Nr. 2 . Schluß mit der Furcht vor Abgruppierungen - Eine Forderung der IG Metall Tarifvertrag zur Besitzstandssicherung

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Herkunft: IG-Metall-Archiv im AdsD, alte Signatur: III - 342 Nr. 2 [] Schluß mit der Furcht vor Abgruppierungen - [] Eine Forderung der IG Metall [] Tarifvertrag zur Bestandssicherung [] Wir halten die Festung! [] Metall-Nachrichten Nr. 5/7...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Industriegewerkschaft Metall (IG Metall), Bezirksleitung Stuttgart, Steinkühler, Franz, Union-Druckerei und Verlagsanstalt G.m.b.H., Frankfurt a.M.
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 1978
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/5EEA08A4-C712-437F-BF8F-C4E7FC17B09D
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Herkunft: IG-Metall-Archiv im AdsD, alte Signatur: III - 342 Nr. 2 [] Schluß mit der Furcht vor Abgruppierungen - [] Eine Forderung der IG Metall [] Tarifvertrag zur Bestandssicherung [] Wir halten die Festung! [] Metall-Nachrichten Nr. 5/78, IGM-Bezirksleitung Stuttgart [] IG Metall: [] Wer Inhalt, Sinn, Wert und Umfang der menschlichen Arbeit zerstört - [] vernichtet gesellschaftliches Gut. [] Wir sollen ein Volk von billigen Hilfsarbeitern werden! [] Wenn der technische Fortschritt nur den Unternehmern nützt, verlieren wir Arbeitsplätze, wird die Arbeit eintöniger, noch ungesünder und - trotz ständiger Leistungssteigerung - wird Lohn und Gehalt rapide abgebaut. [] Wir setzen dagegen: Den Absicherungsvertrag. [] Er bietet Schutz für jeden Arbeiter und Angestellten. Er garantiert jedem einzelnen seine Lohn- und Gehaltsgruppe. Er garantiert den Durchschnitt für alle Lohn- und Gehaltsgruppen kollektiv. [] Ohne diesen zusätzlichen Schutz würde die Garantie für den einzelnen nichts nützen. Die Unternehmer könnten in den oberen Einkommensgruppen "teurere" Kollegen feuern und in den unteren Lohn- und Gehaltsgruppen "billigere" Kollegen wieder einstellen. Erst durch diesen Kollektivschutz werden Entlassungen unrentabel für die Unternehmer. [] Wir wollen den gegenwärtigen Tariflohn, das momentane Tarifgehalt sichern vor Veränderungen nach unten, bis wir einen neuen Weg gefunden und durchgesetzt haben. Einen Weg zu Lohn- und Gehaltsformen, die die Furcht vor Abgruppierung und Abqualifizierung unnötig machen. Das alles braucht Zeit! [] Die Arbeitgeber wollen auf unsere Kosten Zeit gewinnen! [] Ungestört und zügellos vernichten sie durch den Einsatz neuer Technik Arbeitsplätze, ohne sich um die Folgen zu kümmern, Folgen, die uns Arbeitnehmer in unserer Existenz treffen. Millionenarbeitslosigkeit ist für sie ein Druckmittel gegen uns. Wir sollen ständig mehr leisten und noch auf Einkommen verzichten. Mit unseren Verlusten wollen sie Ihre neue Technik finanzieren. Absicherungsschutz hindert ihre Pläne. Deswegen lehnen sie unseren Bestandssicherungsvertrag ab. [] Sie sagen uns frech ins Gesicht: [] - Metaller wollen keine soziale Sicherheit; [] - wir brauchen keinen Schutz, denn es gibt ja keine Abgruppierungen; [] - trotzdem schadet der Vertrag "der Wirtschaft". [] - Schutz vor sozialem Abstieg ist verfassungswidrig; [] - Freiheit von Furcht vor Lohn- und Gehaltsverlust ist inhuman. [] So sieht die Praxis im Betrieb heute aus: [] Kleinste elektronische Bausteine machen komplizierte Geräte einfacher. Die elektronische Uhr hat Tausende Arbeitsplätze von Kolleginnen und Kollegen vernichtet, die als hochqualifizierte Feinmechaniker und Justierer Präzisionsarbeit geleistet haben. [] Folge: Entlassungen und Abgruppierungen! [] Kleincomputer regeln und steuern Maschinen zur Metallbearbeitung. Die Arbeit von Facharbeitern fällt weg. Der Qualifizierte wird zum Maschinenbediener. [] Folge: Versetzungen und Abgruppierungen! [] Computer ersetzen die Arbeit von Konstrukteuren, technischen Zeichnern, Schreibkräften und Kontoristinnen. Der Streß am Bildschirm frißt Nerven und Augenlicht. [] Folge: Leistungssteigerung für die einen, Entlassung für die anderen. [] Großfirmen "organisieren um", straffen Produktion und Verwaltung. Rationalisierung wird großgeschrieben. [] Folge: Arbeitsplatzverlust, Versetzungen mit Abgruppierungen. [] Das kommt auf uns zu: [] Der Maschinenbau ist die Uhrenindustrie von morgen. Antrieb, Übertragung und Steuerung von Maschinen wird elektronisch ausgeführt. Der Aufbau der Maschinen wird einfacher. [] Folge: Facharbeiterkunst, Präzisionsarbeit wird mehr und mehr überflüssig. Weniger Menschen können mehr produzieren. [] Vollautomaten, die nur von Zeit zu Zeit überwacht werden müssen, ersetzen Menschen. Ganze Fertigungsstraßen werden von wenigen überwacht und gewartet. Die, die "übrig" werden, verlieren den Arbeitsplatz oder müssen schlechtbezahlte Hilfsdienste tun. [] Für viele Angestellte werden unwiederbringlich Arbeitsplätze vernichtet. In allen Branchen werden Computer schreiben, rechnen, zeichnen, bestellen, von wenigen bedient. [] Großfirmen können die neue Technik finanzieren, im großen Stil modernisieren und rationalisieren. Kleine halten den Preisdruck der Großen nicht aus; sie werden weiterhin zu Tausenden pleite gehen. Das wird viele Arbeitsplätze zusätzlich vernichten. [] Diese Tatsachen und Aussichten für die Zukunft wollen die Arbeitgeber nicht unter die Arbeitnehmer gestreut wissen. Sie haben umfassende Rationalisierungspläne und Studien zur kompletten Umwandlung von Produktion und Verwaltung auf lange Sicht. Erst in letzter Minute werden Betriebsräte vor vollendete Tatsachen gestellt, Belegschaften unter Druck gesetzt, um die Maßnahmen voll auf dem Rücken der Beschäftigten durchzusetzen. [] Der Absicherungsvertrag ist ein erster Damm gegen diese ungestüme Entwicklung. [] Dagegen laufen Unternehmer Sturm! [] Ihr neuester Trick: Sie lassen in Presse, Rundfunk und Fernsehen verbreiten, sie wolltenüber den Schutz des einzelnen mit uns reden. Aber "kollektive" Absicherung - das geht zu weit! Sie denken dabei an einige Wochen Weiterzahlung des alten Lohnes/Gehaltes, damit der Fall in die Tiefe nicht so hart wird. [] Die Möglichkeit, "oben" rauszuwerfen und "unten" neu einzustellen, die wollen sie nicht aus der Hand geben. Sie rechnen darauf, daß Menschen, die lange genug arbeitsuchend von Betrieb zu Betrieb gezogen sind, schließlich froh und dankbar sein werden, überhaupt arbeiten zu können. So können sie hochqualifizierte Arbeitskräfte billig einkaufen. [] Deshalb: Fallt nicht auf diesen Trick herein. Verdrehung und Verhetzung waren noch immer bewährte Mittel im Kampf gegen uns. [] Wir brauchen den Schutz vor Abgruppierung und Abqualifizierung für jeden einzelnen. [] Dieser Schutz ist aber nur dann garantiert, wenn der Gruppendurchschnitt für alle gesichert ist. Dann erst sind die Spielchen der Arbeitgeber mit unseren Schicksalen in diesem Punkt blockiert. Die Lust am Rauswerfen wird gestört, ein doppelter Gewinn auf unseren Knochen ist nicht mehr zu machen. [] Die Unternehmer behaupten: Ihr wolltet gar keinen Schutz. Die Absicherung sei gar nicht Euer Interesse! [] Geht zu Euren Geschäftsleitungen und sagt ihnen [] - wie bei Euch rationalisiert wird [] - wie Männer und Frauen durch veränderte Arbeit weniger verdienen, obwohl die Anstrengung steigt [] Fragt sie, ob sie Euer Verlangen nach sozialer Sicherheit auch für verfassungwidrig halten. [] Zeigt Ihnen, daß Ihr hinter unseren Forderungen steht! [] Verantwortlich: Bezirksleitung Stuttgart der IG Metall, Franz Steinkühler. Druck: Union-Druckerei und Verlagsanstalt GmbH, Frankfurt am Main, Theodor-Heues-Allee 90-96.
Published:1978