Summary: | Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Herkunft: SPD-Landesvorstand Bayern, Signatur 76
Was wollen die Sozialdemokraten? [] Verschiedene Parteien werben heute um die Mitarbeit der Wählerinnen und Wähler. Es ist nur in Ordnung, wenn da der Einzelne fragt: [] Was wollen die Parteien? Was will die Sozialdemokratische Partei Deutschlands? [] Auf diese Frage können wir mit einem einzigen Satz antworten: [] Die Sozialdemokratie will, daß so etwas, wie der Weltkrieg von 1914-1918, die Inflation, die vom Großkapital geförderte Arbeitslosigkeit der Jahre 1930-1933, das Nazireich und der Weltkrieg 1939-1945 nie mehr wiederkommen können. [] Die Sozialdemokratie allein hat aus den Trümmern des verlorenen ersten Weltkrieges den Bestand des Reiches gerettet. Sie hat dann versucht, die unvermeidbaren Lasten jener Kriegsfolgen auf die Schultern der besitzenden Klassen zu legen, um das werktätige Volk zu entlasten. Die deutschen Wähler aber haben in der Mehrzahl schon ein Jahr nach dem Zusammenbruch den sog. nationalen bürgerlichen Parteien mehr vertraut, und die Sozialdemokratie wurde von Jahr zu Jahr mehr in die Rolle des Rufers in der Wüste gedrängt. Und die Vertreter dieser bürgerlichen Parteien haben - die einen mehr, die anderen weniger - im entstehenden Nationalsozialismus mit Freuden einen Bundesgenossen begrüßt, der am besten geeignet schien, den verfluchten "Marxismus" zu vernichten: Vernichtung der unbequemen Warner, die nicht glaubten, daß ein zweiter Weltkrieg uns retten könne - die gegen Wiederaufrüstung und Kriegshetze waren! [] Um 1913 herum nannte man uns Sozialdemokraten: "Vaterlandslose Gesellen"! Um 1933 herum nannte man uns: "Vaterlandsverräter". Die Mehrheit der deutschen Wähler hat sich von diesen Schlagworten einnebeln lassen. [] Wer aber hat beide Male richtig gesehen? [] Die Hurrapatrioten liefen 1918 davon; aber sie kamen bald wieder. [] Die Hurrapatrioten von 1933-1945 wissen von nichts. Sie konnten diesmal nicht davonlaufen, weil sie niemand aufnahm. Einige von ihnen haben sich den Tod gegeben. Einige von ihnen stehen vor dem Weltgericht. Aber viele von ihnen versuchen auch heute schon wieder, ganz von hinten herum zu hetzen, wie es ihre Art ist. Es sind zum Teil die gleichen Männer wie schon 1918, zum Teil die Nachkommen derselben deutschen "Herren-Schicht". [] Zweimal haben sie Bankrott gemacht: Deutsches Volk, willst du dein Schicksal diesen Leuten etwa noch ein drittes Mal anvertrauen? [] Genügen die beiden Weltkriege noch nicht? [] Wir Sozialdemokraten haben gewarnt: Wer Hitler wählt, der wählt den Krieg! Die Mehrheit des deutschen Volkes glaubte uns das nicht. [] Wir Sozialdemokraten warnen wieder! [] Das deutsche Volk hat jetzt zum letzten Mal die Möglichkeit erhalten, sich noch einmal hochzuarbeiten. Der Weg wird mühsam sein, viel härter, als sich das die meisten von uns vorstellen. [] Das ist die Erbschaft des Naziregimes, das die ehemaligen, bürgerlichen Parteien hochgepäppelt haben. Sie waren erst dagegen, als Hitler noch der Macht griff! Sie dachten sich Hitler als braven Hausknecht, der die bösen Sozi und Kommunisten hinausschmeißt. Er aber wollte Hausherr werden. Und dabei ist das ganze Gebäude eingestürzt. [] Nun stehen wir vor den Trümmern. Es bleibt nichts übrig, als zuzugreifen und wieder aufzubauen. [] In der Flüchtlingsfrage fordert die Sozialdemokratische Partei eine ganze und positive Lösung. Sudetendeutsche, Schlesier und Volksdeutsche aus dem Osten müssen gerecht und ihrer Eignung entsprechend in das Wirtschaftsleben unseres Landes eingebaut werden. Nicht ewig Fremde, sondern freie Bürger unseres Landes mit gleichen Rechten und Pflichten sollen sie sein. Eure Not kann nicht mit Trostworten überwunden werden, nur eine starke Sozialdemokratie vermag euer Los zu andern. [] Deutsches Volk, hilf mit! [] Deutsche Jugend her zu uns, damit nicht ein drittes Mal ein schrecklicher Krieg dich hinmordet und die Ueberlebenden aller Zukunftsaussichten beraubt. [] Bekenne dich, deutsche Frau, zu der Partei, die keine Schuld an den Millionen deiner toten Söhne hat! Bekenne dich, deutscher Wähler, zur Sozialdemokratie, die als einzige deutsche Partei von jeher für die Demokratie gearbeitet hat! Heute führt jede Partei einen demokratischen Wimpel. Die Fahnen selber zeigen sie noch nicht. [] Wählerinnen und Wähler, laßt euch bei den kommenden Wahlen nicht irremachen: denkt über die letzten Jahre nach und wählt und bekennt euch zur Sozialdemokratischen Partei Deutschlands [] S.P.D.-Ortsverein Passau [] Ablaßmayer & Penninger, Passau
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