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Liebe Verwandte! [] Da am 6. November schon [] wieder einmal Wahlen sind, muß [] ich doch noch ein paar Zeilen an [] Euch senden. Auch hier waren ja [] das letzte Mal eine Menge Hit-[] lerstimmen abgegeben worden, [] aber die meisten Wähler, die so [] gestimmt haben, sind jetzt furchtbar [] enttäuscht. [] Was hatten sie alles erwartet, was [] nach dem 31 Juli kommen müßte. [] Nichts davon ist eingetreten, obgleich [] die Nationalsozialisten mit ihren [] 230 Abgeordneten einen großen [] Erfolg gehabt haben. Sah es vorher [] so aus, als würde Hitler mit [] einem Stoß alles Unrecht über dem [] Haufen rennen, so blieb nachher [] die Erfüllung aus. [] Vor der Wahl haben die [] Nazi mit Herrn Papen angeban- [] delt und ihm Hilfe gegen die [] Sozi versprochen. Nach der Wahl [] schimpfen sie auf ihn und bandeln [] mit dem Zentrum an, das sie vor- [] her in den Versammlungen nicht [] genug herunterreißen konnten. [] Was ist das für ein Hin und [] Her? Hier glaubt kein Mensch [] dem Andern noch etwas! [] Vorher galt Hitler als der [] große Retter - jetzt hat er sich [] lächerlich gemacht, auch mit [] seinen Sprüchen gegen den [] alten Hindenburg. Es gefällt [] mir ja auch Vieles nicht, was [] der alte Herr da mitmacht. [] Aber wenn Hitler weiter nichts [] kann, als ihm seine 85 Jahre [] vorschmeißen, dass ist er [] gerade kein besonderer Held. [] Ich jedenfalls habe [] genug von der Sorte, den [] meisten Freunden hier geht [] es ebenso. Sie wählen dies- [] mal alle Sozialdemokraten [] mit der Liste 2, da weiß man [] wenigstens, woran man ist [] die haben mit uns nicht Schind- [] luder getrieben. [] Herzlichst [] Euer [] Erich
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