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5 MINUTEN VOR ZWÖLF! [] Demontage der Reichswerke kann verhindert werden! [] In fieberhaftem Tempo geht die Demontage der Reichswerke weiter. Warum? Angesichts der wachsenden Proteste der deutschen Arbeiterschaft wollen die anglo-amerikanischen Besatzungsmächte in kürzester Frist ihre Demonmontagepläne [!] [Demontagepläne] möglichst restlos durchführen. Langsame Demontage bedeutet auch steigenden Prestigeverlust für die USA- und englandhörige Bonner Regierung. Die täglich sichtbarer zutage tretenden Erfolge im Aufbau einer deutschen Friedensproduktion unter der freien und souveränen Regierung der Deutschen Demokratischen Republik machen täglich mehr die westdeutschen Werktätigen hellwach, gegenüber den wahren Absichten der ausländischen "Marshall-Helfer". [] Das Ziel der Demontage ist die Ausschaltung der deutschen Konkurrenz und die alleinige Beherrschung des Marktes. [] Darum im Ruhrgebiet, in Hamburg, in Salzgitter beschleunigte Durchführung der Demontage, die nichts mehr mit Abbau der Rüstungswerke zu tun hat, sondern einer Verschrottung unserer Friedensindustrie gleichkommt. Selbst von Demontage-Offizieren wurde zum Abbau auf den Reichswerken erklärt, daß ca. 80 Proz. nur als Schrott geborgen wird. [] In diesem entscheidenden Moment steht vor der Belegschaft in Watenstedt-Salzgitter, den Betriebsräten und allen Parteien und Gewerkschaften die Frage, [] sofort zu handeln. [] Diesem Vernichtungswerk muß Einhalt geboten werden! [] Wenn es gelingt, jetzt den Demontagestop selbst in einzelnen Werken zu erreichen, besteht alle Aussicht, daß [!] [das] noch Verbliebene für Deutschland zu retten. [] Sehr richtig heißt es darum in der Erklärung der Betriebsräte der Reichswerke AG vom 1. November 1949: [] "Wenn die Demontage nicht sofort eingestellt wird, ist es bereits zu jeder Hilfe zu spät. Genau wie in anderen Orten wird auch hier die Demontage derart beschleunigt, daß von einem sachgerechten Abbau und einer Wiederverwendbarkeit der Anlagen nicht mehr gesprochen werden kann." [] Wenn wir weiter hören, daß nun auch der Befehl gegeben wurde, die Blockstraße abzutransportieren, dann ist es wirklich 5 Minuten vor 12. [] Jetzt kommt es darauf an, daß die Parteien- und Gewerkschaften ihren Worten die Taten folgen lassen, kompromißlos und energisch alles für die Erhaltung des Wirtschaftspotentials und somit der Sicherung der Existenz von über hunderttausend Menschen im Gebiet Watenstedt-Salzgitter einzusetzen, wie es in der Erklärung der Betriebsräte zum Ausdruck gebracht wird. [] Wenn die IG Metall durch Veröffentlichung des Standpunktes der IG Bergbau gegen die Demontage in Nr. 2 der Zeitung "IG Metall" sich die Meinung August Schmidts zu eigen macht, beweisen die Gewerkschaften, daß sie bereit sind, Wege zu gehen, um den Demontagestop zu erzwingen. Die Erklärung der IG Bergbau sagt, nachdem zum Ausdruck gebracht wird, daß kein Appell an die Vernunft bisher eine Aenderung brachte, eindeutig: [] "Die IG Bergbau ist der Auffassung, daß kein anständiger Deutscher steh weiterhin an Demontagearbeiten beteiligen darf und fordert alle Deutschen auf, sich nicht mißbrauchen zu lassen." [] Die Reichswerke können für den Frieden arbeiten und ihre Erhaltung ist eine Angelegenheit nicht nur des Gebietes Salzgitter, sondern ganz Niedersachsens, ja ganz Deutschlands. Die KPD hat sich immer, trotz aller Ablenkungsversuche, besonders energisch für die Erhaltung der Reichswerke und den Demontagestop eingesetzt. [] Der Landesvorstand der KPD ist auch jetzt, nach eingehender Beratung an Ort und Stelle mit Arbeitern und Angestellten der einzelnen Werke, mit Betriebsräten und Gewerkschaftlern, Vertretern der Bevölkerung, Erwerbslosen, Hausfrauen und Ratsherren, der festen Ueberzeugung: [] Die weitere Demontage kann gestoppt werden, [] WENN kein Leerzug und kein Demontagezug innerhalb der Reichswerke rollt; [] WENN kein Strom, kein Gas und keinerlei Hilfe dem [!] Demonteuren gegeben wird; [] WENN keine Hand sich mehr für die Demontage rührte. [] Der Demontagestop muß erreicht werden, weil sonst Leben und Existenz des ganzen Salzgitter-Gebietes vernichtet und die Auswirkungen für weite Teile unseres Landes spürbar werden. Daß heißt: für Belegschaft, Betriebsrat und Gewerkschaft, die Reichswerke können erhalten bleiben, [] wenn sofort ein Verteidigungskomitee gegen die Demontage gebildet wird, [] wenn das Verkehrswesen stillgelegt und keinerlei Konzession an die Bundesbahn oder ein sonstiges Verkehrsunternehmen gemacht wird, [] wenn die Arbeit nicht nur in dem Verkehr und bei den Hochöfen, sondern im ganzen Werk ruht, [] wenn die DBGH zu sofortiger Arbeitseinstellung veranlaßt wird, [] wenn Gewerkschaften, Rat der Stadt und die Landesregierung sofort jede Arbeitervermittlung an Demontagefirmen durch die Arbeitsämter einstellen. [] Darüber hinaus müßte die Arbeitseinstellung bei den übrigen Demontagefirmen schon darum erreicht werden, damit sie nicht zur reinen Verschrottungübergehen. Ein unmißverständlicher Appell an die Demonteure ist notwendig und Schritte der Gewerkschaften, um die Stammbetriebe bekannter Demontagefirmen, wie Jucho (Dortmund), Krachten (Duisburg), Otto (Bochum) usw. zu bestreiken. Von den Eisenbahnern der Bundesbahn muß erwartet werden, daß sie bei Stillegen des Verkehrs in den Reichswerken keinerlei Streikbrecherdienste leisten. [] Nur wenn mit aller Konsequenz und kompromißlos diese Punkte verwirklicht werden, [] nur wenn darüber hinaus das Verteidigungskomitee in Zusammenarbeit mit Betriebsrat und Gewerkschaft bereit ist, bei evtl. Druckmaßnahmen die Belegschaft im Werk zur Sicherung ihrer Arbeitsplätze aufzurufen, [] nur wenn alle Kräfte, die es ehrlich meinen mit dem Kampf gegen die Demontage, [] Unterstützungsaktionen der Bevölkerung Niedersachsens organisieren, [] nur wenn die Betriebe Niedersachsens sich mit dem Kampf der Reichswerke solidarisch erklären und und [!] an ihrer Seite kämpfen, [] kann der Rest der Reichswerke erhalten und lebensfähig bleiben. [] Die Belegschaft der Reichswerke ist stark genug, die ersten Schritte zu wagen. [] Für Gewerkschaft und Betriebsrat gilt es, zu ihren Werten zu stehen. [] Christliche, sozialdemokratische und kommunistische Arbeiter müssen Schulter an Schulter kämpfen. [] Die KPD versichert der Arbeiterschaft und der Bevölkerung des Gebietes Watenstedt-Salzgitter: [] Wir stehen in Eurem Kampf mit unserer gesamten Organisation brüderlich an Eurer Seite! [] Landesvorstand Niedersachsen der KPD [] Herausgegeben vom Landesvorstand Niedersachsen der KPD. Verantwortlich: August Holländer, Rosenstraße 7. Druck: Volksdruck GmbH., Hannover, Rosenstraße 7
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