Summary: | Frau Kollontay im goldenen Wagen! Die Bolschewistin fährt zum König! Erfüllt in Deutschland ein Sozialdemokrat schlicht und recht die mit einem übernommenen Amte verbundenen Repräsentationspflichten, so kann er sicher sein, alsbald im Bilde in nationalistischen und kommunistischen Blättern "angeprangert" zu werden. Man sucht jedoch in der kommunistischen Presse vergeblich das hier gezeigte Bild, denn er, gibt naturgetreu den Pomp und Prunk der am 30. Oktober 1930 in Stockholm erfolgten Auffahrt der sowjetrussischen Gesandtin Frau Alexandra Kollontay vor dem Palast des Königs von Schweden wieder. So stattet die Sowjetgesandte dem König von Schweden ihren Besuch ab! In dem von vier Pferden gezogenen goldenen Galawagen fuhr die Bolschewistin durch paradierende Truppen hindurch zum Schloß. In den Treppen und Vestibülen des Schlosses waren Soldaten aufgestellt, aus deren Uniform sich der kriegerische Geist widerspiegelte, der unter den Königen Carl XI. und Carl XII. gewaltet hat. Der offizielle Hof bericht läßt sich über den Besuch der Bolschewistin beim König von Schweden u. a. so aus: "Als die Galaequipage die Einfahrt passierte, ging die Schloßwache unter Gewehr, und die Musik der Göta-Garde blies den Parademarsch. In den Treppen Vestibülen waren die Trabanten in Harnischen und Lederkostümen aus der Zeit Carl XI. und Carl XII. aufgestellt. Kammerherren und Kammerjunker bildeten Spalier mit dem ersten Hofmarschall an der Spitze. Im nächsten Salon hatten sich der Oberstkammerherr, die diensttuenden Kabinettskammerherren und Adjutanten versammelt. Der diensttuende Oberkammerherr führte Frau Kollontay zum König, dem sie ihre Kreditivbriefe überreichte, worauf er sich einen Augenblick mit ihr unterhielt. Nach der Audienz wurden auch die übrigen Mitglieder der Sowjetgesandtschaft vorgestellt. Auf der Rückfahrt wurde Frau Kollontay von dem Baron de Geer im Prunkwagen begleitet." Von anderer Seite wird noch berichtet, daß Frau Kollontay in dem bekannten Grand-Hotel, dem elegantesten und teuersten Hotel Stockholms, wohnte, daß sie einen wundervollen Pelz trug (es soll Chinchilla gewesen sein), und daß auf ihrer Brust ein kostbarer Schmuck funkelte. Vielleicht ein Orden für "klassenbewußt" dem Sowjetstaate geleistete treue Dienste. Es war der Bolschewistin nahegelegt worden, auf diese zeremonielle Pracht zu verzichten. Frau Kollontay tat das nicht, sondern repräsentierte das Sowjetreich mit dem gleichen Glanz und Flitter, wie wenn ehedem der Gesandte des russischen Zaren dem König von Schweden seine Aufwartung machte. Was sagen die kommunistischen Arbeiter zu diesem Königsbesuch? Erinnert sie, falls wieder einer räsoniert, wenn Sozialdemokraten unter Verzicht auf jeden Tand mit ihrem Amte verbundene gesellschaftliche Pflichten erfüllen, an den Besuch der Bolschewistin beim König von Schweden: Wie gefällt euch die Bolschewistin im goldenen Prunkwagen? Verleger und verantwortlich: R. Hauschildt, Berlin. - Druck: Vorwärts Buchdruckerei, Berlin
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