Summary: | Bemerkungen: Zusammenfassende Kurzinformationen für ausländische Kollegen in türkischer, griechischer, jugoslawischer, italienischer, spanischer und portugiesischer Sprache. [] = Absatzmarken im Volltext des Originals
metall [] 6.12.1978 [] 16 [] Streik-Nachrichten [] für die Stahlindustrie in NRW, Stahlwerke Südwestfalen, Bremen und Osnabrück [] [Bildunterschrift: Was Arbeitnehmer vom Schandmittel der Aussperrung denken.] [] Am Dienstag große Protestaktion gegen die Aussperrung [] Alle Metaller sind gefordert [] Am Dienstag nächster Woche, etwa um 14.30 Uhr, soll in allen größeren Städten im Kampfgebiet von Nordrhein-Westfalen, Bremen und Osnabrück den Stahl-Bossen die gebührende Antwort darauf gegeben werden, daß diese in schäbiger Kumpanei mit der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände Zehntausende Stahl-Arbeitnehmer aus ihren Betrieben rausgeworfen haben. [] Die zentrale Streikleitung wird in den nächsten Tagen alle Streikenden und Ausgesperrten, alle Arbeitenden in der Eisen- und Stahlindustrie, aber auch alle Beschäftigten in der metallverarbeitenden Industrie in diesem Gebiet auffordern, an dieser Protestaktion gegen die Aussperrung teilzunehmen - auch wenn dies während der Arbeitszeit geschieht. [] Alle in der IG Metall organisierten Arbeitnehmer werden in den nächsten Tagen auch darüber informiert, wo diese Protestaktionen stattfinden. [] Daß die Stahlindustriellen nicht bereit sind, ihr menschenverachtendes Spiel aufzugeben, bewiesen sie in der Nacht von Montag auf Dienstag. Obwohl sie vier Tage lang Zeit hatten (mancher der Herren war wohl am Wochenende statt Menschen mal Wild jagen gegangen), sich ein vernünftiges Angebot zu überlegen, boten die Arbeitgeber bei einem Gespräch mit der IG Metall in Düsseldorf nur alte Sprüche an. IGM-Bezirksleiter Kurt Herb nach der zweistündigen Zusammenkunft: "Das Klima war der Außentemperatur angepaßt." [] Die Bosse, die sonst immer die Prinzipien der freien Marktwirtschaft hochhalten, vermochten keine vernünftige Lösung in freien Verhandlungen anzubieten. Sie sahen angeblich keine Möglichkeit, zu einem Ergebnis zu kommen. Ob jetzt der von den Arbeitgebern gewünschte Vermittler tätig werden kann, wird sich in den nächsten Tagen herausstellen. Die IG Metall hat immer wieder versichert, daß für sie auch am Ende des Arbeitskampfes ein tragbares Ergebnis stehen muß. [] Dies wurde auch am Dienstag in einer Sitzung der IGM-Tarifkommission deutlich, in der betont wurde, daß der Einstieg in die 35-Stunden-Woche unabdingbar sei. Hervorgehoben wurde auf der Sitzung in Mülheim/Ruhr noch einmal, daß der Kampf mit der äußersten Disziplin weitergeführt werden muß, auch wenn es für diejenigen Kolleginnen und Kollegen, die sich nicht im Arbeitskampf befinden, schwer ist, von ihrer Organisation nicht aufgerufen zu werden. Aber gerade durch die Solidarität aller Organisierten kann die IG Metall beweisen, daß ihre Strategie richtig ist und die Arbeitgeber zum Schluß die Dummen sind. Sicher ist, daß auch keine Streikbrecher-Versuche gelingen werden. Je länger dieser Kampf dauert, desto mehr gilt es, zusammenzustehen. Am Dienstag wird auch der Beweis angetreten, daß die Millionen Arbeitnehmer in diesem Lande allemal stärker sind als eine Handvoll Millionäre und ihre Manager. [] Solidarität mit den Streikenden [] Nicht allein [] Die Mitglieder der Industriegewerkschaften NVV und NKV bei Hoogovens in Ijmuiden erklären sich solidarisch mit dem Streik der deutschen Kollegen, besonders der ESTEL-Kollegen bei Hoesch-Dortmund. Viel Erfolg in Eurem Streik. [] In den heute in Völklingen stattgefundenen Belegschaftsversammlungen von Röchling-Burbach, Werk Völklingen und Röchling-Burbach/ Weiterverarbeitung, wurde einstimmig von allen Belegschaftsmitgliedern nachstehender Resolution zugestimmt: Die Belegschaftsmitglieder versichern, daß sie alles unterlassen, was Euren Arbeitskampf, der mit Sicherheit mit Erfolg endet, davon sind wir alle überzeugt, gefährden könnte. Deshalb werden jegliche Überstunden abgelehnt. [] Wir wissen, daß wir Euch nicht alleine lassen dürfen und daß im Falle der Aussperrung die aktive Solidarität der gesamten Organisation erforderlich ist. [] DGB Kreis Neu-Ulm [] Ihr führt Euren Kampf stellvertretend für Millionen Arbeitnehmer, deren Arbeitsplätze genauso wie Eure durch verfehlte Rationalisierung bedroht sind. Auch aus diesem Grund sichern wir Euch zu, daß wir bereit sind, wenn Ihr es für notwendig haltet und die Situation es erfordert, daß unsere Solidarität auch handfeste materielle Formen annehmen wird. [] Die Vorsitzenden der Vertrauensleuteleitung und des Betriebsrates der Frankfurter Flughafen AG [] Die streikenden Kolleginnen und Kollegen der IG Metall leisten in ihrem Arbeitskampf, der auch unser Arbeitskampf ist, aktive Solidarität mit den arbeitslosen Arbeitnehmern. Ihr Arbeitskampf ist gleichzeitig unser Arbeitskampf für die 35-Stunden-Woche, für mehr Humanität am Arbeitsplatz. [] Die Vertrauensleute-LeitungsVorstände der BASF im Auftrag von über 40 000 Mitgliedern der IG Chemie, Ludwigshafen [] [...Text in türkisch...] [] [...Text in spanisch...] [] [...Text in jugoslawisch...] [] [...Text in italienisch...] [] [...Text in portugiesisch...] [] [...Text in griechisch...] [] Klasse diskutiert mit ausgesperrten Metallern [] Schule vor Tor 3 Vorgeschmack! []Unter der Straßenbrücke hielten um 10.15 Uhr die Autos geduldig an. Eine Schulklasse überquerte die Straße und ging auf die Streikposten vor Tor 3 der Hoesch Hüttenwerke Phoenix in Dortmund zu. Unterricht am praktischen Beispiel über Aussperrung und Streik hatte man erst einen Tag vorher beschlossen. Anstoß dazu war ein Gespräch zwischen dem 1. Bevollmächtigten der IG Metall in Dortmund, Werner Dieterich, und dem Morgenmagazin des WDR. [] Werner Dieterich hatte in dem Gespräch gesagt, daß in den vergangenen Tagen vor allem Väter an ihn herangetreten seien, die festgestellt hätten, daß ihre Kinder in den Schulen so gut wie gar nichts über die Rolle der Tarifparteien, über Aussperrung und Streik erfahren hatten. Dieses Gespräch hörten auch die Lehrerinnen der zehnten Realschulklasse in DO-Brünninghausen. Sie und ihre Schüler zögerten nicht lange. Einen Tag später fuhren sie mit dem Bus zu Phoenix. Kaum angekommen, standen überall Diskussionsgrüppchen. [] Die Schüler wußten, wovon sie redeten. Sie sind gerade dabei, sich auf das Arbeitsleben vorzubereiten. Daß es hart wird, bekamen viele von ihnen bereits zu spüren. "40 Bewerbungen habe ich bereits weggeschickt", wußte eine Schülerin zu berichten, "aber ich habe immer noch keine Stelle!" Ein Schüler ergänzte, daß er nach einer Bewerbung erfahren habe, daß bei einer Dortmunder Bank 800 Bewerbungen eingegangen seien. 200 Bewerber würden getestet. Ganze 20 Auszubildende würden eingestellt. "Bei uns gibt es Schüler, die in einer Woche schon drei Aufnahmeprüfungen hinter sich brachten. Aber das ist fast jede Woche so. Das ist deprimierend." Wahrlich ein bitterer Vorgeschmack für zukünftige Berufsanfänger. [] Ein Kollege in Arbeitsanzug und Helm, der für den Notdienst eingesetzt ist, sagt nachdenklich: "Die oder andere Jungs sollen doch später auch einmal hier arbeiten. [] Deshalb stehen wir auch hier!" Und weiter: "Das stimmt schon, was der Herb da sagt. Wir wollen in Mallorca nicht braun werden, sondern hier sichere Arbeitsplätze." [] Auf entsprechende Fragen wird den schlagfertigen und selbstbewußten Schülern erläutert, daß Kollegen, die organisiert sind, keine Not leiden müssen, daß nur über eine starke Gewerkschaft Tarifabschlüsse durchgesetzt werden können, die nicht von den Arbeitgebern diktiert werden, daß Notdienst gemacht wird, damit keine Maschine kaputtgeht, weil ja irgendwann dort wieder gearbeitet werden muß, daß in den letzten Jahren immer weniger Leute immer mehr Waren herstellten, daß die vorhandene Arbeit einfach gerechter verteilt werden muß, und daß 2,6 Millionen Metaller in der Lage sind, den Kampf von derzeit 80000 mit Erfolg durchzustehen. [] Alles in allem: Ein glänzender Auftakt für weitere Diskussionsrunden zwischen Ausgesperrten und Schülern. Ein Beispiel, das hoffentlich in den nächsten Tagen in vielen Schulen noch Schule macht. [] [Bildunterschrift: Gespräche mit Ausgesperrten bei Hoesch in Dortmund] [] [Bildunterschrift: Aufmerksam studieren Schüler die Streiknachrichten] [] Streiflichter vom Arbeitskampf in der Eisen- und Stahlindustrie [] "Unsere Männer haben recht mit ihren Forderungen" [] Besondere Freude löste in der Streikleitung eine Spende von spanischen Kollegen aus, die an einem Wochenendseminar des DGB Essen teilgenommen hatten. Sie überreichten 242,- DM und erklärten sich<NZ>gleichzeitig bereit, einen Tageslohn an die Streikkasse der IGM abzuführen. Der beste Beweis dafür, daß unsere ausländischen Kolleginnen und Kollegen mit ihren deutschen Freunden solidarisch am gleichen Strang ziehen. [] In Osnabrück ist der Oberbürgermeister zugleich örtlicher Streikleiter. Ernst Weber, der 1. Bevollmächtigte der IG Metall, kann sich nur wundern über die verwunderten Anfragen der Presse, wie denn beide Aufgaben zusammenpaßten: "Ich sehe da keinen Widerspruch. Auch die ausgesperrten Stahlarbeiter bei Klöckner sind ein Teil dieser Stadt." [] In Oldenburg kam ein Kollege in die Verwaltungsstelle der IG Metall und gab seine Eintrittserklärung ab. Als Begründung gab das "Neumitglied" an, daß ihm die entschlossene Haltung der IG Metall im Kampf um die 35 Stunden-Woche zum Eintritt animiert habe. [] Die Solidaritätswelle für die<NZ>ausgesperrten Stahlarbeiter setzt sich über die Landesgrenzen fort. Über 300 Arbeiter im Rohr- und Walzwerk legten in der Maxhütte Sulzbach-Rosenberg (Bayern) am vergangenen Freitag bis zu 1 1/2 Stunden die Arbeit nieder. Damit bekundeten sie ihre Solidarität mit ihren Kollegen in NRW und protestierten vor allem gegen die Aussperrungsaktionen der Stahlbarone zwischen Rhein und Weser. Ein glänzender Beweis dafür daß die Ausgesperrten und Streikenden nicht alleine stehen. [] Ganz neue Töne sind vom Werkschor von Krupp-Südwestfalen in Düsseldorf-Benrath zu hören. "Ihr singt so schön, aber kennt nicht ein einziges Arbeiterlied", hatten Kollegen ihnen gesagt. Daraufhin kamen die Sangesfreunde gestern abend zur ersten Probe mit neuen Lieder texten und Noten. "Brüder zur Sonne . . ." [] "Verfassungsbruch" wirft Hessens DGB-Vorsitzender Jochen Richert den Arbeitgebern vor, die auch bei den Stahlwerken Südwestfalen im hessischen Dillenburg ausgesperrt haben. Dies ist ein eindeutiger Verstoß gegen die hessische Landesverfassung, die die Aussperrung ausdrücklich verbietet. [] Aus einem Brief von Frauen der Stahlarbeiter von Hoesch an die Dortmunder Mitbürger: "Wir Frauen vom Hüttenwerk Phoenix sagen, unsere Männer haben recht, wenn sie mehr Lohn fordern. Das können wir Frauen am besten beurteilen, denn wir sind es schließlich, die mit dem Geld, das unsere Männer nach Hause bringen, haushalten müssen. Und wie viele Probleme das schafft, wie oft es deshalb Streit gibt, vor allem wenn mehrere Kinder da sind, kann sich jeder selbst ausmalen, wenn er weiß, daß so mancher Hoesch-Kollege nur 1100 Mark netto nach Hause bringt, und 1400 bis 1500 Mark (einschließlich Zulagen) bei Hoesch schon als überdurchschnittlicher Verdienst gelten. [] Unsere Männer haben auch recht, wenn sie die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich fordern, und das nicht nur wegen der Gesundheit und weil das für die Familie besser ist, sondern vor allem deswegen, weil wir darin die einzige Chance sehen, die vorhandenen Arbeitsplätze zu sichern. " [] "Streik und Aussperrung ist die Stunde der organisierten Arbeitnehmer und Arbeitgeber und nicht die Stunde der Polizei." Das hat der Landesbezirksvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei im DGB, Günter Schröder, klargestellt. In einer Mitteilung an alle Polizisten heißt es weiter: "Für die öffentliche Gewalt gilt bei den Auseinandersetzungen der autonomen Arbeitskampfpartelen das Gebot der Loyalität, Nichteinmischung und Zurückhaltung." [] [Bildunterschrift: Wirt und Wirtin im Streiklokal "Zur Grenze" in Mülheim (unser Foto) zeigen sich auf ihre Weise solidarisch mit den Streikenden. Bier und Korn gibt's zum Vorzugspreis von 1,20 Mark. Im Streiklokal "Stahleck" in Dortmund-Schüren kostet das Bier für Streikende einen Groschen weniger. Ein dickes Dankeschön diesen und vielen ungenannten Wirten, die am Kampf der Kollegen nichts verdienen wollen!] [] Herausgeber: IG-Metall-Bezirke Essen, Hagen, Köln, Münster [] Verantwortlich für den Inhalt: Kurt Herb, Werner Schmidt, Karlheinz Bräuer, Bernhard Kolks [] Druck: Union-Druckerei, Theodor-Heuss-Allee 90-98, 6000 Frankfurt/Main
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