Die Blockade von Bonn - . Ein Bumerang gegen die westdeutsche Wirtschaft

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Die Blockade von Bonn - [] Ein Bumerang gegen die westdeutsche Wirtschaft [] [] ... Seit Donnerstag, dem 2. August 1951, 24 Uhr, ist in Deutschland die gefährlichste Situation seit der amerikanischen Blockade 1948 eingetreten, eine Situation...

Full description

Bibliographic Details
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 02.08.1951
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/1B346CBA-DD0C-48CF-8DF5-AA2080B43CC1
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Die Blockade von Bonn - [] Ein Bumerang gegen die westdeutsche Wirtschaft [] [] ... Seit Donnerstag, dem 2. August 1951, 24 Uhr, ist in Deutschland die gefährlichste Situation seit der amerikanischen Blockade 1948 eingetreten, eine Situation, deren Folgen zur Stunde noch nicht abzusehen sind. [] Bonn hat die Zonengrenzen für alle westdeutschen Warensendungen gesperrt. [] Nach der mißlungenen Blockade 1948 versuchen die Amerikaner eine neue Blockade der Deutschen Demokratischen Republik. [] Am 7. September 1950 begannen die Verhandlungen für einen innerdeutschen Handelsvertrag. Am 6. Juli 1951 war es endlich so weit, daß die beiden deutschen Delegationen den Vertragstext paraphierten. Aber Bonn weigert sich zu ratifizieren. McCloy hatte gerade aus Washington den Befehl zur beschleunigten westdeutschen Aufrüstung mitgebracht. Zu dieser amerikanischen Politik gehört die Liquidierung des Ost-Westhandels, denn McCloy weiß sehr wohl, daß, solange man miteinander Handel treibt, man nicht gegeneinander Krieg führen kann. [] Der "Telegraf" schrieb am Freitag triumphierend, daß durch die Bonner Grenzsperre in der Deutschen Demokratischen Republik dringend gebrauchte Engpaßmaterialien nicht mehr hereinkommen und dadurch der Fünfjahrplan Schiffbruch erleiden muß. Der "Telegraf" bestätigte damit die von uns gekennzeichnete aggressive amerikanische Politik, die hinter der Blockade der deutschen Demokratischen Republik steht. [] Es sieht schlecht aus, einen paraphierten Handelsvertrag ohne Grund nicht zu ratifizieren. Ein Grund war nicht da, deshalb mußte ein Vorwand konstruiert werden. Die Ursprungszeugnisse der Westberliner Exporte mußten dazu herhalten. Am 16. Januar 1946 hatte der Kontrollrat beschlossen, die für Vorbehaltsgüter-, die von Westberlin nach Westdeutschland transportiert werden sollen, ein Ursprungszeugnis beigefügt werden mußte. Seither - also seit über fünf Jahren - wird diese Bestimmung ununterbrochen durchgeführt. Seit zwei Wochen hat der Westmagistrat den Kontrollratsbeschluß durchbrochen und den Westberliner Firmen unter Strafandrohung, verboten, weiterhin, Ursprungszeugnisse einzureichen. Durch diese willkürliche und gesetzwidrige Handlungsweise des Westmagistrats liegen in Westberlin Exportwaren fest. Dieser selbstverschuldete Warenstau wird nun zum Vorwand für die Nichtratifizierung des innerdeutschen Vertrages benutzt. [] Der gefährliche Schlag gegen die deutsche Einheit schadet ganz Deutschland. Natürlich schafft er auch für unseren Aufbau neue Schwierigkeiten, aber uns steht ein gewaltiges Hinterland bis zum Stillen Ozean offen, das bereit ist, uns zu beliefern. Für Westdeutschland ist die amerikanische Blockade unangenehmer, denn es hat keinen Ersatz für die Kunden, die es in der Deutschen Demokratischen Republik verliert. Hunderte westdeutscher Firmen lebten vom innerdeutschen Handel. Für sie bedeutet die Grenzsperre Ruin; sie laufen heute Sturm im Bonner Wirtschaftsministerium. Alle Deutschen in West und Ost sind sich über den Handelsvertrag einig; nur von einem kleinen ausländischen Klüngel auf dem Petersberg und seinen schändlichen Partnern in Bonn wird dieser deutsche Vertrag sabotiert. [] Den schwersten Schaden der Grenzsperre wird Westberlin haben. Es kann ohne das natürliche Hinterland der Deutschen Demokratischen Republik nicht leben. [] [] Alle lebenswichtigen Massengüter wie Kohlen, Kartoffeln, Zucker, Holz, Dieselöl, Benzin, bekam Westberlin bisher im Rahmen des innerdeutschen Handels aus der Deutschen Demokratischen Republik. Der Westen kann schon transportmäßig diese Massengüter nicht nach Westberlin schaffen. Trotz der unverschämten Provokation der Grenzsperre liefern wir weiter elektrischen Strom nach Westberlin. Das ist eine Langmut, die im kaufmännischen Leben ihresgleichen sucht. Aber sie hat natürlich ihre Grenzen, und wenn die Westberliner eines Tages im Dunkeln sitzen, wenn sie im kommenden Winter frieren, dann haben sie es Adenauer zu verdanken. Mit ihm sollen sie dann abrechnen. [] Die Westberliner Abwässer gehen auf die Rieselfelder der Deutschen Demokratischen Republik. Würden wir im Stil der Bonner Gangsterpolitik Gleiches mit Gleichem vergelten und die Abwässer sperren, so würde Reuter mit seinem "12. Bundesland" im eigenen Dreck ersticken. Natürlich tun wir so etwas nicht, was im umgekehrten Fall Leuten wie Reuter und Kaiser ohne weiteres zuzutrauen wäre; das Beispiel zeigt nur, wie total dieser Stadtteil von der Deutschen Demokratischen Republik abhängig ist und wie furchtbar die amerikanische Blockade auf Westberlin zurückfallen kann. Die größenwahnsinnigen Hetzer Westberlins fühlen sich gern als Brückenkopf der USA, in Wirklichkeit haben sie sich in ihre eigene Mausefalle gesetzt. [] Wir sehen eins kommen: Wenn bei der amerikanischen Blockade der Deutschen Demokratischen Republik die Folgen für Westberlin auftreten, dann wird sich in der Westberliner Presse ein Geschrei erheben, wie die böse Deutsche Demokratische Republik die armen Westberliner blockiert. Deshalb wollen wir heute, wo der Tatbestand frisch ist, allen Berlinern zeigen: [] Nicht wir [] weigern uns, den innerdeutschen Handelsvertrag zu unterschreiben, sondern die Bonner. [] Nicht wir [] haben ein militärisches Niemandsland an der Zonengrenze geschaffen, sondern die Bonner. [] Nicht wir [] haben am Donnerstag, dem 2. August, 24 Uhr, die Zonengrenze für den friedlichen Handelsvertrag gesperrt, sondern die Bonner. [] Nicht wir haben eine Änderung in der vom Kontrollrat verfügten Übung der Ursprungszeugnisse geschaffen sondern Reuter. Die Verantwortung für alles, was sich nun ereignen kann, liegt eindeutig fest. Das sei in aller Form klargestellt. [] [] Lieber Leser! [] Denken Sie bitte über den Inhalt dieser Flugschrift nach und beachten Sie, daß dieser amerikanische Blockadeanschlag auf unseren innerdeutschen Handel zum vernichtenden Bumerang gegen die Wirtschaft Westdeutschlands wird. Seien Sie überzeugt, dieser von McCloy angeordnete und von Bonn ausgeführte verbrecherische Blockadeakt wird, die letzten Fäden des friedlichen innerdeutschen Handels zerreißen und restlos alte Industrie- und Handelskreise in die amerikanischen Kriegsvorbereitungen gegen die friedliebenden Völker des Ostens einspannen. [] Alle Gewerbetreibenden, Kaufleute und Fabrikanten mögen sich in ihren Fachkreisen beraten und sich geschlossen wie auch einzeln gegen diesen Einbruch in ihre wirtschaftlichen Interessen und ihre persönliche Freiheit zur Wehr setzen. Alte westdeutschen Brüder und Schwestern, für die diese neuerlichen verheerenden Maßnahmen eine weitere Senkung des Lebensstandards mit sich bringen werden, müssen entschieden gegen diese volksfeindliche Politik der Kriegsvorbereitungen auftreten. [] Ihr gemeinsames und entschlossenes Handeln wird helfen, den Frieden zu erzwingen und dazu beitragen, die wirtschaftliche und kulturelle Einheit Deutschlands wiederherzustellen. [] Kämpfen Sie, gegen einen amerikanischen Krieg auf deutschem Boden! Geben Sie freudig Ihr "Ja" zur Volksbefragung gegen die Remilitarisierung Deutschlands und für einen Friedensvertrag noch im Jahre 1951!
Published:02.08.1951