den Staat zur Hölle gemacht, daß ihn der Mensch zu seinem Himmel machen wollte. Hölderlin [] Die Sowjetzone auf dem Weg zur Volksdemokratie [] Die letzte Etappe [] Wenn wir die Ereignisse der letzten Wochen und Monate uns vergegenwärtigen, wenn wir die Zeitungen der Sowjetzone mit Aufmerksamkeit lesen oder die Reden der Funktionäre Stalins in Deutschland hören, dann kann es für uns keinen Zweifel daran geben, daß die Entwicklung der Dinge in Mitteldeutschland jetzt zu einem Abschluß kommen soll. Und für alle, die überhaupt das Schicksal der 18 Millionen Deutschen drüben miterleben, ist es auch klar, welcher Art dieser Abschluß sein wird: Es ist die nach berüchtigten Mustern zur Vollkommenheit entwickelte "Volksdemokratie". [] Unter den Beschlüssen der II. Parteikonferenz der Sozialistischen Einheitspartei, die Mitte Juli in Berlin tagte, befindet sich einer, der in der amtlichen Veröffentlichung durch Fettdruck hervorgehoben ist: [] "Die II. Parteikonferenz stellt fest: [] Sechstens: Die politischen und die ökonomischen Bedingungen sowie das Bewußtsein der Arbeiterklasse und der Mehrheit der Werktätigen sind soweit entwickelt, daß der Aufbau des Sozialismus zur grundlegenden Aufgabe in der Deutschen Demokratischen Republik geworden ist. Das deutsche Volk, aus dem die bedeutendsten deutschen Wissenschaftler Karl Marx und Friedrich Engels, die Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus, hervorgegangen sind, wird unter der Führung der Arbeiterklasse die großen Ideen des Sozialismus verwirklichen." [] Die Frage liegt nahe, warum gerade dieser Absatz von dem offiziellen Parteiorgan herausgehoben worden ist, da er doch dem Anscheine nach nur einen Programmpunkt formuliert, der zu den ältesten Ladenhütern des Stalinismus gehört und bei jeder Gelegenheit bis zur Ermüdung zitiert werden muß. [] Aber gerade, daß eine alte und unabdingbare, gelegentlich laut proklamierte, dann wieder bewußt gedämpfte Forderung in diesem Augenblick in den Mittelpunkt des Programms für das nächste Jahr gestellt wird, enthüllt dem Eingeweihten den Sinn des gegenwärtigen Geschehens. Was hier "festgestellt" wird, das ist dieses: Die Sowjetzone Deutschlands soll nun ohne alle Einschränkungen, ohne Rücksicht auf ihre wirtschaftliche Struktur, ihre Lebensbedürfnisse, den Willen ihrer Bewohner oder gar die Meinungen der freien Welt in den sowjetischen Macht- und Herrschaftsbereich einbezogen werden. [] Die fortschreitende Angleichung aller Lebensverhältnisse und Ordnungen Mitteldeutschlands an das Muster der Sowjet-Union ist seit Jahren unverkennbar. Insbesondere gab es auch für diesen Vorgang selbst Muster in der Entwicklung der ost- und südwesteuropäischen "Volksdemokratien", die nun auch in Deutschland mit einer vernichtenden Monotonie nachexerziert werden; es bedarf keiner Prophetengabe, um den weiteren Ablauf der Dinge bis nahezu auf die Termine hin vorauszusehen. [] Was in den letzten Wochen drüben geschah: Die plötzliche Preisgabe der Friedens- und Einheitsparolen; die Bewaffnung der FDJ und ihre Kriegsgesänge; die Vertiefung der Klassenunterschiede in der "neuen Gesellschaft" durch die revidierten Lohntarife; die von langer Hand vorbereiteten Maßnahmen zur völligen Abdichtung der Zonengrenze; all das waren unerläßliche Voraussetzungen für die endgültige Herauslösung Mitteldeutschlands aus der Welt, der es zugehört, und für seine Einbeziehung in den Wirtschaftsapparat, die Machtsphäre, das Kriegspotential der Sowjet-Union. [] Der perfekte Sklavenstaat [] Gewiß gibt es im gegenwärtigen Zustand der sowjetischen Besatzungszone noch mancherlei, was nicht zum Bilde der vollkommenen Volksdemokratie paßt; wir dürfen gewiß sein, daß all dieses in den nächsten Monaten verschwindet, daß nichts mehr übrigbleibt, was die Vorstellung wecken könnte, als gäbe es zwischen der Ordnung der freien Welt und derjenigen des Stalinismus Übergänge, Kompromisse, Berührungen oder gar so etwas wie eine neutrale Zone. [] Der perfekte Sklavenstaat, wie ihn die Sowjet-Union darstellt, soll an der Elbe und Werra enden: Dies und nichts anderes ist gemeint, wenn der Beschluß der SED von der Verwirklichung der "großen Ideen des Sozialismus" spricht. Wer das noch nicht glaubt, dem muß man raten, sich einmal die Entwicklung der Dinge an der Zonengrenze selbst anzusehen - etwa in Mödlareuth bei Hof, wo ein Bretterzaun mitten durch ein Dorf gezogen und ein großes stattliches Gehöft auf der sowjetzonalen Seite dieses Zaunes dem Erdboden gleichgemacht wurde; oder in Philippsthal in der Rhön, wo die Grenze mitten durch ein Haus geht und der sowjetzonale Teil des Hauses vom Abbruch bedroht ist. Wo immer der Wanderer die Zonengrenze berührt, trifft er auf den Streifen toten Landes, der durch blühende Wiesen, fruchttragende Äcker und ragende Wälder gezogen wurde und von den bewaffneten Schergen des sowjetdeutschen Sicherheitsdienstes überwacht wird. Manche Anzeichen sprechen dafür, daß dieser Grenzstreifen bald auch mit einem Stacheldrahtzaun, dem weltbekannten Symbol der "Volksdemokratie", ausgestattet sein wird. [] Dieser Drahtverhau an der Elbe und dem Westhang des Harzes, an der Werra und zwischen Thüringer Wald und Fichtelgebirge soll die Grenze des "perfekten Sklavenstaates" sein, den die Sowjetunion mit ihren Satelliten-Staaten darstellt; so und nicht anders ist die Verwirklichung der "großen Ideen des Sozialismus", so und nicht anders der Beschluß der II. Parteikonferenz der SED zu verstehen. [] Neue Verpflichtung [] Diese Erkenntnis verpflichtet die Menschen in der Bundesrepublik mehr denn je, im Gedanken an ihre 18 Millionen Landsleute in der Sowjetzone zu leben und zu arbeiten. Für diese 18 Millionen beginnt eine Zeit noch schärferen Druckes, noch rücksichtsloserer Ausbeutung und noch wirksamerer Abtrennung von der freien Welt; die Anforderungen an ihre Zuversicht, an ihre Wachsamkeit werden unerhört wachsen und für viele an das kaum noch Menschenmögliche grenzen. Es ist nötig, daß wir, die wir außerhalb der Stacheldraht-Demokratie leben dürfen, uns dieser Tatsache bewußt sind und sie unseren westdeutschen Landsleuten unermüdlich einprägen. [] Auch unsere Aufgabe wird größer und schwerer sein. Alle diejenigen, die aus Gleichgültigkeit, Opportunismus, Schwäche oder Angst geneigt sind, sich mit den "Tatsachen" abzufinden, werden leichteres Spiel haben. Die Aufrechterhaltung der menschlichen Beziehungen über die Zonengrenze hinweg wird schwerer sein als bisher, die Gefahr für alle diejenigen drüben, die ohne den Kontakt mit der freien Welt nicht leben können, wird ernster sein denn je. Und trotzdem, nein, gerade deshalb muß alles geschehen, um die Einheit Deutschlands wenigstens im Bewußtsein der deutschen Menschen aufrecht zu erhalten, so lange, bis scheinbar unabänderliche Tatsachen geändert werden können, bis die Stacheldrähte mitten in Deutschland verschwinden und der Streifen toten Landes wieder grün und nicht mehr Grenze sein wird. [] FDJ marschiert ... [] Gestern Friedenskampfgenossen ... [] Picassos Friedenstaube, die der sowjetischen Propaganda so lange brav gedient hat und längst den Titel "Verdienter Vogel des Kremls" verdient hätte, hat auf dem IV. "Jugendparlament" der Sowjetzone, das an Pfingsten in Leipzig stattfand, Federn lassen müssen. Nein, sie wurde am Boden zerstört, zerstört unter dem Marschtritt der FDJ-Kolonnen, Jungen und Mädchen, die mit Kleinkalibergewehren an Stalins Statthaltern vorbeizogen unter dem Gesang des neuen Liedes der FDJ: [] "Tapfer lacht die junge Garde, [] wacht die junge Garde, [] wird nicht fragen - [] schlagen [] wird sie ihre Feinde ..." [] Dieser Parademarsch war mehr als eine "wehrsportliche" Spielerei, er war das demonstrative Signal für einen Schritt weiter auf dem Wege zur Einbeziehung Mitteldeutschlands in die sowjetische Machtsphäre. Und für diese Demonstration mußte wieder einmal, wie schon so oft, die Jugend herhalten. [] ... heute schon auf stolzen Rossen ... [] Wir sind davon überzeugt, daß viele von diesen Jungen und Mädchen ahnungslos nach Leipzig kamen, daß man ihnen die Flinten erst im letzten Augenblick in die Hand drückte, als sicher war, daß sie von der Massenpsychose eines solchen Aufmarsches erfaßt seien und nicht mehr ausbrechen könnten. [] Darum nimmt uns auch die Entschließung der FDJ in Leipzig nicht wunder, in der es heißt: [] "Es gilt, allen jungen Werktätigen verständlich zu machen, daß der Dienst in den bewaffneten Kräften eine ehrenvolle Aufgabe für jeden jungen Bürger unserer Republik bedeutet. Die Organisationen der FDJ müssen die besten Mitglieder in die Reihen der Deutschen Volkspolizei entsenden. Die FDJ-ler in der Deutschen Volkspolizei müssen es als ihre ehrenvolle Aufgabe betrachten, vorbildlich ihren Dienst zu erfüllen und ihre politischen und fachlichen Kenntnisse ständig zu erweitern." [] In das gleiche Horn stieß Bärbel Böhm, eine Partisanin des Friedens aus dem Kreise Hoyerswerda, die auf dem Parlament erklärte: [] "Deshalb stelle ich den Antrag, schwerpunktmäßig in unseren volkseigenen Betrieben mit der Ausbildung unserer Jugend an Waffen zu beginnen. Auch das Fallschirmspringen müßte jeder FDJ-ler beherrschen ... Lernen wir von unserem großen Vorbild, dem Lenin-Stalinschen Komsomol! Lernen wir von unserem großen Oleg Koschewoi! Lernen wir von der heldenhaften Jugend Chinas und Koreas, wie man die amerikanischen Gangster und ihre Helfershelfer aus unserem Lande jagt!" [] Und im gleichen Geiste schreibt das Zentralorgan der FDJ, die "Junge Welt" vom 1. Juni 1952: [] "Wir werden unsere militärischen Fähigkeiten entwickeln. In der Stadt des IV. Parlaments legen in diesen Tagen die ersten jungen Menschen unserer Republik das Schießabzeichen ab. [] Zurückgekehrt in unsere Gruppen und Grundeinheiten, werden sie den Schießsport pflegen und gute Scharfschützen werden. Das sagen wir mit dem Lied der roten Matrosen, das wir anstimmen: Vorwärts an Geschütze und Gewehre!"' [] ... morgen ...? Die Parolen sind klar. Sie stammen nicht von der "begeisterten Jugend" der Sowjetzone, die ein Leben in Freiheit und Einheit - ohne Betriebskollektivvertrag, ohne Uran-Gruben, ohne TAN, ohne FDGB, ohne Aufmärsche, ohne Massenschulung - den Segnungen der "neuen Gesellschaft" vorziehen würde. Diese Parolen stammen aus dem Zentralkomitee der kommunistischen SED. Aber für eine Jugend, die ihr Leben lang - erst unter Hitler, dann unter Stalin und Ulbricht- mit einer Flut verlogener Propagandareden behämmert wurde, ist es schwer oder fast unmöglich, dieser seelischen "Aggression" standzuhalten. [] Die Kriegsgesänge von Leipzig sind ein Appell an unser Verantwortungsbewußtsein. Zeigen wir der betrogenen Jugend der Sowjetzone durch unser Handeln, daß wir stellvertretend für sie auf dem Posten sind. Standfestigkeit, zähe Arbeit und Selbstvertrauen werden den Frieden erhalten und Deutschland und seiner Jugend die Einheit wiedergewinnen. [] Von der Bundesstelle [] Eine neue Schriftenreihe [] Wir beginnen mit der Veröffentlichung einer neuen Schriftenreihe, deren Aufgabe es ist, unseren Mitarbeitern und Freunden Informationen, Argumente, geistige Waffen für die Auseinandersetzung mit dem Stalinismus zu liefern. Das erste Heft, verfaßt von André Sonnet, behandelt die "große Säuberung", das Blutbad, das Stalin in den Jahren 1936-38 an seiner eigenen Partei anrichtete. [] Um dem wachsenden Widerstand gegen seine Politik zu begegnen, hatte er von 1930 bis 1934 eine Million Oppositioneller aus der Partei ausgeschlossen. Diese Million, geführt von der "Alten Garde" der Bolschewisten, bildete eine ständige Gefahr für seine Diktatur. Diese Gefahr sollte durch die "große Säuberung" gebannt werden, die 1936 mit dem ersten der drei großen Moskauer Schauprozesse begann. [] Diese Moskauer Prozesse von 1936 bis 1938 werden heute wieder aktuell durch die Tatsache, daß in der Sowjetzone seit 6 Wochen eine Reihe von Sabotage- und Spionage-Prozessen durchgeführt werden, die den Moskauer Prozessen sehr ähneln. Auch diese Prozeß-Serie findet im Anschluß an eine eben abgeschlossene Parteireinigung statt, der 150696 SED-Mitglieder zum Opfer fielen. Grund genug, die Geschichte der "großen Säuberung" allen Kommunisten in Erinnerung zu rufen - und solchen, die es werden möchten! [] Langerwartete Sonderauflagen [] Seit langem schon ist von vielen Seiten nach einer billigen Taschenausgabe von Klimow, "Berliner Kreml", verlangt worden. Auf Anregung des Bundesministeriums für gesamtdeutsche Fragen hat sich der Verlag Kiepenheuer & Witsch nun entschlossen, eine solche Ausgabe herauszubringen, die bald im Buchhandel erhältlich sein wird. Auch wir werden in der Lage sein, Exemplare dieser Ausgabe in begrenzter Menge abzugeben, bitten jedoch, uns nach Möglichkeit Einzelanschriften für diesen Versand zu übermitteln. [] Ebenso wird auch von dem eindrucksvollen Buch von Klaus Ackermann: "Das Land der stummen Millionen" demnächst eine ungekürzte Taschenausgabe zur Verfügung stehen, und wir werden auch hier gut begründete Einzelwünsche erfüllen können. In einzelnen Exemplaren kann ferner das soeben in einer Ausgabe für die Bundesrepublik erschienene Buch "Als Gefangene bei Stalin und Hitler" von Marg. Buber-Neumann angefordert werden. Wir werden es vorzugsweise an solche Stellen geben, wo es in Lesesälen oder im Leihverfahren vielen Lesern zugänglich gemacht wird. [] Wir machen unsere Freunde schließlich noch auf zwei bedeutsame Neuerscheinungen aufmerksam: Das Buch des Bonner Universitätslehrers Helmut Gollwitzer "... und führen, wohin Du nicht willst" ist eine der eindringlichsten Auseinandersetzungen mit der Gedankenwelt des Stalinismus, die wir kennen; es ist besonders beachtenswert als das Bekenntnis eines evangelischen Theologen, der als Student dem Marxismus nahe gestanden hat und seine innere Wandlung dem Erlebnis der Kriegsgefangenschaft in der Sowjetunion verdankt. Das Buch erscheint bereits in vierter Auflage im Verlag von Christian Kaiser in München und verdient insbesondere in evangelischen Kreisen Verbreitung - zumal dort, wo Kirchenpräsident Niemöller oder Dr. Heinemann Widerhall gefunden haben. - Ferner erscheint im Verlag Kiepenheuer & Witsch soeben die "Soziologie des Kommunismus" des französischen Gelehrten Jules Monnerot; dieses Buch ist ein Standardwerk für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Stalinismus, dabei auch nur für soziologisch und historisch-politisch einigermaßen geschulte Leser geeignet. [] Von kommenden Veröffentlichungen [] In dem "SBZ-Archiv" - von dem wir übrigens eine begrenzte Anzahl von Exemplaren noch an sorgfältig ausgewählte Anschriften versenden können - ist im Laufe der letzten Monate ein Briefwechsel zwischen einem Universitätsprofessor aus der Sowjetzone und dem westdeutschen Philosophen Prof. Dr. Max Bense veröffentlicht worden, zu dem sich u. a. auch Prof. Dr. Dr. Hans Köhler geäußert hat und der durch einen Beitrag von Prof. Dr. Helmut Gollwitzer abgeschlossen wurde. Der Briefwechsel behandelt die Situation des geistigen Menschen in der Sowjetzone, der um den Preis seiner inneren Freiheit heute von dem dortigen Regime demonstrativ gefördert, ja verhätschelt wird. Die Diskussion ist in der Bundesrepublik viel beachtet worden und wird daher vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen demnächst in einem Sonderdruck unter dem Titel "Die Situation der Entscheidung" herausgebracht werden. Die Broschüre wird in erster Linie Hochschullehrer, Geistliche, Erzieher und andere Akademiker interessieren; zur Massenverbreitung ist sie nicht bestimmt. [] Im Druck ist eine ergänzte Neuauflage der Broschüre "Die Sowjetisierung der Landwirtschaft in der Sowjetzone", die unter dem Titel "Auf dem Wege zur Kolchose" mit einem neuen, wirkungsvollen Umschlag erscheinen wird. Die Schrift eignet sich zur Verbreitung in den führenden Kreisen der Bauernschaft; für Massenverteilung steht bekanntlich noch das Bauernflugblatt "Es könnte uns wesentlich schlechter gehen..." zur Verfügung. [] Ein neues Plakat [] Ein neues "F"-Plakat geht in diesen Tagen in Druck, und wir kündigen schon heute an, daß es in spätestens 3 Wochen zur Verfügung stehen wird. Das Plakat behandelt unter der Schlagzeile "Mitten in Deutschland ... Mitten im Frieden ..." die Austreibungen im Grenzgebiet der Sowjetzone; es ist ein Bildplakat in Mehrfarbendruck und erinnert zugleich an die Aktion zur Hilfeleistung für die Flüchtlinge aus der Sowjetzone. [] Welche Drucksachen sind noch zu haben? [] Die meisten Drucksachen, von denen Muster an unsere Freunde verschickt wurden, sind noch vorrätig. Besonders sei auf folgende Schriften hingewiesen: [] "Der Apparat, Stalins fünfte Kolonne" von Erich Wollenberg. Diese Schrift schildert die gefährliche Spionage- und Zersetzungsarbeit der sowjetischen Agenten und eignet sich vor allem zur Verteilung in Betrieben an solche Menschen, die die Wühlarbeit des Kommunismus nicht sehen wollen. [] "Sonnenfinsternis" von Arthur Koestler. Das Buch kann wieder in geringen Mengen angefordert werden. Bei sorgfältiger Verteilung an politisch Interessierte und an "Harmlose" kann es als "Augenöffner" dienen. Es schildert die Methoden der sowjetischen Geheimpolizei und gibt einen tiefen Einblick in das unmenschliche Denken und Handeln des Sowjetfunktionärs. [] "An einen Schüler der Klasse IVa". Ein achtseitiges Flugblatt, das jugendliche Leser über die Zusammenhänge der sowjetzonalen Briefaktionen aufklärt. Es sollte vor allem in den Schulen zur Verteilung gelangen. [] Klebezettel: "Blauer Dunst" und "Frieden, Frieden, Frieden ..." [] Flugschriften: "Eine Jugend hüben und drüben"; "Der Tag der Hausfrau hüben und drüben"; "Spitzelbogen". Das letztgenannte Flugblatt eignet sich zur Verteilung in und vor den Betrieben, vor allem bei Betriebsratswahlen, zu denen Kommunisten kandidieren. [] Vom Aufbau des Rednerdienstes [] Der in unserem letzten Mitteilungsblatt angekündigte Rednerdienst hat am 1.7. seine Tätigkeit aufgenommen, und zwar mit einer Deutschlandfahrt im Zusammenwirken mit der Aktion "Ein Deutschland - ein Europa" der Europa-Union. Einer unserer Freunde spricht dabei in einem Lichtbildervortrag zur Bevölkerung, vornehmlich zur Jugend, über Entwicklung und Stand der politischen Verhältnisse in der SBZ. Die Aktion begann in München und führt über den Bayrischen Wald, den Ostteil Hessens, Niedersachsens zur Ost- und Nordsee und in der zweiten Hälfte durch die westlichen Gebiete Nordrhein-Westfalens, Rheinland-Pfalz, Württemberg-Baden wieder zurück nach Oberbayern. [] Eine Reihe von Freunden, die sich für den Ausbau des Rednerdienstes interessieren, werden in der Zeit von 11. bis 14. 8. nach Königswinter kommen und dort in die Aufgaben der Rednertätigkeit eingewiesen werden. [] Wir bitten, Angaben und Wünsche über Versammlungen, auf denen unsere Redner, die zum Teil bereits jetzt schon zur Verfügung stehen, sprechen sollen, der Bundesstelle einzureichen. [] Aus Briefen unsrer Mitarbeiter [] "... Doch zuvor ein Wort zu Ihren Methoden. Ich finde es ausgezeichnet, daß Sie mir laufend Auswahlsendungen schicken. Dadurch wird einerseits vermieden, daß wir hier große Mengen Material, das wir vielleicht nicht ganz bejahen oder wofür wir keine passenden Einsatzmöglichkeiten haben, bei uns lagern, während andererseits gewährleistet ist, daß uns das ausgewählte Material auch tatsächlich in ausreichendem Maße zur Verfügung steht. Ein großer Teil des Materials kann ohne weiteres von uns vertreten werden, obwohl wir es bedauern, daß nicht auch einmal positiv europäische Publikationen von F vorgelegt werden ..." [] "Zu der Verteilung selbst: Wir haben in unserem Kreisverband einzelne kleine Gruppen, von denen jede für sich ein spezielles Aufgabengebiet zu erfüllen hat. Die Propaganda fällt der Aktionsgruppe, deren Leiter dem Kreisvorstand gegenüber verantwortlich ist, anheim. Die Jungens haben dabei verschiedene Methoden entwickelt: [] Kleben an allen erlaubten Flächen, mit Vorliebe auf KP-Plakate und deren Aushängekästen. [] Verteilung am Bahnhof, an Schulen, Flugblätter aus den höchsten Stockwerken von Neubauten, ebenso nächtliches Streuen auf den Straßen. Die Verteilung von Broschüren erfolgt durch Einwerfen in parkende Autos oder Liegenlassen in der Eisenbahn, sowie persönlichesÜberreichen an geeignete Mitbürger." [] "... In der Anlage übersende ich Ihnen einen Ausschnitt aus unserer Riedlinger Zeitung, der Sie interessieren wird. Vielleicht regen Sie einmal die Art der Propaganda durch eine Werbetafel auch in anderen Städten an. Selbstverständlich dürfte man in größeren Städten auf Schwierigkeiten stoßen, die aber sicherlich bei richtiger Behandlung beseitigt werden könnten. [] Aus der Anlage: [] Aus der Sitzung des Riedlinger Gemeinderates. "FREIHEIT, AKTION DER JUGEND", die als demokratische staatstragende Bewegung die Unterstützung höchster Bundesstellen hat und regelmäßig für die Verteilung von Drucksachen des Bundesministeriums für gesamtdeutsche Fragen besorgt ist, stellt Antrag auf Genehmigung zur Errichtung einer Werbetafel in der Hindenburgstraße, Nähe Postamt. Dem Antrag wird stattgegeben ("Schwäbische Zeitung" vom 6. Juni 1952). [] "... Am letzten Montag hatten wir einen Bundestagsabgeordneten in unserer Stadt als Gast. Er sprach über "Das große Fragezeichen" der politischen Betätigung der Jugend. Ich meine, es muß in dieser Richtung wirklich etwas geschehen. Wenn die Politik in der Erziehung des Dritten Reiches auch viel zu viel Raum einnahm, so darf man sie aus der Erziehung in einer Demokratie trotzdem nicht völlig verkennen. Es ist ein trauriges Zeichen, wenn Schüler der 2. Klasse des Gymnasiums nicht wissen, wer Dr. Konrad Adenauer ist." [] "... Abgesehen davon wird die Aktivität gegen die KP und ihre Abteilungen hier immer stärker. - Heute können wir sagen, daß wir bei jeder KP-Versammlung mit ca. 30 Mann vertreten sind und bisher jede Veranstaltung dieser Art innerhalb der letzten 6 Wochen zu einem für den Veranstalter unerfreulichen Ausgang gebracht haben." [] "... Verzeiht mir bitte, daß ich nun so lange nicht mehr schrieb. Ich liege schon wieder im Krankenhaus. Es wird dieses Mal lange dauern, bis ich wieder gesund bin. Aber die Arbeit hat bis jetzt noch nicht darunter gelitten und wird auch nichts einbüßen. Gerade jetzt kann ich herrlich für unsere Sache arbeiten. Alle Kranken, mit denen ich auf der Station liege, bekommen unser Material zum Lesen. Anschließend wird dann alles noch diskutiert. Das ist immer eine wüste Sache. Vor einigen Wochen lag ein Vorstand der KPD auf meiner Station. Den haben wir so fertig gemacht, daß er am Schluß selbst an seiner Idee zweifelte. Auch die Ärzte und das Pflegepersonal werden mit dem Material versehen. Ich kann ruhig sagen, daß man die Wirkung in den Gesprächen spürt. Für unsere Stadt und die Umgebung habe ich nun meine Mittelsmänner aufgestellt, denen ich die Sachen gebe und die sie dann weiterleiten." [] FREIHEIT kommt wieder [] Redaktion: "Freiheit" Aktion der Jugend, Bundesstelle, Bonn (Postfach). [] Druck: Raiffeisendruckerei G. m. b. H., Neuwied am Rhein [] [] Vorderseite des neuen Flugblattes [] So sollen die drei kleinen Plakate nebeneinander geklebt werden, wo der Raum es zuläßt
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