Neo-Nazis wittern Morgenluft . [Serie, Nr. 10]

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; 10 [] NEO-NAZIS WITTERN MORGENLUFT [] "Hamburger Liste für Ausländerstopp" - ein Unternehmen der NPD. [] Neo-Nazis haben ein altes Thema entdeckt: die Ausländer. Mit ihrem guten Gespür für eine Marktlücke haben sie erkannt, wie sich...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Landesorganisation Hamburg, Eigendruck Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Landesorganisation Hamburg
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 06.06.1982
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/AA84BCCF-CFDE-45BF-BDE9-4BFDAFA173F3
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; 10 [] NEO-NAZIS WITTERN MORGENLUFT [] "Hamburger Liste für Ausländerstopp" - ein Unternehmen der NPD. [] Neo-Nazis haben ein altes Thema entdeckt: die Ausländer. Mit ihrem guten Gespür für eine Marktlücke haben sie erkannt, wie sich mit dem Schüren der latent vorhandenen Abneigung gegen die zunehmende Zahl von ausländischen Mitbürgern neue Kundschaft gewinnen läßt. Die Stimmergebnisse der ominösen Kieler Liste für Ausländerbegrenzung in manchen Stadtteilen Kiels machen deutlich, daß wieder einmal "Rattenfänger" ausschwärmen. [] Den Drahtziehern der Kieler und auch der Hamburger Liste für Ausländerstopp geht es nicht um die Lösung von Problemen, wie z.B. von Wohnproblemen in den Stadtteilen, in denen der Ausländeranteil unter der Bevölkerung verhältnismäßig hoch ist. Es geht diesen neo-nazistischen Kräften um die Vorbereitung eines politischen Nährbodens, auf dem die menschenverachtenden und radikalen Ideologien eingeplanzt [!] werden können. [] Ausländerfeindlichkeit, Rassenhaß und Verketzerung von Minderheiten sind die Symptome einer faschistischen Entwicklung, die schon einmal zu einer Gewaltherrschaft geführt haben. [] Hinter der rechtsradikalen Splittergruppe "Hamburger Liste für Ausländerstopp" steht die NPD. [] Führende NPD-Funktionäre gründeten Anfang April 1982 die HLA. Die Gründungsveranstaltung wurde einberufen und geleitet von Ulrich Harder, dem stellvertretenden Landesvorsitzenden der NPD Hamburg. Von den 60 Gründungsmitgliedern sind fast 50 Personen NPD-Mitglieder bzw. NPD-Funktionäre. Ein langjähriger Funktionär der NPD, Hans-Jürgen Sabrautzki, wurde 1. Vorsitzender. [] Der Hamburger NPD gelang jedoch nicht, sogenannte unabhängige Personen für die wichtigen Vorstandspositionen als Aushängeschild zu finden. Eine erfreuliche Tatsache, die für den demokratischen Geist unserer Bürger spricht und dafür, daß sich die Hamburger nicht so leicht von einer Gruppe verführen lassen, die lediglich Gefühle und Ärger schürt, ewig gestrige Ideologien propagiert, aber keine Lösungen anbietet. [] Das Gründungsmanifest der HLA ist ein Sammelsurium von ausländerfeindlichen und menschenverachtenden Gedanken. Es entspricht in den wesentlichen Forderungen dem politischen Programm der "Bürgerinitiative für Ausländerstopp" in Nordrhein-Westfalen, der alle Landesverbände der NPD beigetreten sind. [] Die Gründung der HLA erfolgte in Absprache mit dem Bundesvorstand der NPD. Dieser hat zunächst der Hamburger NPD eine Beteiligung an der Bürgerschaftswahl 1982 untersagt. Die NPD weiß, daß sie keine Wahlchancen hat. Aber: Sie hat die Hoffnung, als HLA unter falscher Flagge bei der Hamburger Bürgerschaftswahl Stimmen zu fangen. [] SPD Hamburg [] Die Bundes-NPD wird die HLA materiell und politisch unterstützen. Propagandamaterial, aber auch personelle Unterstützung, wird von der NPD - "Bürgerinitiative Ausländerstopp" Nordrhein-Westfalen gestellt. Auch die Kandidaten der HLA zur Bürgerschaft und zu den Bezirks-Versammlungen sind in der überwiegenden Mehrzahl NPD-Funktionäre, allen voran der jetzige stellvertretende NPD-Landesvorsitzende Gerhard Gebauer. [] Damit ist deutlich geworden: Die HLA ist eine Tarnorganisation der NPD. Dabei können sie den alten Ungeist nicht verbergen, der Deutschland in die Nazi-Diktatur und in den Weltkrieg führte. [] Die HLA darf kein Sammelbecken für anti-demokratische rechtsradikale Kräfte werden. Sie muß nicht nur von uns Sozialdemokraten, sondern von allen demokratischen Kräften in unserem Lande energisch bekämpft werden. [] Den Repräsentanten der Kirche ist zu danken, daß sie ihre Stimme gegen die zunehmende Ausländerfeindlichkeit erheben und zu Toleranz und friedlichem Zusammenleben mit unseren ausländischen Mitbürgern aufgerufen haben. Schon zum "Tag des ausländischen Mitbürgers 1980" haben die christlichen Kirchen in einer gemeinsamen Erklärung eindeutig Stellung bezogen: [] Hunderttausende, vielleicht sogar Millionen Menschen anderer nationaler und ethnischer Herkunft werden auf Dauer in der Bundesrepublik leben. Die Eingliederung der ansässig gewordenen Minderheiten in unserer Gesellschaft bedarf tatkräftiger Förderung. Die Kirchen sehen seit langem hierin eine große Aufgabe ... Tatsächlich verlangt das Zusammenleben von allen eine Änderung der Einstellung und des Verhaltens. Wir lernen uns besser kennen und verstehen, wir entdecken andere menschliche und religiöse Werte ... Das Zusammenleben wird jedoch erschwert, wenn Menschen in unserem Land leben, die nicht gleichberechtigt sind ...". [] Auch ist allen Bürgern zu danken, die sich der Moral und Toleranz verpflichtet fühlen und ihre Stimme entschieden gegen zunehmende Ausländerfeindlichkeit und wachsenden Rassenhaß erheben. [] Deutschlands Geschichte enthält eine blutige Warnung. [] Sozialdemokraten sind sicher, daß sich die Hamburger Bürger von den HLA-Rattenfängern nicht verführen lassen und den demokratischen Geist aufbringen, der den Neo-Nazis und der HLA keine Chance läßt. [] Verantwortlich: SPD-Landesorganisation Hamburg, Kurt-Schumacher-Allee 10, 2000 Hamburg 1 [] Eigendruck Mai 1982
Published:06.06.1982