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Demokraten auf die Schanzen! [] Obwohl für den Bestand unserer freiheitlichen Staatsform zur Zeit noch keine unmittelbare Gefahr besteht, zwingen die politischen Umtriebe rechtsradikaler Hasardeure alle aufrechten Demokraten zur äußersten Wachsamkeit Bei der Mentalität großer Teile des deutschen Volkes, die mit Recht auf der ganzen Welt als politisch unreif und übertrieben autoritätsbedürftig eingeschätzt werden, ist leider zu befürchten, daß kriminell veranlagte Individuen vom Schlage Hitlers und Himmlers in unserem Lande noch einmal eine verhängnisvolle Rolle spielen können. [] Der 30. Januar 1933, der schwärzeste Tag, der europäischen Geschichte, an dem der Abschaum der Menschheit in Deutschland die Macht ergriff und nach Abschaffung der persönlichen Freiheit und der primitivsten Bürgerrechte das Volk der Dichter und Denker politisch auf das Niveau orientalischer Analphabeten herabwürdigte liegt erst 20 Jahre zurück. [] Die Kräfte, die damals die Voraussetzungen für Tod, Verkrüppelung und Heimatlosigkeit von Millionen Menschen und für die heutige prekäre Weltlage schufen, würden längst noch nicht alle von ihren Wahnideen geheilt. [] Es muß zwar zugegeben werden, daß viele ehemalige nationalsozialistische Mitläufer den Weg nach Damaskus gefunden haben und aufbauwillige Bürger geworden sind; viele andere aber kennen nur ein Ziel: Die Umwandlung der freien Bundesrepublik in einen Zuchthausstaat. [] Der berüchtigte ehemalige Staatssekretär Naumann, früher einer der rührigsten Lakaien des Lügenpropagandisten Goebbels, besaß die Frechheit, unbemerkt mit 90 seiner Komplizen in unserer Arbeiterstadt hinter verschlossenen Türen eine Verschwörerversammlung abzuhalten. Dieses schuldbeladene Subjekt, von dem selbst der Bundesjustizminister Dehler kürzlich sagte, daß an seinen Händen Blut klebe, hat Witten leider verlassen, bevor die klassenbewußte hiesige Arbeitnehmerschaft von seiner Anwesenheit Kenntnis erhielt und ihm entgegen treten konnte. [] Arbeiter der Stirn und der Faust! [] Ihr wisst, was Ihr zu erwarten habt, wenn durch die Passivität der Anständigen und Vernünftigen noch einmal eine Herrschaft der geistig und moralisch minderwertigsten Elemente des Volkes ermöglicht wird. Wer soll diese Herrschaft und die furchtbaren Folgen, die sie mit sich bringen würde, verhindern? [] Etwa die FDP und die DP, die mit schwarz-weiß-rot umränderten Plakaten um Eure Gunst buhlen? [] Diese beiden von rechtsradikalen Wühlmäusen stark durchsetzten Parteien müssen als halbfaschistische Organisationen angesehen werden. Ihre hin und wieder zum Ausdruck gebrachte Gegnerschaft zum Naumann- und Remer-Kreis ist nicht auf unüberbrückbare ideologische Gegensätze, sondern lediglich auf Konkurrenzneid zurückzuführen. Es kann jedenfalls mit einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit angenommen werden, daß FDP und DP bereit wären, gemeinsam mit einer starken rechtsradikalen Gruppe eine Phalanx der politischen Räuber-Romantiker nach dem Muster der Harzburger Front von 1930 zu bilden. [] Soll etwa der BHE den Bestand der Demokratie garantieren? [] Innerhalb dieser, im Ruhrgebiet nur einen Bruchteil der Flüchtlinge umfassenden Interessengruppe sind Leute dominierend, die früher hervorragende Repräsentanten des Hitlerregimes waren und sich heute dreist als Anwälte ihrer eigenen Opfer aufspielen. Der BHE stellt mit Vorliebe ehemalige Größen des tausendjährigen Reiches als Parlaments-Kandidaten ins Rampenlicht der Öffentlichkeit. Anscheinend ist er der Meinung, daß die besten Pläne für den materiellen und geistigen Wiederaufbau unseres Vaterlandes in denselben Spatzengehirnen reifen, in denen die Projekte für die Herbeiführung der größten Katastrophe der deutschen Geschichte entstanden sind. [] Auch der BHE-Kandidat im Wahlkreis Ennepe-Ruhr/Witten, Arno Hüttenrauch, ist ein fanatischer Gefolgsmann (kein Mitläufer) des "genialsten Staatmannes [!][Staatsmannes], Feldherrn und Künstlers aller Zeiten" und Träger des goldenen Parteiabzeichens der deutschen Mau-Mau-Bewegung gewesen. Ihm und seinesgleichen verdanken die Vertriebenen, daß sie Haus, Hof und Heimat verlassen mußten. [] Es war die Tragik Deutschlands, daß wir im Jahre 1933 in unserem Lande zu wenig denkende und freiheitliebende [!][freiheitsliebende] Männer, dafür aber zu viel Hüttenrauchs hatten. [] Wer noch einmal in unheilvollen Nächten rauchende Hütten und Häuser sehen will, der wähle Hüttenrauch oder andere Spezialisten in der Raucherzeugung. [] Nun ein Wort zur CDU. Diese an Mitgliederzahl relativ schwache, an Anhängern aber immer noch starke politische Machtgruppe, die vor jeder Wahl die christliche Religion für politische Zwecke mißbraucht, setzt sich zum kleinen Teil aus aufrechten Demokraten, in ihrer Mehrheit aber aus unentwegten Kampfgefährten der weiter rechts orientierten Parteien zusammen. Bedauerlicherweise ließ sich die fortschrittliche Minderheit bisher immer von der reaktionären Mehrheit ins Schlepptau nehmen und folgte widerstrebend, aber sie folgte. Die CDU legt größten Wert auf die Aufrechterhaltung der derzeitigen Koalition mit der FDP und DP. Eine Zusammenarbeit mit der Sozialdemokratie, die von der mehr und mehr nach links abwandernden katholischen Arbeiterschaft angestrebt wird, ist verpönt. [] Keine der aufgeführten bürgerlichen Parteien kann bei objektiver Betrachtung der Dinge als Bollwerk der Demokratie bezeichnet werden. [] Der einzige Garant für den Bestand unseres die Freiheit und die Menschenwürde respektierenden Staates ist die SPD. [] Man wirft der SPD vor, daß sie alles negiere und eine Partei sturer Nein-Sager sei. [] Hierzu ist zu bemerken, daß die SPD nur dann: "Nein!" sagt, wenn eine zustimmende Erklärung gleichbedeutend mit Verrat an den lebenswichtigen Interessen der breiten Volksmassen wäre. [] Als Hitler am 23. März 1933 vom Reichstag die Ermächtigung verlangte, unter Ausschaltung des Parlaments eine blutige Diktatur zu errichten, bezeugten ihm alle bürgerlichen Fraktionen von der NSDAP bis zum Zentrum und zur Staatspartei geschlossen ihre Ergebenheit. [] Nur eine Fraktion sagte: "Nein!" und lehnte nach einer mutigen, von dem Wutgeheul der bräunen Meute dauernd unterbrochenen Rede ihres Vorsitzenden Otto Wels das Ermächtigungsgesetz ab, [] die Fraktion der SPD. [] Die Ja-Sager von damals und ihre Trabanten betreiben heute unter neuen Firmenschildern wieder Politik. Auch diese Politik, die die Reichen reicher und die Armen ärmer macht, die Militarismus und Kriegsgefahr heraufbeschwört und dadurch die Einheit Deutschlands hintertreibt, wird von der Sozialdemokratischen Partei verneint. [] Wähler und Wählerinnen! [] Sagt auch Ihr am 6. September: "Nein!" zu der Politik der Bundesregierung. Wählt Männer und Frauen in den Bundestag, die sich vor 20 Jahren, zu einer Zeit der allgemeinen Geistesverwirrung, ihren klaren Blick und ihre Urteilsfähigkeit bewahrten und auch heute die Gewähr für eine dem Volke zum Segen gereichende Politik bieten. [] Wenn Ihr bürgerlich-kapitalistisch wählt, verschreibt Ihr Euch mit Haut und Haaren Amerika. Wenn Ihr kommunistisch wählt, unterstützt Ihr die Weltherrschaftspläne Rußlands. [] Wenn Ihr Eure Stimme dem sozialdemokratischen Kandidaten [] Heinrich STRÄTER [] gebt, dann wählt Ihr Deutschland. [] Verteidigt die Freiheit und beherzigt das auch heute noch geltende Schillerwort: [] "Der Menschheit Würde ist in Eure Hand gegeben, bewahret sie!" [] SPD SOZIALDEMOKRATISCHE PARTEI [] KREISVERBAND WITTEN
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