Johannes Hoffmann spricht zu Ihnen!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Johannes Hoffmann spricht zu Ihnen! [] Mit der Gründung der Christlichen Volkspartei im Jahre 1946 forderten wir die christliche Bevölkerung in unserer Heimat auf, sich dafür einzusetzen, daß wieder die Grundsätze des christlichen Sittengese...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Christliche Volkspartei des Saargebietes (CVP)
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 18.12.1955
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/5E5AD1FF-B3BB-4768-97F3-006F6EAFA8BB
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Johannes Hoffmann spricht zu Ihnen! [] Mit der Gründung der Christlichen Volkspartei im Jahre 1946 forderten wir die christliche Bevölkerung in unserer Heimat auf, sich dafür einzusetzen, daß wieder die Grundsätze des christlichen Sittengesetzes dasöffentliche Leben bestimmen sollen. In der schwersten Zeit Deutschlands, im Jahre 1945, mußten wir erkennen, daß das bittere Ende des Krieges die Folge eines Systems war, das glaubte, ohne Gott und sein Gesetz auskommen zu können. Deshalb mußte es unser Ziel sein, beizutragen zur sittlichen, ideellen und kulturellen Erneuerung unseres Volkes. In der damaligen Zeit hatte das Reich aufgehört zu bestehen und war in Besatzungszonen aufgeteilt, unsere Arbeitsstätten waren zum großen Teil zerstört oder von der Demontage bedroht. Die Menschen litten Hunger und Not, und rings um uns waren nichts als Trümmer. Es kam darauf an, eine Wirtschafts- und Sozialordnung zu schaffen, die mit der kirchlichen Lehre in Einklang stand und in besonderer Weise an den Grundsätzen der Sozialenzykliken orientiert war. Unbestritten sind die Leistungen, die uns gerade auf diesem Gebiet mit Hilfe unserer christlichen Wähler gelungen sind. Damals kam es darauf an, die christlichen Grundsätze in unserer Verfassung zu verankern. Heute ist es unsere Sorge, daß bei einer Änderung dieser unserer Verfassung diese naturrechtlichen, christlichen Forderungen Bestandteil des Grundgesetzes bleiben. Diese Sorge teilen mit uns gerade in der jetzigen Zeit viele christliche Menschen und, -wie wir wissen, auch weite kirchliche Kreise. Aus diesem Grunde bedauern wir zu tiefst die Kluft, die sich wegen der Entscheidung am 23. Oktober unter den Christen unseres Landes aufgetan hat. Es ist uns deshalb ein ernstes Anliegen, die Zusammenarbeit der christlichen Kräfte wieder zu ermöglichen und für die Zukunftwirksam zu machen. Wir können die Auffassung nicht teilen, daß die weltanschaulichen Fragen vor anderen politischen Entscheidungen zurückgestellt werden müssen. Bei der für den Christen zwingenden Rangordnung der Werte bleibt das erste Anliegen einer christlichen Partei: Verwirklichung der christlichen Grundsätze im öffentlichen Leben. Wir sind deshalbbereit, mit all denen zusammenzuarbeiten, die mit uns diese erste christliche Aufgabe erkennen und erfüllen wollen. Nach Kriegsende wurde auf Grund der besonderen Ansprüche Frankreichs gegenüber der Saar mit Billigung Englands und Amerikas eine wirtschaftliche und politische Sonderregelung für die Saar geschaffen. Von diesem Tatbestand, für den wir keine Verantwortung tragen und den zu ändern wir nicht in der Lage waren, hatten wir bei dem politischen und wirtschaftlich-sozialen Aufbau unserer Heimat auszugehen. Daß wir diese von außen her getroffene Regelung nicht als endgültig betrachteten, haben wir in unserer Verfassung ganz klar zum Ausdruck gebracht. Unser Ziel war es, für die Saar eine Lösung zu finden, die zur Entspannung des deutsch-französischen Verhältnisses beiträgt und die notwendige europäische Einheit fördert. Es war dabei eine Selbstverständlichkeit, daß jede Regelung den besonderen Lebensinteressen der Saarländer Rechnung trage, und den deutschen Charakter der Saar nicht in Frage stelle. Wegen der Ungewißheit eines Friedensvertrages mit Deutschland war es unser Bemühen, schon vorher mit Deutschland zusammen eine Saarlösung zu suchen, die dem von Deutschland selbst verfolgten Ziel der Verständigung mit Frankreich und der europäischen Einigung entsprechen sollte. Das war der Sinn des zwischen Deutschland und Frankreich vereinbarten europäischen Saarabkommens. Diese europäische Saarlösung haben sowohl der Bundeskanzler wie die meisten europäischen Staatsmänner als den geeigneten Weg bezeichnet, den deutsch-französischen Gegensatz zu beseitigen. Am 23. Oktober hat die saarländische Bevölkerung diese Regelung mit Mehrheit abgelehnt. Diese Entscheidung ist zu respektieren. Ich selbst habe daraus die Konsequenzen gezogen und bin mit meiner Regierung zurückgetreten. Jetzt kommt es darauf an, die christlichen politischen Kräfte unserem Lande zu erhalten, deren Mehrheit in Gefahr ist. Unsere Aufgabe ist es, in der Christlichen Volkspartei diese christlichen Kräfte zu aktivieren, in der Partei, die auf Grund nachgewiesener Tätigkeit die Gewähr dafür bietet, daß auch in Zukunft aus der christlichen Grundhaltung das politische Geschehen bestimmt wird. Wir unsererseits wollen denWeg freihalten zu einer künftigen Zusammenarbeit aller wirklichen Christen im politischen Raum. Mein erstes Anliegen, das auch Euer Anliegen sein muß, ist die Befriedung unter den Menschen unserer Heimat. Es gilt vor allem, zuerst die tiefe Kluft zu überbrücken, die durch den Abstimmungskampf in der saarländischen Bevölkerung aufgerissen wurde. Diesem ersten Ziel muß nach Auffassung der Christlichen Volkspartei auch der jetzige Wahlkampf untergeordnet werden. Dies um so mehr, als dieser Wahlkampf in die Adventszeit fällt, die geradezu ein Appell an alle Christen ist, für eine friedliche Entwicklung zu sorgen. Der Anlaß zu diesem Zwiespalt besteht nach dem 23. Oktober nicht mehr. Die gescheiterte europäische Saarlösung legt vielmehr allen Saarländern die gemeinsame Verpflichtung auf, den zu erwartenden schwierigen Aufgaben auf politischem, wirtschaftlichem und sozialem Gebiet ihre ganze Kraft zu widrnen im Interesse der Menschen unseres Landes und des Friedens in Europa. Ich selbst bedaure, den Mitgliedern und Wählern der CVP mitteilen zu müssen, daß die Anstrengungen der letzten 8 Jahre und nicht zuletzt die Belastungen der letzten Monate es mir zur Pflicht machen, einmal an meine Gesundheit und an meine Familie zu denken und daß ich deshalb mich nicht entschließen konnte, so sehr ich auch von allen Seiten bedrängt wurde, eine Landtagskandidatur anzunehmen. Um so mehr werde ich mich den gerade in dieser Zeit notwendigen und bedeutungsvollen Aufgaben zuwenden können, die mir als dem Landesvorsitzenden der CVP nach dem dringenden Wunsch meiner Parteifreunde bleiben. Unsere erste und höchste Aufgabe in dieser Zeit ist und bleibt die Erhaltung der christlichen Substanz im politischen Leben unserer Saarheimat. Ihre Bedrohung verpflichtet uns alle zum gemeinsamen Einsatz! Darum rufe ich Euch alle, die ihr mir in den vergangenen 10 Jahren so oft Beweise Euerer unerschütterlichenTreue gegeben habt - auch nach dem 23. Oktober - alle rufe ich auf, in dieser schwierigen und kritischen Zeit der CVP die Treue zu halten. Laßt Euch nicht beirren! Wir alle haben in der Vergangenheit einer guten und großen Sache gedient. Auch jetzt kann die christliche Saarheimat auf Euch nicht verzichten. Darum wählt am 18. Dezember die Liste der CVP! [] CVP
Published:18.12.1955