Luise Rinser: Brief einer katholischen Schriftstellerin an christliche Wähler

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Literarische Form des Flugblatts: Brief; Prominentenwerbung; Photographie: Loos, Pforzheim Luise Rinser: [] Brief einer katholischen Schriftstellerin an christliche Wähler [] Foto: Loos, Pforzheim [] Rom, im Januar 1971 [] Als junges Mädchen...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Sozialdemokratische Wählerinitiative Rheinland Pfalz
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 21.03.1971
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/B9517A9D-0EEB-42F8-BA78-35E5A89A341A
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Literarische Form des Flugblatts: Brief; Prominentenwerbung; Photographie: Loos, Pforzheim Luise Rinser: [] Brief einer katholischen Schriftstellerin an christliche Wähler [] Foto: Loos, Pforzheim [] Rom, im Januar 1971 [] Als junges Mädchen (etwa 1924) hörte ich einen Streit zwischen meinem Vater und einem Großonkel, der katholischer Pfarrer war. Der Großonkel sagte zu meinem Vater: Du kannst als Katholik nur Zentrum wählen. Du hast es mit den roten Sozis. Die Sozis sind Kirchenfeinde. [] Mein Vater war Lehrer, Er war ein sehr guter Katholik. Er gab Religionsunterricht. Er erzog seine Schüler zu Christen. Er spielte die Orgel in der Pfarrkirche zu Übersee am Chiemsee. Der Großonkel starb, sein Irrtum lebt weiter. Wieso kann man nicht zugleich Sozialist und Katholik (Christ) sein? Ich frage: Kann man Christ sein, ohne Sozialist zu sein, zumal heute? Ich selber bin Christin und Sozialistin. [] Oberstes Gebot für den Christen: Liebe deinen Nächsten. Das heißt: Teile mit ihn, was du hast. Dein Geld, deine Zeit, deine Freiheit! Oberstes Gesetz für den Sozialisten: Liebe deinen Nächsten, handle brüderlich an ihm. [] Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit - Forderungen Jesu und Forderungen des Sozialismus an jeden von uns. Eine Partei, welche mit offener oder versteckter Gewalt festhält an den Privilegien der Reichen, eine Partei, welche sich jeder Kontrolle der großen Unternehmen widersetzt, eine Partei, die auf Kosten der Ärmeren und darum Schwächeren mit den Kapitalisten paktiert, [] eine solche Partei ist nicht christlich, [] Sie ist antichristlich. [] Das "C" ist heute dort, wo es nicht im Parteinamen auftritt: Es ist in der SPD. [] Mit [...] Grüßen [] Ihre Luise Rinser [] Luise Rinser [] wurde am 30. April 1911 in Pitzling in Oberbayern geboren. Sie hat zwei Söhne, Christoph und Stephan. Luise Rinser hat Psychologie und Pädagogik studiert. Unter den Nazis wurde ihr 1941 Schreibverbot auferlegt, von 1944 - 1945 wurde sie wegen Hochverrats eingekerkert. Ihre wichtigsten Werke, die teilweise in 16 Sprachen übersetzt wurden, sind: "Die Lilie", Erzählung, 1938 - "Die gläsernen Ringe", Erzählung, 1940 - "Gefängnistagebuch", 1946 - "Martins Reise", Jugendbuch, 1949 - "Mitte des Lebens", Roman, 1950 - ",Daniela", Roman, 1952 - "Die Wahrheit über Konnersreuth", 1954 - "Der Sündenbock", Roman, 1955 - "Ein Bündel weißer Narzissen", Erzählung, 1956 - "Abenteuer der Tugend", Roman, 1957 - "Geh fort, wenn Du kannst", Erzählung, 1959 "Der Schwerpunkt", 1960 - "Die vollkommene Freude", Roman, 1962 - "Septembertag", Erzählungen, 1964 - "Gesprächüber Lebensfragen", 1965 - "Tobias, 20 Jahre alt"', Roman, 1966 Text zu den Fotobänden "Ich weiß deinen Namen", 1964 - "Jugend der Welt", 1966. [] Luise Rinser ist seit 1965 Kolumnistin der Zeitschrift FÜR SIE, und ordentliches Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. Luise Rinser lebt jetzt in Rom. [] PS.: [] Wenn Sie sich für die Ziele der Sozialdemokratischen Wählerinitiative in Rheinland-Pfalz interessieren oder sich gar in irgendeiner Form selbst engagieren wollen, zukunftgerichteter Reformpolitik der Sozialdemokraten auch in diesem Lande zum Durchbruch zu verhelfen, dann wenden Sie sich bitte an: [] Friedhelm Drautzburg c/o Sozialdemokratische Wählerinitiative, 65 Mainz, Klarastraße 15 A Telefon 06131/28270. [] Da alle Aktionen der Wählerinitiative, um unabhängig zu bleiben, aus eigenen Mitteln finanziert werden, sind uns auch Spenden auf unser Konto: Bank für Gemeinwirtschaft, Mainz, 10793653, willkommen.
Published:21.03.1971