Aus der Praxis der RGO

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Aud der Praxis der RGO. [] "Unsere Absicht ist, den freien und christlichen Gewerkschaften Hunderttausende von Mitgliedern wegzunehmen .... Wo die Situation reif ist, wo die Proletariermassen auf Grund eigener Erfahrungen und drängenden W...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Schulze, Ernst, Vorwärts Buchdruckerei, Berlin
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 1931
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/0062FBC9-81C7-456F-A4CD-B7C4DB0C10D1
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Aud der Praxis der RGO. [] "Unsere Absicht ist, den freien und christlichen Gewerkschaften Hunderttausende von Mitgliedern wegzunehmen .... Wo die Situation reif ist, wo die Proletariermassen auf Grund eigener Erfahrungen und drängenden Willen es verlangen, da wandelt sich die RGO. in rote Gewerkschaften, in wirkliche Einheitsverbände um." [] (Franz Dahlem in "Rote Fahne" vom 8. Januar 1931) [] Hunderttausende von Gewerkschaftsmitgliedern von den Gewerkschaften zu trennen, ist der unbestrittene Zweck der RGO. Um dieses Zieles willen werden die Arbeiter gegeneinander gehetzt, wird die alte Kampflosung: "Proletarier aller Länder vereinigt euch" in das Gegenteil verkehrt. Müßig ist es, noch darüber zu streiten, [] wer den Nutzen dieser Spaltungsarbeit davonträgt? Das Unternehmertum [] hat hocherfreut in aller Oeffentlichkeit bekundet, daß die KPD. mit ihrer Spaltungstaktik als Pfahl im Fleische der Arbeiterbewegung wirkt. [] Nach den Überheblichen Richtlinien der RGO. führt sie "im Namen der Arbeiterschaft" innerhalb der Gewerkschaften einen rücksichtslosen Kampf gegen die Gewerkschaftsbürokratie. Den Gewerkschaftsmitgliedern wird anbefohlen, den Ratschlägen der Gewerkschaftsfunktionäre nicht zu folgen sondern sich nur der Führung der RGO. anzuvertrauen. "Wählt Streikkommissionen", "Macht die Betriebe streikreif", "Verjagt die reformistischen Bonzen", mit solchen und ähnlichen Parolen wird der geistige Kampf gegen die Gewerkschaften von der RGO. bestritten. Wo es dieser Hetze und dem nie fehlenden Terror gelingt, einen wilden Streik als erstrebten Zweck zu entfesseln, wird mit zollgroßen Lettern in den KPD.-Blättern verkündet: "Streik unter Führung der RGO." [] Wie es mit der "Führung" von Streiks durch die RGO. bestellt ist [] und wohin die der RGO. ins Garn gelaufene Arbeiterschaft geführt wird, sei an einigen drastischen Beispielen aus neuester Zeit dargelegt. [] 1. Als die Unternehmer dem Ruhrbergbaues um die Jahreswende zur Erzwingung eines 12- bis 15prozentigen Lohnabbaues die Kündigung aller Arbeitsverträge zum 15. Januar ausgesprochen hatten und die Bergarbeiterverbände vor den zuständigen Schlichtungsstellen gegen diese Diktaturgelüste erbittert ankämpften, rief die RGO. ausgerechnet am 1. Januar den Generalstreik der Ruhrbergarbeiter aus. Am 2. Januar begann dieser wilde Streik. Nach den täglichen Siegesberichten der kommunistischen Presse befanden sich schon am zweiten Streiktag 60 000 Kumpels im Streik. Durch blutigen Terror (Massenstreikposten nannte es die RGO.) sollte der Generalstreik erzwungen werden. Ein Todesopfer und zahlreiche Schwerverletzte waren der Erfolg. Am 8. Januar beschloß die Streikleitung der RGO. die Unterbrechung der Streiks, um "im Augenblick der Fällung des Lohnabbau-Schiedsspruches" den Kampf wieder aufzunehmen. [] Die Tatsachen reden eine andere Sprache: Von rund 300000 Bergarbeitern hatten trotz der Terrormaßnahmen nur 30 000 für einige Tage die Arbeit eingestellt. [] Die Aufhebung des Generalstreiks brauchte nicht erst zu erfolgen: am Tage der Aufhebung war außer den 3000 als Gemaßregelte auf der Strecke gebliebenen Bergarbeitern kein Streikender mehr vorhanden. [] Selbstverständlich war auch für die RGO. nach Fällung des Schiedsspruches keine Möglichkeit zur Wiederaufnahme des Kampfes gegeben, weil der irrsinnige Versuch eines Generalstreiks die Kampfkraft der Arbeiter vollkommen vernichtet hatte. [] 2. Am 4. Januar proklamierte die RGO. den Streik für die Remscheider Metallindustrie. Höchstens [] 500 von den in Frage kommenden 20000 Arbeitern folgten der Streikparole. [] Die Aufhebung des Streiks ist bis heute noch nirgends bekanntgemacht worden, aber Streikende gab es nach wenigen Tagen nicht mehr. [] 3. "Streiksturm über Oberschlesien". "Die RGO. legt die oberschlesischen Schachtanlagen still" kündeten die Riesenlettern der "Roten Fahne" vom 8. Januar. Ganz unscheinbar dagegen meldet dieselbe "Rote Fahne" vom 10. Januar, daß [] die Belegschaften wieder eingefahren [] sind. Anschließend heißt es dann recht harmlos: ",Der Kampf wird nicht als abgebrochen, sondern als unterbrochen angesehen. Es soll eine Schachtdelegiertenkonferenz einberufen werden, wo die Frage der Gründung eines roten Bergarbeiterverbandes gestellt wird." Kommentar überflüssig. [] 4. Am 5. Januar erklärte die RGO. den Streik der Handelshilfsarbeiter bei der Schuhfabrik von Leiser. Zur Verbreiterung dieses schon nach wenigen Tagen zusammengebrochenen Streiks wurden dann auch noch die Arbeiter der Reparaturwerkstätte und der Schuhfabrik zum Solidaritätsstreik veranlaßt. Am 12. Januar wurde [] der Streik bedingungslos abgebrochen, [] weil ausgerechnet die meisten RGO.-Mitglieder schon vorher in den Betrieb gelaufen waren. [] Erfolg: 200 Gemaßregelte! [] 5. "Solidaritätsstreik im Duisburger Hafen" lautete die Schlagzeile der "Roten Fahne" vom 7. Januar. Unter Führung der RGO. sollte zur Unterstützung des unter 1. geschilderten Generalstreiks der Ruhrbergarbeiter der ganze Hafen mit etwa 12 000 Arbeitskräften stillgelegt sein. [] Weder in Duisburg noch in Düsseldorf hat man von dieser Hafenstillegung etwas gemerkt. [] 6. Zu einer völligen Abkehr von der sonst nur allein als erfolgreich gepriesenen Taktik der Verbreiterung der Streikkämpfe kam die RGO. in Solingen. Zunächst wurde allerdings auch hier für die Metallindustrie am 7. Januar der Generalstreik proklamiert. [] Von den 25000 Metallarbeitern folgten auch ca. 400 (vierhundert) dieser Parole. [] Nachdem sich auch diese 400 zum Teil wieder verkrümelt hatten, beschloß die RGO.-Streikleitung am 16. Januar die betriebliche Fortsetzung des aufgehobenen Generalstreiks mit den hoffnungslos Gemaßregelten. [] Der aufmerksame Leser wird an Hand der beigegebenen Daten feststellen, daß die vorstehend geschilderten Aktionen der RGO. das Werk von nur acht Tagen gewesen sind. Die ganze verbrecherische Tätigkeit der RGO. dieser acht Tage ist damit trotzdem noch längst nicht erschöpft- Wenn davon Abstand genommen wurde, noch mehr von diesen "glorreichen" Aktionen aufzuzeigen, so deshalb, weil Einleitung und Ausgang der RGO.-Streiks sich jedesmal gleichbleiben und jedesmal mit der gleichen Katastrophe für die beteiligten Arbeitskräfte enden. [] Es gibt keine RGO.-Erfolge, es gibt nur RGO.-Opfer, die zu Zehntausenden verbittert in Not und Elend auf der Straße liegen. [] Besonders erschütternd ist eine solche Feststellung. wenn man weiß, daß diese Opfer ihr Schicksal nicht alle der eigenen fehlgehenden Ueberzeugung verdanken. Ohne die Furcht vor dem Terror und vor den brutalen Gewaltmaßnahmen verhetzter KPD.-Mitglieder hätte die RGO. keinen dieser Streike entfesseln können. Rühmt sich doch die kommunistische Presse bei jeder größeren Aktion damit, daß die von der RGO. mobilisierten Arbeitslosen als Massenstreikposten ihre Schuldigkeit getan hätten. [] Wo hat die RGO. bei den von ihr angezettelten Streiks dem Mehrheitswillen der Belegschaft jemals Rechnung getragen? [] Beweisen nicht die kläglichen Zahlen der an den RGO.-Streiks Beteiligten im Vergleich zu den in diesen Betrieben Beschäftigten, daß die Belegschaften nichts von den sinnlosen Streiks wissen wollen? Ist es nicht ein Verbrechen, wenn, um nur ein Beispiel anzuführen, die RGO. die Belegschaft der Cröllwitzer Papierfabrik am 4. Januar zu einer Betriebsversammlung holt und dort von 35 im Werk Beschäftigten den Streik zum 5. Januar beschließen läßt, während 600 Arbeitskräfte in der Papierfabrik beschäftigt sind? Und solche Art des Vorgehens ist für die RGO. der Regelfall. Wie sehr es der RGO. darauf ankommt, die Arbeiterschaft [] um jeden Preis auf die Straße [] zu treiben, sei noch an einem letzten Schulfall erwiesen. Das Stickstoffwerk Piesteritz hatte bereits die Zustimmung der Regierung, am 19. Februar 150 Arbeitskräfte und am 31. März weitere 350 Arbeitskräfte zu entlassen. Auf Veranlassung der Gewerkschaften forderte der Betriebsrat zur Vermeidung der Entlassungen die Einführung der 40-Stunden-Woche. Nach vielen Verhandlungen gab die Werksleitung dem Verlangen statt und zog die Entlassungen zurück. Ohne Rücksicht auf den Willen der Belegschaft gab sich die RGO. aber damit nicht zufrieden und inszenierte einen Streik. Ueberflüssig zu sagen, daß selbst die RGO.-Anhänger glücklich waren, nach einigen Streikstunden das Gewühl der aus dem Arbeitsamt herangeholten erwerbslosen Streikposten vor dem Fabriktor zum Zurückschlüpfen an den Arbeitsplatz benutzen zu können. Selbst das Organ der kommunistischen Opposition bescheinigte der RGO., daß [] solche Aktionen grober Unfug [] sind, durch den die Sache der Arbeiterschaft aufs schwerste geschädigt wird. Wäre aber nicht [] die Schädigung der Arbeiterinteressen Daseinszweck der RGO., [] dann hätten wir dieses traurige Gebilde ja nicht. Ins Leben gerufen, um die Gewerkschaften zu zertrümmern. muß die RGO. alles daransetzen, um die wohlüberlegte Taktik der Gewerkschaften zu durchkreuzen. Außer der nicht mehr zu überbietenden Hetze gegen die Gewerkschaftsfunktionäre kennt sie nur das Mittel des politischen Streiks. Um nicht zu spät zu kommen, werden in jedem Falle und ohne Ausnahme [] die Streiks immer im ungeeignetsten Augenblick proklamiert. [] Sich für die Opfer dieser sinnlosen Streike verantwortlich zu fühlen, sich für die rechtzeitige Beschaffung der zu einer durchdachten Streikführung benötigten Unterstützungsmittel vorher einzusetzen, das sind "reformistische Abweichungen", die den RGO.-Strategen niemals kommen dürfen. Die in den Streik gehetzten Arbeiter mögen doch selber sammeln gehen, damit hin und wieder zur Reklame ein Suppentopf der "Internationalen Arbeiterhilfe" auf offenem Markt aufgestellt werden kann. [] Auf einen solchen Kampf können und werden sich die Gewerkschaften niemals einlassen. [] Darin unterscheiden sich die Gewerkschaften grundsätzlich von dem verantwortungslosen Treiben der RGO., daß sie immer für ihre Maßnahmen einstehen, je einheitlicher und geschlossener sich die Arbeiterschaft in den Gewerkschaften vereinigt um so wirksamer können daher auch die Interessen der Arbeiterschaft vertreten werden. Höchste Zeit ist es deshalb, daß sich die Arbeiterschaft wieder auf sich selbst besinnt und dem revolutionären Maulhelden der RGO. ein weiteres Unheilstiften unterbindet. Not und Elend gibt es ohne die verbrecherischen Aktionen der RGO. schon genug, aber nicht Hände und Köpfe genug kann es geben, die sich in den Reihen der Gewerkschaften zur wirksamen Eindämmung des Elends zusammenfinden. Darum: [] Hinweg mit' den berufsmässigen Gewerkschaftsspaltern! [] Hinweg mit der Sonderbündelei und der Putschtaktik der RGO.! [] Hinein in die freien Gewerkschaften! [] Verantwortlich: Ernst Schulze, Berlin. - Druck: Vorwärts Buchdruckerei, Berlin SW 66
Published:1931