Barbarossas Erwachen

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Barbarossas Erwachen. [] Von Otto Prechtler. [] (Zum Beginne der deutschen Reichsversammlung in Frankfurt.) [] Nah' bei Nordhausen, im Kyffhäuserberge, [] - So geht die Sage durch das ganze Land - [] Im riesigsten der deutschen Kaisersärg...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Klang, Ignatz, U. Klopf se. und A. Eurich
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 18.05.1848
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/4C3779A6-A31A-40D3-A415-B781EC50AFAE
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Barbarossas Erwachen. [] Von Otto Prechtler. [] (Zum Beginne der deutschen Reichsversammlung in Frankfurt.) [] Nah' bei Nordhausen, im Kyffhäuserberge, [] - So geht die Sage durch das ganze Land - [] Im riesigsten der deutschen Kaisersärge [] Ruht Friedrich, Barbarossa zubenannt. [] Die Todtenwache halten bleiche Zwerge, [] All' regungslos im grauen Bußgewand; [] Und wild umkreist den Gipfel, hocherhaben, [] Ein dunkler Zug von ruhelosen Raben. [] Doch in des Berges tiefsten Felsenspalten, [] Da ruht der Staufenkaiser, schön und bleich; [] Der hohen, nun sechshundert Jahre alten [] Gestalt, an edler Majestät so reich, [] Entwallt der Mantel in erstarrten Falten, - [] Das große Auge lebt und stirbt zugleich, [] Die Wimpern zucken oft gespenstig-rege, [] Das Antlitz aber trägt des Tods Gepräge. [] Jahrhunderte in dieses Berges Klüften [] Hält Barbarossa seine Todesruh'; [] Nur manchmal nach den weltvergess'nen Grüften [] Trägt ihm ein Zwerg von Deutschland Kunde zu. [] So lang die Raben kreisen in den Lüften, [] Im Todestraume lebst und leidest Du; [] Wenn Deutschland frei und einig wird auf Erden: [] Dann soll Dir, Kaiser, die Erlösung werden! [] Wenn Deutschlands Herz, zertheilt in blut'ge Stücke, [] Nach Einheit drängt am Tage der Gefahr, - [] Wenn, schmerzbewußt, wo ihn die Kette drücke, [] Sich losringt endlich der gefang'ne Aar, - [] Wenn Deutschlands Jugend dem versagten Glücke [] Das erste Opfer legt auf den Altar, - [] Wenn wir die Freiheit erst mit Blut erkaufen, [] Da kommt der Tag dem großen Hohenstaufen! [] Und horch! - vom Westen heult die Sturmesglocke [] Im tausendfachen Echo durch das Land; [] Der Tuilerien irre Feuerflocke [] Trägt in das Herz von Deutschland rasch den Brand. [] Jung fühlt der Greis sich mit der Silberlocke, [] Dem Jüngling tritt die Mannheit in die Hand; [] Das heil'ge Wort: "Die Freiheit freien Seelen!" [] Es dringt erlöst aus Millionen Kehlen. [] Es kämpft und siegt das Volk mit heil'gen Waffen, [] Zum Schwerte wird das Wort, der Todesmuth! [] Und kann die feu'rige Zunge nichts mehr schaffen, [] So schreit nach Freiheit das vergoss'ne Blut. [] Und wie nun allwärts off'ne Wunden klaffen, [] Da quillt nun auch der unsichtbaren Fluth; [] Mit Schaudern seh'n die Fürsten in der Stunde [] In jedem deutschen Herzen eine Wunde! [] Ein Balsam heilet nur - so fühlet Jeder, [] Nur Einer: Deutschlands Einheit - Einigkeit! [] Mit Herzblut schreibt es jede Dichterfeder, [] Laut rufen es die Weisen uns'rer Zeit. [] Der stößt die eig'ne Mutter in die Räder, [] Der ihre Kinder unter sich entzweit. [] O Deutschland, Mutter Hekuba der Deinen, [] Die Söhne leben nur, wenn sie sich einen! [] Sie werden! - - Jene, die im Kampfe starben, [] Sie schweben als Walkyren durch die Luft; [] Sie lassen kein Herz an Vegeist'rung darben, [] Das nach Verbrüderung der Deutschen ruft. [] Sie fordern laut die Hohenstaufen-Farben, [] Und pochen jetzt an Barbarossas Gruft; [] In dem Kyffhäuser will die Nacht sich rühren, - [] Undüber Frankfurt schweben die Walkyren! [] Den todten Kaiser aber will's gemahnen, [] Daß Lebensodem seine Schläfe streift; [] Er fühlt, wie seines Todtentraumes Ahnen [] Als Wahrheit nun in seine Seele greift. [] Er hört das Rauschen aller deutschen Fahnen, [] Er sieht der Freiheit heil'ge Frucht gereift. [] Die Sanduhr finst'rer Zeit ist abgelaufen, [] Anbricht der Tag - der neuen Hohenstaufen! [] Er hebt die Hand, die in Italiens Erde [] Zwei Mal das stolze deutsche Banner stieß, [] Die starke Hand, die an des Römers Herde [] Die gleißende Tiara achten ließ; [] Er hebt die Hand - und ruft ein neues "Werde" - [] Von Waffen dröhnt das finst're Grabverließ; [] Die Raben flieh'n - es fingt die Lerche Lieder, [] Der deutsche Aar schlägt seine Flügel wieder! - [] Wo bist Du, große herrliche Erscheinung? [] Wo, Barbarossa, zeiget sich Dein Geist? - [] Er lebt und wirkt in der gesammten Meinung, [] Die nach der Krönungsstadt - dem Römer weis't. [] Er lebt in Deutschlands heiliger Vereinung, [] In jenem Ring, den keine Macht zerreißt! - [] D'rum, deutsche Brüder! reicht Euch treu die Hände! [] In Eurem Haupt ruht Deutschlands - Glück und Ende! [] Wien, im Mai 1848. [] Mit Bewilligung des Verfassers: aus dem Humoristen, und zu haben bei Ignaz Klang, Buchhändler in Wien. [] Druck von N. Klopf sen. und A. Eurich.
Published:18.05.1848