IGM metall 33 . Streik-Nachrichten . Dies ist ein sozialer Fortschritt

Bemerkungen: Tabellarischer Überblick über die Entwicklung der Verhandlungen und Gespräche zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebern metall [] 10.1.1979 [] 33 [] Streik-Nachrichten [] für die Stahlindustrie in NRW, Stahlwerke Südwestfalen, Bremen und Osnabrück [] Zweite Urabstimmung läuft - [] Geschäft...

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Bibliographic Details
Main Authors: Industriegewerkschaft Metall (IG Metall), Bezirk Essen, Industriegewerkschaft Metall (IG Metall), Bezirk Hagen, Industriegewerkschaft Metall (IG Metall), Bezirk Köln, Industriegewerkschaft Metall (IG Metall), Bezirk Münster, Union-Druckerei, Frankfurt am Main
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 08.01.1979 - 27.02.2001
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/12CE382D-A495-4C73-BB24-9B15AD530114
Description
Summary:Bemerkungen: Tabellarischer Überblick über die Entwicklung der Verhandlungen und Gespräche zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebern metall [] 10.1.1979 [] 33 [] Streik-Nachrichten [] für die Stahlindustrie in NRW, Stahlwerke Südwestfalen, Bremen und Osnabrück [] Zweite Urabstimmung läuft - [] Geschäftsführer der IG Metall würdigen das Tarifergebnis [] Dies ist ein sozialer Fortschritt [] Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! [] Sollte in der Urabstimmung, die von Montag, 8.1., um 18 Uhr bis Mittwoch, 10.1., um 16 Uhr dauert, das Verhandlungsergebnis vom 6.1.1979 angenommen werden, endet der Streik am heutigen Mittwoch, dem 10.1.1979. Die Arbeit wird dann mit Beginn der Frühschicht am Donnerstag, dem 11.1.1979, aufgenommen. [] Das Ergebnis der Urabstimmung wird von Rundfunk und Fernsehen bekanntgegeben. [] Seit Montag abend entscheiden die Mitglieder der IG Metall im Bereich der Eisen- und Stahlindustrie von Nordrhein-Westfalen, Stahlwerke Südwestfalen, Bremen und Osnabrück in einer zweiten Urabstimmung darüber, ob das Verhandlungsergebnis von Krefeld annehmbar ist. Das Ergebnis der Urabstimmung wird in den heutigen Abendstunden bekanntgegeben werden. [] Vor den Geschäftsführern der IG Metall aus der gesamten Bundesrepublik hat gestern auf einer zentralen Konferenz in Frankfurt der 1. Vorsitzende der IG Metall, Eugen Loderer, hervorgehoben, daß es der IG Metall mit dem Arbeitskampf in der Eisen- und Stahlindustrie gelungen sei, mehrere als unverrückbar aufgebaute Tabus der Unternehmer zu brechen. Ein Tabu sei die Formel gewesen, die Arbeitszeit nicht unter 40 Stunden zu verkürzen. Die jetzt getroffene Vereinbarung enthalte einen nachvollziehbaren Einstieg in die 35-Stunden-Woche durch Freischichten für ältere Arbeitnehmer und Nachtschichtarbeiter. Ein anderes Unternehmertabu sei der Sechs-Wochen-Urlaub für alle Altersstaffeln gewesen. Dieses Tabu sei in der Stahlindustrie gleichfalls hinweggefegt worden. Die IG Metall habe deshalb mit diesem Arbeitskampf mehrere eigene tarifpolitische Grundsatzpositionen verwirklicht. [] Eugen Loderer erklärte weiter, mit dem Stahlarbeiter-Streiküber die Festtage hinweg und mit dem Metallarbeiter-Streik vom Frühjahr vergangenen Jahres habe die IG Metall in dem wirtschaftlich schwachen Jahr 1978 zwei große Streiks geführt. Damit sei eindeutig die vornehmlich aus dem Arbeitgeberlager kommende Behauptung widerlegt, daß Konjunkturkrisen die Arbeitnehmer und ihre Organisationen gefügig machten. [] Der Stahlkonflikt, der zweitlängste in der Geschichte der IG Metall, sei politisiert gewesen wie kein anderer, betonte Eugen Loderer. Die gesamten Unternehmerverbände hätten in einer gemeinsamen Abwehrfront sozialen Fortschritt verhindern wollen. Gesamtmetall stand dabei als der große Bekannte im Hintergrund. Die Arbeitgeber wären aus der Verantwortung der Tarifautonomie in die politische Vermittlung geflüchtet und hätten somit die Tarifautonomie geschädigt. Die Stahlindustriellen hätten einen Stellvertreterkrieg geführt und dennoch sei es der IG Metall gelungen, die Dämme zu brechen. [] "Alle Unternehmerverbände standen gegen uns, vom BDI über BDA und Gesamtmetall bis hin zum Wirtschaftsrat der CDU", sagte Eugen Loderer. In diese Abwehrfront haben sich vielfach Verleger eingereiht, weil die Brudergewerkschaft IG Druck und Papier ebenfalls eine Forderung nach Wochenarbeitszeitverkürzung aufgestellt hat. Journalisten haben bis über das Verhandlungsergebnis hinaus versucht, sich mit Gemeinheiten zu überbieten. Das wurde gerade in den letzten Tagen durch zwei Vorfälle entlarvt: Die scheinbar objektive Deutsche Presseagentur mußte eine von persönlichen Verunglimpfungen strotzende Meldung zurückziehen. Und das Wochenmagazin "Spiegel", das am Montag den Bundeskanzler mit diffamierenden Äußerungen zur Tarifauseinandersetzung zitierte, mußte bekennen, daß dieses eine Falschmeldung ist. Das Verhalten eines großen Teils der Presse habe in dieser Tarifrunde bewiesen, wer die öffentliche Meinung in diesem Lande wirklich beherrscht. [] Die Stahlindustriellen haben - so führte Eugen Loderer weiter aus - mit diesem Arbeitskampf auch einen entscheidenden Bruch zur Montanmitbestimmung vollzogen. Das werde an der Arbeitskampfführung und an der Aussperrungspraxis durch die Stahlindustriellen deutlich. Vorbei sei offenbar die Zeit, als sich auch die Stahlindustriellen daran erinnerten, daß die Montanmitbestimmung die Entwicklung der Stahlkonzerne begünstigt und zu einem wesentlichen Teil das gute Ansehen der deutschen Wirtschaft im Ausland begründet habe. [] Hans Mayr, 2. Vorsitzender der IG Metall, wies vor den Geschäftsführern darauf hin, daß ohne einen Streik dieses großartige Ergebnis überhaupt nicht denkbar gewesen sei. Die IG Metall habe bewiesen, daß sie sehr wohl in der Lage ist, die politische Landschaft mitzubestimmen und nicht nur die Unternehmer. Das habe dieser Streik gezeigt. [] Auch Hans Janßen, für die Tarifpolitik zuständiges geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, betonte, daß dieser Kampf sich gelohnt habe. Die Tarifpolitik sei noch nie das Gebiet gewesen, wo es totale Sieger oder Verlierer gibt. Auch nach jedem noch so hart geführten Arbeitskampf habe am Ende ein Kompromiß gestanden. [] Mit großem Beifall wurde die Feststellung aufgenommen, daß ohne die große Solidarität der Streikenden und Ausgesperrten und ohne die große Übereinstimmung in allen Gremien der IG Metall - von der Verhandlungskommission über Tarifkommission bis zum Vorstand - dieser Kampf und sein Ergebnis nicht möglich gewesen wäre. [] Inzwischen müssen - wenn auch noch verschämt - die Arbeitgeber bekennen, daß das erstreikte Ergebnis durchaus die von der IG Metall gewünschte Wirkung auf die Arbeitsplätze hat. Arbeitgebervorsitzender Weisweiler meinte, die arbeitszeitverkürzenden Elemente wie Freischichten und Urlaub würden wohl zusätzliche Arbeitskräfte erforderlich machen. Die positiven Auswirkungen des Tariferfolges werden wohl bald noch sichtbarer werden. [] Seit Montag abend entscheiden die Mitglieder über das Verhandlungsergebnis von Krefeld. Heute abend wird das Urabstimmungsergebnis bekanntgegeben werden. [] Das sind die klaren Fakten [] 1. Die Arbeitgeber versuchen, in der Öffentlichkeit den Eindruck zu erwecken, sie seien zu jeder Zeit kompromiß- und gesprächsbereit gewesen. Für die Verschärfung und die Dauer des Tarifkonflikts sollte die IG Metall verantwortlich gemacht werden. [] In Wirklichkeit erklärten sie das Scheitern der Verhandlungen am 7. November 1978 vor Beginn des Streiks, indem sie es grundsätzlich ablehnten, über die Forderung der IG Metall nach einer Verkürzung der Arbeitszeit überhaupt zu verhandeln. Und später bei der Vermittlung nach 5 Monaten Verhandlungen und Gesprächen sagten sie am 3./4./1. 1979 zweimal Nein: einmal zum Vorschlag von Minister Farthmann, zum anderen zu den Vorstellungen der IG Metall. [] Alle Irreführungsversuche der Arbeitgeber in der Öffentlichkeit können nicht darüber hinwegtäuschen, daß sie bis zuletzt einen Einstieg in die Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit ablehnten. Sie ließen sogar den politischen Vermittler auflaufen, den sie selbst gewünscht hatten. [] 2. Die Vorschläge der Arbeitgeber zielten bis zum Ende darauf ab, die Forderung nach Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit zu verhindern. Die Stahlarbeitgeber versuchten, Urlaub und Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit gegeneinander auszuspielen. [] 3. Die Stahlindustriellen führen stellvertretend für alle Arbeitgeber den Kampf gegen die Verkürzung der Arbeitszeit. Jeder Ansatz zu einer Lösung endete in einer Ablehnung, die offensichtlich mit der Politik von Gesamtmetall und der übrigen Arbeitgeber-Verbände abgestimmt war. [] Den Arbeitgebern fehlte vor diesem Hintergrund Kompromißfähigkeit und Kompromißwille. Was Produktion und Investition betrifft, bekennen sie sich zur marktwirtschaftlichen Flexibilität und Beweglichkeit. Demgegenüber setzten sie den berechtigten Interessen der Arbeitnehmer in der Eisen- und Stahlindustrie an der Sicherung ihrer Arbeitsplätze die Absicht entgegen, jeden sozialen Fortschritt abzublocken. [] 4. Die IG Metall hat stets ihre Bereitschaft zu Gesprächen und Kompromissen erklärt. Sie hat sich während der gesamten Dauer des Tarifkonflikts einen Fortgang der Gespräche und um annehmbare Lösungsvorschläge bemüht. Sie hat nie einen Zweifel daran gelassen, worum es ihr ging: um einen Einstieg in die Verkürzung der Arbeitszeit zur Sicherung der Arbeitsplätze. Sie hat dazu selbst konstruktive Vorschläge vorgelegt. So war sie bereit, einer Arbeitszeitverkürzung in Form von gebündelten Freischichten in einem Stufenplan zuzustimmen. [] Herausgeber: IG-Metall-Bezirke Essen, Hagen, Köln, Münster [] Verantwortlich für den Inhalt: Kurt Herb, Werner Schmidt, Karlheinz Bräuer, Bernhard Kolks [] Druck: Union-Druckerei, Theodor-Heuss-Allee 90-98, 6000 Frankfurt/Main
Published:08.01.1979 - 27.02.2001