Vorschläge für einen Wettbewerb zwischen FDGB und DGB

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Vorschläge [] für einen [] Wettbewerb [] zwischen [] FDGB und DGB [] Die Arbeiter und Gewerkschafter in ganz Deutschland wollen den Frieden. Sie sind für Entspannung, Demokratie und erstreben ein Leben in Sicherheit und wachsendem Wohlstand. I...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: N.N.
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 1959
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/673F543A-1747-4A57-A444-2FFBE1CC14B3
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Vorschläge [] für einen [] Wettbewerb [] zwischen [] FDGB und DGB [] Die Arbeiter und Gewerkschafter in ganz Deutschland wollen den Frieden. Sie sind für Entspannung, Demokratie und erstreben ein Leben in Sicherheit und wachsendem Wohlstand. Ihnen gegenüber stehen die deutschen Monopolherren und Militaristen, die die atomare Aufrüstung Westdeutschlands betreiben, die Spannungen verschärfen, die Arbeiter Westdeutschlands mit Existenzunsicherheit und neuen Angriffen auf ihre Lebenshaltung bedrohen. Die Arbeiter und ihre Gewerkschaften jedoch lehnen einen Wettstreit der Kanonen ab. Sie sind für einen friedlichen Wettbewerb, der allen arbeitenden Menschen zum Nutzen und zum Segen gereicht. Dieser Wettbewerb soll eine Kampfansage sein an diejenigen, die sich in Vergangenheit und Gegenwart immer als Feinde der deutschen Arbeiterklasse, als Feinde des Friedens und der Demokratie erwiesen haben. [] Der Wettbewerb, den wir vorschlagen, entspricht dem gemeinsamen Interesse der deutschen Arbeiterklasse. Er ergibt sich auch aus den Beschlüssen der deutschen Gewerkschaften, die sich seit je die Aufgabe gestellt haben, die Interessen aller werktätigen Menschen allseitig zu vertreten. Dabei berücksichtigen wir die Unterschiedlichkeit in der Stellung und in der Rolle der Gewerkschaften in beiden deutschen Staaten. In der Deutschen Demokratischen Republik spielen die Gewerkschaften eine bedeutsame Rolle bei der Gestaltung des gesamten staatlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens. Sie wirken also unter prinzipiell anderen Bedingungen als die Gewerkschaften in Westdeutschland. Es gibt also keinen Gegensatz zwischen dem gewerkschaftlichen Streben und dem Streben der Staatsmacht der Arbeiter und Bauern. In Westdeutschland dagegen übt das Monopolkapital die Macht aus, und die dort bestehende Regierung ist eine arbeiter- und gewerkschaftsfeindliche Regierung, so daß die Rechte der Gewerkschaften und die Erhöhung des Lebensstandards nur im Kampf gegen die Ausbeuterordnung Westdeutschlands durchgesetzt werden können. Die Vorschläge, die der FDGB dem DGB unterbreitet, können als Grundlage dienen, ebenso wie Vorschläge des DGB. Es wäre sicherlich zweckmäßig, wenn Vertreter der Vorstände beider deutscher Gewerkschaftsorganisationen bald zusammentreten würden, um gemeinsam die Einzelheiten der Vorschläge zu überprüfen und die Maßnahmen zur Durchführung und zur Kontrolle des Wettbewerbs zu beraten. [] Der FDGB schlägt dem DGB vor, in einen friedlichen Wettbewerb um die Erreichung folgender Ziele einzutreten: [] I. Für Frieden, Wiedervereinigung Deutschlands und Verständigung der deutschen Gewerkschaften [] Verständigung und Zusammenarbeit der deutschen Gewerkschaften [] Beide Gewerkschaftsorganisationen streben danach, [] durch die Entsendung von Studien- und Betriebsdelegationen auf allen Gebieten der Gewerkschaftsarbeit ihre Erfahrungen auszutauschen; [] daß auf Gewerkschaftsversammlungen und -konferenzen, auf Betriebs-, Orts-, Bezirks-, Landes- und Bundesebene Referenten und Mitglieder beider Gewerkschaftsorganisationen zu den Gewerkschaftsaufgaben sprechen können; [] eine enge Zusammenarbeit zwischen den internationalen Gewerkschaftsorganisationen, denen sie angehören, zu erreichen. [] Sicherung des Friedens [] Beide deutsche Gewerkschaftsorganisationen kämpfen [] in Wort und Tat, in Schrift und Bild für die Verhinderung der atomaren Aufrüstung Westdeutschlands, gegen die Stationierung von Atomwaffen auf deutschem Boden, für eine atomwaffenfreie Zone in Mitteleuropa; [] für die Durchführung einer allgemeinen Volksbefragung gegen die atomare Bewaffnung der westdeutschen Bundeswehr und die Schaffung einer atomwaffenfreien Zone in Europa; [] sie führen noch im Jahre 1958 eine Befragung ihrer Mitglieder und deren Angehörige über diese Fragen durch. [] Friedliche demokratische Wiedervereinigung Deutschlands [] Beide Gewerkschaftsorganisationen wetteifern um die besten Erfolge im Kampf um die friedliche, demokratische Wiedervereinigung Deutschlands, Zu diesem Zweck entfalten sie Aktionen [] für die Herbeiführung von Verhandlungen zwischen beiden deutschen Staaten; [] für den baldigen Abschluß eines demokratischen Friedensvertrages mit Deutschland unter Teilnahme beider deutscher Staaten; [] für die Entfernung von Militaristen und Faschisten aus dem Staats- und Wirtschaftsapparat in Westdeutschland; [] für den Abzug aller ausländischen Truppen aus Deutschland und den Austritt beider deutscher Staaten aus der NATO bzw. dem Warschauer Vertrag; [] für Verhandlungen beider deutscher Staaten über die Begrenzung der bewaffneten- Streitkräfte in Deutschland; [] für das Verbot der besonders in Westberlin wirkenden In- und ausländischen Spionage-, Sabotage- und Terror-Organisationen als Voraussetzung für die Normalisierung des Reiseverkehrs zwischen beiden deutschen Staaten. [] II. Sicherung der Rechte der Arbeiter und Gewerkschaften [] Der FDGB schlägt dem DGB vor, sich von dem Ausmaß der Wirksamkeit und der Entwicklung der Rechte der Gewerkschaften in den Betrieben und in den Organen des Staates der DDR zu überzeugen. [] Wir wären einverstanden, wenn der DGB entsprechend seinen Beschlüssen dafür eintreten würde, daß das gewerkschaftsfeindliche Betriebsverfassungsgesetz aufgehoben und die freie gewerkschaftliche Betätigung in den Betrieben angestrebt wird. [] III. Erhöhung des Lebensstandards der Arbeiter und Angestellten [] Sicherung des Arbeitsplatzes gegen Existenzunsicherheit und Arbeitslosigkeit [] In der DDR ist die alte gewerkschaftliche Forderung nach Recht auf Arbeit verwirklicht. Es gibt weder Krisen noch Arbeitslosigkeit. Die Existenzunsicherheit der Arbeiter ist beseitigt. Um die soziale Sicherheit der Arbeiter zu erhöhen bzw. zu entwickeln, [] kämpft der FDGB für die konsequente Fortsetzung des Aufbaus des Sozialismus in der DDR und für die weitere Ausdehnung des friedlichen Handels mit allen Ländern der Erde; [] setzt sich der DGB entschieden für die Sicherung des Arbeitsplatzes der westdeutschen Arbeiter gegen Kurzarbeit, Feierschichten und Entlassungen, für die Verwendung der Rüstungsmilliarden zum Ausbau einer echten Friedenswirtschaft, für den Handel mit der DDR und den anderen sozialistischen Ländern ein. [] Steigerung des Pro-Kopf-Verbrauches der Arbeiter und Angestellten [] Beide Gewerkschaftsorganisationen wetteifern um Erfolge für einen höheren Lebensstandard und einen größeren Pro-Kopf-Verbrauch der Arbeiter und aller Werktätigen an wichtigen Lebensmitteln und Industriewaren. [] Beide Gewerkschaftsorganisationen leiten eine Erhebung ein, die nach genau festgelegten Gesichtspunkten die Entwicklung des Lebensstandards von je 200 Arbeiterfamilien mit vergleichbaren Berufen und vergleichbaren Familiengrößen in der DDR und in Westdeutschland untersucht. Eine solche Untersuchung könnte sich erstrecken auf den Pro-Kopf-Verbrauch an Nahrungsmitteln und Verbrauchsgütern, auf die Ausgaben für Miete, Strom, Heizung und Fahrkosten, auf den Gesundheitszustand und die Sicherung der Arbeiterfamilien im Falle von Krankheit und Unfällen, auf die Befriedigung ihrer kulturellen Bedürfnisse, einschließlich des Gebietes der Erholung und des Urlaubs. Beide Organisationen sollten vereinbaren, daß die Namen und Adressen der ausgewählten 200 Familien und die Ergebnisse der gemeinsamen Untersuchungen halbjährig in der Presse veröffentlicht werden. [] Gleicher Lohn für gleiche Arbeit [] Der FDGB triff dafür ein, daß sich der Anteil der Frauen und Jugendlichen vor allem bei qualifizierten Arbeiten erhöht und sie noch mehr Möglichkeiten zu ihrer Ausbildung und Entwicklung erhalten. [] Der DGB könnte erwägen, die Forderung aufzunehmen, daß die Diskriminierung der Frauen und Jugendlichen in jeder Form beseitigt wird und gleiche Löhne für Männer, Frauen und Jugendliche bei gleicher Arbeit und Leistung garantiert werden. [] Erholung [] Der FDGB wird bis 1961 die Zahl der jährlichen Ferienplätze auf 1 200 000 erhöhen bei einem Preis von 30 DM für zwei Wochen; er wird ein eigenes Urlauberschiff in Dienst stellen. [] Der DGB könnte erwägen, sich das Ziel zu stellen, bis 1961 für 500 000 Gewerkschaftsmitglieder Ferienplätze für 50 DMark für zwei Wochen zu schaffen. [] Einheitliche Sozialversicherung [] In der DDR ist die alte Forcierung der Arbeiterklasse nach Schaffung einer einheitlichen Sozialversicherung und deren Verwaltung durch die Gewerkschaften verwirklicht. Der FDGB stellt sich das Ziel, die Teilnahme der Gewerkschaftsmitglieder an der Leitung und Verbesserung der Arbeit der Sozialversicherung weiter zu entwickeln. [] Der DGB könnte sich das Ziel setzen, bis 1961 eine einheitliche Sozialversicherung der Arbeiter und Angestellten zu schaffen und sie in die Hände der Gewerkschaften zu überführen. [] Beiträge und Leistungen der Sozialversicherung [] Der FGDB [!] [FDGB] stellt sich das Ziel [] bei Beibehaltung des seit 1945 unveränderten Beitragssatzes von 10 Prozent des beitragspflichtigen Einkommens die Leistungen der Sozialversicherung weiter zu steigern; [] bis 1961 den Anteil der Arbeiter und Angestellten an allen Kuren auf über 80 Prozent zu erhöhen. [] Es würde den Interessen der westdeutschen Arbeiter entsprechen, wenn der DGB den Vorschlag in Erwägung ziehen würde, [] bis 1961 bei gleichzeitiger Verbesserung der Leistungen der Sozialversicherung die Senkung der Beiträge von 12,5 auf 10 Prozent zu erreichen; [] die vollständige Abschaffung der Karenztage für die Arbeiter und Zahlung von 90 Prozent des Nettolohnes ab ersten Krankheitstag durchzusetzen; [] den Anteil der Arbeiter und Angestellten an den Kuren bis 1961 von 30 auf 50 Prozent zu erhöhen; [] bis 1961 zu erreichen, daß Arbeiter und Angestellte keinerlei Krankenschein- und Rezeptgebühren zahlen brauchen; [] jeden Versuch, soziale Leistungen abzubauen, zu verhindern. [] Arbeitsschutz [] 1957 kamen in Westdeutschland auf 1000 Beschäftigte 153,4 Arbeits- und Wegeunfälle, in der DDR dagegen 52,6. [] Der FDGB stellt sich die Aufgabe, [] durch Schaffung unfallfreier Abteilungen und Betriebe die Zahl der Arbeitsunfälle weiter zu senken. [] Vielleicht könnte sich der DGB das Ziel stellen, [] bis 1961 die Zahl der Arbeitsunfälle auf 1000 Beschäftigte um 20 Prozent zu senken. [] Wohnungsmieten [] Der FDGB setzt sich dafür ein, daß die Mieten in der DDR weiterhin auf dem Stand vom Mai 1945 verbleiben. [] Wäre es für den DGB nicht möglich, sich dafür einzusetzen, daß eine weitere Erhöhung der Mieten verhindert und bis zum Jahre 1961 die Mietkosten auf den Stand von 1945 zurückgeführt werden. [] Berufsverkehr [] Der FDGB schlägt dem DGB vor, einen Vergleich über die Ausgaben der Arbeiter im Berufsverkehr anzustellen mit dein Ziel, die Gestaltung der Fahrpreise in Westdeutschland an die niedrige Gestaltung der Fahrpreise in der DDR anzustreben. [] Bildung und Kultur [] Beide Gewerkschaftsorganisationen streben nach besserer Ausbildung für die Kinder der Arbeiter und Angestellten. [] Der FDGB tritt dafür ein, [] bis 1961 die zehnjährige Schulbildung generell einzuführen; [] die letzten einklassigen Grundschulen zu beseitigen; [] über die erreichte Zahl von 57 Prozent hinaus noch mehr Arbeiter- und Bauernkindern das Studium an Hochschulen und Universitäten zu ermöglichen. [] Der DGB könnte in Erwägung ziehen, die Forderung zu stellen, [] daß bis 1961 in Westdeutschland mindestens die neunjährige Schulbildung eingeführt wird; [] daß die noch vorhandene große Zahl von einklassigen Volksschulen abgeschafft wird; [] daß er das Recht erhält, für mindestens 15 Prozent der Studienplätze an Universitäten und Hochschulen Bewerber aus den Reihen der Arbeiter zu entsenden; [] daß die Kinder von Arbeitern und werktätigen Bauern vollen Gebührenerlaß und ausreichende Stipendien erhalten, wobei die Sätze der DDR als Grundlage dienen könnten. [] Beide Gewerkschaftsverbände kommen überein, eine gemeinsame Studienkommission zu bilden, die die Einrichtungen und Maßnahmen der kulturellen Bildung für die Arbeiter in beiden deutschen Staaten überprüft mit dem Ziel, auch auf diesem Gebiet genaue Festlegungen für einen friedlichen Wettbewerb zu treffen. [] Beide Gewerkschaftsverbände treten gegen jegliche Herstellung und Verbreitung von Schund- und Schmutzliteratur sowie von Erzeugnissen ein, in denen Völker- und Rassenhetze, Kriegshetze sowie Verherrlichung von Militarismus und Faschismus betrieben wird. [] Kinderferiengestaltung [] Beide Organisationen treten dafür ein, daß die Kinder der Arbeiter und Angestellten frohe Ferientage verleben können. Zu diesem Zweck stellt sich der FDGB das Ziel, bis 1961 die Kapazität der Kinderferienlager auf 800 000 Plätze zu erhöhen und die Einrichtungen der Lager zu verbessern. [] Der DGB könnte danach streben, 200 000 Arbeiterkindern in Lagern und Einrichtungen der Gewerkschaften frohe Ferientage zu sichern. [] Der FDGB ist davonüberzeugt, daß die Durchführung dieses Wettbewerbs die freudige Zustimmung aller deutschen Arbeiter finden wird, weil er den ureigensten Interessen jedes deutschen Gewerkschafters nach Erhaltung und Sicherung des Friedens, nach friedlicher demokratischer Wiedervereinigung Deutschlands und nach ständiger Verbesserung des Lebensstandards aller werktätigen Menschen entspricht. Die Durchführung dieses Wettbewerbs würde zur Entfaltung einer großen Aktivität aller Gewerkschaftsmitglieder führen. Er bietet eine reale Grundlage dafür, die Gefahr des völligen Auseinenderlebens der deutschen Gewerkschaften zu verhindern. Er ermöglicht das Näherkommen der deutschen Gewerkschafter, das gegenseitige Kennenlernen und Verstehen und fördert die Herbeiführung der Verständigung und einer kameradschaftlichen Zusammenarbeit zwischen beiden deutschen Gewerkschaftsorganisationen.
Published:1959