Von Frau zu Frau

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; VON Frau [] ZU Frau [] Heute richten wir an Sie die Frage: "Sind Sie mit der Tätigkeit der gewählten Vertreter in den Gemeinde- und Kreisparlamenten zufrieden? Sind Sie mit allen Beschlüssen einverstanden, die dort angenommen wurden? []...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), Landesvorstand Niedersachsen, Eigendruck (Rotaprint) Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), Landesvorstand Niedersachsen
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 28.11.1948
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/C68A36E7-6B8D-42EE-AE62-DD04C98EAB62
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; VON Frau [] ZU Frau [] Heute richten wir an Sie die Frage: "Sind Sie mit der Tätigkeit der gewählten Vertreter in den Gemeinde- und Kreisparlamenten zufrieden? Sind Sie mit allen Beschlüssen einverstanden, die dort angenommen wurden? [] Die Gemeinde- und Kreiswahlen stehen vor uns. Wir Frauen müssen diesmal die Wahl entscheidend beeinflussen. Als verantwortungsbewußte Mütter und Frauen müssen wir wissen, für welche Kandidaten wir uns entscheiden. [] Was wurde in den zwei letzten Jahren für die Bevölkerung in den Parlamenten getan? Welcher Bürgermeister, welcher Landrat hat wirklich die Interessen des Volkes vertreten? Diese Fragen tauchen jetzt bei den Wahlen wieder bei uns auf. An uns Frauen liegt es nun, die besten Abgeordneten wieder zu bestätigen oder neue Vertreter zu wählen. [] In den letzten Wahlversammlungen wurde viel versprochen und wenig gehalten. Wir erinnern uns besonders an die Forderungen der SPD. und CDU., die den Schwarzhandel und das Schiebertum bekämpfen wollten. Was wurde dagegen getan? Wohnungen sollten gebaut werden, damit wieder jede Familie einigermaßen leben konnte. Was wurde gebaut? [] Der Schwarzmarkt blühte auf Kosten der Bevölkerung nach den letzten Wahlen erneut auf. Wohnungen wurden nicht gebaut, dafür aber Kaffeehäuser, Gaststätten und viele neue Geschäfte. [] Wenn wir von den Wirtschaftsämtern Bezugsmarken erhielten, konnten wir dafür keine Waren kaufen, da angeblich keine Ware vorhanden war, die aber bis zur Währungsreform gehortet wurde. [] Millionen wurden für den Bau der Exportmesse zur Verfügung gestellt, die Renten der Kriegshinterbliebenen, Sozialrentnerinnen und arbeitsunfähigen Frauen versuchte man aber durch anhaltende Kontrollen und Überprüfungen herabzusetzen. [] Die Währungsreform wurde von den bürgerlichen Parteien und der SPD. als Ausweg aus der katastrophalen Lage bezeichnet. Die Währungsreform wurde unsozial durchgeführt. Die Nutznießer, Kriegsverbrecher, Schieber und Schwarzhändler bereicherten sich erneut auf Kosten des Volkes. [] Die Geschäfte, die vorher leer waren, waren von unten bis oben mit Waren vollgestopft. Bezugsmarken wurden überflüssig. Schuhe, Gebrauchsgegenstände, Kleidung usw. konnte man gegen DMark [!] erhalten. Die Ernährungslage besserte sich. Aber die Wirklichkeit ... Die Preise ... Wie müssen wir Frauen jeden Pfennig wieder hin- und herdrehen, ohne die notwendigsten Kleidungs- und Gebrauchsgegenstände kaufen zu können. Die Auswirkungen der Währungsreform bekommen gerade wir Frauen am meisten zu spüren. Denken wir nur an unseren Verdienst oder an den Verdienst unserer Männer. Die Preise sind gestiegen, doch die Arbeitslöhne sind so geblieben oder wurden herabgesetzt. [] "Freie Wirtschaft" war das Ziel des SPD.-CDU.-Wirtschaftsrates für die vereinigten Westzonen in Frankfurt. Wo uns die freie Wirtschaft hingetrieben hat, das verspüren wir täglich, wenn wir nicht das nötige Geld haben, uns die wichtigsten Dinge zu kaufen. [] Der Marshallplan hilft uns - diesen Ausspruch bekamen wir immer wieder vorgesetzt. Aber wo hat der Marshallplan uns hingetrieben? Arbeitslosigkeit und Elend sind ständige Gäste geworden. Fabriken stellen ihre Arbeit ein, da die Waren von Amerika durch den Marshallplan eingeführt werden. Gute deutsche Kohle wird ausgeführt, minderwertige Kohle wird eingeführt, da sie angeblich billiger sei. Mit Zustimmung der SPD.- und CDU.-Vertreter wurden die Preise für Gas, Licht und Kohle heraufgesetzt. Geschah das im Interesse von uns Frauen? Die Milch ist teurer! Das Brot ist teurer! Die Kartoffeln sind teurer! Zucker, Butter, Fleisch sind teurer - alles geschah mit Zustimmung der SPD. und der bürgerlichen Parteien. Die Mieten sollen den heutigen Wucherpreisen angepaßt werden. Liegt eine solche Politik in unserem Interesse? Nein! Wir können unseren Kindern wieder nicht die unbedingt notwendigen Schuhe für den Winter kaufen. Die werktätige Bevölkerung wird noch weiter in die Arme der Not herabgleiten. Witwen und Rentnerinnen sind heute schon nicht mehr in der Lage, die ihnen auf Marken zustehenden Lebensmittel zu kaufen. Soll dieser Zustand noch so weitergehen? Hierauf kann unsere Antwort nur lauten: "Nein". Jetzt geben wir den sozialdemokratisch-bürgerlichen Parteien die Quittung und wählen Kommunisten. [] Wir Kommunisten fordern: [] 1. Die Festsetzung von Höchstpreisen für alle Waren, die den Stand vom 1. Mai 1938 nicht überschreiten dürfen. [] 2. Preiskontrollausschüsse in allen Orten, die sich aus Vertretern der Gewerkschaft, der Frauen, der Bauern, der Konsumgenossenschaften, des Klein- und Einzelhandels und der Gewerbetreibenden zusammensetzen. [] 3. Die Schulspeisung muß für alle Kinder unentgeltlich ausgegeben werden. Die Gesundheit aller Kinder ist kostbarstes Gut. [] 4. Unentgeltliche Lernmittel für unsere Kinder in allen Schulen. [] 5. Beschleunigter Ausbau von Wohnungen und Schulen. [] 6. Erhöhung der Renten für alle Frauen, die ihren Lebensunterhalt hierdurch bestreiten müssen. [] Frauen, dieses sind auch Eure Forderungen! Darum Wählt die Vertreter des Volkes!" [] Wählt Kommunisten! [] Rotaprint-Eigendruck - Okt. 1948 - Kl. C [] Verantwortlich: KPD-Landesvorstand Niedersachsen
Published:28.11.1948