Wussten Sie das? [Serie] Nr. 2

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; WUSSTEN SIE DAS? [] Nr. 2 [] Die Wirklichkeit sieht doch sehr oft ganz anders aus als das, was wir an schönen Reden hören oder lesen. Man muß den Dingen auf den Grund gehen, man muß ein bißchen nachdenken. Sie sollten die hier aufgeführten...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Bundesvorstand, Bonn-Druck, Bonn
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 1958
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/61B18006-9177-4A70-9FED-D76A0660309C
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; WUSSTEN SIE DAS? [] Nr. 2 [] Die Wirklichkeit sieht doch sehr oft ganz anders aus als das, was wir an schönen Reden hören oder lesen. Man muß den Dingen auf den Grund gehen, man muß ein bißchen nachdenken. Sie sollten die hier aufgeführten Tatsachen lesen und sich ein Urteil bilden: [] 1. Adenauer möchte Sie glauben machen, er bekämpfe die für unseren Staat so gefährlichen Machtzusammenballungen. Die beiden Werhahn, mit der Adenauer-Familie durch Bande der Verwandtschaft, der Freundschaft und der politischen Gesinnung verbunden; haben entscheidend zur Wiedervereinigung und damit zur Machtzusammenballung der Hoesch-Konzernfamilie beigetragen. Sie haben also genau das mit Eifer betrieben, was Adenauer jetzt zu bekämpfen vorgibt. In Wirklichkeit ist er schon längst die eingefangene Beute im Spinnennetz der Konzerngewaltigen. [] 2. 1959 wäre das Kaffee- und Teetrinken für uns alle billiger geworden, weil die Zölle gemäß dem Vertrag der Europäischen Wirtschafts-Gemeinschaft gesenkt werden müssen. Obwohl der Bund in einem einzigen Vierteljahr 1958 über 117 Millionen DM an Kaffeesteuer und fast 5 Millionen DM an Teesteuer eingestrichen hat, wird er seine Einnahmen ab 1959 durch eine Erhöhung der Verbrauchssteuer noch steigern. Wir werden also den Kaffee trotz Zollsenkung weiterhin zu einem Preis kaufen müssen, der um 300 Prozent höher liegt als in der Vorkriegszeit. [] 3. Es gibt viele junge Menschen, die gute geistige Anlagen haben. Sie könnten und sollten Lehrer, Ingenieure, Ärzte oder Forscher werden. Ihren Eltern aber fehlt das Geld zur Ausbildung. Im Bundeshaushalt 1958 waren für die Unterstützung bedürftiger und fähiger Studenten nur 35 Millionen DM eingesetzt. Diese Summe ist viel zu klein. Nicht einmal 19 Prozent der Studenten können davon unterstützt werden. Studenten der Ingenieurschulen und Lehrer-Akademien erhalten überhaupt nichts. Dabei kommen gerade die Studenten dieser Institute in besonders großer Zahl aus Arbeiter- und Mittelschichten. In England beispielsweise werden 79 Prozent der Studenten unterstützt, bei uns soll auch 1959 nach dem Willen der CDU/CSU-Bundesregierung der völlig unzureichende Betrag nicht erhöht werden. [] 4. Der Staatssekretär des CDU-Arbeitsministers Blank, Dr. Claussen, soll einem großen deutschen Nachrichtenmagazin gemäß erklärt haben: [] "Der deutsche Arbeiter werde von Sozialromantikern und Gewerkschaften über Gebühr idealisiert; in Wirklichkeit gehöre der Arbeiter zur indifferenten, labilen Masse, die darauf spekuliere, jeden Vorteil auszunutzen." [] Das wäre der Gipfel der Mißachtung aller arbeitenden Menschen. Nachdem die SPD im Bundestag den Antrag gestellt hat, einen solchen Mann aus seinem hohen Regierungsamt zu entlassen, bestritt Dr. Claussen, solche Ausführungen gemacht zu haben. Es spricht nicht für ihn, daß er dies erst Wochen nach der Veröffentlichung sagt und nachdem die SPD ihren Antrag gestellt hat. Als die SPD im Bundestag fragte, ob Dr. Claussen Strafantrag gegen das Nachrichtenmagazin wegen dieser Veröffentlichung stellen werde, setzte die CDU/CSU-Mehrheit den Schluß der Debatte durch. Die Frage blieb bezeichnenderweise unbeantwortet. [] Denken Sie bitte immer daran: [] Man muß den Dingen auf den Grund gehen. Dann sieht die Wirklichkeit sehr oft ganz anders aus als es in schönen Reden vorgegaukelt wird. [] weitersagen! ... weitergeben! ... weiters [!] [] Herausgeber: Vorstand der SPD
Published:1958