Ein Wort zur Bundestagswahl

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Versöhnungsbund [] DEUTSCHER ZWEIG DES INTERNATIONALEN VERSÖHNUNGSBUNDES [] BUNDESSEKRETARIAT: WUPPERTAL-BARMEN, RINGELSTRASSE 11 [] Ein Wort zur Bundestagswahl [] Der Versöhnungsbund hat auf seiner Dortmunder Jahresversammlung Anfang August...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Maier, Hans, Versöhnungsbund e.V.
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 06.09.1953
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/A23F8F65-2684-4699-B0BB-E09BD0302FEB
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Versöhnungsbund [] DEUTSCHER ZWEIG DES INTERNATIONALEN VERSÖHNUNGSBUNDES [] BUNDESSEKRETARIAT: WUPPERTAL-BARMEN, RINGELSTRASSE 11 [] Ein Wort zur Bundestagswahl [] Der Versöhnungsbund hat auf seiner Dortmunder Jahresversammlung Anfang August beschlossen, angesichts der bevorstehenden Bundestagswahl die folgenden Bitten auszusprechen: [] Im Blick auf die höchst gefährdete Lage unseres Volkes bitten wir alle Deutschen, insbesondere aber alle Christen, im politischen Kampf sich dessen bewußt zu bleiben, daß auch der Gegner unser Bruder ist, der Anspruch darauf hat, daß wir seine Überzeugung achten, ihm nicht Beweggründe oder Meinungen unterschieben, die er nicht hat, und zur Zusammenarbeit mit ihm in allen guten Dingen bereit sind. Wir bitten, sich von der Schwarz-Weiß-Malerei freizumachen, die auf der einen Seite alles gut, auf der anderen Seite alles schlecht nennt. Wir bitten, auch nicht mit einzustimmen in die antisowjetische Hetze, die dem Ernst der durch den Kommunismus an uns gestellten Fragen in keiner Weise gerecht wird. Dabei sind wir uns dessen bewußt, daß sowohl vom Bolschewismus wie vom Kapitalismus her schwere Gefahren für eine friedliche Entwicklung der Menschheit drohen. Wachsame, sachliche Kritik ist aber etwas anderes als verständnislose Überheblichkeit, die nicht vor verderblicher Abhängigkeit schützt. [] Wir bitten, sich alle Parteien und Kandidaten daraufhin anzusehen, ob ihr Wille ehrlich auf Frieden und Verständigung nach allen Seiten, auf Gerechtigkeit und sozialen Ausgleich gerichtet ist. Wir können niemanden für einen geeigneten Vertreter unseres Volkes in seiner gefährdeten Lage halten, der offensichtlich von eigensüchtigen Interessengruppen oder von einer fremden Macht abhängig ist. Wir können auch nicht raten zu der Wahl solcher, die ein aufrichtiges und geduldiges Gespräch zwischen Vertretern des Ostens und des Westens ablehnen oder seinen Beginn abhängig machen von vorher festgelegten Bedingungen. Wir sind derÜberzeugung, daß es höchste Zeit sei, solche Gespräche und Verhandlungen ohne Vorbehalte aufzunehmen. [] Wir bitten die Kirchen und ihre Diener, sich zwar vom parteipolitischen Tagesgezänk frei zu halten, aber Neutralität nicht in dem Sinne zu üben, daß dadurch nur den jeweils herrschenden Mächten freie Hand gelassen wird. Es gilt vielmehr für Christen, immer neu zu prüfen, wo wirklich das Reich Gottes gebaut wird und der Wille am Werk ist, daß allen Menschen geholfen werde. In Liebe und Wahrhaftigkeit für Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit eintreten, ist kein Verlassen der notwendigen kirchlichen Zurückhaltung, sondern Recht und Pflicht jedes dazu innerlich berufenen Menschen. [] Es liegt uns fern, ein politisches Programm aufzustellen oder auch politische Betätigung jedermann zur Pflicht machen zu wollen, Jeder möge vor seinem Gewissen prüfen, wie er seine Verantwortung für den Nächsten und das Ganze zur Tat werden läßt. [] Wir wünschen an politisch verantwortlicher Stelle in Deutschland solche Persönlichkeiten, die mutig und furchtlos dem verhängnisvollen Wettrüsten der Nationen entgegentreten und in realpolitischer Einsicht und eigener Gewissensverantwortung nach dem Vorbild der größten Geister der Menschheit andere gangbare Wege beschreiten, um eine wahre Völkerverständigung zu erzielen. Nach unserer Überzeugung können durch planmäßige Förderung aller guten Kräfte, die auf gegenseitige brüderliche Hilfe, auf Heilung der schweren, der Menschheit geschlagenen Wunden gerichtet sind, Krieg und anderes Unheil besser verhütet werden als durch Schaffung immer neuer Mittel, die der Zerstörung dienen. [] Wir bitten schließlich, alles daran zu setzen, um die Not des Mitmenschen im eigenen Volk ebenso wie in anderen Völkern und Rassen auf sein eigenes Herz zu nehmen und für deren Überwindung auch große Opfer nicht zu scheuen. [] Verantwortlich: Dr. Hans Maier, Wuppertal-Barmen, Ringelstraße 11
Published:06.09.1953