Liebe Sportfreunde!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Liebe Sportfreunde! [] Während sich diese Broschüre noch im Druck befindet, wurde in München ein neues Stück Sportgeschichte gestaltet, das seinen Ausdruck in folgender Verlautbarung findet: [] Arbeitsgemeinschaft im deutschen Sport [] Münche...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Verlag Phönix GmbH, Minden
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 18.04.1948
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/E52DE412-1CD9-468C-91A2-A95AC69B9955
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Liebe Sportfreunde! [] Während sich diese Broschüre noch im Druck befindet, wurde in München ein neues Stück Sportgeschichte gestaltet, das seinen Ausdruck in folgender Verlautbarung findet: [] Arbeitsgemeinschaft im deutschen Sport [] München, 18. April 1948 [] Auf Einladung der Süddeutschen Landessportverbände berieten offizielle Vertreter aller deutschen Sportverbände und der Fachausschüsse am 17./18. April 1948 in München über die zweckmäßigste Form künftiger Zusammenarbeit im Sport. [] Nicht vertreten waren lediglich der Landessportbund Nordrhein-Westfalen und die Ostzone, dagegen war ein offiziöser Vertreter der französischen Zone anwesend. [] Besonders wertvoll war die Anwesenheit des Sportoffiziers der britischen Zone, Mr. Dixon, und des Sportoffiziers der amerikanischen Militärregierung in Bayern, Mr. Swanson, die mit größtem Interesse den Verhandlungen folgten und erfreut über den sportlichen Geist der Debatte durch Mr. Dixon zum Ausdruck brachten, daß zwar im gegenwärtigen Augenblick eine interzonale oder gesamtdeutsche Sportorganisation noch nicht zugelassen werden könne, jedoch gegen eine Arbeitsgemeinschaft ohne Organisationscharakter keine Einwendungen erhoben würden. Diese Arbeitsgemeinschaft soll den Militärregierungen einen Vorschlag über die künftige Gestaltung der Zusammenarbeit im deutschen Sport vorlegen. [] Auf Grund dieser durch die alliierten Militärbehörden gegebenen Anregungen faßten die Tagungsteilnehmer folgende "Münchener Entschließungen": [] Leitsätze für den organisatorischen Aufbau im deutschen Sport [] 1. Die Sportvereine sind die Träger des Sportes. [] 2. Die Sportvereine sind die Träger der Rechte und Pflichten in der Sportorganisation. [] 3. Die Organisation muß daher dem Verein und der Erfüllung seiner Aufgaben und dem Sport dienen. [] Sie muß einfach, zweckmäßig und so gehalten sein, daß der Verein über die unmittelbare Mitgliedschaft im Sportverband gleichzeitig die Mitgliedschaft in allen Fachverbänden, deren Sportarten er pflegt, erwirbt. [] 4. Auf Grund der Tatsache, daß es im Sportverband fachliche und überfachliche Aufgaben gibt, muß die Organisation eine fachliche und überfachliche Säule enthalten. [] 5. Die fachliche Säule der Organisation muß selbständig sein. Diese Selbständigkeit muß unbedingt gewahrt sein, [] a) im rein fachlichen, einschließlich des Auslandssportverkehrs. [] b) Im finanziellen bezüglich aller rein fachlichen Einnahmen und Ausgaben in jeder einzelnen Sportart. [] Auch gegen die rechtliche Selbständigkeit ist nichts einzuwenden, wenn sie in anerkannte und alle verpflichtenden Normen gekleidet ist, die die Einigkeit und die zweckvollste Arbeit aller Vereine im Sport und die Ziele des Sportes garantieren. [] 6. Fachlich kann jede Sportart nur in einem Fachverband betreut werden. [] 7. Die überfachliche Säule muß nach dem Grundsatz von Treu und Glauben durch das aufrichtige Bekenntnis zur Einigkeit, zur Vermeidung jeglicher organisatorischer Zersplitterung, zur freiwilligen Einordnung und zur Verträglichkeit in unbedingter Zusammenarbeit die tatsächlich und rechtlich fundierte deutsche Sportgemeinschaft sein, aufgebaut auf den deutschen Ländern und ihren Sportverbänden nach föderalistisch-demokratischen Grundsätzen. [] 8. All diese Leitsätze rechtfertigen folgerichtig in jedem deutschen Land Fachverbände in einem Landessportverband, weiterhin die Zusammenarbeit dieser Fachverbände sämtlicher Länder in föderalistisch-demokratisch aufgebauten Fachverbänden über den Ländern und eine ebenso aufgebaute überfachliche Dachorganisation. [] Diese Erklärung wurde von allen Anwesenden einstimmig gutgeheißen. Auch die Vertreter der interzonalen Fachausschüsse brachten ihr volles Einverständnis zum Ausdruck. Da gemäß den Äußerungen der beiden Sportoffiziere noch keine feste Organisation gegründet werden darf, wurde eine Arbeitsgemeinschaft gebildet, die alle Landessportverbände (Sportbünde) und Fachverbände umfaßt und auch den bisher nicht vertretenen Teilen Deutschlands die Türe zur Mitarbeit offen hält. Zur Erledigung der vorläufigen praktischen Arbeit wurde ein Arbeitsausschuß aus sieben Mitgliedern bestimmt, von denen sechs nominiert wurden und der siebente von Nordrhein-Westfalen besetzt werden soll. [] Dem vorläufigen Arbeitsausschuß gehören zunächst an: Drees, Bremen; Hünecke, Hannover; Krahforst, Köln (Schwerathletik); Kutschke, München; Lindner, Frankfurt/Main;, Dr. Wülfing, Hannover (Rudern). [] Die Tagung schloß in vollster Harmonie und brachte die Hoffnung zum Ausdruck, daß etwa noch bestehende Mißverständnisse durch die klaren Leitsätze beseitigt sind. [] Soweit der offizielle Tagungsbericht. Welche Bedeutung haben nun die Beschlüsse der Münchener Konferenz für die weitere Gestaltung des sportlichen Lebens in Deutschland? [] Aus den Erklärungen der beiden anwesenden Kontrolloffiziere ging hervor, wie es auch in dem amtlichen Text zum Ausdruck kommt, daß eine interzonale oder gesamtdeutsche Sportorganisation gegenwärtig noch nicht gebildet werden dürfe. So wie auf allen anderen gesellschaftlichen Gebieten nur Vorschläge von deutscher Seite an die Besatzungsmächte herangetragen werden können, sollte auch diese Konferenz einen solchen möglichst umfassenden Plan ausarbeiten, der den Besatzungsmächten zur Genehmigung vorgelegt wird. Er enthält folgende Grundlinien: [] 1. Der organisatorische Aufbau in den Ländern erfolgt in Landessportverbänden, die eine organische Einheit bilden. [] 2. Über die Länder hinaus erfolgt ein föderalistischer Aufbau, mit dem Ziel, die Deutsche Sportunion zu schaffen. [] Für die Deutsche Sportunion sind folgende Organe vorgesehen: [] 1. Das Präsidium, bestehend aus sechs Personen, die vom Bundestag jeweils für drei Jahre gewählt wurden. [] 2. Das Plenum, bestehend aus den Vorsitzenden der Fachverbände und den beiden Vorsitzenden der Landessportverbände. Eine Erweiterung dieser gesetzgebenden Körperschaft um bekannte Persönlichkeiten aus Sport, Kunst und Wissenschaft ist vorgesehen. Aus dem Plenum heraus werden von Zeit zu Zeit Ausschüsse gebildet, die besondere Fragen, z. B. des Rechts, der Jugend, der Frauen usw., klären sollen. [] 3. Der Bundestag, bestehend aus dem Plenum und den Delegierten der Vereine aus allen Ländern, die nach einem noch auszuarbeitenden Schlüssel entsprechend der Mitgliederzahl entsandt werden und alle drei Jahre zusammentreten. [] Abschließend sei vermerkt, daß es in erster Linie der Initiative des bayrischen Landessportverbandes zu danken ist, daß in München eine so erfolgreiche Arbeit für die Geschicke des deutschen Sports geleistet werden konnte. Die bayrischen Sportler haben sich damit ein großes [!] Verdienst um den gesamtdeutschen Sport erworben, das ihnen der deutsche Sport und in ihm die deutsche Sportjugend zu danken weiß. [] Druck: Verlag Phönix GmbH., Minden/W.
Published:18.04.1948