Verehrte Wählerin! Verehrter Wähler!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Verehrte Wählerin! Verehrter Wähler! [] Sie haben in den letzten Jahren meinen Namen sicher schon einmal gehört. Seit 1946 bin ich Kölner Stadtverordneter. [] Von der ersten Stunde an war mein Bestreben, den Problemen, die sich vor den Bürger...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Burauen, Theo, Druckhaus Deutz, Köln
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 09.11.1952
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/63CD23F8-A32A-4F78-82F1-2CF85C8D3406
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Verehrte Wählerin! Verehrter Wähler! [] Sie haben in den letzten Jahren meinen Namen sicher schon einmal gehört. Seit 1946 bin ich Kölner Stadtverordneter. [] Von der ersten Stunde an war mein Bestreben, den Problemen, die sich vor den Bürgern unserer Stadt auftürmten, tatkräftig zu begegnen. Keine Mühe, keine Tag- und Nachtstunde habe ich gescheut, um all denen Hilfe zu leisten, die ihrer bedurften. [] Ohne Ansehen der Person habe ich mich für jeden verwandt, wenn ihn eine Sorge drückte oder wenn die Verwaltung allzu bürokratisch mit ihm verfahren wollte. [] In allen wichtigen Ausschüssen der Stadtvertretung habe ich mich den aktuellen und brennenden Fragen gewidmet und meinen Teil dazu beigetragen, daß unsere Stadt wiederauflebte und heute. ihren alten Ruf als "Metropole am Rhein" wieder genießt. [] Meine besondere Liebe galt der Stadtplanung, den Schulen, der Kultur, dem Gesundheits- und Sozialwesen, der Finanzpolitik, und vor allem dem Wohnungsbau. [] Die maßgeblichen Herren des "Kölner Haus- und Grundbesitzer-Vereins" werden es zugeben müssen, daß meine persönliche Einflußnahme und Unterstützung erst den Weg frei machten, um den ersten Wohnblock im Griechenmarktviertel in Angriff nehmen zu können. [] Meine ganz besondere Aufmerksamkeit schenkte ich denen, die nicht vermögend sind und sich nicht selbst helfen konnten. So gab ich den Startschuß zu einem weitläufigen Entbunkerungsprogramm, das bis heute bereits 1400 gesunde, sonnige und luftige Wohnungen erbrachte, die entweder bereits bezogen sind oder vor der Fertigstellung stehen. [] Mein festes Ziel ist, daß die Bunker entweder zugemauert oder nur noch gewerblichen Zwecken zugeführt werden. [] Denen, die aus einsturzgefährdeten Häusern oder durch Gerichtsurteile über Nacht auf die Straße gesetzt wurden, helfe ich zur Zeit durch ein Obdachlosen-Bauprogramm von insgesamt zehn Häusern für 480 Familien. Sie sind nur Übergangsstation zu normalen Wohnungen. Bisher war nichts da, nur ein Achselzucken der Behörde. [] Meine finanzpolitischen Erwägungen und Entscheidungen? Dem Bürger nicht mehr abzufordern als zwingend notwendig, allen Sparten unseres Lebens ihren Anteil zu garantieren, jede einseitige Mittelverteilung zu verhindern und die Vordringlichkeit der Probleme zu ordnen! Dies ist nicht immer leicht, denn Einsichtslose wollen es oft anders. [] Als Vorsitzender meiner Fraktion hatte ich keine leichte Aufgabe. In den Köpfen mancher alter Politiker spuken noch immer Geister von früher. Sie wollen nicht wahrhaben, daß eine neue Zeit angebrochen und es das Gebot der Stunde ist, über alles Trennende hinweg der Stadt und den Bürgern zu helfen. Wenn aber die Politik nicht wieder durch Fanatismus vergiftet werden soll, muß echte Toleranz Gemeingut aller Politiker werden. [] Das Wort "christlich" fehlt im Namen meiner Partei. Auf das Wort kommt es aber auch nicht an, sondern einzig und allein auf die Tat. Wer mir oder meinen Freunden nichtchristliche Haltung oder gar Tat vorwerfen will, gibt "falsches Zeugnis wider seinen Nächsten"! [] Beruflich bin ich Geschäftsführer eines Spitzenverbandes der freien Wohlfahrtspflege. Aus meiner Praxis kann ich vieltausendfache Beweise tatkräftiger Hilfe. [] Denn noch sind die Auslagen in den Schaufenstern für viele "Potemkinsche Dörfer", die Realität jedoch steht "draußen vor der Tür". [] Alle Geschäftsleute aber sollten wissen, daß auch sie nur leben, wenn es den Verbrauchern gut geht. [] Gestatten Sie am Schluß noch ein Bekenntnis meiner stillen aber leidenschaftlichen Liebe zu unserm "Hännesgen". Als Kind der Kölner Altstadt, der jetzt selbst zwei Jungen hat, nahm ich mir, neben aller andern Arbeit die Zeit, die Wiedererrichtung der Kölner Puppenspiele zu betreiben. Was wäre Köln ohne sein "Hännesgen"? Vor zwei Jahren konnte es wieder in sein altes Haus am Eisenmarkt einziehen und mit ihm die Freude in die Herzen unserer kölschen Ströpp. [] Warum, verehrte Wählerinnen und Wähler, erzähle ich Ihnen dies alles? [] Na ja, ich mußte mich Ihnen doch vorstellen und etwas über mich, mein Wirken und Wollen sagen, denn ich bin doch der Kandidat des Wahlkreises 4 (Neustadt/Mitte-Süd), den Sie auf dem Wahlschein nicht lange zu suchen brauchen, da ich gleich vornean stehe. [] Ich möchte auch in Zukunft mit Ernst und Freude unserer Stadt, und damit auch Ihnen dienen. [] Freundlichst [] Ihr Theo Burauen [] Druckhaus Deutz, Köln-Deutz
Published:09.11.1952