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Gemüsebauern der Vier- und Marschlande! [] Der Neuaufbau unserer Ernährungswirtschaft ist die Grundlage jeden Neuaufbaus Deutschlands. Angesichts des furchtbaren Erbes, das uns Hitler und seine Anhänger hinterlassen haben und das uns zum ärmsten Volk der Welt gemacht hat, werden wir gezwungen sein, die Einfuhr an Lebensmitteln auf das Notwendige zu beschränken, weil wir darüber hinaus für den Aufbau der Industrie wichtige Rohstoffe einführen müssen. Das setzt aber voraus, daß in Deutschland eine Steigerung der Erzeugung von hochwertigen Lebensmitteln mittels einer Agrarreform durchgeführt wird, die an Stelle der extensiven Bewirtschaftungsform die intensive setzt, d. h. die den Aufbau von Hackfrüchten und Gemüse auf Kosten des Körnerbaues bewußt fördert. Um dieses für die Erhaltung des deutschen Volkes notwendige Ziel zu erreichen, muß mit dieser Agrarreform eine Bodenreform durchgeführt werden, welche die übergroßen landwirtschaftlichen Besitztümer über 100 Hektar zugunsten gesunder, selbständiger bäuerlicher Siedlungen enteignet. [] Nur ein gesunder Bauernstand sichert dem deutschen Volke seine Ernährungsgrundlage und macht uns vom Auslande weniger abhängig, als es bislang der Fall war! [] Für uns in Hamburg kommt in dieser Beziehung dem Gemüsebau in den Vier- und Marschlanden eine große Bedeutung zu. Diesen in jeder Beziehung zu fördern, darin sieht die Sozialdemokratie eine wichtige Aufgabe der am 13. Oktober neu zu wählenden Hamburger Bürgerschaft! [] In der Vergangenheit war unser Hamburger Gemüsebau vielerlei Einflüssen ausgesetzt, die seine Entwicklung sehr ungünstig beeinflußten. So waren es unter anderem die Marktschwankungen, die oftmals den Ertrag der Arbeit des Gemüsebauern sehr in Frage stellten, ebenso die vielfach unbefriedigenden Pachtverhältnisse, die Dünger- und Saatbeschaffung, die Transportmöglichkeiten und vieles mehr. Diese und ähnliche Erscheinungen hatten zur Folge, daß die wirtschaftliche Lage des einzelnen Gemüsebauern ständigen Schwankungen unterworfen war und er eigentlich nie einigermaßen gesichert der Zukunft gegenüberstand. [] Hier gründlichen Wandel zu schaffen, [] dem Gemüsebauern den Ertrag seiner Arbeit zu sichern, [] ihm stabile Preise für seine Produkte zu gewährleisten [] die Pachtverhältnisse einer grundlegenden Neuregelung zu unterziehen, [] die produktionshemmenden Bestimmungen der Nazizwangswirtschaft schnellstens zu beseitigen, [] an Stelle des von oben dekretierenden Reichsnährstandes eine von unten aufgebaute Selbstverwaltung der hamburgischen Bauernschaft zu schaffen, in der der Gemüsebauer eine seiner Bedeutung entsprechende Vertretung hat, [] also dem Gemüsebauern den Grund und Boden und den Ertrag seiner Arbeit zu sichern, das ist die große Richtschnur für die sozialdemokratische Agrarpolitik der neu zu wählenden Hamburger Bürgerschaft. [] Erst vor wenigen Wochen hat die sozialdemokratische Fraktion der Hamburger Bürgerschaft diese Auffassung durch ihren Sprecher zum Ausdruck gebracht. [] Diese Auffassung der Sozialdemokratie fußt auf der Erkenntnis, daß eine solche Agrarpolitik sowohl den Interessen der Gemüsebauern, wie denen der städtischen Bevölkerung entspricht. Stabile Preise sichern die Existenz der Gemüsebauern und der städtischen Bevölkerung. Das sind auch wesentliche Voraussetzungen für einen möglichst schnellen Neuaufbau Deutschlands für die Überwindung der furchtbaren Not der Gegenwart, die uns das Hitlerreich hinterlassen hat. [] Darum wählt am 13. Oktober die Kandidaten der Sozialdemokratischen Partei: [] WILLI OSTERHOLD [] HERMANN SÖNNICHSEN [] GEORG RALOFF [] ERNST TESSLOFF [] Für den Inhalt verantwortlich: Ernst Kähler, Hamburg. - Druck: Auerdruck GmbH., EP 36, Hamburg 1, Pressehaus. - 931/5000/10.46/Kl. C
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