Summary: | Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals;
Und wir Frauen ..? [] Jeder Tag bringt neue Sorgen. Wir sind arm geworden nach diesem schrecklichsten aller KrIege. Gerade auf uns Frauen lasten die Schwierigkeiten, die immer neu auf uns einstürmen. [] Was sollen, nein, was dürfen wir auf unsere Marken kaufen? Ist immer noch kein Fett aufgerufen? Was koche ich heute? [] Und in den Strümpfen sind schon wieder Löcher. Die Wäsche wird immer fadenscheiniger. Die Schuhe sind zerrissen. [] Es ist zum Verzweifeln. Und doch ist noch ein Glückspilz, wer nicht ausgebombt wurde und nicht - das schlimmste Geschick für den Menschen - aus seiner Heimat vertrieben wurde. Hier steigern sich die Sorgen ins schier übermenschliche. [] Aber sollen wir verzweifeln? Die Sorge um das Leben läßt uns ja keine Zeit zum Verzweifeln. Nein, das Schicksal müssen wir für unsere Kinder tragen. Und wer ist wohl mehr berufen, die Menschen und die Zeit wieder in Ordnung bringen zu helfen, als wir Frauen? [] Wir Frauen bilden heute die Mehrheit des Volkes und der Wähler. Darin liegt eine große Verantwortung. [] Es ist nur natürlich, daß wir Frauen uns heute sehr dafür interessieren, wer in die Gemeindevertretungen, in die Stadtparlamenten und in die Kreistage gewählt wird. Eine Fülle von Fragen wird in den Parlamenten beraten. Fragen, die mit unserem Haushalt, mit der Erziehung unserer Kinder, mit der Fürsorge für alte Menschen, mit dem Wohnungsbau, kurz mit alledem zusammenhängen, was uns Frauen Sorgen und manche schlaflose Nacht bereitet. [] Denken wir an die Wohnungsfrage. Wie viele von uns wohnen geradezu menschenunwürdig. Wir wollen aber ein wirkliches Heim für unsere Familie, keine Notunterkunft. [] Daß das wenige, was heute für die Wohlfahrtsspflege an Mitteln zur Verfügung steht, auch in die richtigen Hände kommt, ist uns wichtig. Es kann uns nicht gleichgültig sein, wie das Geld der Gemeinden verwaltet und aufgeteilt wird. [] Und ist es nicht wesentlich, bei der Beratung des Schuletats mitzusprechen? Es muß die Möglichkeit gegeben werden, daß jedes Kind die Ausbildung genießen kann, auf die auf Grund seiner Fähigkeit Anspruch erhoben werden kann. [] Daß Krankenhäuser, Entbindungsheime, Kindergärten, Altersheime ausreichend vorhanden sind, muß eine Selbstverständlichkeit sein. [] Und die Ernährung? Auch hier haben wir Frauen ein gewichtiges Wort mitzureden. Ebenso wie bei der Verteilung der Haushaltsgegenstände. Ohne einen Kochtopf geht es nun einmal nicht. Was erzeugt wird, muß auch wirklich zu uns Verbrauchern kommen. Ob das Küchengeschirr oder sonstiger Hausrat oder Bekleidung ist. [] Wie hoch die Tarife für Gas oder elektrischen Strom festgesetzt werden, ob die Fahrpreise der Straßenbahn vielleicht mal erhöht werden, solche Fragen gehen uns Frauen erheblich an, denn wir müssen unser Wirtschaftsgeld verwalten und müssen mit dem, was wir bekommen, reichen. [] Eine Fülle von Arbeit werden jede Stadt- und Gemeindevertretung und jeder Kreistag haben, deren Zusammensetzung am 25. April 1948 gewählt wird. [] Wir Frauen wollen unsere Stimme zu Gehör bringen. Wir haben mit unseren Kindern einmal erlebt, was es heißt, eine falsche Politik zu wählen. [] Wir haben aber auch in den letzten zwei Jahren erlebt. wie sich die Sozialdemokratische Partei und ihre Vertreter in den Kreistagen und in den Gemeindevertretungen, wie sich sozialdemokratische Bürgermeister und Landräte dafür mit Erfolg einsetzten, daß das mögliche getan wird, um die schlimmsten Folgen des Krieges zu mildern. [] Es ist sozialistische Grundhaltung, Not und Elend zu bekämpfen und ein wieder lebenswertes Leben zu schaffen. [] Darum bleiben wir Frauen der Wahl nicht fern. [] Wir Frauen [] wählen in allen Gemeinden, Städten und Kreisen die Vertreter der SPD [] Gen. Milit.-Reg. M.G. 5. Verantw.: W. Knothe, Frankfurt-M. - Seboldsche Buchdruckerei Offenbach. O.b. 2064 D. 40000. 4.48
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