Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Frische Fische [] Die wundersame Geschichte vom Schneiderlein, das auszog Wahlfische zu fangen [] Es lebt einmal in eisgrauer Jetztzeit im wunderschönen Bremerhaven ein Schneider, der all die vielen, vielen Fische fangen wollte, die da im Wahlfischfanggebiet lustig und munter herumschwimmen. Das Schneiderlein wetzte seine Sporen, schnürte sein Fanggerät und wartete auf einen günstigen Bundeswind ... [] Schon oft hatte er versprochen, daß unter seiner Herrschaft nur noch mit goldenen Netzen gefangen würde, aber die freien Seefischmarktleute mochten ihn nicht, obwohl er einen Restposten Mangel-Ware dafür bot. Das ergrimmte ihn gar sehr, und er beschloß, Bundespolitiker zu werden. [] Flugs nähte er sich ein schmuckes Kapitänshemd, und all die anderen Fischlein mußten ein Stücklein Stoff herbeibringen für dieses Gemeinschafts-Bikini-Modell. Zwar qualmte im Hintergrund noch eine geplatzte Wahllüge, aber kein Fisch dachte an das Sprichwort: Wer einmal lügt, den wählt man nicht... [] Und nun ging es hinaus auf die hohe See. Als CDU-FDP-DP-BHE-Oberkapitän schwamm er auf den Wogen der Bonner Adenauer-Politik. Jedem, aber auch jedem sollte er etwas versprechen: Dem Flüchtling, dem Großgrundbesitzer, dem Mieter, dem Hauswirt ... So gemeinschaftlich stark war seine Parole ... [] Eine Attraktion war seine große Hafenrundfahrt, wo er auf die vielen Bonner Erfolge hinweisen konnte. Da lag auch der große Lastenausgleichs-Kahn halb vollgelaufen auf der Sandbank, was besonders die Vertriebenen und Flüchtlinge interessierte. Vielleicht merkt's keiner, dachte der Rundfahrtkapitän ... [] So leimte denn der Schneiderkapitän mit vielen schönen Reden und Versprechungen seinen Gemeinschafts-Wahlfisch, um ihn für die Bonner Gewässer schwimmfähig zu trainieren. Aber so ein Koalitionsfisch ist ziemlichwackelig ... Ist da nicht gerade in Holstein ein Wahlblockfisch auseinandergebrochen ..? In das schrille Nationalgerassel aber bumste plötzlich lauter Paukenschlag. Der brave Remeritsch hatte gerade mal Urlaub aus dem Kittchen und wollte auch mitfischen. Braucht er doch dringend einen Bonner Immunitäts-Abgeordneten-Mantel, damit er nicht soviel wegen Verleumdung eingesperrt wird ... [] Wenn das man gut geht . . ., dachten die umworbenen Fische, denn wer allen etwas verspricht, kann keinem etwas halten. Sie dachten mit Unbehagen daran, daß bei der letzten Wahl in Bremen der DP-Wahlfisch sie arg gezwickt hatte. Trotz aller Gemeinschaft mag sich doch keiner noch einmal stark beißen lassen . . . . oder etwa doch? [] Es scheint also etwas faul zu sein in diesem Gemeinschafts-Wahlfischtopf. Wer kühl über die Politik Adenauers in Bonn nachdenkt, wird das Fiasko der Bonner Koalitionspolitik und ihrer Auswirkungen selbst feststellen können: Zusammenbruch der Saarpolitik, Einheit Deutschlands in Gefahr durch den Generalvertrag, der schlummernde Lastenausgleich, um nur einige Punkte zu nennen. [] Der Bundeskanzler selbst machte sich in seinem Rundfunk-Interview schon mit der Tatsache vertraut, daß in einem einigen Gesamtdeutschland die Sozialdemokraten regieren werden. Warum also nicht gleich schon jetzt die Vernunft sprechen lassen und am 18. Mai den Sozialdemokraten Philipp Wehr wählen. [] Die Sozialdemokraten vertreten die Politik der Vernunft, sie fordern die Einheit Deutschlands durch freie und, geheime Wahlen, die Befreiung unserer Brüder und Schwestern in der Ostzone vom sowjetischen Joch, soziale Gerechtigkeit für alle schaffenden Menschen und eine vernünftige Wirtschaftspolitik, bei der auch Bremerhaven - das Tor zum Ozean und zum Welthandel - wieder seine alte Stellung und Geltung erhält. Vernünftig wählen heißt, am 18. Mai sozialdemokratisch wählen! [] Darum: [] Deine Stimme Philipp Wehr [] DEM KANDIDATEN DER VERNUNFT DEM KANDIDATEN DER SOZIALDEMOKRATISCHEN PARTEI DEUTSCHLANDS [] Herausgeber: Sozialdemokratische Partei Deutschlands, [] Kreisverein Bremen - Druck: J. H. Schmalfeldt & Co., Bremen
Published:18.05.1952