Aufruf

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Aufruf. [] Unser Vaterland blutet nach vierjährigem Kriege aus schweren Wunden; es steht vor der Gefahr der Auflösung. An Stelle von Recht und Ordnung droht der Umsturz aller Dinge. [] Vieles ist zertrümmert, was uns heilig und teuer ist. Und...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Deutschnationale Volkspartei (DNVP)
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 22.11.1918
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/7FFAA8C9-FB7D-424F-BB8A-E9B7DA49A9BD
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Aufruf. [] Unser Vaterland blutet nach vierjährigem Kriege aus schweren Wunden; es steht vor der Gefahr der Auflösung. An Stelle von Recht und Ordnung droht der Umsturz aller Dinge. [] Vieles ist zertrümmert, was uns heilig und teuer ist. Und doch dürfen wir dem Verlorenen nicht untätig nachtrauern. Es ist Pflicht eines jeden, an dem Wiederaufbau des deutschen Staates und Volkes mitzuarbeiten und dem neuen Deutschland neue Form und neuen lebensvollen Inhalt zu geben. [] Ueber unsere Zukunft wird in der Nationalversammlung entschieden werden. Sie ist alsbald einzuberufen; für die Wahl ist volle Freiheit zu gewähren. Wir sind bereit und entschlossen, auf dem Boden jeder Staatsform mitzuarbeiten, in der Recht und Ordnung herrschen. Gegen jede Diktatur einer einzelnen Bevölkerungsklasse verwahren wir uns. Nur ein geordnetes Staatswesen schafft uns Brod [!] und Frieden. [] Staat und Gesetz, ausgerüstet mit starker Autorität, getragen von dem freien Willen des Volkes, müssen ihren schützenden Einfluß im Volks- und Wirtschaftsleben geltend machen, um die nationale Kultur und die soziale Wohlfahrt zu fördern. [] Im Mittelpunkt von Leben und Wirtschaft muß mehr als bisher der Mensch als sittliche Persönlichkeit stehen. Ein lebensvolles Christentum, Ehe und Familie sollen die starken Träger des öffentlichen Lebens sein. Deutsches Wesen und deutsche Art müssen mehr denn je unser ganzes Volkstum erfüllen. [] Zur Durchführung dieser Grundsätze bei der Gestaltung des neuen Deutschlands erstreben wir Unterzeichneten den Zusammenschluß aller gleichgesinnten deutschen Männer und Frauen sowie aller gleichgestimmten Parteien und Parteirichtungen zu [] einer neuen Partei, [] für die wir den Namen [] Deutschnationale Volkspartei vorschlagen. [] Um die Wunden zu heilen, die der Krieg unserm schwer geprüften Vaterlande geschlagen hat, und um Recht und Ordnung wiederherzustellen, sind wir bereit, mit allen Parteien zusammen zu arbeiten, die dasselbe Ziel erstreben. So muß es gelingen, unser Volk aus dem Jammer dieser Tage herauszuführen und kommenden Geschlechtern eine bessere Zukunft zu sichern. [] Für das zu schaffende Parteiprogramm schlagen wir als Anhaltspunkte folgende [] Richtlinien [] vor: [] 1. Wir treten ein für ein starkes deutsches Volkstum, das seine Einigkeit, Freiheit und Selbständigkeit gegen äußere Macht zu wahren entschlossen ist und sich unabhängig hält von fremden Einflüssen. [] 2. Wir fordern die Rückkehr von der Diktatur einer einzelnen Bevölkerungsklasse zu der nach den letzten Ereignissen allein möglichen parlamentarischen Regierungsform. [] 3. Freiheit der Person und des Gewissens, freie Meinungsäußerung in Wort und Schrift und Freiheit der Wissenschaft sind verfassungsmäßig festzulegen. Das Privateigentum ist gegenüber den geplanten Eingriffen der Sozialdemokratie zu schützen. Dem gleichen Wahlrecht stimmen wir auf Grund der neuesten Entwicklung zu. [] 4. Wir halten fest an dem Grundsatz der Privatwirtschaft, sind aber gewillt, sie durch die gemeinwirtschaftliche Betriebsform in Genossenschaft, Gesellschaft, Staat und Gemeinde bei den dafür geeigneten Betrieben im sozialen Interesse zu fördern. [] 5. Wir fordern den schleunigen Abbau der im Kriege geschaffenen staatlichen Zwangswirtschaft und die Auflösung der Kriegsgesellschaften. [] 6. Eine durchgreifende Abhilfe der Wohnungsnot ist als Voraussetzung jeder gesunden Bevölkerungspolitik auch durch Schaffung von Heimstätten wirksam zu fördern. [] 7. Wir fordern Wiederbevölkerung des platten Landes durch umfassende Siedelungspolitik zur Schaffung von Bauernland und für Landarbeiter. Hierfür ist Großgrundbesitz des Staates, der Gemeinden und Privater in angemessenem Umfange gegen Entschädigung zur Verfügung zu stellen. [] 8. Für die Wiederaufrichtung des durch den Krieg schwer geschädigten Mittelstandes, auch der geistig arbeiten den Teile der Bevölkerung, werden wir eintreten [] 9. Der Ausbau unserer Sozialpolitik ist fortzusetzen. Das Koalitionsrecht aller Arbeiter ist sicherzustellen. Der soziale Aufstieg ist zu erleichtern. [] 10. Den Beamten, Lehrern, Militärpersonen und Angestellten, den Pensionären und Altpensionären ist eine rechtlich und wirtschaftlich gesicherte Lebensstellung zu gewährleisten. Das Beamtenrecht und das Staatsarbeiterrecht sind in neuem Geiste zu gestalten. [] 11. Weitgehende Fürsorge für die Kriegsbeschädigten und die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen ist Pflicht des Reiches. [] 12. Die Verwaltung ist zu vereinfachen und in sozialem Geiste zu führen. Die Aemter in Staat und Gemeinde sind ohne Rücksicht auf Parteistellung und religiöses Bekenntnis nach Maßgabe der Befähigung der Beamten zu besetzen. Das Prüfungswesen darf nicht ausschließlich für den Eintritt in einen Lebensberuf entscheidend sein. [] 13. Wir treten für eine freiheitliche Gestaltung der Gemeindeverfassungsgesetze ein. [] 14. Die öffentlichen Abgaben sind nach den Grundsätzen sozialer Gerechtigkeit und Tragfähigkeit aufzubauen. In dem einheitlich auszubauenden Steuersystem sind Vermögen und Einkommen für die Deckung der Reichs-, Staats- und Gemeindelasten in ausgedehntem Maße zur Steuer heranzuziehen, soweit es eine gesunde Volkswirtschaft zuläßt. Die Kriegsgewinne sind auf das schärfste zu erfassen. [] 15. Weitgehende Fürsorge für die Volksschule als Grundlage der Bildung des Volkes ist notwendig. Der Aufstieg von der Volksschule zur höheren Bildung ist auch wirtschaftlich zu ermöglichen. Die Pflege geistigen Lebens und geistiger Werte werden wir uns angelegen sein lassen. [] 16. Die Mitarbeit der Frau am öffentlichen Leben ist geboten. [] Zustimmungserklärungen wolle man richten an die Hauptgeschäftsstelle der Deutschnationalen Volkspartei, Berlin W. 9. Köthener Straße 39. Beiträge für den Wahlschatz der Deutschnationalen Volkspartei werden an das Guthaben der Deutschnationalen Volkspartei bei der Dresdner Bank, Berlin W. 56, Behrenstraße 38/39, Postscheckkonto Berlin 800, erbeten. [] Berlin, am 22. November 1918. [] Justizrat Dr. Baumert, Spandau. Becker, Landgerichtsdirektor, Berlin. Margarete Behm, Verbandsvorsitzende, Zehlendorf. Franz Behrens. M. d. R., Berlin. Freifrau v. Bissing, Berlin, v. Böhlendorff-Kölpin, M. d. R. u. A., Regetzow. Bötticher, Kaufmann, Berlin. Bohtz. M. d. R. Dr. Bredt. M. d. A., Marburg. v. Delbrück. Staatsminister. Berlin, v. Dewitz-Oldenburg, M. d. A., Berlin. Dietrich, M. d. R. u. A., Prenzlau. Hermann Dunkel, Verbandsdirektor, Berlin. Ebersbach, Eisenbahn-Unterassistent, Berlin. Frh. v. Falkenhausen, Unterstaatssekretär z. D., Berlin. Carl Flack, Ingenieur, Berlin. Franke. Maurermeister, Reetz. Geh. Regierungsrat Goerdeler, M. d. A., Marienwerder, v. Goßler, M. d. R. u. A.. Schütz. Graef, M. d. A., Anklam. v. Halem, M. d. R., Schwetz. Frau v. Hanenfeld, Vorsitzende der Kirchlichsozialen Frauengruppe, Berlin. Hennigsen, Generalsekretär, Hamburg. Hoffmann, Stadtrat, Schneidemühl. Dr. Ulrich Kahrstedt. v. Kardorff. M. d. A., Lissa. Dr.-Ing M. Klotz. Professor an der Technischen Hochschule, Berlin, v. Kries. M. d. A., Berlin. Kruschle. Kantor, Driesen Nm. Mertin (Oels), M. d. R. u. A., Oels. Otto Graf Moltke. M. d. A., Berlin. Müller, Tetschendorf (Prignitz). Pastor v. Philipps. Charlottenburg. Prochnow, Stadtverordneter, Neuwedell. Amtsrat Rehren, M. d. A., Hamelspringe. Otto Nippel, Stadtverordneter und Verlagsbuchhändler, Hagen i. W. Paul Rüffer, Generalsekretär, Berlin. Schiele, M. d. A. Dr. Georg Wilhelm Schiele, Naumburg. Schlüter. Landgerichtsrat, Lissa. Graf v. d. Schulenburg, Grünthal. Thränert, Verbandsvorsitzender, Berlin. Dr. Wagner, M. d. A., Breslau. Wallbaum. M. d. A., Berlin. Warthemann. Verlagsbuchhändler, Berlin. Werner (Hersfeld), M. d. R., Berlin, v. Winterfeldt-Menkin. M. d. R. Margarete Wolf. Zehlendorf. Kurt Wolff, Fabrikdirektor, Berlin-Südende.
Published:22.11.1918