Junge Freunde aus Ostdeutschland!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Liebe Mädel und Jungen aus der Ostzone! [] [] Wir begrüßen Euch, die Ihr hierher nach Berlin gekommen seid, um bei den sogenannten "Weltjugendfestspielen" für den Frieden zu demonstrieren. Ein großer Teil von Euch ist in die Westse...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Sozialistische Jugend Deutschlands – Die Falken (SJD – Die Falken)
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 08.1951
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/38998023-469A-4B79-AC1E-C8B7AA778E79
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Liebe Mädel und Jungen aus der Ostzone! [] [] Wir begrüßen Euch, die Ihr hierher nach Berlin gekommen seid, um bei den sogenannten "Weltjugendfestspielen" für den Frieden zu demonstrieren. Ein großer Teil von Euch ist in die Westsektoren gekommen, um sich davon zu überzeugen, ob das, was man Euch von uns erzählt, Wahrheit ist oder Lüge. Hier habt Ihr keine Kriegshetzer gefunden. Niemand ist verhaftet worden, und statt Euch zu schlagen, hat man versucht, Euch zu helfen. Wir freuen uns darüber. [] Wir wissen, daß wir Euch nicht erst zu erklären brauchen, wer wir sind; denn von unserem Kampf um Freiheit, Demokratie und Sozialismus, den schon viele von uns mit langen und schweren von den Bolschewisten verhängten Strafen bezahlen mußten, habt Ihr bis in die entferntesten und entlegendsten Orte der Ostzone gehört. Wir wollen aber die Gelegenheit benutzen, um Euch erneut unsere Verbundenheit und unsere ungebrochene Kampfkraft zu zeigen. Ihr werdet wissen, daß Ihr in der freien Welt besonders von uns jungen Sozialisten niemals vergessen werdet und daß wir stets das Bewußtsein haben, in Eurem Namen zu handeln und mit Euch zu gehen. Wenn die Sozialistische Jugend Deutschlands beschlossen hat, ein "Mitteldeutsches Referat" in Berlin zu errichten, dann bedeutet das, daß immer und überall in unserer Organisation und nach außen für Euch die Stimme erhoben wird. Durch den ständigen Kontakt, den unsere Organisation im geheimen mit vielen von Euch hat, sind wir berechtigt, in Eurem Namen zu sprechen. In der gleichen Stunde, in der Ihr als Statisten für ein groß aufgezogenes Weltjugendtheater dient, sind Tausende junger Sozialisten aus Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern in Hamburg zum 8. Sozialistischen Jugendtag zusammengekommen, um dort den Willen der Jugend zu manifestieren, die ein freies Europa und eine freie Welt des demokratischen Sozialismus erstrebt. Ein großer Teil der Berliner Falkenbewegung nimmt an diesem Jugendtag teil. Sie demonstrieren nicht nur für die Jugend des freien Westberlin, sondern auch für Euch. Durch sie wird das Band von den in der "Sozialistischen Jugendinternationale" (IUSY) zusammengeschlossenen Jugendverbänden zu Euch, der freiheitsliebenden Jugend jenseits der von den Bolschewisten errichteten Schranken, geschlagen. - Die hier geblieben sind, haben auf das große Erlebnis in Hamburg und auf den Urlaub, den sie mit ihren Freunden auf froher Gruppenfahrt irgendwo in unserem schönen deutschen Vaterlande oder im Ausland verleben wollten, verzichtet, um für Euch dazusein. So werden wir immer für Euch da sein. So wie Ihr wißt, daß wir für Euch stehen, so fühlen wir auch, daß, wenn einst der Tag der Freiheit kommt, Ihr mit uns gemeinsam daran gehen werdet, unser freies Deutschland in einer freien Welt aufzubauen, die nach unserer Überzeugung eine Welt des demokratischen Sozialismus, frei von Not und frei von Furcht, sein wird. [] Sozialistische Jugend Deutschlands DIE FALKEN [] Landesverband Berlin [] [] Junge Freunde aus Ostdeutschland! [] [] Seit 5 Jahren trennen uns zwei Welten, die einander ausschließen. Wie der Tag die Nacht, wie das Recht das Unrecht. - Seit 5 Jahren nahmen eine andere Entwicklung, und doch gehören wir zusammen. Euer Schicksalsweg führte Euch von einer Tyrannei in die andere. Was wechselte, war nicht das System, sondern nur seine äußere Fassade. Die Fackeln der Freiheit kamen nicht in Euer Land, und die Erziehung in Schule und Staat war nicht getragen von der demokratischen Freiheit und vorn Menschenrecht. Die brutalen Eingriffe des Staates in die persönlichen Rechte der Menschen jenseits des Eisernen Vorhangs beeinflußten selbst in den Familien die Erziehung zum Menschentum und zur Freiheit im Geist und im Handeln. Unsere Lebensvorstellung ist ganz erfüllt von den Werten, die Euch im Wesen fremd blieben, weil man sie Euch vorenthielt. Voll Bewunderung schauen wir auf die Hunderttausende von Euch, die trotz Androhung von Kerker und Tod standhielten und immer wieder standhalten, sich nicht der geistigen Vergewaltigung beugen und den Gedanken der Freiheit für sich und ihr Volk tief im Herzen tragen. Wir verstehen aber auch alle, die dem jahrelangen Hämmern der Propagandamaschine erlagen und die heute glauben, daß die Idole der kommunistischen Welt den ganzen Einsatz ihrer selbst, ja sogar ihres jungen Lebens wert seien. Wir achten ihren jugendlichen Idealismus. Ihr Schicksal erfüllt uns mit Trauer, zugleich aber auch mit Verachtung gegen jene, die aus dem Streben nach tyrannischer Macht die inneren Werte junger Menschen mißbrauchen. Euer Schicksal ist für uns Verpflichtung, mögt ihr nun im täglichen Kampf gegen die Gewalthaber des Ostens stehen, mögt Ihr in den Kerkern Not und Schmach erleiden oder mögt Ihr im ehrlichen Glauben, an Euer "Ideal" im Augenblick noch gegen uns sein. [] Wir wissen, jede Diktatur ist früher oder später an der eigenen Unwahrhaftigkeit zerbrochen. Immer waren es junge Menschen, die den Kampf um die Freiheit und für ein menschenwürdiges Dasein aufnahmen und siegreich zu Ende führten. [] Wir jungen Sozialisten, die wir in Hamburg zu unserem 8. Sozialistischen Jugendtag zusammengekommen sind, rufen Euch zu: [] Ihr seid nicht allein! Euer Kampf ist unser Kampf, und Eure Not ist unsere Not. [] Wir werden für Euch kämpfen und das Gewissen der Weit wachrütteln. Wir werden helfen, die jungen Menschen der freien Welt gegen die Einflüsse der kommunistischen Ideologie zu schützen. Unser Ziel ist: [] Der freie Mensch in einer freien Welt mit sozialer Ordnung. [] Unser Ziel ist: Friede und Freiheit durch Sozialismus. [] Aber für uns ist der Friede nicht zu trennen von der Freiheit, und der Mensch nicht von seinen unveräußerlichen Menschenrechten. In dieser Stunde grüßen wir Euch. [] Wir warten auf den Tag, da wir zusammen mit Euch in freier Gemeinschaft leben. Aber unser Warten soll nicht nur ein leeres Sehnen sein, sondern ein tatkräftig-kämpferisches Tun. Das geloben wir allen jungen Menschen jenseits des Eisernen Vorhangs. [] Freundschaft! [] [] Sozialistische Jugend Deutschlands DIE FALKEN [] Hamburg, 12. 8. 51.
Published:08.1951