Reicht Euch die Bruderhand

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Appell der IX. Gesamtdeutschen Arbeiterkonferenz an die deutsche Arbeiterklasse: [] REICHT EUCH DIE BRUDERHAND [] Deutsche Arbeiter und Gewerkschafter! [] Ihr wollt in Frieden leben! Ihr wollt, in Sicherheit arbeiten! Ihr fordert für euch und...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Gesamtdeutsche Arbeiterkonferenz (IX.)
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 1959
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/7AEED3B3-6076-4367-A747-862792BB0A00
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Appell der IX. Gesamtdeutschen Arbeiterkonferenz an die deutsche Arbeiterklasse: [] REICHT EUCH DIE BRUDERHAND [] Deutsche Arbeiter und Gewerkschafter! [] Ihr wollt in Frieden leben! Ihr wollt, in Sicherheit arbeiten! Ihr fordert für euch und eure Familien Befreiung von der Furcht vor einem Atomkrieg, mit dem die westdeutschen Militaristen uns alle und die Völker Europas bedrohen. Die deutsche Arbeiterklasse steht vor der verantwortungsvollen Aufgabe, den Frieden zu sichern und die verhängnisvolle Atomkriegspolitik der Bonner Militaristen zu verhindern. [] Zweimal in den vergangenen 50 Jahren hat der deutsche Militarismus unser Volk in blutige Weltkriege gestürzt. Erneut bereiten die alten Militaristen in Westdeutschland mit der atomaren Aufrüstung ihrer NATO-Armee einen Weltkrieg vor. Mit der Frontstadt Westberlin haben sie einen gefährlichen Provokationsherd für die Auslösung eines Atomkrieges geschaffen. In Bonn sind der Antikommunismus, der Revanchismus und Chauvinismus zur Staatspolitik erhoben worden. Damit soll die westdeutsche Arbeiterschaft - wie einst unter Hitler - gegen andere Völker aufgehetzt und für einen Krieg gegen die sozialistische Welt vorbereitet werden. Mit dieser antinationalen Politik setzen die westdeutschen Militaristen skrupellos den Bestand, des deutschen Volkes aufs Spiel. [] Zweimal in den vergangenen 50 Jahren mußte die deutsche Arbeiterklasse die schweren Lasten der Vorbereitung von Weltkriegen, der Kriege selbst und ihren Folgen tragen. Wieder sind die Rüstungskonzerne und Militaristen dabei, aus der westdeutschen Arbeiterschaft Milliarden für ihre Kriegsvorbereitung herauszupressen. Seit der letzten Bundestagswahl gab es 147 allgemeine Preissteigerungen. Wohnungsmieten, Verkehrstarife und die Beiträge zur Sozialversicherung wurden erhöht. Der Reallohn ist gesunken. Die Ausbeutung nimmt immer schlimmere Formen an. [] Viele soziale Leistungen wurden und werden in den Betrieben abgebaut. Weil Milliarden für die atomare Aufrüstung benötigt werden, will Adenauer den Arbeitern eine Beteiligung an Arzt-, Arznei- und Krankenhauskosten aufzwingen. Schwer lasten auf den westdeutschen Berg-, Stahl- und Textilarbeitern Existenzfurcht und Sorge um den Arbeitsplatz. Nicht "Wohlstand für alle", sondern sozialer Notstand ist bei vielen Arbeiterfamilien besonders an Rhein und Ruhr eingezogen. [] Für die Errichtung von Atomraketenbasen im Ruhrgebiet stehen Millionen bereit, aber für die Linderung der sozialen Not der von den Folgen der Krisenerscheinungen betroffen Berg-, Stahl- und Textilarbeiter hat der Bonner Obrigkeitsstaat keinen Pfennig übrig. Mehr noch! Um die Arbeiter zu hindern, sich im Kampf gegen diese antinationale, arbeiterfeindliche Politik zu wehren, schränkt er ihre Rechte ein. Volksbefragungen gegen den Atomtod wurden verboten. Das Bundesarbeitsgericht verbot politische Arbeit in den Betrieben. Mit dem Urteil gegen die IG Metall will man die Gewerkschaften ihres Streik- und Tarifrechtes berauben. Mit Notstandsgesetzen sollen Recht und Freiheit der Arbeiter in Fesseln gelegt werden. Das alles ist der Bonner militaristische Obrigkeitsstaat in Aktion. [] Adenauers antinationale Politik bietet der westdeutschen Arbeiterschaft nur Not, Entrechtung und Krieg. [] Was die Arbeiterschaft in Westdeutschland braucht, ist eine wirklich nationale Politik, die ihr Frieden, soziale Sicherheit und demokratische Rechte garantiert. Deshalb haben Arbeiter und Gewerkschafter des Ruhrgebietes in gewaltigen Kundgebungen in Dortmund und Bochum ihren Willen nach einer Wende in der westdeutschen Politik demonstriert. Der Proteststreik gegen die Stationierung von Atomraketen in Dortmund ist ein Signal des Widerstandes der Arbeiterschaft gegen den westdeutselten Militarismus. Dortmund ist ein Beispiel, wie die westdeutsche Arbeiterschaft den Kampf gegen den Atomtod führen kann - allen Verfolgungen, Diffamierungen und Verboten zum Trotz. [] Diesen einheitlichen und entschlossenen Kampf fürchten die westdeutschen Militaristen, denn er durchkreuzt ihre Pläne. Deshalb verstärkt Atomkanzler Adenauer seinen Druck auf die Gewerkschaften und versucht - ermuntert durch das kapitulantenhafte Verhalten einiger DGB-Führer - die westdeutschen Gewerkschaften zu lähmen und seiner Atomkriegspolitik unterzuordnen. Er droht mit der Spaltung der Gewerkschaften. Er organisiert CDU-Fraktionsarbeit im DGB, um die Gewerkschaften zur Aufgabe ihres Kampfes gegen den Atomtod zu drängen und jede Verständigung und Zusammenarbeit der deutschen Gewerkschaften zu verhindern. [] Deutsche Arbeiter und Gewerkschafter! [] Ihr fragt nach dem Ausweg. Der Ausweg für die Arbeiterklasse und für das ganze deutsche Volk ist der Abschluß eines Friedensvertrages mit Deutschland, wie er von der Sowjetunion vorgeschlagen wurde. [] - Er bringt den Arbeitern und allen Werktätigen sicheren Frieden und befreit sie von der Furcht vor dem Atomtod. [] - Er ermöglicht die Bändigung und Überwindung des deutschen Militarismus, der Deutschland und Europa schon zweimal in namenloses Unglück gestürzt hat. [] - Er macht Milliarden an Aufrüstungs- und Besatzungskosten frei für die Erfüllung der berechtigten sozialen und kulturellen Forderungen der westdeutschen Arbeiter. [] - Er beseitigt die Handelsschranken und ermöglicht für viele westdeutsche Arbeiter Vollbeschäftigung und Existenzsicherheit. [] - Er gibt dem ganzen deutschen Volk seine volle Souveränität und ermöglicht ihm, sein Geschick selbst zu bestimmen. [] - Er eröffnet den Weg zur friedlichen Wiedervereinigung über eine Konföderation beider deutscher Staaten. [] Arbeiter und Gewerkschafter! [] Die deutsche Arbeiterklasse hätte von einem solchen Friedensvertrag den größten Nutzen. Sein Inhalt stimmt mit unseren Forderungen und mit den wichtigsten Beschlüssen der Gewerkschaftskongresse des FDGB und des DGB und der Gesamtdeutschen Arbeiterkonferenz überein. Daher ist es möglich und notwendig, jetzt auch den Kampf für den Abschluß eines Friedensvertrages mit Deutschland und für die Überwindung des deutschen Militarismus gemeinsam zu führen. Wenn die Kräfte der Arbeiterklasse und des Friedens uneinig sind, wird die Sache des Friedens geschwächt und die des Militarismus gestärkt. [] Verständigen wir uns also als deutsche Arbeiter und Gewerkschafter; denn wir alle, ob Sozialdemokraten oder Kommunisten, ob Christen oder Parteilose, sind gleichermaßen vom deutschen Militarismus, und seiner gefährlichen, antinationalen Politik bedroht. [] Wir alle wollen Frieden, Frieden und nochmals Frieden! [] Unser Ruf geht an beide deutsche Gewerkschaftsbünde: Prüft sachlich den sowjetischen Entwurf zu einem Friedensvertrag mit Deutschland. Organisiert einen offenen Meinungsaustausch der deutschen Gewerkschafter über den Friedensvertrag. Entwickelt gemeinsam eine von allen deutschen Arbeitern und Gewerkschaftern getragene, den Interessen der deutschen Arbeiterklasse dienende, wirkliche nationale Gewerkschaftspolitik, zu der gehört: [] - geeintes Auftreten im Kampf für den Frieden und für den Abschluß eines Friedensvertrages; [] - gemeinsamer Kampf zur Überwindung des deutschen Militarismus, gegen NATO und Atomkriegsgefahr; [] - gemeinsamer Kampf für eine Konföderation beider deutscher Staaten, die der einzig mögliche friedliche Weg zur Annäherung und friedlichen Wiedervereinigung Deutschlands ist; [] - Freundschaft mit allen Völkern und gemeinsamer Kampf gegen Antikommunismus, Revanchismus, Chauvinismus und Rassenhaß. [] Die westdeutschen Arbeiter besitzen in ihrem Kampf um Frieden, gegen Militarismus, für demokratische Verhältnisse und sozialen Fortschritt einen unerschöpflichen Kraftquell: die Deutsche Demokratische Republik. Ihr wirtschaftliches Hilfsangebot für die von Kurzarbeit und Entlassung bedrohten westdeutschen Bergarbeiter, Stahlarbeiter und Textilarbeiter zeugt von der wachsenden Überlegenheit der sozialistischen Gesellschaftsordnung, die in der DDR aufgebaut wird. Die Verwirklichung ihres großen Wirtschaftsplanes der nächsten sieben Jahre und die konstruktive Friedenspolitik der DDR werden das Kräfteverhältnis in Deutschland eindeutig zugunsten der Arbeiterklasse verändern. Die sozialistischen Erfolge der DDR sind Erfolge aller deutschen Arbeiter. Deshalb ist der Schutz der DDR die ureigenste Angelegenheit der ganzen deutschen Arbeiterklasse. [] Deutsche Arbeiter und Gewerkschafter! [] Organisiert in den Betrieben, Arbeiterparteien und Gewerkschaftsorganisationen das gemeinsame große Gespräch über den Friedensvertragsentwurf der Sowjetunion und seine Bedeutung für die deutsche Arbeiterklasse! [] Sorgt für die Aufnahme offizieller Beziehungen zwischen den Arbeiterorganisationen Westdeutschlands und der DDR! Folgt der Initiative der Siegener Arbeiter und fordert in ganz Westdeutschland: "Macht das Tor auf für Gespräche mit der DDR!" [] Setzt euch ein für die Durchführung des friedlichen Wettbewerbs zwischen FDGB und DGB im Kampf um den Frieden, den Friedensvertrag und die Arbeiterinteressen! [] Organisiert die Solidarität für die von Feierschichten und Kurzarbeit betroffenen westdeutschen Arbeiter! [] Helft den von der Krise betroffenen westdeutschen Arbeitern, eine gesicherte Existenz in der DDR zu finden! [] Deutsche Arbeiter und Gewerkschafter! [] An euch alle geht der Ruf: Verständigt euch! Reicht euch die Bruderhand! Führt in allen Betrieben und Gewerkschaften machtvolle Aktionen für die Überwindung des deutschen Militarismus, für einen Friedensvertrag mit Deutschland, der allen deutschen Arbeitern ein Leben in Frieden, sozialer Sicherheit und wachsendem Wohlstand garantiert! [] Leipzig, den 7 März 1959 [] IX. Gesamtdeutsche Arbeiterkonferenz
Published:1959