Eltern! Väter und Mütter! Wähler und Wählerinnen!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Eltern! Väter und Mütter! [] Wähler und Wählerinnen! [] Gebt den Parteien, die für die Zerreißung unseres Schulwesens eintreten, bei den Kommunalwahlen am nächsten Sonntag die gebührende Antwort! [] Allein die SPD [] hat den Kampf für unser...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Neubrunnendruckerei GmbH, Mainz
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 09.11.1952
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/6452538B-F6F7-4742-9933-AF3677B1A077
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Eltern! Väter und Mütter! [] Wähler und Wählerinnen! [] Gebt den Parteien, die für die Zerreißung unseres Schulwesens eintreten, bei den Kommunalwahlen am nächsten Sonntag die gebührende Antwort! [] Allein die SPD [] hat den Kampf für unsere Kinder aufgenommen. [] Allein die SPD [] hat die Lehrergewerkschaft in ihrem Existenzkampf um die Schule unterstützt. [] Allein die SPD [] hat im Landtag immer und immer wieder den Machtansprüchen der CDU hartnäckigen Widerstand geleistet. An euch, Väter und Mütter, hängt es nun, die Quittung auszustellen! Wählt keine der Parteien, die eure eigensten Interessen verraten, die sich an dem Heiligsten, was ihr habt, euren Kindern vergreifen wollen! [] Wählt am 9. November einzig und allein die Sozialdemokratische Partei Deutschlands [] SPD LISTE 1 [] Neubrunnendruckerei G.m.b.H., Mainz [] Lügen haben kurze Beine [] Üble Machenschaften für die Konfessionsschule und Spaltung unserer Volksschulen [] Am 31. Oktober war die Antragsfrist für die Konfessionsschule abgelaufen. Die katastrophalen Niederlagen, die die Anhänger der katholischen Konfessionsschule in der Goetheschule, dem größten Schulbezirk von Mainz, in Bretzenheim, Zahlbach und anderen Schulen einstecken mußten, haben die katholische Geistlichkeit und das Ordinariat in kopflose Aufregung versetzt. Nur so ist es zu erklären, daß sie in letzter Minute nach dem Strohhalm greifen, der den Ertrinkenden noch retten soll. Falschmeldungen über eine Verlegung der Antragsfrist werden geschickt in die Presse lanciert. Das Ministerium muß dementieren. Der Bischof mischt sich dennoch weiter in diese rein verwaltungsmäßige, durch Gesetz und Verordnung vorgeschriebene Entscheidung ein. Eine letzte Anstrengung, ein letzter Coup sollen gestartet werden, um die Niederlagen zu vertuschen, die Wähler zu täuschen und sie zur Abgabe ihrer Stimmen zur Verschlechterung unseres bewährten, hundertjährigen simultanen Schulwesens zu verlocken. [] Von den Kanzeln wird gegen unsere Volksschule gewettert, die nämlichen Volksschulen, aus denen doch auch alle Katholiken hervorgegangen sind. Schriftchen, Flugblätter werden verbreitet, Hausbesuche werden gemacht, um die Eltern unter Gewissensdruck zu setzen - all dies zu einer Zeit, in der den Lehrern den eigentlichen Fachleuten in dieser Frage das Maul verstopft wird. Die klare, eindeutig ablehnende Haltung der evangelischen Kirche gegen alle Spaltungsversuche unserer Schule wird verdächtigt. [] Von Elternrecht wird geredet, aber Kirchenrecht meint man. [] Jedes Mittel der Täuschung, ja der Verleumdung und offensichtlichen Lüge ist den Anhängern der Konfessionsschule recht, um ihre dunklen Ziele durchzusetzen. Da man Eltern, die noch bei klarem Verstande sind, kaum zumuten kann, sich gegen das Wohl ihrer Kinder zu entscheiden, wie es in der christlichen Gemeinschaftsschule gewährleistet ist, so werden die Dinge einfach auf den Kopf gestellt. Aus Weiß wird Schwarz und aus Schwarz wird Weiß gemacht. Mancherlei Proben dieser Brunnenvergiftung mußten wir in den letzten Monaten schon aufgreifen. Das Tollste der Pamphlete aber ist ein hektographiertes Schreiben des Bretzenheimer Pfarrers Stockheimer, in dem er seiner Wut über die Niederlage der Konfessionsschulanhänger bei den Bretzenheimer Elternbeiratswahlen freien Lauf läßt. [] Diese Liste ist durch die freie Willensentscheidung der Bretzenheimer Eltern zustande gekommen, Katholiken, Protestanten und Anhänger sonstiger religiöser Bekenntnisse haben sich darauf im ureigensten Interesse unserer Kinder zu gemeinsamer fruchtbringender Arbeit zusammengefunden. [] Was behauptet aber der Herr Pfarrer, den, nebenbei gesagt, das Ganze überhaupt nichts angeht? Er bezeichnet sie als "Dissidenten und religionslose Menschen". Er wartet mit Zahlen auf, die nur seiner Phantasie entsprungen sein können und behauptet, in Bretzenheim hätten sich 175 Kinder für die katholische Konfessionsschule angemeldet. Kein Wort davon ist wahr! Nur ein Geringes davon ist nach der Aufklärungsarbeit der Lehrergewerkschaft übrig geblieben. Ein großer Prozentsatz der Anmeldungen stammt zudem von Eltern, deren Kinder erst nächste Ostern zur Schule kommen, von Eltern, die den Schulbetrieb noch gar nicht kennen und die ihre schwarzen Wunder erleben werden. wenn sie erst einmal ihre Kinder in einer Schule sehen, hinter der letzten Endes die geistliche Schulaufsicht steht [] Eltern! Wollt ihr einen solchen Rückschritt? [] Weiter behauptet dieser Pfarrer, unsere christliche Gemeinschaftsschule, für die selbst seine Partei, die CDU, gestimmt hat, sei eine christliche Schule nur den Namen nach, dem Geiste nach sei sie rein weltlich oder sogar gottlos. Das ist eine Diffamierung sämtlicher katholischer Eltern, die sich dem Machtanspruch der Geistlichkeit nicht beugen, eine Verächtlichmachung der anderen Konfessionen, eine Beleidigung der Lehrkräfte, die seit Jahrzehnten in unseren Gemeinschaftsschulen wirken, wie sie toller nicht möglich ist. [] Was die Eltern wirklich wollen, das haben die Elternbeiratswahlen gezeigt: nur die beste Schule für unsere Kinder, die christliche Gemeinschaftsschule mit obligatorischem vierstündigem Religionsunterricht in der Woche, eine Schule in der Kinder aller Bekenntnisse nebeneinandersitzen, eine Schule, die sich fern hält von aller konfessionellen Verhetzung, eine Schule der Toleranz und Achtung. Unsere Kinder spielen auf der Straße zusammen, dann laßt sie auch zusammen in einer Schule! [] Eltern, Väter und Mütter! Laßt euch nicht in letzter Minute noch durch albernes Geschwätz irre machen! Macht nicht jedes Opfer und jede Mühe, die ihr für eure Kinder auf euch nehmt, wieder zunichte, indem ihr sie der Konfessionsschule ausliefert. [] Habt ihr eure Unterschriften für die Konfessionsschule gegeben, denn ihr wurdet über die verderblichen Folgen und Nachteile für eure Kinder bewußt im Unklaren gelassen, dann zieht eure Unterschrift durch ein kurzes Schreiben an den Rektor eurer Schule wieder zurück! [] Eltern! Die gesamte Lehrerschaft, mit ganz wenigen unrühmlichen Ausnahmen, steht hinter euch! Unterstützt auch die Lehrer in ihrem geistigen und beruflichen Kampf um die Freiheit einer echten demokratischen Erziehung und Bildung! Denkt an eure eigene Schulzeit! [] Laßt euch und eure Kinder nicht zum Objekt konfessionellen Haders und Hasses erniedrigen! Haltet fest an unserer heutigen Schulform! [] Bedenkt dies alles auch am nächsten Sonntag [] WÄHLT LISTE 1 SPD
Published:09.11.1952