Preußenwahl!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; [!] = sic!; [?] = vermutete Leseart Preußenwahl! [] Frauen - Volksgenossen! [] "Die Reichsschlacht ist geschlagen, [] Die Preutzenwahl hebt an: [] Spannt vor den Siegeswagen [] Euch nochmals, Weib und Mann! [] Wir müssen's wieder zw...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Vorwärts Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer & Co., Berlin
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 26.01.1919
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/3E44BEBB-C0F9-4697-82E3-2268451EA44F
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; [!] = sic!; [?] = vermutete Leseart Preußenwahl! [] Frauen - Volksgenossen! [] "Die Reichsschlacht ist geschlagen, [] Die Preutzenwahl hebt an: [] Spannt vor den Siegeswagen [] Euch nochmals, Weib und Mann! [] Wir müssen's wieder zwingen, [] Wie auch der Gegner droht! [] Der Sieg muß voll gelingen! [] Vorwärts: wir wählen rot!" [] Die große Reichsschlacht ist geschlagen. Jedoch am 26. Januar bleibt noch der Kehraus mit der Reaktion in [] Preußen [] zu machen. [] Nachdem die Sozialdemokratie alle Verfälschungen des Wahlrechts abgeschafft hat, kommt die wahre politische Meinung des Volkes zum Ausdruck. Die Folge ist, daß die Sozialoemokratie von allen Parteien die weitaus größte Stimmenzahl und den weitaus größten Stimmenzuwachs hat. Die Sozialdemokratie hat in Anhalt und Mecklenburg bereits vollständig die Mehrheit des Volkes hinter sich. In Braunschweig verfügt sie mit den Unabhängigen zusammen über diese Mehrheit. In Baden, Württemberg und Bayern sind Zentrum, Konservative und Nationalliberale aus ihrer herrschenden Stellung gestürzt. Der Flügelschlag einer neuen Zeit rauscht über die Lande. Der Geist der alten Mächte wird vom Geiste der Freiheit und des Volkes verdrängt. [] Tausendfacher Dank gebührt dafür den Massen, die getreu ihren stolzenÜberlieferungen überall die glänzenden Fortschritte für die Sozialdemokratie errangen. [] Auch die Frauen, denen die Sozialdemokratie in vollem Vertrauen das Wahlrecht gegeben hat, haben glänzend die nie gesehene Agitation der Gegner abgeschlagen, die fieberhaft in Stadt und Land gegen die angeblich religions- und christentumsfeindliche Sozialdemokratie wüteten. [] Zu dieser rücksichtslosen Agitation von rechts gesellte sich zur Freude unserer Gegner ein Kampf von links, der von der [] Unabhängigen Sozialdemokratie [] gegen uns geführt wurde. [] Aber die erdrückende Mehrheit des schaffenden Volkes hat sich hinter die alte Sozialdemokratie gestellt und die Politik der Unabhängigen abgelehnt. [] Bei den Landagswahlenl in Baden, Württemberg und Bayern erhielt die sozialdemokratische Partei 1 705 000 Stimmen, die Unabhängigen dagegen nur 133 000. [] In diesen drei Staaten errang die Sozialdemokratie 189 Mandate, wahrend die Unabhängigen ganze 7 bekamen. [] In Baden verloren sie sogar noch das einzige Mandat, das sie dort bisher in Besitz hatten. [] Dazu ist nun die Niederlage der Unabhängigen Sozialdemokratie im ganzen Reich gekommen. [] Ueberall haben die Wähler und Wählerinnen bekundet, daß sie die Republik und den sozialistischen Aufbau Deutschlands bei der sozialdemokratischen Partei in guten Händen wissen. [] Wenn nun die Arberter und Arbeiterinnen, die, mißleitet von schlecht beratenen Führern, die Fahne der alten Sozialdemokratie verlassen haben, etwas lernen wollen, muß ihnen dieser Wahlausfall eine Mahnung und ein Fingerzeig für die Rückkehr in die alte sturmerprobte Partei sein. [] Ihr gehört die Zukunft! [] Der Sieg der sozialdemokratischen Partei würde ein noch viel überwältigender gewesen sein, wenn nicht die traurigen Vorkommnisse in Berlin gewesen wären. Jedermann weiß, daß zur Zeit der Revolution vier Fünftel des Volkes auf unserer Seite waren. Durch den Terror der Spartakisten und der Unabhängigen, hauptsächlich in Berlin, haben wir viel neue Anhänger verloren. In Tausenden von Privatgesprächen wurden die Vorgänge in Berlin gegen uns ausgespielt und in raffiniertester Weise in Rede, Wort und Bild gegen unsere Partei ausgenutzt. Kein Zweifel, daß die Taten der Spartakisten unserer Partei Millionen von Stimmen gekostet haben. Ohne den Spartakisten- und Unabhängigenterror würden die bürgerlichen Parteien von der Sozialdemokratie zermalmt worden sein. [] Jetzt gilt es nun, die höchstmögliche [] bürgerliche Niederlage in Preußen [] herbeizuführen. [] In Preußen bestand bis vor kurzem die weltberüchtigte Dreiklassenwahlrechtsschmach, die den Unwillen und die Verachtung aller fortgeschrittenen Völker erweckte. [] Unter diesem elendesten aller Wahlsysteme gewann die Sozialdemokratie bei der letzten Preußenwahl im Jahre 1913 zwar 775171 Stimmen und war damit auch in Preußen die weitaus größte Partei, aber sie erhielt trotz alledem nur 10 Landtagsmandate. [] Die Konservativen und das Zentrum dagegen, die beiden rückschrittlichsten Parteien, die fast jeden Fortschritt im Preußischen Landtag verhindert haben, bekamen 251 Mandate, obwohl beide Parteien zusammen nicht mehr als 854 499 Stimmen erhalten hatten. [] Wer auch nur einen Funken von Gerechtigkeitsgefühl besessen hätte, hätte mit uns gegen ein solches Wahlunrecht Sturm laufen müssen. [] Aber die bürgerlichen Parteien haben mit diesem Wahlrecht 70 Jahre lang wie Wegelagerer das Preußenvolk niedergehalten. [] Jetzt gilt es, Abrechnung mit dieser bürgerlichen Reaktion zu halten! [] Zwar wird sie, durch die Niederlage im Reiche zur höchsten Wut gereizt, wie eine Bestie um ihr Leben kämpfen. Und wenn ihre schmutzigen Flugblätter- und Zeitungsschmierer, wenn Gutsherren und Ortsbehörden, Herrschaften und Arbeitgeber, Lehrer und Geistliche, wenn das Mauldeutschtum und die "heilige Allianz" zwischen Kirche und Kapital gegen die hohen Ideen der Sozialdemokratie etwas ausrichten konnten, dann würde die Reaktion einen glänzenden Sieg davontragen. [] Denn nie haben sie wie jetzt an die stupideste Unwissenheit und den Haß gegen die Sozialdemokratie appelliert, nie haben sie wie jetzt ihrer Verleumdungssucht gegen die Sozialdemokratie so die Zügel gelassen, nie haben so wie jetzt Politische Lumpe als Leute von Ansehen und scheinbarer Wohlanständigkeit die schamlosesten Lügen gegen uns verbreitet, nie hat wie jetzt der Weihwedel den Geldsack und seine strolchartige Kampfweise gesegnet. [] Ader es wird ihnen alles nichts nützen. Letzten Endes verteidigen unsere Gegner einen verlorenen Posten. Wenn sie sich auch noch eine gewisse Zeit behaupten mit Hilfe der Unwissenden, auf denen als geistiges ."ulturerbteil" neben der körperlichen Degeneration die politische Beschränktheit lastet- auf welche Seite der Sieg endlich fallen wird, ist für uns nicht zweifelhaft. [] Wir zeigen den Unwissenden, daß sie von ihren bürgerlichen Führern betrogen werden; [] wir zeigen, daß in den gesteigerten Lebensansprüchen, in dem Verlangen nach Gleichberechtigung aller Menschen das kulturfördernde Element liegt, das den Fortschritt der menschlichen Gesellschaft verbürgt; [] wir treten dem groben Religionsmißbrauch entgegen, sie zum Deckmantel des politischen Betrugs und der Ausbeutung der Volksmassen zu machen, zur Kette, die den Kampf für höheres Menschentum fesseln soll; [!] [] wir haben das felsenfeste Vertrauen, daß es uns endlich gelingen wird, diese Masse von ihren bürgerlichen Feinden politisch loszulösen und sie für den großen Befreiungskampf ihrer Klasse zu gewinnen. [] Frauen und Volksgenossen! [] Daran müßt Ihr mitarbeiten! - Der Sozialismus sei der künftige Lenker von Staat und Gesellschaft! [] Wie der 8. November und der 19. Januar, so sei auch der [] 26. Januar [] einer der großen Sturmtage des sozialistischen Vormarsches. [] Qwähler und Wählerinnen! Euch ruft eine heilige Pflicht! [] Wählt die [] Kandidaten der Sozialdemokratie [] Vorwärts Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer & Co., Berlin SW. 68, Lindenstr. 3. [?]
Published:26.01.1919