Einheitsfront? - Einheitsfront!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Einheitsfront? - Einheitsfront! [] In Millionen deutscher Arbeiter und Angestellten lebt seit langem die tiefe Sehnsucht nach der Einheitsfront der werktätigen Massen. [] Aber diese Sehnsucht bleibt für den politisch geschulten Teil der Arbei...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Meitmann, Karl, Hamburger Buchdruckerei und Verlagsanstalt Auer & Co., Hamburg
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 1932
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/57BA22F7-8D59-4E61-A516-3299948783F0
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Einheitsfront? - Einheitsfront! [] In Millionen deutscher Arbeiter und Angestellten lebt seit langem die tiefe Sehnsucht nach der Einheitsfront der werktätigen Massen. [] Aber diese Sehnsucht bleibt für den politisch geschulten Teil der Arbeiterschaft nicht Wunschtraum. Es verbindet sich damit heute mehr als je die praktische Zielsetzung: [] Einheitsfront ist Kampf gegen den Nationalsozialismus. [] Die Sozialdemokratie hat bisher diesen Kampf in Wirklichkeit allein geführt. [] Die Sozialdemokratie hat alles darangesetzt, die Nazis an der so heiß ersehnten Machtergreifung zu hindern. [] Die Sozialdemokratie hat auf die Gefahr hin, daß ihre Taktik nicht von allen verstanden würde, die Regierung Brüning nicht gestürzt. Das heißt nicht, daß sie Brünings innenwirtschaftlichen Kurs für richtig gehalten hätte. Im Gegenteil, die SPD hat die Maßnahmen der bürgerlichen Regierung zur Bekämpfung der Krise für falsch erklärt. [] Aber die SPD. [!] hat immer wieder betont, daß jede Regierung nach Brüning noch reaktionärer, noch unheilvoller für die Arbeiterschaft sein würde. [] Die Sozialdemokratie hat recht behalten. [] Beweise: [] Die neue Notverordnung mit ihren unerhörten Lasten für die Aermsten und der Entlastung für die Besitzenden; [] die Aufhebung des SA.-Verbots [!] mit Terror und täglichen Morden als Folge; [] die Stockung in der Entlastung auf dem Arbeitsmarkt; [] die Nicht-Durchführung des Arbeitsbeschaffungsprogramms der Sozialdemokratie, das 600000 Erwerbslose in Arbeit gebracht hätte; [] das drohende Verbot der KPD. [] Handelte die SPD. also nicht richtig, wenn sie das alles zu verhindern suchte? [] Was hat die KPD. ihrerseits getan im Kampf gegen den Faschismus? [] Die praktische Arbeit, die Auswirkungen der bisherigen Notverordnungen nachträglich wenigstens durch geeignete Anträge zu mildern, hat sie der SPD. überlassen. Sie hat die SPD. bei diesen Bemühungen auch nicht unterstützt. [] Die KPD.-Führer haben leeres Stroh gedroschen. [] Ja, mehr noch, Sie sind der SPD. in den Rücken gefallen. Die KPD.-Vertreter haben in allen Parlamenten die Arbeit der Sozialdemokraten zugunsten der Entrechteten sabotiert. [] Die KPD.-Führung hat bei allen Angriffen gegen die SPD. und die aus ihren Reihen bestellten Regierungsvertreter [] in holder Eintracht mit den Reaktionären aller Schattierungen gekämpft [] Der Volksentscheid in Preußen ist noch nicht vergessen. [] Diese Schande kann die KPD. nicht abwaschen. [] Genau so war es stets zum Gaudium aller Klassenfeinde in Hamburg. [] Als sich 1927 die Möglichkeit einer gemeinsamen Regierung in Hamburg bot, hat die KPD. Die Einigung unter nichtigsten Ausflüchten aus Furcht vor der Verantwortung vereitelt. [] Wenn heute die kommunistische Parteiführung wieder einmal ihr warmes Herz für die SPD.-Arbeiter entdeckt und ihnen treuherzig und bieder "die ehrliche Bruderhand" entgegenstreckt, dann sollte sie gleichzeitig die Stellen aus der Kundgebung des Zentralkomitees der KPD. hinzufügen, die lauten: [] "Die Kommunisten denken nicht daran, ihren Kampf gegen die SPD. auch nur im mindesten abzuschwächen." [] "Es gibt für die Kommunisten keinen Burgfrieden mit Verrätern und Feinden der Arbeiterklasse." [] oder die aus dem geheimen Rundschreiben des gleichen Zentralkomitees vom 4. Juni 1932: [] "In unserer gesamten Politik, wie auch in der Führung des Wahlkampfes, bleibt nach wie vor die strategische Orientierung ausschlaggebend, wonach wir den [] Hauptstoß in der Arbeiterklasse gegen die Sozialdemokratie [] führen müssen. Gegenüber den böswilligen Verleumdungen des Klassenfeindes über eine angebliche Wendung prinzipieller Art in unserer Strategie und Taktik müssen wir bei jedem Kommunisten Klarheit darüber schaffen, daß uns die Linie Klassenpolitik dazu verpflichtet, [] vor allem die Sozialdemokratie zu isolieren ..." [] Man soll nie vergessen und die Vergeßlichen immer daran erinnern, daß für die Beurteilung eines wirklich ehrlich und ernst gemeinten Angebotes auf Herstellung der Einheitsfront immer noch die Resolution des Exekutiv-Komitees (Ekki) der Kommunistischen Internationale gilt: [] Die Taktik der Einheitsfront ist nur eine Methode der Agitation ... Alle Versuche, diese Taktik als eine politische Koalition mit der konterrevolutionären Sozialdemokratie auszulegen, sind ein Opportunismus, der von der Komintern verworfen wird." [] Wie kann ein denkender Arbeiter nach solchen Auslassungen, die wie ein Peitschenhieb in das Gesicht jedes ehrlich nach Einigung strebenden Arbeiters wirken, noch auf Verwirklichung seiner Sehnsucht durch die kommunistische Partei-Führung hoffen. [] Tatsache ist, daß durch die Schuld der KPD.-Führung manche günstige Gelegenheiten für eine ehrlich durchgeführte Einheitsfront versäumt worden sind. Statt dessen erklärt man: Die SPD. ist der Hauptfeind. [] Und was wurde erreicht? Die braune Pest wuchs von Wahl zu Wahl, und sie nahm der KPD. die Wähler ab. [] Man kann nicht jeden Tag die SPD. als Hauptfeind bezeichnen, ohne daß schließlich der einfache, politisch wenig geschulte Wähler sich sagt: Dann gehen wir gleich zu Hitler, der beschimpft die SPD. noch schöner und verspricht uns noch mehr. [] Jetzt, da der KPD.-Führung die Wähler in Massen davonlaufen, [] jetzt, da sich die Unfähigkeit der KPD.-Führung in ganzem Umfange zeigt, [] jetzt, da sie das Donnerwetter aus Moskau befürchten, weil die Wahlziffern ein anderes Bild geben, als die Siegesberichte ihrer Presse, [] jetzt versucht man noch einmal den Schwindel mit der Einheitsfront, [] jetzt will man die SPD.-Massen von ihren selbstgewählten und von ihrem Vertrauen getragenen Führern wegbringen. [] Gebt Euch keine Mühe! Der Kitt gemeinsam getragener Notzeit in der Partei hält. Bombastische Phrasen und falsche Freundschaftsbeteuerungen sprengen die Schicksals- und Kampfgemeinschaft der Sozialdemokraten nicht. [] Die Einheitsfront ist da, es ist die Eiserne Front! [] Zu ihr kommen die Massen, die in der Stunde der Gefahr den kraftvollen Kampf gegen den Faschismus unterstützen wollen. Das wäre eine sonderbare Rechnung, daß die Millionenschar der "Eisernen Front" ihren bewährten Führern ausgerechnet dann untreu werden sollen, um sich der bankerotten [!][bankrotten] Führung der KPD. anzuvertrauen, wenn dieser die Anhänger aus berechtigtem Zweifel in hellen Scharen fortlaufen. [] Wollen die KPD.-Führer nicht endlich diesen Selbstbetrug aufgeben und damit auch den Betrug an ihren Mitgliedern? [] Oder handelt sie immer noch in höherem Auftrag? Dann muß auch an dieser Stelle mit aller Deutlichkeit und allem Nachdruck gesagt werden, wenn die KPD.-Führer dazu nicht den Mut haben: [] Man täuscht sich in Moskau und wird getäuscht! [] An diesem Manöver geht die SPD. nicht zugrunde. Nutzen hat von diesem Bruderkampf und der Verwirrung der Ungeschulten nur der Nationalismus. [] Kommt der Faschismus in Deutschland an die Macht, dann bedeutet das nicht nur Untergang der deutschen Arbeiterbewegung, es bedeutet auch unmittelbare Gefahr für die Sowjet-Union. [] Wollen das die Kommunisten? Sicher nicht. Aber auch die Sozialdemokraten haben immer wieder ihre ehrliche Besorgnis um das Schicksal der Sowjet-Union betont, haben ihre Bereitwilligkeit ausgesprochen, Gefahren von der SU. [!] abzuwenden. Die Antwort der KPD.-Führer auf dieses ehrliche Freundschaftsangebot waren Kübel voll Dreck und niederträchtigste Verleumdung. [] Denn diese Haltung paßt nicht in das verzerrte Bild, das die KPD.-Führer ihren Anhängern von der Sozialdemokratie zeigten. [] Die Kommunisten sollten es sich überlegen, was sie anrichten! [] Noch steht die "Eiserne Front", der stärkste Schutzwall gegen die Reaktion in Deutschland wie auch gegen die Angriffe auf die Sowjet-Union. [] Bricht dieser Wall, dann kommt die Schlammflut des Faschismus über alle. [] Noch einmal in letzter Stunde die Mahnung an Euch kommunistischen Arbeiter: Untergrabt nicht weiter das letzte Bollwerk, das Euch mit beschützt. Wer es mit der Einheitsfront ehrlich meint, braucht keine krummen Wege zu gehen. [] Die Stunde ist ernst, die Gefahr riesengroß. [] Wer die "Eiserne Front" in dieser schwersten Zeit mit Schwindelparolen und Betrug zu sprengen versucht, begeht ein Verbrechen an der deutschen Arbeiterbewegung, hemmt auf lange Zeit den Aufstieg der Massen. [] Macht Euch nicht mitschuldig am Vordringen des Faschismus, indem ihr Verwirrung stiftet. [] Helft lieber mit, daß die durch verrückte kommunistische Führerparolen verwirrten und verirrten Naziproleten den Weg zurückfinden. Das geht um so schneller, je einiger die Arbeiterbewegung ist. [] Jagt zum Teufel, wer unter dem Vorgeben der Einheitsfront den Abwehrkampf durch Betrug zu schwächen versucht. [] Her zu uns, zur Massenbewegung der Eisernen Front. [] In ihr stehen die Kämpfer um Gegenwart und Zukunft der Arbeiterklasse, [] für Fortschritt und Freiheit. [] In ihr stehen Schulter an Schulter [] die Mitglieder der Sozialdemokratischen Partei, [] die in den freien Gewerkschaften organisierten Arbeiter, Angestellten und Beamten, die Arbeitersportler, [] die Reichsbannerkameraden, die abwehrbereite Truppe der Republik, [] die in der Ehug vereinten Handel- und Gewerbetreibenden, [] und sie alle erklären: [] Wir sehen die Gefahr des Faschismus. [] Wir sind von der Abwehr zum Angriff übergegangen. [] Wer uns bei dieser Aktion im Wege ist, begeht Verrat. [] Wer uns ehrlich helfen will, ist willkommen. [] Schließt die Reihen fester. [] Wir reden nicht von Einheitsfront. [] Wir bilden sie und handeln. [] Freiheit! [] Heran zur Eisernen Front! [] Hinein in die Sozialdemokratie! [] Verantwortlich: Karl Meltmann, Hamburg. - Rotationsdruck: Hamburger Buchdruckerei und Verlagsanstalt Auer & Co. in Hamburg. [] Weitergeben!
Published:1932