Das wahre Gesicht. Eine Gegenrechnung

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Das wahre Gesicht. [] Eine Gegenrechnung. [] Die Anhänger der bisher oppositionellen Parteien bemühen sich, durch Gerüchte und falsche Zeitungsmeldungen, die infolge des Umsturzes des Herrn Kapp bedenklich gewordene Lage noch mehr zu verwirren...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Deutsche Demokratische Partei (DDP), Hamburg
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 03.1920
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/24A03D37-CB30-4F0C-8BF5-958891687615
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Das wahre Gesicht. [] Eine Gegenrechnung. [] Die Anhänger der bisher oppositionellen Parteien bemühen sich, durch Gerüchte und falsche Zeitungsmeldungen, die infolge des Umsturzes des Herrn Kapp bedenklich gewordene Lage noch mehr zu verwirren. Dabei sind sie bestrebt, ihr Parteisüppchen zu kochen, ohne zu bedenken, daß gerade heute diese Handlungsweise dem Umsturz von links, der infolge der unverantwortlichen Tat des Herrn Kapp plötzlich wieder Morgenluft wittert, das Spiel nur erleichtert. Wir halten es für unbedingt notwendig, der Parteihetze und den Gerüchten und Lügen entgegenzutreten. [] Hamburger Mitbürger! Laßt Euch nicht durch diese Machenschaften irre machen! [] 1. Es wird behauptet, daß die Deutsche Demokratische Partei an einem Beschluß beteiligt sei, die der Einwohnerwehr angehörenden deutschnationalen und deutsch-volksparteilichen Mitglieder zu entwaffnen. [] Diese Behauptung ist eine Unwahrheit! [] Es ist lediglich beschlossen, den Mitgliedern der Einwohnerwehr die Frage vorzulegen, ob sie gewillt sind, den Hamburger Senat zu unterstützen, oder ob sie hinter dem Putschisten Kapp stehen. In letzterem Falle sollen die betreffenden Herren gebeten werden, ihre Waffen abzugeben. Denn es kann selbstverständlich der Hamburger Regierung nicht zugemutet werden, die ihr zum Schutze zugewiesenen Waffen in den Händen von Leuten zu belassen, die sich zum Umsturz bekennen. [] Außerdem ist es auch eine sehr durchsichtige Lüge, wenn behauptet wird, daß 35 Tausend Gewehre ausgegeben worden seien. In Wahrheit ist die Zahl der ausgegebenen Waffen, die in die Hände von genau bekannten Personen gegeben worden sind, nur ein geringer Bruchteil dieser Zahl (ca. 1100). Sollten Waffen anderer Art jetzt plötzlich in größerer Zahl aus Schlupfwinkeln auftauchen, so ist hierfür die Deutsche Demokratische Partei nicht verantwortlich zu machen. Die hamburgische Bevölkerung möge sich dafür bedanken bei den Drahtziehern der Kapp-Klique, die mitten in unser langsames Wiederaufleben und eine ruhige Entwicklung hinein die Brandfackel des Aufruhrs schleuderte. [] 2. Der Deutschen Demokratischen Partei wird mit lächerlicher Entrüstung ein Vorwurf daraus gemacht, daß sie den Schutz von Senat und Bürgerschaftübernommen hat gemeinsam mit Vertretern der Unabhängigen Sozialdemokratie. Das letztere ist erst geschehen, nachdem die Führer der Unabhängigen Sozialdemokratie die Versicherung abgegeben haben, [] daß sie für die Erhaltung der Republik in dieser Krisis [] eintreten würden. Ihre Hand zurückzustoßen, war bei der am Sonnabend herrschenden Lage ausgeschlossen. Das bedeutet Keineswegs irgend eine gedankliche oder [] innerliche Gemeinschaft [] mit der unabhängigen Sozialdemokratie, wie es die lächerlichen Presseäußerungen der rechtsstehenden Parteien hinzustellen belieben. [] 3. Es wird der Deutschen Demokratischen Partei ein Vorwurf daraus gemacht, daß sie den [] Generalstreik [] in Hamburg mit proklamiert habe. Auch dieser Vorwurf kann nur von Leuten erhoben werden, die die politische Lage nicht übersehen können oder wollen. Der Generalstreik wurde bis weit in die Kreise der Bürgerlichen hinein als [] das einzige friedliche Mittel [] angesehen, dem skandalösen Versuch des berliner Militärputsches entgegenzutreten. Hätte man die Proklamierung des Generalstreiks allein den beiden sozialistischen Parteien überlassen, dann würde selbstverständlich auch der Deutschen Demokratischen Partei die Möglichkeit gefehlt haben, auf die [] Beilegung des Generalstreiks [] hinzuwirken. Es wäre dann vielmehr die Gefahr entstanden, daß die Unabhängigen Sozialisten das Übergewicht erlangten, und unser Wirtschaftsleben wäre wochenlangen Erschütterungen ausgesetzt gewesen. [] Wes Geistes Kind die beiden rechtsstehenden Parteien aber sind, ergibt sich daraus, daß keine von beiden erklärt hat, daß sie sich für die verfassungsmäßige Reichsregierung einsetzt. Die rechtsstehenden Blätter haben vielmehr den Staatsstreich des Herrn Kapp außerordentlich milde und zum Teil wohlwollend behandelt. Damit hat sowohl die Deutsche Volkspartei wie die Deutschnationale Volkspartei das Recht verwirkt, den Schutz irgend einer Verfassung gegen Angriffe mit Waffengewalt geltend zu machen. Wer Herrn Kapp verteidigt oder auch nur milde behandelt, darf sich nicht wundern, wenn Herr Dr. Lauffenberg in absehbarer Zeit das Gleiche wie Herr Kapp wieder versucht. Es ist kein Zweifel darüber, daß die Deutschnationalen in engster Verbindung mit der Kapp - Clique stehen. Ein beliebter Redner der Hamburger Deutschnationalen ist Oberst Bauer, der eigentliche Drahtzieher des Herrn Kapp. Auch die Deutsche Volkspartei ist mitschuldig an den berliner Vorgängen, die unser Hamburger Wirtschaftsleben und unsere hamburger Kaufmannschaft so ungeheuer geschädigt haben und deren wirtschaftliche Folgen heute noch keineswegs abzusehen sind. Es kann bewiesen werden, daß [] maßgebende Kreise der Deutschen Volkspartei in Hamburg [] bereits am Sonntag den 8. März [] über die Pläne des Herrn Kapp unterrichtet waren, und zwar durch den Führer der Deutschen Volkspartei Herrn Dr. Stresemann. [] Trotzdem scheint es die Deutsche Volkpartei nicht für notwendig gehalten zu haben, die verfassungsmäßige Reichsregierung im Vorwege von dem geplanten Staatsstreich zu unterrichten, obwohl gerade in volksparteilichen Kreisen Verständnis für die entsetzlichen wirtschaftlichen Folgen dieses Staatsstreiches hätte herrschen müssen. Die Deutsche Volkspartei hat sich dadurch mitschuldig gemacht an dem Verbrechen des Herrn Kapp, das der Hamburger Senat auch mit Zustimmung der alten Senatoren als Hochverrat bezeichnet hat. [] Das ist das wahre Gesicht der Deutschen Volkspartei! [] Diese Kreise haben wahrlich keine Ursache, von dem "wahren Gesicht der hamburger Demokraten" zu sprechen. [] Mir haben nichts zu verbergen, lehnen aber selbstverständlich die Verantwortung für Folgen und Handlungen ab, die in der allein durch den Rechtsputsch geschaffenen Lage erst möglich geworden sind. Hierfür tragen die rechtsstehenden Parteien, die durch ihre monatelange Hetze gegen die verfassungsmäßige Regierung allein die Tat des Herrn Kapp möglich gemacht haben, [] ausschließlich die Verantwortung. [] Wir bleiben bei unserer alten Überzeugung, daß die Zukunft des deutschen Volkes nur gesichert werden kann durch eine [] vom Vertrauen des ganzen Volkes getragene Regierung, [] die auf demokratischer Grundlage alle Kreise der Bevölkerung davon überzeugt, daß das Deutsche Reich auf dem Boden des Rechts regiert wird. [] Nieder mit der Gewalt und den Gewaltpolitikern, die mit Aufwendung einiger Millionen unter Mißbrauch unserer Reichswehr sich an die Regierung zu bringen versuchen. [] Es lebe die Deutsche Demokratie! [] Die Deutsche Demokratische Partei Hamburg. [] Parteikanzlei: Brandsende 29. [] Parteimitglieder und demokratisch Gesinnte! Besucht folgende Versammlungen: [] Heute (Sonnabend) 7 1/2 Uhr [] Große Kundgebungen [] in folgenden Lokalen: [] Borgfelde-Hamm: Realschule Breckelbaumspark; Eimsbüttel-Hoheluft: Gymnasium Kaiser Friedrich-Ufer; Rotenburgsort: Realschule Markmannstraße; Uhlenhorst-Barmbeck: Realschule Averhoffstraße; Harvestehude-Roterbaum: Heinrich-Hertz-Gymnasium, Schlump; Eppendorf: Oberrealschule Hegestieg; Neustadt-St. Pauli: Restaurant Erholung, Dragonerstall. [] Thema: Der Zusammenbruch der Reaktion! [] Redner: Th. Blinckmann - Joh. Büll - Dr. W. Brinckmann - Dr. Eichholz - C. Hey - Christ. Koch - Gerh. Meuthen - Curt Platen - Dr. Stubmann. [] Meldet Euch als Mitglieder an bei der Parteikanzlei: Brandsende 29.
Published:03.1920